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Die Gewinner (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
960 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-26628-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Gewinner -  Fredrik Backman
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Björnstadt ist eine kleine Stadt mitten im Nichts der skandinavischen Wälder. Das Leben ist rau und einsam, die Menschen einte nur der gemeinsame Kampf gegen »die dort draußen« und ihre Leidenschaft für den Eishockeyclub. Zumindest bis vor zwei Jahren, als die Geschehnisse einer verhängnisvollen Nacht in einer Katastrophe mündeten. Seitdem geht ein tiefer Riss durch die Gemeinschaft. Nun finden sich alle noch einmal zum großen Finale zusammen. Und während über den Wäldern ein gewaltiger Sturm aufzieht, müssen die Menschen sich fragen, was sie zu opfern bereit sind für ihre Stadt und ihre Familien. Denn Björnstadts Zukunft hängt an einem seidenen Faden ...

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.

Kapitel 2 
Stürme


»Keep it simple.« Das ist ein gewöhnlicher Ratschlag sowohl beim Eishockey als auch sonst im Leben. Mach die Dinge nicht komplizierter, als sie sein müssen, denk nicht zu viel nach, am besten gar nicht. Dieser Rat dürfte vielleicht sogar auch für Geschichten wie diese gelten. Eigentlich müsste sie schnell erzählt sein, denn sie beginnt jetzt und endet in weniger als zwei Wochen, und was sollte innerhalb dieser Zeitspanne in zwei Eishockeystädten schon passieren? Vermutlich nicht gerade viel.

Einfach nur alles.

Das Problem beim Eishockey wie auch sonst im Leben ist nämlich, dass die unkomplizierten Momente eher selten sind. Alle anderen sind ein Kampf. Diese Geschichte beginnt eigentlich gar nicht heute, sondern sie hat schon vor zwei Jahren begonnen, als Maya Andersson von zu Hause wegzog. Sie verließ Björnstadt in südlicher Richtung über die Nachbarstadt Hed. Die beiden Kleinstädte im Wald liegen so dicht beieinander, aber so weit von allen anderen entfernt, dass es ihr vorkam, als emigriere sie. Eines Tages wird Maya davon singen, dass Menschen, die so nahe der Wildnis aufwachsen, diese wahrscheinlich auch in ihrem Inneren spüren, was sich sowohl als Übertreibung als auch als Untertreibung herausstellen wird, denn fast alles, was über uns gesagt wird, ist entweder übertrieben oder untertrieben. Aber wenn du zu Besuch hierherkommen und dich zufällig in die Kneipe »Zum Bärenpelz« verirren solltest und du keine Ohrfeige verpasst kriegst, weil du dumm genug bist, die dortige Wirtin Ramona nach ihrem Alter zu fragen oder um eine verfluchte Zitronenscheibe in deinem Drink zu bitten, erklärt sie dir vielleicht etwas Wichtiges: »Hier im Wald sind die Leute abhängiger voneinander als in den Großstädten. Hier sind die Leute miteinander verbunden, ob sie wollen oder nicht, und zwar so fest, dass, wenn sich ein Idiot zu heftig im Schlaf herumwälzt, einem anderen Idioten am anderen Ende des Ortes das Nachthemd vom Leib rutscht.«

Willst du diesen Ort verstehen? Dann musst du die Verbindungen seiner Bewohner untereinander verstehen und wie alles und alle durch unsichtbare Fäden aus Beziehungen, Loyalität und Schuld miteinander verknüpft sind: die Eishalle und die Fabrik, die Eishockeymannschaft und die Politiker, die Tabellenplatzierungen und das Geld, der Sport und die Arbeitsplätze, die Jugendfreunde und die Mannschaftskameraden, die Nachbarn sowie die Arbeitskollegen und die einzelnen Familien. All das hat uns dazu veranlasst, zusammenzuhalten, um hier draußen zu überleben, aber es hat uns auch dazu verleitet, schreckliche Verbrechen aneinander zu begehen. Ramona wird dir nicht alles erzählen, niemand wird das tun, aber willst du es trotzdem verstehen? Wirklich verstehen? Dann musst du wissen, was uns in diese Situation gebracht hat.

Im Winter vor zweieinhalb Jahren wurde Maya auf einer Party von Kevin Erdahl vergewaltigt, dem besten Eishockeyspieler, den man bis dahin je in dieser Gegend gesehen hatte. Heute spricht natürlich niemand mehr das Wort »Vergewaltigung« aus, man sagt stattdessen Dinge wie »der Skandal« oder »das, was passiert ist« oder einfach »na ja ... du weißt schon«. Alle schämen sich, aber keiner kann vergessen. Die Verkettung der Ereignisse, die auf dieser Party ihren Anfang nahmen, führte letztlich dazu, dass politische Entscheidungen getroffen und Gelder von einer Stadt in eine andere verschoben wurden. Dies wiederum zog einen von schlimmem Verrat geprägten Frühling und Sommer nach sich, dem ein Herbst voller Hass und ein Winter der Gewalt folgten. Es begann mit einer Schlägerei in der Eishalle und endete fast mit Straßenkämpfen. Die Männer in den schwarzen Jacken, von der Polizei als »Hooligans« bezeichnet, von allen in Björnstadt aber nur die »Truppe« genannt, attackierten ihre Feinde drüben in Hed, und die Männer aus Hed konterten, indem sie die Kneipe »Zum Bärenpelz« in Brand steckten. Während des nachfolgenden Rachefeldzugs verlor die Truppe einen jungen Mann, Vidar, der von allen über alles geliebt wurde, bei einem Autounfall. Dieser Unfall bildete den Höhepunkt, die letzte Konsequenz aus den jahrelang währenden Aggressionen, und danach hatte keiner mehr die Kraft weiterzukämpfen. Vidar wurde begraben, zwei Männer aus Hed landeten im Gefängnis, und zwischen den Hooligans wie auch zwischen beiden Kleinstädten wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Bis jetzt hat er einigermaßen gehalten, aber nun erscheint er mit jedem Tag brüchiger.

Kevin und seine Familie zogen fort, und sie werden auch nie wieder zurückkehren, das würde niemand zulassen. Ganz Björnstadt hat sein Bestes getan, um jegliche Erinnerungen an Kevin auszulöschen, und auch wenn es keiner zugeben würde, fiel den Leuten ein Stein vom Herzen, als Maya ebenfalls ihre Koffer packte. Sie flüchtete bis hinunter in die Hauptstadt, begann an der dortigen Musikhochschule ein Studium und wurde fast zu einem anderen Menschen, während allen, die geblieben waren, allmählich der Gesprächsstoff über den »Skandal« ausging, bis es fast so war, als hätte es ihn nie gegeben.

Benji Ovich, Kevins ehemals bester Freund, packte ebenfalls einen Koffer. Allerdings einen bedeutend kleineren als Maya, obwohl er viel weiter wegzog. Sie hatte ein Ziel, er hingegen wollte einfach nur weg. Sie suchte im Licht nach Antworten, er im Dunkel, sie in der Kunst und er auf dem Boden von Schnapsflaschen. Doch keiner von beiden wurde wirklich fündig.

In dem Ort, den sie hinter sich ließen, war Björnstadt Eishockey kurz davor, zugrunde zu gehen, und in einer Kleinstadt, die schon immer unmögliche Träume gehegt hatte, besaß kaum einer mehr die Kraft zu träumen. Peter Andersson, Mayas Vater, hörte als Sportdirektor auf und wandte sich vom Eishockey ab. Die Sponsoren zogen sich zurück, und im gemeinsamen Rathaus von Björnstadt und Hed erwog man sogar, den gesamten Klub stillzulegen und alle finanziellen Mittel und Zuwendungen stattdessen an Hed Eishockey zu transferieren. Erst in letzter Minute wurde Björnstadt Eishockey durch die Beharrlichkeit lokaler Geschäftsleute sowie frisches Geld gerettet. Den neuen ausländischen Betreibern der Fabrik diente der Klub als Mittel zum Zweck, um von der Lokalbevölkerung akzeptiert zu werden, und ein opportunistischer Politiker namens Richard Theo witterte die Chance, Wählerstimmen auf sich zu vereinen. Durch sie konnte gerade noch rechtzeitig genügend Kapital aufgetan werden, um den Untergang des Klubs zu verhindern. Zugleich wurden ehemalige Vorstandsmitglieder ausgewechselt sowie Meetings zur Neugestaltung der Grundwerte des Klubs abgehalten, und schon bald darauf präsentierte man stolz eine völlig neue »Werteordnung«. Werbebroschüren mit der Aufforderung »Björnstadt Eishockey zu sponsern, ist nicht nur ganz einfach, sondern auch richtig!« wurden verschickt. Und allen Widrigkeiten zum Trotz wendete sich das Blatt, zuerst auf dem Eis und dann auch außerhalb. Björnstadts Trainerin Elisabeth Zackell bewarb sich um einen Posten in einem größeren Klub, doch stattdessen bekam ihn der Trainer aus Hed, der daraufhin den Wald verließ und einige seiner besten Spieler mitnahm. Hed stand nun unerwartet ohne Führungsfigur da und verstrickte sich bald in ein Netz aus Intrigen und Machtkämpfen, wie es allen Klubs in einer solchen Situation zu passieren scheint. Währenddessen baute Zackell in Björnstadt eine neue Mannschaft auf, ernannte einen jungen Mann namens Bobo zu ihrem Co-Trainer und versammelte um einen Sechzehnjährigen namens Amat, den sie an die Spitze stellte, eine Räuberbande aus Spielern. Mittlerweile ist Amat achtzehn und der mit Abstand größte Star in der gesamten Region. Ein so großes Talent, dass den ganzen vergangenen Winter hindurch das Gerücht kursierte, er würde für die NHL gedraftet werden und als Profi in die USA gehen. In der gesamten zurückliegenden Saison dominierte er jedes Match, bis er sich im Frühjahr verletzte. Wäre dies nicht passiert, hätte Björnstadt die Liga angeführt und wäre aufgestiegen, davon ist die ganze Stadt überzeugt. Hätte Hed nicht im Gegenzug noch in seinen letzten Spielen auf wundersame Weise gepunktet, wären sie Letzter geworden und abgestiegen.

Was völlig undenkbar schien, als Maya und Benji die Stadt verließen, scheint zwei Jahre später auf einmal nur noch eine Frage der Zeit zu sein: Die grüne Stadt ist auf dem Weg nach oben und die rote auf dem Weg nach unten. Björnstadt scheint jeden Monat mehr Sponsoren hinzuzugewinnen, während es bei Hed immer weniger werden. Außerdem ist die Eishalle in Björnstadt frisch renoviert, während das Dach der Halle in Hed baufällig ist. Die größten Arbeitgeber in Björnstadt, die Fabrik und der Supermarkt, stellen wieder Leute ein. Der größte Arbeitgeber in Hed, das Krankenhaus, streicht hingegen jedes Jahr Stellen. Jetzt ist Björnstadt der reichere Ort, denn hier gibt es Arbeitsplätze, und wir sind die Sieger.

Willst du das alles richtig verstehen? Dann musst du vor allem verstehen, dass es um mehr geht als nur um geografische Verhältnisse. Von oben betrachtet sehen wir vermutlich aus wie zwei ganz gewöhnliche Kleinstädte im Wald – in den Augen mancher kaum mehr als Dörfer –, und das Einzige, was Björnstadt und Hed trennt, ist eine zwischen den Bäumen hindurchführende kurvenreiche Straße. Sie wirkt noch nicht einmal besonders lang, aber man lernt rasch, dass es sich um eine beträchtliche Strecke handelt, wenn man sie bei Minusgraden und Gegenwind zu Fuß in Angriff nimmt, denn hier herrschen fast immer Minusgrade und Gegenwind. Wir hassen Hed, und Hed hasst uns. Selbst wenn wir alle anderen Matches in der gesamten Saison gewinnen, aber in einem einzigen von ihnen geschlagen werden, fühlt es sich an wie ein...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Reihe/Serie Ein Björnstadt-Roman
Ein Björnstadt-Roman
Übersetzer Antje Rieck-Blankenburg
Sprache deutsch
Original-Titel Vinnarna
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Anspruch und Humor • Bestseller aus Schweden • Björnstadt • eBooks • Ein Mann namens Otto • Eishockey • Jonas Jonasson • kritikerliebling • Neuerscheinung • Roman • Romane • Schweden • Skandinavien • Tom Hanks
ISBN-10 3-641-26628-9 / 3641266289
ISBN-13 978-3-641-26628-8 / 9783641266288
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