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Sylt oder Süßes (eBook)

Ein Glücksroman | Ein humorvoller Strandroman über das Genießen und Camping
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2956-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylt oder Süßes -  Claudia Thesenfitz
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Sommer, Genuss und Lebensfreude - auf Sylt haben Diäten keine Chance Die gertenschlanke Hotelmanagerin Doreen Grüning soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping Resort umgestalten, ohne den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten oder der Camper zu erregen. Undercover checkt sie auf dem Campingplatz mit einem Bulli ein und schmiedet einen skrupellosen Übernahmeplan. Doch dann freundet sie sich unerwartet mit der Rezeptionistin Stine an. Der Ur-Sylter Hinnerk bringt ihr Surfen bei und zeigt Doreen, wie schön hemmungsloser Genuss ist. So viel Spaß hatte sie schon lange nicht mehr. Tut sie mit ihren Umgestaltungsplänen wirklich das Richtige? Gerade als Doreen anfängt, ihr neues, freies Leben auf dem Campingplatz zu lieben, kommt ihr die Campingplatz-Crew auf die Schliche und ist tief enttäuscht von ihrem falschen Spiel. Karma oder Karriere - was soll sie jetzt nur machen? 'Wer den Roman liest und Sylt gut kennt, bemerkt schnell: Die Autorin hat top recherchiert.'  Martin Tschepe, Sylter Rundschau  'Ein Buch, das vergleichbar ist mit einer Tafel Schokolade. Hat man das erste Stück gegessen, dann möchte man auch mehr davon.' Bärbel Sommer, Eider-Kurier

Claudia Thesenfitz lebt und schreibt an der Nordseeküste. Bevor sie ihre erfolgreiche Sylter Glücksroman-Reihe ins Leben rief, die mittlerweile zehn Bände umfasst, hat sie als Journalistin gearbeitet und die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben. Ihre Glücksroman-Reihe hat sich bislang über 400.000 mal verkauft.

Claudia Thesenfitz kann auf eine lange journalistische Karriere zurückblicken, hat unter anderem festangestellt als Chefreporterin bei TEMPO und Petra gearbeitet, bevor sie sich 2001 als freie Autorin und Journalistin selbstständig machte. Sie schreibt für alle großen Frauenzeitschriften und Magazine (emotion, Brigitte, petra, Für Sie, Gala u.v.m.) und hat unter anderem die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben.

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Ob 0,23 Gramm mehr Honig sofort eine Fettexplosion auf ihren Hüften verursachen würden? Das Risiko war Doreen deutlich zu hoch. Sie ließ die bereits abgemessene Flüssigkeit zurück ins Glas laufen und beschloss, einfach ganz auf den Honig zu verzichten. Die kleine Low-Carb-Müsli-Portion, die sie mit ungesüßter Hafermilch übergoss, würde auch so schmecken.

Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr, griff sich die Schale, schaufelte die geschmacklose Masse eilig in sich hinein und spülte sie mit einem schwarzen Espresso doppio hinunter. In exakt 39 Minuten hatte sie einen Termin mit ihrem Chef. Was er wohl von ihr wollte?

Doreen warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, zupfte an ihrem Businesskostüm herum und platzierte den Fahrradhelm so sorgsam auf ihrem Kopf, dass er ihre Frisur möglichst wenig zerstörte. Da sie auf dem Weg zur Arbeit nicht aufs Radfahren verzichten wollte, hatte sie akribisch erforscht, welche Mixtur aus Haarspray, Festiger und Gel ihre Haare so in Form hielten, dass auch der Helm ihnen nichts anhaben konnte. Sie zurrte den Riemen unter dem Kinn fest, schnappte sich ihre Tasche und schloss die Wohnungstür zweimal ab. Es war mühsam, das ultraleichte und sehr teure Trekkingbike aus dem Keller, die Treppe hoch, durch den Hausflur und auf die Straße zu bugsieren, aber auch darin hatte sie mittlerweile perfekte Routine.

Endlich aus dem Haus und auf der Eppendorfer Landstraße, stieg sie auf den Sattel und radelte los. Wie immer genoss sie die frische Morgenluft, in der noch das Versprechen lag, das jeder neue Tag mit sich brachte: Alles neu – alles möglich!

Sie radelte am Isekai entlang Richtung Außenalster und wich dabei geschickt den ausparkenden Nobelkarossen aus. Sie liebte es, den knirschenden Sandweg an der Außenalster entlangzufahren, wo sie Schwäne beobachten konnte und den Horden morgendlicher Jogger solidarisch zulächelte. Sport war eines ihrer Lebenselixiere, und nach Feierabend zog auch sie die bei den Läufern so beliebte Runde um die Außenalster.

Doreen war 43 Jahre alt und stolz auf ihren fitten, durchtrainierten Körper, an dem – im Gegensatz zu so vielen anderen Frauen ihrer Altersklasse – kein Gramm Fett zu viel war. Aber dafür tat sie auch einiges: Ihr Sportprogramm unterlag strengsten Regeln: Jeden Morgen stand sie um sechs Uhr auf und schwamm entweder im Kellinghusenbad ihre 25 Bahnen, oder sie absolvierte im Fitnessstudio ein ausgeklügeltes Fitnessprogramm im steten Wechsel zwischen Cardio- und Krafttraining – alles kontrolliert und dokumentiert durch ihre Apple Watch. Danach duschte sie kalt. Musste das Morgentraining wegen eines Termins ausfallen, lief sie stattdessen abends ihre Feierabend-Joggingrunde exakt im low aeroben Bereich.

Danach setzte sie sich an ihren Laptop und machte Listen, was am nächsten Tag zu erledigen war, denn selbstverständlich waren auch ihre Arbeitstage perfekt durchstrukturiert. Oft umfassten die Agenden mehrere Seiten, und meist war es deshalb schon nach 22 Uhr, wenn sie ins Bett ging.

Kein Wunder, dass da keine Zeit mehr für die Liebe blieb. Ihre letzte Beziehung war acht Jahre her und eher von beruflichem Support als von Leidenschaft geprägt gewesen.

Selbstverständlich war auch ihre Ernährung pedantisch kalkuliert. Im Zuge ihres minutiös pünktlichen 14 : 10-Intervallfastens ernährte Doreen sich ausschließlich biologisch und möglichst kohlenhydrat-, zucker- und fettfrei, nahm pro Tag nie mehr als 1500 Kalorien zu sich und kannte die Kalorienwerte aller Nahrungsmittel auswendig. Ihr BMI hatte noch nie über 22 gelegen.

Die vierzehnstündige Essenspause des Intervallfastens hatte sie von achtzehn Uhr abends bis acht Uhr vormittags gesetzt. Das hieß: Ab acht Uhr nahm sie ihre erste Mahlzeit – und spätestens abends um achtzehn Uhr ihre letzte Mahlzeit des Tages ein. Ein Rhythmus, der perfekt in ihre Tagesplanung passte.

Mittags gab es Salat mit einem Dressing aus Zitrone plus einem winzigen Spritzer Olivenöl. Das aber auch nur, weil die Vitamine des Salates sonst nicht optimal verwertet werden konnten. Dazu aß sie eine Scheibe Vollkornbrot. Abends nahm sie gedünsteten Fisch oder Huhn mit etwas Gemüse zu sich.

Arbeitsfreie Sonntage, die sie überbrücken musste, verbrachte sie damit, ihre Mahlzeiten für die Woche vorzubereiten und – mit Post-its versehen – im Kühlschrank akkurat aneinanderzureihen.

Hungergefühle bekämpfte sie mit Unmengen Mineralwasser, ungesüßtem Kaugummi – und Karotten. Das Gefühl, ihren Körper zu beherrschen und ihren Willen über dessen Bedürfnisse zu stellen, gab ihr ein Gefühl von Stärke. Und Macht. Wenn sie ihren inneren Schweinehund bezwingen konnte, dann würde sie auch noch ganz andere – in Personen manifestierte – Schweinehunde bezwingen können.

Wie fast alle Führungskräfte war auch Doreen der Überzeugung, Übergewicht sei ein deutliches Zeichen mangelnder Willenskraft und Disziplin. Erst kürzlich hatte sie wieder ein Interview mit einem Headhunter für Londoner Banken gelesen: Die von uns ausgewählten Bewerber sind selten dick. Fit im Kopf gleich fit im Körper – das ist das allgemeine Mantra. Übergewicht haben geht im Banking nur, wenn man älter und sehr erfolgreich ist. Das entsprach exakt Doreens Meinung. Schon mehrfach hatte sie Mitarbeiter wegen Gewichtszunahme entlassen oder gar nicht erst eingestellt.

Wenn sie mal ausging (in der Regel fast ausschließlich beruflich), dann galten für sie die drei großen »S«: Sashimi, Salat ohne Dressing und stilles Wasser. Wenn es sich auf Empfängen oder Feiern nicht umgehen ließ, ein Glas Champagner oder Weißwein in der Hand zu halten, nippte sie homöopathische Dosen aus dem Glas. Doreen war seit ihrer Jugend nicht mehr beschwipst gewesen – oder gar betrunken.

Disziplin bedeutete ihr alles. Sie war quasi die Kontrolle in Person, die buchstäbliche Mrs Perfect. Doch genau wie Siegfried aus der Nibelungensage hatte sie eine beziehungsweise sogar zwei Schwachstellen, die sie maßlos ärgerten: War es bei Siegfried ein Lindenblatt, das die einzige Körperstelle markierte, an der er verletzlich war – so waren es bei Doreen zwei viel profanere, merkwürdigere Eigenarten: Beim Anblick der Hände alter Menschen geriet sie oft derart in Rührung über das gelebte Leben, die Höhen und Tiefen, Schmerzen und Freuden, von denen die faltigen, zerbrechlichen Finger und die zarte, pergamentene Haut der Handrücken erzählten, dass ihr unweigerlich die Tränen in die Augen schossen. Der andere Punkt waren weinende Babys jeder Art – egal ob Mensch oder Tier: Wenn sie einen winselnden Welpen oder ein greinendes Kleinkind hörte, schoss eine vulkanausbruchartige Welle von Mitgefühl wie Lava in ihr hoch, sodass sie schnell eine Toilette (oder einen anderen Fluchtort) aufsuchen musste, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Wieso ausgerechnet diese beiden Dinge neuralgische Punkte waren, wusste sie auch nicht, und diese in ihren Augen inakzeptable Schwäche nervte sie wahnsinnig. Zu gerne wäre sie ein hundertprozentig kontrollierter Mensch gewesen, unverletzbar und emotional unangreifbar, und sie versuchte verzweifelt, diesem Anspruch an sich selbst zu genügen. Denn nur durch Selbstkontrolle, Selbstbeherrschung und klar kalkulierte Pläne – davon war sie überzeugt – war der Mensch in der Lage, außergewöhnliche Ziele zu erreichen. So wie dieser Mann, der letztes Jahr von Sankt Peter-Ording aus 50 Kilometer durch die Nordsee nach Helgoland geschwommen war. Eine Sport- und Willensleistung, die Doreen sehr beeindruckt hatte.

Einen Marathon zu laufen oder sogar den Ironman zu absolvieren, das würde sie auch reizen, doch die außergewöhnlichen Ziele, die Doreen erreichen wollte, waren aktuell eher beruflicher Natur. In den vergangenen Jahren hatte sie als Hoteldirektorin beziehungsweise Generalmanagerin steile Karriere gemacht. Nach ihrer Ausbildung im traditionsreichen Hamburger Hotel Jacob an der Elbe hatte sie fünfzehn Jahre lang für die Kempinski-Gruppe gearbeitet, die über siebzig Fünfsternehotels in 34 Ländern betrieb. In dieser Zeit war sie so viel in der Welt herumgekommen wie ein Profitraveller: Moskau, St. Petersburg, Kairo, Nairobi, Istanbul, Peking, Beirut – fast jedes Jahr wechselte sie in dieser Zeit in eine andere Destination, denn das Management wollte sie schleifen für die höhere Führungsebene. Mit 37 Jahren folgte endlich der Lohn der Mühe, und sie konnte ihren ersten Direktorenposten antreten – im Kempinski Khan Palace in Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Die Zeit dort war für Doreen bislang am prägendsten gewesen, denn sie musste extrem viel improvisieren und unter anderem Spitzenpolitiker wie die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg betreuen.

Aber ihr Einsatz, der notgedrungen mit einem totalen Verlust von Privatleben, Beziehungen oder Freundschaften einherging (dafür blieb einfach keine Zeit, und die vielen Ortswechsel waren auch nicht gerade förderlich), lohnte sich: Langsam, aber stetig, kletterte sie die Hotel-Hierarchie hinauf, die sich, dank ehrgeizigen...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Buch für den Sommer • buch für den strandkorb • Camping • Campingbus • Diäten • Hotels auf Sylt • leicht • Liebesgeschichte • Liebesroman • lustig • Meer • Nordsee • Selbstfindung • Sonne • Strand • Sylt • Urlaub • Zeltplatz
ISBN-10 3-8437-2956-5 / 3843729565
ISBN-13 978-3-8437-2956-7 / 9783843729567
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