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Das Haus Zamis 54 (eBook)

Die Totenmesse

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4118-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 54 - Logan Dee
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Aus der Dämonenvita des Michael Zamis
Wie entsetzt bin ich, als mein Bruder Ingvar den Raum betritt. Als hätte sich ihm der misslungene Anschlag auf Rasputin eingebrannt, wirkt er nur noch wie ein Gespenst, das aus Haut und Knochen besteht. Sein Gesicht, seine Arme und Hände sind mit beulenartigen Geschwülsten übersät. Sein vor zwei Jahren noch schwarzes Haar ist schneeweiß geworden. Er kann sich kaum auf den Beinen halten ...

Michael Zamis hat den Erzherzog Franz Ferdinand getötet und damit den Ersten Weltkrieg ausgelöst, doch sein Plan, auf diese Weise vom Attentat auf Rasputin abzulenken, ist misslungen. - In der Gegenwart haben Dorghai und Coco Wien erreicht: Cocos Eltern und Geschwister sind scheinbar am Leben, aber Gorgons Einfluss ist unübersehbar! Um den Bann endgültig zu brechen, muss Coco Asmodis Einladung zur Totenmesse folgen ...


1. Kapitel


Er war schon immer ein Autonarr gewesen, aber nun war seine Leidenschaft erst richtig entflammt. Ein halbes Jahr lang hatte er Tag und Nacht in und unter der Karre gelegen, hatte geschweißt, geschraubt, gehämmert – bis endlich das Modell von einst in alter Pracht wieder vor ihm gestanden hatte.

Leider hatten weder seine Lehrer noch seine Freundin Dolly dafür Verständnis aufgebracht. Dolly hatte ihn mit seinem besten Freund betrogen – und mindestens drei Lehrer hatten nur ein »nicht genügend« für seine Leistungen in der Schule übrig gehabt. Er würde das Jahr wohl wiederholen müssen.

Zu allem Übel erwies sich der Sechszylinder-Boxermotor als überaus anfällig. Das gute Stück hatte ihn schon an mancher Kreuzung im Stich gelassen, ohne dass er die Ursache herausgefunden hätte.

Aber doch nicht heute!

Für einen kurzen Moment schien sein Stoßgebet erhört zu werden, der Motor fing sich wieder, lief jedoch nach wie vor nicht rund, und als er erneut vorsichtig Gas gab, verreckte er erneut.

Es hatte keinen Zweck! Er ließ den Wagen am Straßenrand ausrollen, stieg seufzend aus und öffnete die Motorhaube. Wie üblich konnte er auf den ersten Blick nichts feststellen. Meistens ließ sich der Wagen nach ein paar Minuten wieder starten, sobald sich der Motor abgekühlt hatte.

Er schaute auf die Uhr. Also gut, würde er halt etwas später kommen. Patrizia würde ja wohl kaum weglaufen. Bei dem Gedanken musste er grinsen. Scheiß auf Dolly. In Patrizia Lexas hatte er bereits seine neue Traumfrau gefunden.

Seit drei Jahren war sie in der Schule in seinem Jahrgang. Er hatte sie bisher nie wahrgenommen. Sie war eine graue Maus gewesen – schüchtern und nicht gerade attraktiv.

Gewesen! Denn seit die Schwarze Familie das Sagen hatte, hatte sich auch Patrizia geoutet. Man wusste es nicht genau, aber einige munkelten, dass sie eine Werwölfin war. Werwölfin oder nicht – sie hatte sich seitdem rasant zu ihrem Vorteil verändert. Sie gab den Ton in der Klasse an, geizte nicht mit ihren Kurven, die sie früher unter viel zu weiten Pullovern versteckt hatte, und sah jeden Jungen auf eine Weise an, dass einem flau im Magen wurde. Auch Lutz träumte nachts von ihren langen seidigen, fast weißblonden Haaren, die sie im Gegensatz zu früher offen trug.

Es war erst heute Morgen, nach der Geschichtsstunde, gewesen. Sie war an ihn herangetreten, wobei er ihren betörenden Geruch aufgenommen hatte. Sie hatte nach Frau und gleichzeitig nach etwas anderem gerochen – nach etwas Animalischem. Er konnte es nicht einordnen, aber es hatte ihn verrückt gemacht. Jedenfalls hatte sie ihn in ihrer unnachahmlich verführerischen Art angesehen und gefragt: »Willst du nicht auch heute Abend vorbeikommen? Ich feiere meinen achtzehnten Geburtstag und habe ein paar Leute eingeladen.«

Die Offerte, noch dazu mit ihrer rauchigen Stimme vorgetragen, hatte ihm für einen Augenblick den Atem geraubt. Erst nach ein paar Sekunden hatte er stammeln können: »Ja, klar doch, klar!«

Sie hatte ihm noch beschrieben, wo sie wohnte, dann hatte sie ihn mit einem lächelnden »Ich freu mich, dass du kommst!« zurückgelassen. Er war dabei! Er gehörte dazu! Und wenn ihn sein verdammtes Gefühl nicht täuschte, dann konnte er sich sogar echte Chancen bei ihr ausrechnen.

Umso frustrierter war er nun, als der Porsche im unglücklichsten Augenblick seinen Geist aufgab!

Ich Idiot!, dachte er. Wieso musste ich mit dem Porsche fahren?

Natürlich, um ihr zu imponieren! Dabei hätte es Daddys Opel auch getan. Zumindest wäre ich dann schon an Ort und Stelle gewesen.

Zu spät zu kommen, war nicht gerade die beste Voraussetzung für ein erfolgreiches Date.

Er klappte die Motorhaube zu und versuchte erneut, den Wagen zum Laufen zu bringen. Vergeblich. Er würde also wohl oder übel laufen müssen. Sorgfältig schloss er den Porsche ab, wobei er im Zwiespalt war, ob er noch einmal über den makellosen roten Lack streicheln oder dem Gefährt einen Tritt verpassen sollte.

Wenn er ehrlich war, so hatte er bei der Wegbeschreibung, die ihm Patrizia gegeben hatte, gar nicht so richtig hingehört. Zu sehr war er von ihr angetan gewesen. Außerdem war er davon ausgegangen, dass er das Haus, in dem sie wohnte, schon irgendwie finden würde.

Jetzt sah die Sache allerdings anders aus.

Der Himmel verdüsterte sich immer mehr. Nicht mehr lange, und es würde stockdunkel sein. Die Straße vor ihm verlor sich bereits nach einigen Dutzend Metern im Zwielicht, während die Wälder rechts und links schon in tiefe Schatten getaucht waren.

Vielleicht ist das ja sogar ein Wink des Schicksals, dachte er mit Galgenhumor. Wenn Patrizia erfuhr, dass er zu Fuß da war, bot sie ihm vielleicht an, die Nacht bei ihr zu verbringen. Die Aussicht hob seine Laune beträchtlich. Bei dem Gedanken wurde ihm regelrecht heiß. Er sah sich bereits in inniger Umarmung mit ihr in ihrem Bett liegen. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie eine Werwölfin sein sollte. Aber was hieß das schon? Bisher hatte sie sich nur in ihrer menschlichen Gestalt gezeigt. Sie schien nicht besonders blutrünstig veranlagt zu sein. Und falls die Gerüchte doch stimmen sollten, so war das vielleicht noch ein ganz besonderer Kick – falls sie sich in seinen Armen verwandelte.

Er kam an eine Kreuzung. Während die eigentliche Straße weiterführte, gingen links und rechts zwei Waldwege ab. Er erinnerte sich daran, dass Patrizia von dieser Kreuzung gesprochen hatte. Allerdings nicht mehr, in welche Richtung er abbiegen musste. Instinktiv entschied er sich für links.

Mit jedem Schritt wurde es dunkler. Durch die Zweige über ihm drang kaum Licht. Er verfluchte sich, dass er keine Taschenlampe mitgenommen hatte. Je weiter er ging, desto unwahrscheinlicher kam es ihm vor, dass in dieser Gegend jemand wohnen sollte.

Er war lange nicht mehr im Wald spazieren gegangen. Das letzte Mal mit seinen Eltern, als er vierzehn gewesen war. Und schon gar nicht allein – bei Dunkelheit. Umso verwirrender waren all die ungewohnten Geräusche für ihn. Die nachtaktiven Tiere des Waldes wurden nun, in der Finsternis, munter. Jedes Rascheln ließ ihn zusammenschrecken.

Plötzlich war da noch ein anderes Geräusch! Er verhielt mitten im Schritt und lauschte. Im Unterholz raschelte es. Wahrscheinlich eine Maus. Doch war da noch eine Art Rauschen zu hören. Es erklang irgendwo vor ihm im Wald. Lutz spürte, wie es ihm eiskalt über den Rücken fuhr. Auch dieses Gefühl war neu für ihn. Bisher hatte er es nur immer für eine Phrase in schundigen Romanen gehalten – nun verspürte er es am eigenen Leibe.

Er überlegte, ob er nicht einfach umkehren und weglaufen sollte. Vielleicht war dieser Weg ja noch nicht einmal der richtige. Andererseits war es geradezu lächerlich, sich von ein paar ungewohnten Lauten ins Bockshorn jagen zu lassen.

Entschlossen stapfte er weiter. Das Rauschen wurde lauter. Es erinnerte ihn an das Geräusch aus einem defekten Fernseher und verursachte eine weitere Gänsehaut auf seinem Rücken. Außerdem hatte er plötzlich das Gefühl, als ob ihm jemand folgte. Das verfluchte Rauschen verschluckte jetzt alle anderen Geräusche. Wie zum Beispiel Schritte. Immer öfter drehte er sich nun um, die Schatten spielten ihm bizarre Streiche. Ein ganzes Heer an merkwürdigen Kreaturen schien ihm auf den Fersen zu sein. Der Gedanke, dass da jemand hinter ihm her war, behagte ihm nicht. Noch weniger, als er wieder an Patrizia dachte.

Werwölfin hin oder her, er würde ihr schon zeigen, wo der Hammer hing.

Da endlich gelangte er an die Quelle des Rauschens – es handelte sich um einen kleinen Sturzbach, der von irgendwoher aus dem Hügel über ihm hervorbrach. Der Mond, der für einen Moment zu sehen war, brach sich silbern in dem Wasser.

Trotzdem fühlte sich Lutz nicht wohler, als er an dem Bach vorbeischritt. Das prasselnde Geräusch kam ihm nach wie vor unwirklich vor. Er war froh, als es irgendwann nicht mehr zu hören war und endlich wieder Stille einkehrte.

Abermals glaubte er, Schritte zu hören. Blitzschnell drehte er sich herum. Waren da nicht für einen Moment zwei rot glühende Augen zu sehen gewesen? Jetzt waren sie jedenfalls wieder verschwunden.

»Ist da jemand?«, rief er in die Dunkelheit. Nur das Schweigen des Waldes antwortete ihm. Jetzt benehme ich mich schon wie die verdammten Idioten in diesen Horrorfilmen, dachte er. Fehlte nur noch, dass plötzlich wirklich etwas aus der Schwärze auftauchte. Wahrscheinlich würde er sich in die Hose pissen.

Abermals ging er ein paar Schritte – und wieder war da dieser ihm folgende, klirrende Laut – als würde jemand auf einem Kiesbett hinter ihm herschleichen. Als er diesmal stoppte, vermeinte er sogar noch, das Echo der ersterbenden Schritte hinter ihm zu vernehmen.

Und plötzlich wusste er, was es war. Es musste der Schlüsselbund in seiner Hosentasche sein! Erleichtert zog er ihn hervor und schloss ihn in die Faust, sodass die Schlüssel nicht gegeneinanderklirren konnten.

Das Geräusch...

Erscheint lt. Verlag 8.11.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4118-6 / 3751741186
ISBN-13 978-3-7517-4118-7 / 9783751741187
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