LightDark 2: Schattenpfad (eBook)
231 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-9010-9 (ISBN)
Tanya Bush, geboren 1984 in einer mittelgroßen Kleinstadt im wunderschönen Münsterland, entdeckte schon im Kindergartenalter ihre große Liebe zum geschriebenen Wort. Nach ihrem Abitur und einigen Jahren in verschiedenen Branchen der Arbeitswelt nahm sie all ihren Mut zusammen und machte ihre Leidenschaft zum Beruf. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Familienhund in einer Kleinstadt am Fuße des Sauerlandes und schreibt in den Genres Romantasy und New Adult.
Tanya Bush, geboren 1984 in einer mittelgroßen Kleinstadt im wunderschönen Münsterland, entdeckte schon im Kindergartenalter ihre große Liebe zum geschriebenen Wort. Nach ihrem Abitur und einigen Jahren in verschiedenen Branchen der Arbeitswelt nahm sie all ihren Mut zusammen und machte ihre Leidenschaft zum Beruf. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Familienhund in einer Kleinstadt am Fuße des Sauerlandes und schreibt in den Genres Romantasy und New Adult.
Kapitel 1
Maira
Ich war erledigt. Vollkommen am Ende. Dabei waren gerade einmal die ersten beiden Stunden des Schuljahres vergangen. Seufzend lehnte ich meine Stirn an das kühle Metall meines Schließfaches. Wie zur Hölle sollte ich bloß dieses Jahr überstehen? In den vergangenen zwei Stunden war der unwiderstehliche Wunsch in mir aufgestiegen, jemandem verdammt wehzutun. Irgendjemandem. Oder am besten direkt umzubringen. Potenzielle Opfer hatte ich schließlich genug. Vielleicht Devan, der mit einem selbstgefälligen Grinsen in der Ecke saß und mich durchgehend anstarrte. Ich musste nicht hinsehen, um seinen Blick auf mir zu spüren. Der Blick aus den bernsteinfarbenen Augen, die sich Zentimeter für Zentimeter über meinen Körper tasteten.
Oder Kaley. Nachdem sie den Kursraum betreten hatte, dauerte es nur Sekunden, ehe sie Devan entdeckt hatte und schnurstracks auf ihn zu marschierte. Nach weniger als fünf Minuten platzierte sie ihren Cheerleader-Hintern in den winzigen Hotpants, die mangels Stoff kaum als vollwertiges Kleidungsstück bezeichnet werden konnten, auf seinem Tisch. Und ihm schien dieser Anblick durchaus zu gefallen. Was ihn nicht davon abhielt, mir immer wieder bedeutungsschwere Blicke zuzuwerfen.
Oder vielleicht auch Sage. Natürlich tat der Himmel mir nicht den Gefallen, unser Zusammentreffen möglichst lange hinauszuzögern. Es musste direkt die erste Stunde des neuen Schuljahres sein. Großartig. Der Schultag war für mich gelaufen, bevor er überhaupt angefangen hatte. Mir war nicht entgangen, dass er seinem Bruder einen hasserfüllten Blick zugeworfen hatte, der diesen natürlich nicht besonders zu beeindrucken schien. Als er sich dann wie gewohnt auf den Platz neben mir fallen ließ, zog ich es vor, übermäßiges Interesse am Unterrichtsstoff vorzutäuschen. Mit gesenktem Kopf versteckte ich mich hinter meinen langen, haselnussbraunen Haaren und starrte in mein Englischbuch, ohne ein einziges Wort darin zu lesen. Sages typischer Geruch nach dem ersten schönen Frühlingstag, der mir entgegenwehte, als er schweigend neben mir saß, ließ einen prickelnden Schauer meine Wirbelsäule hinabrieseln. Verdammt. Warum war Julie nicht da? Sie hätte gewusst, wie sie mich ablenken konnte. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich nicht einmal sagen konnte, wessen Anwesenheit mir unangenehmer war. Am liebsten hätte ich auf beide Brüder des Grauens verzichtet.
Ich konnte nicht mehr zählen, wie oft ich mir an diesem Vormittag schon die Lethargie des Sommers zurückgewünscht hatte. Nichts fühlen. Nichts denken. Nur existieren. Dieses taube Gefühl im Inneren war zumindest wesentlich besser zu ertragen, als in jeder verdammten Sekunde zu denken, dass einem das Herz herausgerissen und darauf herumgetrampelt wurde. Doch, dass diese angenehme Taubheit der Vergangenheit angehörte, wurde mir spätestens jetzt klar, als Sage neben mir auftauchte.
»Können wir reden?«, fragte er und stützte sich mit dem Unterarm an der Wand neben meinem Schließfach ab. Die Gefühle in mir überschlugen sich. Ich hielt einen Moment den Atem an, um zu verhindern, dass sein Duft nach Sonne und frisch geschnittenem Gras, der mir unwillkürlich in die Nase stieg, einen Totalausfall meiner Hirntätigkeit verursachte. Gleichzeitig spürte ich Wut in mir aufsteigen. Wut auf mich selbst. Darüber, dass er noch immer diese Reaktion in mir hervorrufen konnte. Diese Gefühle. Nach all dem, was passiert war.
»Maira?«, hakte er nach, als ich nicht antwortete. Ich stieß ein zorniges Schnauben aus. Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Es gab nichts, was es zwischen uns noch zu sagen gab. Zumindest redete ich mir das ein. Doch mir war bewusst, dass ich mich damit selbst belog. Es gab unendlich viele Dinge, die wir hätten klären können. Klären müssen. So viele Fragen, die mir Tag und Nacht durch den Kopf schwirrten. Die ich verdrängte, soweit es mir möglich war. Doch sie beantwortet zu bekommen, würde die klaffende Wunde in meinem Herzen ein weiteres Mal aufreißen. Einmal hatte ich diesen Schmerz überstanden. Ein zweites Mal würde ich das nicht schaffen. Wütend knallte ich die Tür meines Schließfaches zu und umklammerte meine Geschichtsbücher so fest, dass meine Hände zu schmerzen begannen.
»Ich wüsste nicht, worüber wir beide noch reden sollten«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dabei gab ich mir größte Mühe, Sage nicht direkt anzusehen. Ich wusste, was das in mir auslösen würde. Selbst jetzt noch.
»Hör zu, Maira. Ich weiß, dass du wütend bist. Und du hast auch jedes Recht dazu. Aber es ist alles nicht so, wie du denkst«, murmelte er und musterte mich eingehend. Ich schnaubte erneut. Natürlich sollte wieder einmal ich es sein, die alles falsch verstand. »Lass es mich erklären«, bat er.
Ich funkelte ihn wütend an. »Nein danke, ich habe genug von deinen Lügen«, zischte ich.
»Maira, bitte…«
»Nein!«
Einige Schüler drehten sich erschrocken zu uns um. Im Augenwinkel sah ich, dass vereinzelte von ihnen stehenblieben, um sich das Szenario anzusehen. Jetzt sah ich ihm doch in die Augen. Das Leuchten in ihnen war lange nicht so strahlend, wie ich es in Erinnerung hatte. Trotzdem drohte ein winziger Teil von mir, in ihnen zu versinken. Doch ich war viel zu aufgebracht, um es zuzulassen. Trotzig reckte ich das Kinn nach vorne. Sage trat einen halben Schritt auf mich zu. Er war mir so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Nun kostete es mich doch alle Konzentration, um nicht den Kopf zu verlieren. Er öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als jemand ihm eine Hand auf die Schulter legte.
»Hey, Mann, ich weiß nicht, was da zwischen euch läuft. Aber sie hat ziemlich deutlich Nein gesagt.« Adam Landon, ein großer, athletischer Kerl mit blonden Haaren und einer markanten Kinnpartie, zog Sage einen Schritt zurück und musterte ihn skeptisch. Ich kannte Adam aus meinem Spanischkurs, hatte bisher jedoch noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Er schien jedoch nett zu sein. Sages Augen verzogen sich zu schmalen Schlitzen. In seinem Kiefer arbeitete es. Es war merkwürdig zu sehen, dass ein anderer Mann mich ausgerechnet vor ihm schützen wollte. Vor dem Mann, bei dem ich mir selbst jetzt noch absolut sicher war, dass er mich niemals absichtlich verletzen würde. Zumindest nicht körperlich.
Ich legte Adam eine Hand auf den Unterarm und versuchte mich an einem dankbaren Lächeln. »Vielen Dank, Adam. Ich komme schon mit ihm zurecht.« Adams Blick zuckte von mir zu Sage und wieder zurück. Dann sah er ihn noch einmal prüfend an, nickte knapp und verschwand in der Menge der vorbeilaufenden Schüler.
»Denk bitte noch einmal darüber nach«, raunte Sage, bevor auch er sich abwendete und den Gang hinunterging. Ich seufzte und lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen mein Schließfach. Konnte der Tag noch schlimmer werden?
»Oh, oh, das sieht verdammt nach einer handfesten Krise aus.« Ja, er konnte noch schlimmer werden. Genervt stöhnte ich auf. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen drehte ich mich in die Richtung, aus der die tiefe Stimme gekommen war.
»Lass mich in Ruhe, Devan«, knurrte ich. Als Antwort darauf grinste er mich überheblich an.
»Hast du mich vermisst?«, raunte er so leise, dass nur ich es verstehen konnte.
»Keine einzige Sekunde«, erwiderte ich knapp. Er lachte heiser auf.
»Rede dir das nur ein, Maira.« Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Was dachte dieser Kerl eigentlich, wer er war? Eines stand jedenfalls fest: Bescheidenheit schien in dieser Familie nicht existent zu sein. Da unterschied sich Devan kein bisschen von seinem Bruder. Und auch, wenn ich ihn eigentlich kaum kannte, wusste ich, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm eine solche Diskussion anzufangen.
»Verschwinde«, sagte ich deswegen und machte mich auf den Weg zum meinem nächsten Kursraum.
Leider wurde es auch für den Rest des Schultages nicht besser. Beide Goodway-Brüder saßen auch in den weiteren Unterrichtsstunden in all meinen Kursen. Es war zum Verzweifeln. Immer wieder hörte ich das Flüstern von Devans Stimme in meinem Kopf. Das Brennen des Protektors auf meiner Haut ließ nicht lange auf sich warten. Meinen wütenden Blick quittierte er lediglich mit einem überheblichen Grinsen. Erst, als Sage, der das Ganze offenbar mitbekommen hatte, sich ebenfalls zu ihm umdrehte und seine Lippen eine lautlose Drohung formten, hörte er endlich mit der Manipulation auf.
Devan, der sich offenbar unter einem falschen Namen – Harper – eingeschrieben hatte, wurde durchgehend von verschiedenen Mädchen belagert. Allen voran natürlich Kaley. Ich vermutete, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die beiden im Bett landeten. Unwillkürlich fragte ich mich, warum ich mir darüber überhaupt Gedanken machte.
Den ganzen Vormittag Sages missmutigen Blick auf mir zu spüren, brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Als ich nach der letzten Stunde endlich das Schulgebäude verlassen konnte fühlte ich mich, als hätte ich einen Marathon hinter mich gebracht. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mich endlich wieder in der Stille meines Zimmers verkriechen zu können.
Sage
Ich hatte es verbockt. Und zwar gründlich. Hatte ich wirklich geglaubt, dass Maira hören wollte, was ich ihr zu sagen hatte? Wenn ja, hatte sie mich gerade ziemlich deutlich eines Besseren belehrt.
Als ich vor einigen Monaten nach Cayden, Montana, gekommen war, wollte ich einfach nur meinen Job erledigen: den neuen Cor finden, ausbilden und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden. Natürlich hatte ich schon zu Beginn gewusst, dass es dieses Mal deutlich schwieriger werden würde als bei allen anderen....
Erscheint lt. Verlag | 21.12.2022 |
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Reihe/Serie | LightDark | LightDark |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Amerikanische Kleinstadt • Böse • Emotional • enemies to lovers • Entscheidungen • Fantasy • Fantasy Romance • Forbidden Love • Geheimnisse • GUT • Gut gegen Böse • Highschool-Liebe • New Adult • Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • schicksalhafte Liebe • secret identity • Selbstfindung • Small Town • starke Protagonistin • Übernatürlich • Übernatürliche Fähigkeiten • Urban Fantasy • Vergangenheit • Verlust • Wahrheit |
ISBN-10 | 3-7546-9010-8 / 3754690108 |
ISBN-13 | 978-3-7546-9010-9 / 9783754690109 |
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Größe: 295 KB
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