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Greta Garbo (eBook)

Die einsame Göttin | Die Frau mit der geheimnisvollen Aura: Romanbiografie über eine Hollywood-Legende
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2937-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Greta Garbo -  Kristina Lüding
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Greta Garbo ist die Göttliche, die Unfehlbare, die schwedische Sphinx Greta ist 15, als sie eine heißbegehrte Stelle in einem Stockholmer Kaufhaus ergattert. Ein Glücksgriff, denn das Geld ist knapp in ihrer Familie, und Greta muss arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Doch was sie nun verdient, will sie in ihre Zukunft investieren: in eine Schauspielausbildung. Tatsächlich besteht sie die Aufnahmeprüfung an der renommierten Schauspielakademie des Königlichen Dramatischen Theaters. Bald wird ein international bekannter Regisseur auf die junge, bildschöne Frau aufmerksam. Fasziniert von ihrer Präsenz und Ausstrahlung gibt er ihr eine Hauptrolle: Es ist der Beginn ihrer sagenhaften Filmkarriere. Doch kann die glitzernde Welt Greta wirklich glücklich machen? Eine einfühlsame Romanbiografie über die leuchtende Schönheit und Leinwandgöttin Greta Garbo, die ihr Leben lang einsam blieb.

Kristina Lüding wuchs in einer Kleinstadt in Ostwestfalen auf. Ihr Elternhaus grenzte an einen Wald, in dem sie mehr Zeit verbrachte als in ihrem Kinderzimmer. Inzwischen lebt sie in einem niedersächsischen Dorf, wieder mit einem Wäldchen gleich nebenan. Kristina Lüding ist Mutter von drei erwachsenen Söhnen und Großmutter einer Enkelin.

Kristina Lüding wuchs in einer Kleinstadt in Ostwestfalen auf. Ihr Elternhaus grenzte an einen Wald, in dem sie mehr Zeit verbrachte als in ihrem Kinderzimmer. Inzwischen lebt sie in einem niedersächsischen Dorf, wieder mit einem Wäldchen gleich nebenan. Kristina Lüding ist Mutter von drei erwachsenen Söhnen und Großmutter einer Enkelin.

Kapitel 1


Stockholm im Frühjahr 1921

Greta hatte die Tür vom Nebeneingang des PUB hinter sich ins Schloss fallen lassen. Seit dem vergangenen Jahr arbeitete sie in der Hutabteilung des großen Kaufhauses. Das PUB war nach dem Inhaber Paul U. Bergström benannt. Es war ein hohes Gebäude mit einem Giebel, über dessen Eingangstür eine Uhr hing.

Einen Augenblick blieb sie stehen, legte den Kopf in den Nacken und schaute in den wolkenlosen Himmel. Endlich Feierabend!

Sollte sie gleich nach Hause gehen oder noch ein bisschen durch die Stadt schlendern, auch wenn ihre Füße vom vielen Stehen brannten? Das Wetter war so herrlich, und sie sehnte sich nach frischer Luft.

Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Plötzlich griffen Hände nach ihr. »Hab ich dich!«

Greta stieß einen spitzen Schrei aus, wusste jedoch sofort, wer sie gepackt hatte. »Eva! Musst du mich so erschrecken!«

»Ja.« Ihre Freundin lachte. »Es macht einfach zu viel Spaß. Ich stehe mir hier schon seit einer Ewigkeit die Beine in den Bauch. Hast du Überstunden gemacht?«

Greta schüttelte den Kopf. »Ich hab getrödelt.«

»Trödelliese. Wollen wir einen Stadtbummel machen, oder bist du zu erledigt?«

»Beides«, wäre die ehrliche Antwort gewesen. Im Geiste überschlug sie, wie viele Kronen sie noch in der Börse hatte. Würde es reichen? Als Kind armer Eltern hatte sie gelernt, jede noch so kleine Ausgabe durchzurechnen. Außerdem fühlte sie sich seit dem Tod des Vaters – oh, wie vermisste sie ihn! – verpflichtet, etwas zum Lebensunterhalt beizusteuern.

»Ich lade dich zu einem Glas Limonade und einem Stück Kuchen ein. Na? Klingt das nicht verlockend?«

»Zu verlockend.« Greta warf einen Blick auf die Uhr. Ein Stündchen könnte sie sicher fortbleiben, ehe ihre Mutter sich ernsthaft Sorgen machen würde. Es kam durchaus vor, dass sie etwas länger bleiben musste, wenn zu viel zu tun war.

Ihr Schweigen nahm Eva als Einverständnis. »Dann ist es abgemacht, fein.« Ihre Freundin hakte sie unter und zog sie auf den Gehweg. »Und? Was macht die Arbeit? Welche Hüte trägt man in diesem Frühjahr?« Sie deutete nach vorn. »Lass uns ins Café Persson gehen, ja?«

Während sie die Straße überquerten, plapperte Eva munter weiter. »Du siehst übrigens gut aus, Greta. Richtig erwachsen, dachte ich so bei mir, als du aus der Tür kamst.«

Ein Automobil fuhr an ihnen vorbei, und sie starrten ihm hinterher.

»Todschick, oder?« Eva seufzte. »Ich will auch unbedingt den Führerschein machen.«

Greta schaute sie verblüfft an.

»Was guckst du denn so? Findest du das so seltsam?«

Zwei schwatzende Frauen mit eleganten Hüten rempelten sie an, entschuldigten sich nicht einmal und gingen weiter.

Greta blickte ihnen nach. Die Hüte kamen ihr bekannt vor.

Wieder seufzte ihre Freundin. »Ich wünschte, ich könnte auch so was tragen.«

»Jeder kann einen Hut tragen.«

Eva hielt ihr die Tür des Cafés auf, das um diese Zeit gut besucht war. »Jeder? Glaub ich nicht.« Sie blickte sich kurz um und raunte: »Hinten am Fenster wird gerade ein Tisch frei.« Sie umfasste Gretas Handgelenk. »Komm, schnell!«

Greta stolperte über ihre eigenen Füße und fluchte leise. Manchmal war sie wirklich zu tollpatschig!

Kichernd setzte Eva sich. »Geschafft! Ich nehme Käsekuchen, und du?«

Greta nahm ihr gegenüber Platz und schaute aus dem Fenster. Von hier aus war das Kaufhaus zu sehen. Gedankenverloren betrachtete sie die Zeiger der Uhr über dem Eingang.

»Damit wir sehen können, wenn wir eine Minute zu spät kommen«, hatte eine Kollegin gemeint, die sie herumgeführt hatte.

Oder viel zu früh, hatte Greta gedacht. Sie war nämlich meistens zu früh.

Ob man sich angewöhnen konnte, zu spät zu kommen? Konnte man sich überhaupt an etwas gewöhnen, das einem äußerst schwerfiel? Zum Beispiel auch an die Leere, die ihr Vater hinterlassen hatte und die niemand auszufüllen vermochte?

»Armes Ding«, hatte die Kollegin zu ihr gesagt. »Mit vierzehn den Vater zu verlieren, muss schrecklich sein.«

Eva schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht. »Greta? Wo warst du gerade?«

»Bei … meinem Papa.« Sie schluckte.

Ihre Freundin legte ihr die Hand auf den Arm. »Du Arme.«

Den Tod des Vaters hatte Greta lange nicht glauben, nicht begreifen wollen. Es konnte nicht sein, dass er nicht mehr da war, dass er tot in diesem schrecklichen Sarg lag. Dass er nie wieder sprechen, lachen und ihr übers Haar streichen würde. »Wir beide, nicht wahr?«, hatte er gern gesagt und sie liebevoll angeschaut. Jedes Mal war ihr das Herz aufgegangen, und sie hatte sich gesagt, dass sie ein ungeheures, geradezu unverschämtes Glück hatte, einen solchen Vater zu haben. Er war sanft und gutmütig gewesen, und er war der erste Mensch, der sie mit ins Theater genommen hatte. Nie würde sie den besonderen Geruch von Schweiß und Puder, das Flirren und Tanzen der feinen Staubkörnchen vergessen, nie das freudig-aufgeregte Herzklopfen, als der Vorhang sich lichtete und ein Schauspieler die ersten Worte sagte. Das ist meine Welt, hatte sie gedacht, die und keine andere.

Fast vier Jahre war das jetzt her, und schon davor hatte sie oft am Nebeneingang des Theaters gestanden und die Schauspieler beobachtet, die hineingingen. Könnte sie doch nur eine von ihnen sein! Mit der Zeit nickte der eine oder andere ihr zu, schien sie wiedererkannt zu haben.

Oft stand Greta daheim vor dem Spiegel und fragte sich verzweifelt, ob sie hübsch genug war, besser gesagt, noch werden würde. Als Schauspielerin musste man unbedingt hübsch sein, mit einem ebenmäßigen Gesicht und einer schlanken, anmutigen Gestalt. Sie besaß weder das eine noch das andere. Ihr Gesicht war eher rundlich, die Nase zu groß, das Kinn zu ausgeprägt, das Haar kraus, ihre Figur nicht elfenhaft-zierlich, sondern bäuerlich-grobschlächtig. Aber sie war recht groß für ein Mädchen, und wahrscheinlich würde sie noch weiterwachsen und das Pummelige sich allmählich in schlanke, wohlgeformte Festigkeit verwandeln. Vielleicht bekäme sie das krause Haar mit einem Glätteisen gebändigt, und das runde, noch immer pausbäckige Mädchengesicht würde ebenfalls schmaler werden und etwas Weibliches zutage fördern. Ein Gesicht, bei dem man ein zweites Mal hinschauen würde.

»Greta?«

Sie fuhr zusammen.

»Du warst wieder weit weg, oder?«

»Ich bin nun mal keine Elfe«, sagte sie kläglich.

»Wie kommst du jetzt auf Elfe?«

»Ich musste gerade daran denken, wie Papa mich das erste Mal mit ins Theater genommen hat.« Sie senkte den Kopf und schluckte. Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, nicht hier vor allen Leuten!

Die Kellnerin kam, eine Frau mit strengem Dutt und mürrischer Miene. »Was kann ich euch bringen?« Sie wischte den Tisch ab, übersah dabei jedoch ein paar Krümel.

»Zweimal Limonade und zwei Stück Käsetorte. Oder willst du was anderes, Greta?«

»Nein.«

Die Kellnerin sah sie nachdenklich an. »Dich kenne ich doch. Du arbeitest drüben im PUB, oder?«

Greta nickte.

»In der Hutabteilung.«

Wieder ein Nicken.

»Bist nicht sehr gesprächig, was?«

»Nein.«

Eva gluckste.

Die Frau hob die Augenbrauen, murmelte etwas und zog ab.

Eva wischte die Krümel mit der Hand zusammen und ließ sie mit bedeutungsvollem Blick auf den Linoleumboden rieseln. »Sie reißt sich vor Freundlichkeit nicht gerade ein Bein aus. Wäre ich Kellnerin, wäre ich zu jedem Gast höflich und freundlich.«

»Warum bist du’s nicht?«

Ihre Freundin hob die Augenbrauen. »Höflich und freundlich? Na, hör mal …«

»Kellnerin.«

»Ach so. Nein, das ist nichts für mich. Ich muss zu Hause schon immer alle bedienen.«

Greta nickte, sie machte sich auch nichts aus Hausarbeit.

»Du hast meine Fragen übrigens noch nicht beantwortet.«

Sie blinzelte seufzend. »Es waren so viele, Eva.«

Ihre Freundin lachte. »Du hast recht, ich weiß sie selbst nicht mehr.«

Limonade und Kuchen wurden gebracht, und eine Zeit lang tranken und aßen sie schweigend. Greta genoss die himmlische Stille! Sie hatte Eva wirklich gern, sie war ihre einzige Freundin, aber es war oft furchtbar anstrengend mit ihr. Eva schwatzte unablässig über dies und das und jenes und stellte ununterbrochen Fragen, die Greta überforderten.

Sie spürte, wie sie die vertraute Traurigkeit überkam. Doch das würde sie nicht zulassen, nicht jetzt, nicht hier. Entschlossen räusperte sie sich und stocherte in ihrem Kuchen.

»Ist der neue Katalog schon da?« Eva trank ihre Limonade aus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

Greta griff in ihre Handtasche, die sie sich von ihrem ersten Lohn...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2023
Reihe/Serie Ikonen ihrer Zeit
Ikonen ihrer Zeit
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Allein • Berühmt • Biografie • einsam • Film • Frau • Glamour • Hollywood • Kamera • Karriere • Persönlichkeit • Regisseur • Roman • Schauspielerin • Schön • Schönheit • Schweden • Stumm • Talent
ISBN-10 3-8437-2937-9 / 3843729379
ISBN-13 978-3-8437-2937-6 / 9783843729376
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