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Fünfmal die Zukunft: 5 SF-Abenteuer -  Alfred Bekker

Fünfmal die Zukunft: 5 SF-Abenteuer (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6589-6 (ISBN)
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Die Zukunft kommt - und wird anders als wir glauben. Eine Sammlung von Science Fiction Romanen und Erzählungen. 'Weihnachten bleibe ich noch, dachte Benn. Aber wenn das neue Jahr anbricht, werde ich fliehen! Es waren nur noch wenige Wochen bis das Jahr 2100 anbrechen würde. Und dieses Jahr, so hatte sich Benn Genzler vorgenommen, sollte nicht nur das alte Jahrhundert abschließen, sondern auch sein altes Leben.' Dieses Buch enthält folgende Romane und Erzählungen: Alfred Bekker: Die Herrschaft der Alten Alfred Bekker: Der Attentäter Alfred Bekker: Der Göttermacher Alfred Bekker: Eine fremde Erde Alfred Bekker: Operation Delta

DER GÖTTERMACHER



© 1980 by Alfred Bekker

Digitalausgabe 2014 AlfredBekker/CassiopeiaPress

Alle Rechte vorbehalten

www.AlfredBekker.de

Postmaster@AlfredBekker.de




Er gehörte nicht zu den Millionen Göttern der Gala­xis, aber er hatte viele von ihnen gemacht. Es war ge­wissermaßen illegal und es gab Leute, die darin etwas Unmoralisches und ethisch Verwerfliches sahen, aber Joe Lakran (auch unter Namen wie Leichen-Joe oder Götter-Joe bekannt) fand nichts dabei. Für ihn war es ein Broterwerb wie jeder andere und zudem recht krisensicher und einträglich, denn der menschliche Bedarf an Göttern war größer als sich gemeinhin vermuten lässt. Die Nachfrage überstieg bei weitem das Angebot und nur Lakran selbst wusste genau, wieviel ihm das Göt­termachen inzwischen ein­ge­bracht hatte.

Und dabei war das Pro­duzieren von Göttern durchaus keine leichte Auf­gabe. Es erforderte viel Sachverstand, Ge­schäfts­sinn und Einfüh­lungs­vermögen in die Mentalität der jeweiligen Planeten­be­völkerung.

Aber Lakran war unbe­stritten ein vollendeter Meister seines Fachs. Er konnte Götter aus dem Nichts zum Leben erwe­cken und aus einer bos­haften Laune heraus wieder sterben lassen. Er war mächtig (auch wenn nur wenige von seiner Macht ahnten) und in man­chem sogar mächtiger als die Regierungen aller Planeten zusammen: Er war der Puppenspieler, der Mann hinter der Bühne, der aus dem Verborgenen heraus die Fäden zog und die Marionetten tanzen ließ.

Die Bühnen, auf denen er spielte, waren ganze Planeten und auf diesen Bühnen war er Herr über Leben und Tod, über Sieg und Niederlage, über Gut und Böse.

»Es gibt einen einzigen höchsten Gott, der über allen anderen steht!«, rief Lakran mit seltsam verzerr­tem Gesicht den Ma­schinen und Monitoren sei­nes Raumschiffs zu. »Und dieser höchste Gott bin ich, Joe Lakran!«

Sein strahlendes Ego war heller als der leuch­tende Mittelpunkt der Ga­laxis.


*


In Lakrans Augen war es weder zynisch noch über­heblich, sein Raumschiff CORPUS DEI genannt zu haben. Für ihn war es le­diglich ein zusätzlicher Gag bei der Sache. Hier auf der CORPUS DEI verbrachte er mehr als neunzig Prozent seiner Zeit, nur umgeben vom Schiffscomputer, von Monitoren und Schalt­kon­solen und von Andro­iden verschiedenster Art.

Die einen waren dazu bestimmt, als Götter zu fungieren; die anderen, um Lakran zu erfreuen.

(Hier handelte es sich um vier vollkommen iden­tische weibliche Andro­iden, von denen drei im Kälte­schlaf lagen und nur dazu da waren, den vierten zu ersetzen, falls sich bei dem ein Funktionsfehler zeigen würde.)

Den Kontakt mit Men­schen aus Fleisch und Blut vermied er fast völlig. Einerseits war er ihm zu schwierig und kraftrau­bend, andererseits miss­traute er der gesamten Menschheit aus Prinzip. Vielleicht hasste er sie ins­geheim auch. Er hasste alles, worüber er nicht Herr sein konnte.


*


»Wir befinden uns jetzt im Orbit von Neu Uruguay«, sagte der Schiffs­computer und kom­mentierte damit das Bild auf dem Hauptmonitor: eine gelb-braune Scheibe, die aus der Schwärze des Weltraums aufgetaucht war.

Lakran nickte zufrieden und fragte: »Wann waren wir das letzte Mal auf Neu Uruguay? Ich hab's vergessen.«

»Vor genau 333 Jahren, 3 Monaten und 3 Tagen - alles in Neu Uruguay-Zeit gerechnet«, kam die Ant­wort prompt.

»Sehr gut... Dann sind wir also pünktlich...«

Pünktlichkeit war eine wichtige Tugend für einen Göttermacher - ebenso wie die Fähigkeit, in geschicht­lichen Zusammenhängen und größeren zeitlichen Dimensionen zu denken. Und natürlich Geduld. Ohne Geduld ging es auch nicht. Schon unzählige Ma­le (zuletzt eben vor 333 Jahren) hatte die CORPUS DEI im Orbit von Neu Uru­guay gestanden und wäh­rend dieser Aufenthalte hatte Lakran den Boden für den kommenden Gott ge­düngt. Er hatte Androiden­propheten losgeschickt, die ihn ankündigten und my­thische Keime für die Zu­kunft legten, er hatte hier und da in politische und gesellschaftliche Struk­turen eingegriffen und sie zu seinen Gunsten verändert.

Und er hatte gewartet. Er konnte warten und er hatte Jahrhunderte Zeit für seine Vorhaben. Das Phä­nomen der Zeitdilatation machte es möglich. Die CORPUS DEI brauchte sich einfach nur mit annähern­der Lichtgeschwindigkeit zu bewegen und während dann für Lakran nur Wo­chen vergingen, waren es im übrigen Universum Jahrhunderte. Eine Form der Zeitreise quasi - allerdings nur in eine Rich­tung.

Bei seinem letzten Auf­enthalt auf Neu Uruguay hatte Lakran seinen Andro­idenpropheten verspreehen lassen, dass der Erlöser in genau 333 Jahren, 3 Mona­ten und 3 Tagen käme.

(Die 3 war eine heilige Zahl auf Neu Uruguay: die Dreieinigkeit Vater, Sohn und heiliger Geist, die drei Ernten im Jahr, die drei Monde des Planeten, die drei Propheten, die Lakian geschickt hatte - die drei Augen, an denen die Neu Uruguayer ihren Messias erkennen würden!)

Neu Uruguay war ein Planet mit mildem Klima, welches in den meisten Re­gionen mehrere Ernten im Jahr erlaubte. Die Bevölke­rung lebte größenteils von der Arbeit auf den gigan­tischen, nicht selten viele tausend Quadrat­kilometer umfassenden Far­men und vegetierten ohne nennens­werte Lebensqualität und soziale Sicherheit, oft am Rande des Existenzmini­mums, dahin, während eine kleine Schar privile­gierter Großgrundbesitzer, die über neunzig Prozent der bewirtschaftbaren Pla­ne­ten­oberfläche unter sich aufgeteilt hatten, in schier unermesslichem Reichtum schwelgte.

Es war eine groteske Grausigkeit: Auf Neu Uru­guay, einem Planeten, der Nahrungsmittel exportierte, verhungerten Menschen. Und dabei hätte der Planet das Zeug dazu gehabt, ein ökologisches und soziales Utopia zu werden: Die Be­völkerungszahl war niedrig (auch wenn sie stetig stieg und in vielleicht tausend Jahren die kritischen Werte erreicht haben würde), die Oberfläche war größtenteils als agraische Nutzfläche verwendbar und die we­ni­gen Industriebetriebe kon­nten dem plane­tarischen Ökosystem nicht gefährlich werden. Wenn nur der Reichtum besser verteilt gewesen wäre...

Verschiedene Re­gier­un­gen hatten versucht, eine Landreform durchzu­füh­ren, waren aber immer am Widerstand der privile­gier­ten Oberschicht ge­schei­tert. Nichts konnte gegen den Willen der großen Farmer geschehen, zu al­lem mussten sie ihren Segen geben. Wie die ge­rade amtierende Regierung auch politisch gefärbt war - sie hatte keine Chance gegen das Nahrungskartell. Denn passte den wahren Herrschern Neu Uruguays etwas nicht, so brauchten sie nur eine Einstellung der Produktion anzudrohen und sie konnten mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass ihren Wünschen Rechnung getragen wurde.

Zwangsläufig musste das so sein, denn das Wahrmachen dieser Dro­hung hätte den sofortigen Zusammenbruch der Wirt­schaft, Hungerkata­stro­phen und vielleicht so­gar Bürgerkriege als Folgen gehabt.

Die Lage der (größ­tenteils ungebildeten) Land­bevölkerung hatte sich über die Jahrhunderte hin­weg stetig verschlechtert und tat es noch. Die Rei­chen wurden noch reicher, die Armen versanken mehr und mehr im Elend.

Letztendlich war dies alles durchaus in Lakrans Interesse. Die Armen Neu Uruguays hatten jahr­hundertelang auf ein Wiedererscheinen Christi gewartet und Lakran hatte sie durch gelegentliches Entsenden von Propheten, durch Verbreiten gewisser Mythen von Wundern und dergleichen mehr in ihren Werten bestärkt, ja, es zum Teil auch erst wachgerufen. Die von Anfang an dage­wesenen Religiösität der Neu Uruguayer war ihm dabei natürlich eine große Hilfe gewesen.

Inzwischen schienen alle Mühen sich gelohnt zu haben. Jetzt endlich waren die Verhältnisse da, die ein Messias für sein Kommen brauchte!


*


Lakran trat an den gläsernen Sarg heran, in dem der dreiäugige Mann lag: Christus für Neu Uru­guay. Er hatte trotz seines nichtmenschlichen Ausse­hens etwas tief Menschli­ches und Warmherziges in seinen Zügen, etwas, womit er die Massen fangen würde, etwas, das ihm hel­fen würde, die Summen einzubringen, die Lakran sich von ihm versprach.

Während seines Tief­schlafs war der dreiäugige Androide einer speziellen Hypno-Programmierung ausgesetzt gewesen. Er würde über jede Einzelheit seiner zukünftigen Messi­as-Rolle genaustens in­formiert sein.

»Weck ihn auf«, sagte Lakran zu dem allgegen­wärtigen Schiffscomputer. Und er wurde geweckt.

Als der gläserne Sarg sich automatisch öffnete und sich der neue Messias zögernd erhob (nackt und sichtlich orientierungslos) und ihn mit nicht-ver­stehenden Augen anstarr­te, da beglückwünschte Lakran sich innerlich. »Ja, ich glaube, du wirst ein er­folgreicher Messias wer­den.«

Er musterte ihn von oben bis unten. »Aber bis du dich rentierst, wird's wohl noch 'ne ganze Weile dauern.«

Er lachte ein hässliches, freudloses Lachen und der Androide öffnete halb den Mund.

»Nein, sag' nichts!« kam Lakran ihm zuvor. »Für Si­tuationen wie diese bist du geistig...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-6589-0 / 3738965890
ISBN-13 978-3-7389-6589-6 / 9783738965896
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