The Darkest Gold - Die Geliebte (eBook)
656 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01609-5 (ISBN)
Raven Kennedy wurde in Kalifornien geboren. Ihre Liebe zum Lesen hat sie schließlich dazu gebracht, eigene Welten zu kreieren. Sie hat bereits mehrere Buchserien veröffentlicht, der Durchbruch gelang ihr mit der «The Darkest Gold»-Reihe, einer dunklen Neuinterpretation des König-Midas-Mythos. Die Romane haben sich bisher mehr als drei Millionen Mal verkauft, die Übersetzungsrechte wurden in etliche Länder lizensiert, eine Verfilmung befindet sich in Vorbereitung.
Raven Kennedy wurde in Kalifornien geboren. Ihre Liebe zum Lesen hat sie schließlich dazu gebracht, eigene Welten zu kreieren. Sie hat bereits mehrere Buchserien veröffentlicht, der Durchbruch gelang ihr mit der «The Darkest Gold»-Reihe, einer dunklen Neuinterpretation des König-Midas-Mythos. Die Romane haben sich bisher mehr als drei Millionen Mal verkauft, die Übersetzungsrechte wurden in etliche Länder lizensiert, eine Verfilmung befindet sich in Vorbereitung. Vanessa Lamatsch wurde 1976 in eine Familie von Tierärzten geboren. Doch sosehr sie Tiere auch mochte: Ihre größte Liebe galt immer den Büchern. Schon mit 14 Jahren begann sie, auf Englisch zu lesen, weil sie nicht auf die Übersetzungen warten wollte. Die logische Folge: Nach ihrem Abitur im Jahr 1996, einem Studium der Englischen Literaturwissenschaft und einem Aufbaustudiengang Buchwissenschaft sorgt sie seit 2008 dafür, dass Leser nicht mehr so lange auf neue Übersetzungen warten müssen.
Prolog
Auren
Vor zehn Jahren
Der Himmel hier singt nicht.
Er tanzt nicht, er betört nicht, er senkt sich nicht mit süßem Duft auf meine Haut oder gleitet durch mein Haar wie eine zarte Liebkosung.
Nicht so, wie es in Annwyn war.
Der Regen fällt wie Tränen, und Wasser tränkt den Boden, aber selbst das kann den Gestank dieses Ortes nicht vertreiben. Die Sonne sinkt, und der Mond steigt auf, doch nicht in Harmonie mit den Göttinnen, die in ihren zerbrechlichen Sternen ruhen. Dieser Horizont ist konturlos.
Nichts hier vermittelt dieselbe Lebendigkeit wie zu Hause. Doch andererseits … Vielleicht sind das nur die erfundenen Erinnerungen eines kleinen Mädchens. Vielleicht war Annwyn gar nicht wie in meiner Vorstellung, und ich habe es vergessen.
Wenn dem so sein sollte, gebe ich mich lieber weiter meinen Illusionen hin. Mir gefällt, wie Annwyn in meinem Kopf aussieht – erfüllt von einer Lebendigkeit, die alle Sinne anspricht.
Auch hier werden meine Sinne gekitzelt, aber nicht auf gute Art.
Derforthafen ist noch nass vom Regen des heutigen Morgens. Hier ist immer alles feucht, entweder kommt es vom Meer oder vom Himmel. Manchmal auch von beidem. Es gibt kein einziges holzgedecktes Dach, das nicht durchnässt ist, und auch keine Tür, die sich nicht unter der allgegenwärtigen Feuchtigkeit verzieht.
Die Luftströmungen bringen oft Stürme von Meer heran. Doch der Regen hat nichts Reinigendes. Er rauscht einfach zurück in das Meer, das ihn ausgespuckt hat, und stinkt auf seinem Weg durch die schlammigen Straßen nach Fisch.
Die Luft heute ist fast greifbar in ihrer Schwüle, lässt mein Kleid schwer werden und legt sich bleiern über meine Brust. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn meine Kleidung heute Abend beim Aufhängen trocknet und mein Haar mal eine Weile nicht nass und kraus ist.
Doch es interessiert sich sowieso niemand für mein Haar oder meine Kleidung. Die gierigen Blicke fallen immer auf meine goldgefärbten Wangen, gleiten über meine Haut, die zu sehr strahlt, um echt zu sein. Deswegen bin ich als das angemalte Mädchen bekannt. Das goldene Waisenkind von Derforthafen. Egal, was für Lumpen ich auch trage, unter meiner feuchten Kleidung wartet absurder Reichtum. Der wertlose Reichtum meiner Haut, der nichts ausrichtet, aber doch für alles verantwortlich ist.
Die Planen über den Ständen der Händler an der Marktstraße sind noch dunkel, die Jutesäcke durchnässt, die Karren abgedeckt. Alles tropft. Ich schließe die Augen und atme. Ich rede mir ein, ich könnte den scharfen Metallgeruch des Ankermachers nicht wahrnehmen, genauso wenig wie die feuchten Holzplanken der im Hafen liegenden Schiffe und die Kisten voller zappelnder Fische, an denen der dreckige Sand der Küste klebt.
Meine Fantasie reicht nicht ganz aus, um den Gestank abzuwehren.
Wahrscheinlich würde es besser riechen, säße ich nicht auf der Mülltonne des Gasthauses. Aber so schrecklich es auch nach altem Bier stinken mag, dieser Platz ist halbwegs geschützt und trocken und damit wertvoller Grund und Boden.
Ich verlagere das Gewicht auf dem Metalldeckel, um mich mit dem Rücken gegen das Gebäude zu lehnen. Mein Blick gleitet über die Marktstraße. Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte in Bewegung bleiben, aber selbst das stellt ein Risiko dar. Zakir hat überall in der Stadt Augen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich erwischt werde. Egal, ob ich an einem Ort ausharre oder nicht. Ich verstecke mich vor ihm; vor den Pflichten, die er mir auferlegt hat. Ich verstecke mich vor seinen Schlägern, die durch die Straßen streifen, um seine Bettlerkinder zu überwachen. Sie sollen nicht deren Sicherheit garantieren, sondern gewährleisten, dass niemand in Zakirs Territorium eindringt oder von seinen Dieben stiehlt.
Ich verberge mich an einem Ort, an dem ich auf jeden Fall entdeckt werde.
Als würde mein Blick gelenkt, schaue ich auf und starre zwischen zwei Verkaufskarren hindurch zum Ozean. Dort schaukeln die Segel der ankernden Schiffe, deren Formen mich an gefesselte Wolken erinnern, die versuchen, zum Himmel zu entkommen. Mein Magen verkrampft sich bei ihrem Anblick; wie sie mich verhöhnen mit dem Traum von Freiheit. Eine wogende Verlockung, die direkt am Horizont ruht.
Aber es ist eine Lüge.
Blinde Passagiere werden in Derforthafen streng bestraft. Ich wäre eine Närrin, es auch nur zu versuchen. Mehr als eine Handvoll von Zakirs Kindern haben es gewagt, jedoch nicht überlebt, um davon zu berichten. Ich glaube nicht, dass ich je vergessen werde, wie sie im Hafen hingen und die Möwen in den klaffenden Wunden in ihren Rücken gepickt haben, ihr Fleisch vom salzigen Regen aufgequollen.
Dieser Gestank ist schlimmer als alle anderen.
«Was zur verdammten Hölle glaubst du, was du da tust?»
Als Zakirs bedrohliche Gestalt unvermittelt vor meinem Versteck erscheint, zucke ich so heftig zusammen, dass ich mir den Arm an den rauen Kalksteinziegeln aufkratze.
Harte braune Augen starren aus einem geröteten Gesicht auf mich herunter. Aus seinem Kinn stehen Barthaare ab wie Stacheln an einem Kaktus. Ich kann den Alkohol an ihm riechen, so heftig, dass er sogar den Gestank um mich herum überdeckt. Er säuft wahrscheinlich schon seit Stunden.
«Zakir.» Ich klinge schuldbewusst und bin nicht fähig, ihm in die Augen zu sehen, als ich von dem Mülleimer rutsche, um vor ihm auf den Füßen zu landen.
Er stemmt die Hände in die Hüften, dabei öffnet sich die salbeigrüne Weste und gibt den Blick auf seine haarige Brust frei. «Hast du Wachs in den Ohren? Ich habe gefragt, was du hier tust?»
Ich verstecke mich. Träume. Spiele ‹Was wäre, wenn›.
Als hätte er die stumme Antwort in meinem Kopf gehört, grinst er mich höhnisch an, seine Zähne verfärbt von Pfeifenrauch und zu viel Henad. Die Lippen sind aufgesprungen vom vielen Fluchen, von all den grausamen Worten und Abmachungen.
Seitdem der lange Mond das neue Jahr markiert hat, haben sich die Pflichten, die Zakir mir auferlegt, geändert. Seiner Zählung nach bin ich fünfzehn Jahre alt. In Orea bin ich damit eine Erwachsene.
«Ich habe nur …» Die Entschuldigung dringt nicht schnell genug über meine Lippen.
Zakir versetzt mir einen Klaps auf den Hinterkopf, so hart, dass mein Schädel nach vorne zuckt. Das ist die einzige Stelle, an der er mich noch traktiert. Meine goldene Haut entwickelt schnell kupferfarbene Prellungen, aber unter meinem Haar kann das niemand sehen.
«Du solltest vor einer Stunde in der Einsamkeit sein!», knurrt er und kommt mit seinem Gesicht ganz dicht an meines. «Der Mistkerl kam brüllend zu mir, weil du nicht aufgetaucht bist. Und der Bursche, den ich als Wache abgestellt habe, meinte, du müsstest durch die Hintertür entwischt sein.»
Falsch. Ich bin durch das zerbrochene Fenster im Keller geklettert. Es war leichter, durch die kleine Gasse hinter dem Gasthof zu fliehen. Die andere Möglichkeit wäre die Seitenstraße gewesen, aber dort tummeln sich wilde Hunde, die im Müll nach Essbarem suchen.
«Hörst du mir zu, verdammt noch mal?»
Ich vergrabe die Hände im Stoff meines dreckigen Rocks, so als versuchte ich, den Klang seiner Stimme zu zerquetschen, bis er platzt wie eine Traube. «Ich will nicht zurück in die Einsamkeit.»
Die Worte gleiten aus mir heraus wie angeschlagene Murmeln, die über den Boden rollen. Ich will nicht mal an das Gasthaus denken und noch weniger darüber reden. Trotz des Namens ist Einsamkeit das Letzte, was ich dort finde. Dort, wo man meine Unschuld gestohlen hat, als glitten gierige Finger auf der Straße in die Taschen eines Fremden. Alles, was die Einsamkeit mir zu bieten hat, ist die Qual unerwünschter Blicke und widerlicher Berührungen.
Zakirs Miene verhärtet sich. Ich rechne damit, dass er mich erneut mit seinen fleischigen, beringten Fingern gegen den Kopf schlägt, doch das geschieht nicht. Ich frage mich, wie viel von dem Geld, das ich so hart verdient habe, in den Kauf dieser goldverkrusteten Edelsteine geflossen ist.
«Mir ist scheißegal, was du willst. Du arbeitest für mich, Auren.»
Verzweiflung schnürt mir die Kehle zu und raubt mir den Atem. «Dann schick mich wieder auf die Straße, um an der Ecke zu betteln oder die Leute auf dem Markt zu bestehlen», flehe ich. «Schick mich nur nicht dorthin. Ich kann das nicht noch mal tun.» Tränen steigen mir in die Augen. Noch etwas in Derforthafen, was überfließt.
Zakir seufzt, ohne dass die höhnische Miene verschwindet. «Pah, spar dir diese weinerliche Tour. Ich habe dich lange genug vor der Arbeit auf dem Rücken bewahrt … was mehr ist, als die meisten Fleischhändler getan hätten. Wenn ich kein Geld mit dir verdiene, muss ich dich auch nicht behalten», warnt er. «Du hast es gut bei mir. Vergiss das nie, Mädchen.»
Gut.
Das Wort hallt in meinem Kopf wider, während ich an die letzten zehn Jahre meines Lebens denke. Viele andere Kinder sind gekommen und gegangen, aber ich bin geblieben. Denn meine seltsame goldene Haut zieht jene Art von Aufmerksamkeit auf sich, aus der Zakir Profit schlagen kann. Allerdings würde ich nicht behaupten, dass ich es jemals gut hatte.
Ich war gezwungen, den Tag über auf der Straße zu betteln und nachts Taschen auszuräumen. Und während ich durch die Straßen der Hafenstadt schlich, habe ich gelernt, mein seltsames Aussehen zu meinem Vorteil einzusetzen. Ich hatte nur die Wahl zwischen dieser Tätigkeit … oder Zakirs Haus von oben bis unten zu putzen und dabei Oberflächen zu...
Erscheint lt. Verlag | 12.9.2023 |
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Reihe/Serie | The-Darkest-Gold-Reihe | The-Darkest-Gold-Reihe |
Übersetzer | Vanessa Lamatsch |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Bestseller • Blood and Ash • crescent city • Dark Fantasy • Dark Romance • Endlich Kyss • Fae • Fantasy • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Roman • Fantasy Romance • gild deutsch • Gleam deutsch • griechische Mythologie • Hades • Jennifer L Armentrout • Kyss • Lyx Verlag • Maxym M. Martineau • Persephone • Plated Prisoner deutsch • Raven Kennedy Bücher deutsch • Raven Kennedy deutsch • Romance • Romantasy • Sarah J. Maas • Schattentanz • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel Bestseller 2023 • Spiegel Bestseller-Autorin • Tiermagierin • TikTok • tiktokhomepage |
ISBN-10 | 3-644-01609-7 / 3644016097 |
ISBN-13 | 978-3-644-01609-5 / 9783644016095 |
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