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Der Diebstahl im Königspalast -  Kurt Matull

Der Diebstahl im Königspalast (eBook)

Lord Lister Bd. 3

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
100 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-3922-3 (ISBN)
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John Raffles, alias Lord Edward Lister, ist ein englischer Abenteurer, Arzt und Gentleman-Einbrecher, der die Welt bereist, um Abenteuer zu erleben und die Welt vor Schurken und Ungerechtigkeit zu schützen. Er bestahl die Reichen und gab den Armen oder löste Verbrechen auf, wobei er in der Regel eine rechtschaffene Person fälschlicherweise beschuldigte. Er hatte einen Fahrer, James Henderson, und einen Gehilfen, Charles Brand. Er hat viele Gestalten und Namen, aber in London ist er als Lord William Aberdeen, der Vizepräsident des Windsor Clubs, bekannt. Chief Inspector Baxter von Scotland Yard und seine Helfer Marholm und Sullivan versuchen, den Großen Unbekannten zu fangen, was ihnen nur selten gelingt. Dann wird er natürlich wieder entkommen. Hier liegt nun eine spannende deutsche Neubearbeitung von Bd. 3 vor.

Kurt Matull, gebürtig Eduard Carl Otto Wangemann, war ein deutscher Schriftsteller, Journalist, Regisseur und Drehbuchautor. Matull war der Mädchenname seiner Ehefrau.

ZWEITES KAPITEL.


ENTSETZLICHE ENTDECKUNGEN.


Lord Lister sah sich aufmerksam in dem Raum um, in dem er saß.

Er hatte seinen Mantel ausgezogen, war aber immer noch in voller Toilette, die er unter der Uniformjacke getragen hatte.

Zuerst sah er nichts, denn es war völlig dunkel.

Kein einziger Ton war zu hören.

Er tastete sich an der Wand entlang und schaltete das elektrische Licht ein.

Er befand sich in einem prächtig dekorierten Schlafzimmer.

Auf der Pritsche lag eine Seidendecke und darunter schlief ein junges Mädchen, das in seinem Dornröschenschlaf nicht einmal durch das Licht geweckt worden war.

Das blonde Haar fiel in dichten Strähnen über das spitzenverzierte Kissen, die linke Hand ruhte auf der Brust, die rechte hing schlaff über den Rand des Bettes.

Behutsam näherte sich Lord Lister dem Bett.

Jetzt sah er auch, dass in dem Raum eine gewisse Unordnung herrschte.

Ein Stuhl neben dem Bett war umgestoßen worden, ein Schrank war zerbrochen, ein Gemälde an der Wand zerstört.

Erschrocken zuckte Raffles zurück, als er den Schläfer ansah.

Sie war tot!

Raffles legte seine Hand vorsichtig auf die Decke. Dann sah er deutlich dunkle Streifen, die sich scharf auf dem Hals der jungen Frau abzeichneten.

"So-so!" flüsterte er und schnupperte kräftig, "erst berauscht, dann erwürgt!"

Die erste Abenddämmerung drang durch das Fenster.

Raffles blickte noch einmal auf den Unglücklichen, der hier einen so mysteriösen Tod gefunden hatte,

und trat dann hinaus.

Aber wieder schreckte er entsetzt zurück.

Im Korridor hing die Leiche des Dienstmädchens, das noch immer die weiße Mütze auf dem Kopf trug.

"Schrecklich!" rief Raffles aus.

Er wollte von diesem Ort fliehen, aber dann überkam ihn doch das Verlangen, mehr über dieses schreckliche Verbrechen zu erfahren.

Raffles ging von einem Zimmer zum anderen. Das Haus hatte sieben Zimmer, die alle gleichermaßen prächtig eingerichtet waren.

Raffles fand nichts, was einen Hinweis auf den Mord geben könnte.

Allein in der Umkleidekabine befand sich ein Band, das um den Arm oder das Knie getragen werden konnte.

Darauf stand geschrieben:

Honi soit, qui mal y pense.1

Darunter war sehr klein geschrieben:

"Bändchen-Männer".

Er hob das Band auf und steckte es mit sich.

Dann verließ er das Haus.

Draußen hing ein Schild vor der Tür, auf dem zu lesen war:

Madame de Vales.

Raffles ging hinaus.

"Verdammt", sagte er, "wer denkt schon schlecht darüber", und eilte zur Gerard Street.

Nach einiger Suche hatte er das Haus gefunden, in dem Mrs. Forester mit ihrem Sohn lebte.

Er wollte sehen, ob der Junge die Wahrheit gesagt hatte.

Lord Lister ging die Treppe hinauf und klopfte an die Tür, an der eine Visitenkarte hing, auf der der Name

Alice Forester.

Als keine Antwort folgte, trat er gleich ein.

Er sah eine Frau von etwa fünfunddreißig Jahren, die man immer noch als schön bezeichnen konnte.

Sie lag mitten auf dem Boden in einer großen Blutlache und das Blut floss noch immer aus der klaffenden Wunde, die ihr anscheinend von einem scharfen Dolch am Hals zugefügt worden war.

Raffles ballte die Fäuste und taumelte zurück zur Tür.

Selbst seine Nerven aus Stahl konnten so viel Verbrechen, wie er in den letzten Stunden gesehen hatte, nicht standhalten.

Er riss sich zusammen und kniete neben der Leiche nieder, um zu prüfen, ob noch alles Leben vorhanden war.

Er fand mehrere Blutflecken auf seiner Kleidung und musste leider feststellen, dass die Lebensgeister des Unglücklichen bereits abgezogen waren.

"Warum sollte die Frau getötet worden sein?", fragte sich Raffles. "Wer hätte ein Interesse daran gehabt, ihr das Leben zu nehmen? Was hatte die Unglückliche getan, dass ihr ein solches Schicksal widerfuhr?"

Während Raffles noch grübelte, öffnete sich die Tür und der Junge, den er in der Nacht bei dem Einbruch überrascht hatte, trat ein.

Als er die Leiche sah, wurde er totenbleich und im nächsten Augenblick richteten sich seine Augen in rasender Wut auf den Lord.

Er flog zum Tisch, schnappte sich ein Messer und wollte sich auf den vermeintlichen Mörder stürzen, doch der ließ seinen Revolver abprallen.

"Lassen Sie die Waffe in Ruhe, Junge. Ich bin Raffles, und Raffles ist kein Mörder!"

Der Junge erkannte jetzt den Detektiv von gestern Abend.

"Wo waren Sie letzte Nacht?", fragte Lord Lister ihn.

"Ich war zu Hause."

Der Junge schluchzte heftig.

"Haben Sie keinen Verdacht, wer Ihre Mutter getötet haben könnte?"

"Nein, das habe ich nicht!"

Lord Lister öffnete Schubladen und Schränke und zog Briefe heraus, aus denen er die Lebensgeschichte der unglücklichen Frau las.

Plötzlich fragte er:

"Kennen Sie Sir Woorman?"

"Ich habe eine Zeit lang in seiner Fabrik gearbeitet, aber ansonsten weiß ich nichts über ihn."

Lord Lister nickte.

War es nicht seltsam, dass diese Frau Briefe von Woorman aufbewahrte, die bereits siebzehn Jahre alt waren?

Er verließ das Haus und ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen.

Er wandte sich an eine Telefonagentur und bat um eine Verbindung mit Detective Inspector Baxter von Scotland Yard.

Das folgende Gespräch wurde geführt:

"Hier Baxter!"

"Hier Raffles!"

"Hm?"

"Machen Sie keine blöden Witze!"

"Leichte Witze werden normalerweise nur von der Polizei gemacht. In der Gerard Street Nr. 17 gibt es eine Leiche. Mrs. Forester ist ermordet worden. Sie sehen also, es wäre viel besser, wenn Sie sich mehr um die Mörder kümmern würden, die in London ihr Unwesen treiben, und weniger Zeit damit verschwenden würden, mich aufzuspüren!"

"Eine Leiche, sagen Sie? Und das haben Sie entdeckt? Was machst du in der Gerard Street? Wo bist du jetzt?"

"Ich befinde mich gerade in einem Telefonautomaten, etwa fünf Minuten von der Gerard Street entfernt. Wenn Sie hierher kommen, mein liebster Baxter, werden Sie mich nicht finden! Machen Sie sich darüber keine Illusionen. Aber Sie werden heute noch mehr zu tun haben! In der Pall Mall Street Nr. 29, zweiter Stock links, wurden zwei Leichen gefunden, die einer Dame und ihres Dienstmädchens!"

"Sie halten uns zum Narren!"

"Keine Frage!"

"Drei Leichen in einer Nacht?"

"Ist das denn so ein Wunder, Inspektor, wenn Sie die ganze Nacht verschlafen haben? Ich habe Ihnen damals mehr als einmal gesagt, Baxter, dass Sie nichts mit einem Kriminalinspektor gemein haben - wie Ihre Uniform.

"Wenn ich Inspektor wäre, würden Sie nicht Raffles heißen! Da ich jedoch nur zu überzeugt bin, dass Sie den Mörder von Mrs. Forester ohnehin nicht finden werden, teile ich Ihnen nun mit, dass ich Ihnen den Mann in vierundzwanzig Stunden übergeben werde. Bonjour!"

Raffles legte das Mikrofon auf.

Mit einem Fluch drehte sich Baxter um.

"Dieser Raffles!" rief er.

Er hob seine Hände zum Himmel.

"Dieser Raffles! Raffles als Detektiv! Das ist lächerlich! Er will London von Mördern säubern! Er will die Faulenzer aufspüren, die mir durch die Lappen gehen! Der Teufel soll ihn holen!"

Nachdem er seinem Ärger auf diese Weise ein wenig Luft gemacht hatte, beauftragte er drei Detektive, ihm mit dem Fahrrad zu folgen.

In halsbrecherischem Tempo fuhren sie nun zur Telefonstation in der Nähe der Gerard Street.

"Haben Sie Raffles gesehen?", fragte der Inspektor den Beamten, der die Telefonzelle bewachte.

"Raffles?"

"Ja - Raffles."

"Keine Spur von ihm!"

"Er war vor einer Viertelstunde hier!"

"Ach komm!"

"'Das ist in der Tat wahr!"

"Ah! Sie meinen doch nicht diesen eleganten jungen Mann, der angerufen hat?"

"Ja, das ist es, was ich meine!"

"Aber er ist längst weg! Aber ein netter Kerl, wenn er Raffles ist, verdammt nett!"

Der Inspektor verschwand stampfend.

Fünf Minuten später war er in der Wohnung von Frau Forester angekommen.

Der Junge, der dort saß, stand mit düsteren, feindseligen Augen auf.

"Da ist der Mann, der den Mord begangen hat!" rief der Inspektor.

"Wie sind Sie hierher gekommen? Was haben Sie hier zu tun? Bald-Antwort-nicht erst daran denken!"

"Wie bin ich hierher gekommen?", antwortete der Junge mit einem verächtlichen Lächeln.

"Denken Sie manchmal, dass der Tod meiner Mutter mich gleichgültig macht?"

"Ist die Tote Ihre Mutter?"

"Ja!"

"Das ändert nichts an der Sache. Wo waren Sie letzte Nacht?"

"Weg!"

"Wohin gegangen?"

"Ich antworte nicht auf diese törichte Unterstellung! Ich war nicht zu Hause und kann daher nicht der Mörder meiner Mutter sein!"

"Das kommt raus! Dann beweisen Sie Ihr Alibi! Wo waren Sie letzte Nacht?"

"In der..."

Er war still.

Würde er erzählen, dass er in das Haus von Sir Woorman eingebrochen war? Und dass er durch das rätselhafte Eingreifen des Detektivs entkommen war?

Er war immer noch still.

Aber Baxter hat nicht viele Komplimente gemacht.

Er ließ den Jungen fesseln und auf die Wache bringen.

Und der Verdacht, den Baxter auf den armen Jungen gelenkt hatte, wurde noch verstärkt, als man bei ihm eine Banknote von hundert Pfund fand, über deren Herkunft er nichts sagen konnte.

Raffles saß gerade in einem Café, als er hörte, dass der Junge verhaftet worden war.

"Das dachte ich mir schon", murmelte er.

Er rief ein Taxi...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7568-3922-2 / 3756839222
ISBN-13 978-3-7568-3922-3 / 9783756839223
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