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Seelenband (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
403 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-7196-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seelenband -  Yola Stahl
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Ein Opfer. Eine Schuld. Ein Geheimnis.

Birke weiß nicht wer sie ist oder woher sie kommt, denn die Bewahrer des Großen Waldes haben ihr altes Leben und sämtliche Erinnerungen daran freiwillig hinter sich gelassen. Doch als sie, um dem Tod zu entkommen, ein Seelenband mit dem Heiler Parlec eingeht, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Denn als Fay gehört sie zu einem gejagten Volk und befindet sich nun auf der Flucht vor unbarmherzigen Feinden. Während sie Parlec immer näher kommt und ihr Gedächtnis Stück für Stück zurückkehrt, muss sie mit Gefühlen kämpfen, die sie selbst nicht versteht. Sieben Sigillen, sieben Erinnerungen, ein großes Geheimnis - und Parlec scheint mehr über sie zu wissen, als er zugeben mag ...

Der Auftakt der Birkenherz-Trilogie.



Yola Stahl (Jahrgang '88) studierte Kommunikations- und Mediendesign und arbeitet als Grafikerin, Illustratorin und Designerin. Sie ist begeisterte Larperin (Live Action Role Play) und schreibt seit 2017 Plot, Charaktergeschichten und Lore für diverse LARP-Hintergründe. Mit einem großen Interesse an Living History, Geschichte und Fantasy liebt sie es immer wieder neue Welten und Charaktere zum Leben zu erwecken. Sie lebt mit ihrer Familie an der schönen Bergstraße.

Yola Stahl (Jahrgang ‘88) studierte Kommunikations- und Mediendesign und arbeitet als Grafikerin, Illustratorin und Designerin. Sie ist begeisterte Larperin (Live Action Role Play) und schreibt seit 2017 Plot, Charaktergeschichten und Lore für diverse LARP-Hintergründe. Mit einem großen Interesse an Living History, Geschichte und Fantasy liebt sie es immer wieder neue Welten und Charaktere zum Leben zu erwecken. Sie lebt mit ihrer Familie an der schönen Bergstraße.

Kapitel 1: BEWAHRER


Birke horchte aufmerksam in die Welt hinaus und der Wind brachte erneut die vage Ahnung von Veränderung und Schicksal mit sich. Der mitschwingende Geruch war schwach, kaum wahrnehmbar, aber trotzdem so markant, dass sie ihn nicht ignorieren konnte.

Es war nicht das erste Mal, dass das Großgewitter diesen seltsamen Hauch mit sich führte. Birke kannte ihn nur zu gut und wie immer fesselte und beunruhigte er sie zugleich. Asteria …, stellte sie missmutig fest, als sie die Windrichtung prüfte. Es kommt aus der Stadt der Sterne zu uns. Schon wieder.

Erneut schlug der aufkommende Sturm ihr den diffusen Geruch ins Gesicht, aber diesmal schwangen zusätzlich Rauch und Blut mit. Der wunderliche Duft legte sich wie eine üble Vorahnung auf ihr Gemüt. Etwas stand bevor und es kam unaufhaltsam näher. Ihre angespannten Sinne glaubten in weiter Ferne Schreie zu hören und der Bewahrerin stellten sich die Blätter auf. Ein nervöses Rascheln fuhr durch ihre Wildholz-Rüstung. Wind und Blut bringen nur Sturm und Wandel, so sagten es zumindest die Deru. Aber Veränderungen gefielen Birke nicht. Als Bewahrerin des Großen Waldes war sie der Beständigkeit verpflichtet. Es war ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass nur die Verzweifelten die Grenze des Baumreiches übertraten. Doch jetzt war jemand hergekommen und es lag an ihr, herauszufinden, wer es war und was ihn herbrachte.

Birke ließ ihre Blätter noch einen Moment in den Böen tanzen und sog erneut den fesselnden Geruch ein. Da lag etwas Lockendes und Verheißungsvolles im Wind, wie ein gefährliches Versprechen, das ein Geheimnis in sich trug und dem sie am liebsten sofort nachgehen wollte. Wie von alleine wanderte ihr Blick zum nahen Waldrand und sehnsüchtig verharrten ihre Augen einen Moment an der dunklen Baumlinie.

Was machst du da, Birke?, fragte sie sich selbst. Die schwarzen Hände der Bewahrerin fuhren ertappt durch ihre eigenen Äste. Dann rutschte sie wieder den Baum hinab, den sie erklommen hatte, und ließ sich elegant auf den Waldboden gleiten. Es war höchste Zeit, an die Arbeit zu gehen.

»Also, was ist los?«, fragte eine knorrige Stimme voller Ungeduld. Das war Kiefer. Der große Bewahrer kam lautlos auf Birke zu und verharrte dann vor ihr. Neben ihm kam ebenso still Haselnuss zum Stehen. Der schmächtige Bewahrer sah sie nervös an und Birke seufzte innerlich tief auf. Sie hatte darauf gehofft, dass die Deru ihr auf den Ruf hin Eibe oder Weide schicken würden. Auch mit Weißdorn und Kirsche wäre sie zufrieden gewesen. Aber Kiefer war unerträglich stur und Haselnuss so ängstlich, dass er als Verstärkung kaum taugte.

»Jemand hat den Streifen betreten«, erklärte Birke an Kiefer gewandt und legte den Kopf in den Nacken, damit sie zu dem großen Bewahrer aufsehen konnte, der sie um fast zwei Köpfe überragte.

»Hmmm …«, brummte Kiefer und blickte jetzt auch in die Richtung, in die Birke eben gehorcht hatte. Haselnuss tat es ihm gleich und er schreckte bei dem Geruch von Rauch kurz zusammen. Seine Blätter raschelten leise.

»Anthari oder Aresar? Und wie viele?«, wollte Kiefer wissen und strich sich die ausgeblichenen Nadeln an der Schläfe mit einer harzenden Hand glatt. Die Wunde in seiner Rinde war vom letzten Kampf an der westlichen Grenze und noch immer nicht verheilt. Birke verkniff sich den Kommentar, dass er die Verletzung endlich von einem Wucherwerk-Bewahrer behandeln lassen sollte, bevor er sich einen Fäulnispilz oder etwas Schlimmeres einfing. Aber die störrische Kiefer würde sowieso nicht auf sie hören.

»Ich weiß es nicht genau«, meinte Birke und rümpfte die Nase. »Der verdammte Rauch schlägt mir auf die Sinne. Es könnte nur ein Anthari sein, aber außerhalb des Waldes sind auf jeden Fall noch mehr. Deshalb wollte ich nicht alleine gehen.« Haselnuss nickte ihr zustimmend zu. Er lauschte wieder kurz.

»Und sie kämpfen«, wisperte er. »Ich höre das Metall und die Schreie.«

»Streit unter Anthari geht uns nichts an!«, knurrte Kiefer. »Schick ein paar Dornruten-Schläger und lass die sich darum kümmern.«

»Aber jemand von den Anthari ist im Streifen!«, wiederholte Birke. Sie hatte befürchtet, dass sie mit Kiefer über die Sache diskutieren musste und das kostete sie wertvolle Zeit. Wenn die Dornruten-Schläger einen Anthari in ihre Klauen bekamen, würden außer ein paar roten Flecken im Moos nicht mehr viel von ihm übrigbleiben. Ungeduldig verlagerte Birke das Gewicht. »Vielleicht ist es jemand, der unsere Hilfe braucht und den Übergang gewählt hat«, gab die Bewahrerin zu bedenken. »Wenn er auf der Flucht ist, wird er im Streifen nicht lange überleben!« Sie strich sich betont langsam einen kleinen Zweig mit hellgrünen Blättern aus dem schwarz-weiß gemusterten Gesicht und zog herausfordernd eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Und ich will Pyrid oder Dornblatt nicht erklären müssen, warum wir einen möglichen Bewahrer verloren haben. Du etwa?« Bei der Erwähnung des Himyras und der chronisch schlecht gelaunten Baumring-Chronistin zuckte Kiefer kurz zusammen. Birke wusste, dass sie das richtige Druckmittel gewählt hatte. »Wir müssen es uns wenigstens mal anschauen gehen, nur ganz kurz«, schob sie nach.

»Na schön!«, schnaubte Kiefer missmutig und setzte sich in Bewegung. Ohne ein Wort folgte ihm der andere Bewahrer. Birke seufzte leise und lief den beiden dann hinterher.

Sie fragte sich oft, was Kiefer und Haselnuss aneinanderband. Wie bei allen Bewahrern hatte das Wasser der Erneuerung sämtliche Erinnerungen an ihr früheres Leben getilgt, aber manche Dinge vermochte selbst der Zauber des grünen Sees nicht auszulöschen. Ob sie mal Kampfgefährten gewesen waren? Oder miteinander verwandt? Hatten sie sich vielleicht geliebt? Aber die beiden wussten es nicht mehr und Birke hatte auch keine Ahnung. Kiefer und Haselnuss waren schon lange vor ihr hier gewesen und nicht sehr gesprächig. Sie schätzte den großen Bewahrer auf einen Mann von mindestens vierzig Sommern und den anderen auf Mitte dreißig. Und ich selbst … Wenn sie angestrengt versuchte, sich unter ihrer Birkenrinde ein Anthari-Gesicht vorzustellen, dann war sie vielleicht so alt wie Haselnuss, möglicherweise ein bisschen jünger. Zumindest vermutete Birke das.

Ihre Erinnerung an die erste Zeit im Großen Wald war überschattet vom Zauber des Sees und dahinter lag nur Vergessen. Je mehr Birke versuchte, in Gedanken zurückzugehen, umso stärker wurde der Widerstand der magischen Barriere in ihr, bis sie stechende Kopfschmerzen bekam und es aufgab. Aber ich habe mein altes Leben ja freiwillig hinter mir gelassen und es gab sicher gute Gründe dafür, überlegte sie.

Flüchtig warf die Bewahrerin einen Blick auf die magischen Sigillen, die sich über ihren in Blätter gehüllten, rechten Arm zogen. Sieben Siegel, die sieben Erinnerungen an ihr altes Leben verschlossen hielten. Aus irgendeinem Grund vermochte der Zauber des Sees ihre Vergangenheit nur wegzusperren, aber nicht sie komplett zu zerstören. Birke war sich nicht sicher, ob das ein tröstender oder beunruhigender Gedanke war. Stundenlang hatte sie schon darüber gerätselt, was die seltsamen Symbole bedeuten könnten. Sie hatte natürlich ihre Siegel mit denen von Eibe verglichen, um einen Hinweis in Ähnlichkeiten zu finden. Aber jedes der verschachtelten Zeichen sah unterschiedlich aus und Birkes Sigillen hatten kaum Gemeinsamkeiten mit denen von Eibe. Und als die andere Bewahrerin bemerkt hatte, was Birke da tat, war sie natürlich ganz und gar nicht begeistert gewesen.

»Was interessieren dich die Dinge aus einem vergangenen Leben, wenn du hier ein neues bekommen hast?«, hatte sie streng gefragt. »Sieh nicht zurück, Birke. Sieh nicht zurück!« Ja, Eibe hatte recht, so wie immer, und Birke schämte sich für ihre Neugier. Der Große Wald und Pyrid hatten ihr einen Neuanfang geschenkt und es war undankbar, diese Möglichkeit zu hinterfragen. Es ergab keinen Sinn, dass sie immer wieder an dem Zauber kratzte, um vielleicht doch einen Blick auf die Erinnerungen dahinter zu erhaschen. Sieh nicht zurück … Birke schüttelte energisch ihr Laub, als versuchte sie etwas aus ihren Blättern rieseln zu lassen und schloss schnell zu Kiefer und Haselnuss auf.

Sie liefen still und zügig dem Fluss entgegen. Hier im Grenzgebiet wurde der Wald immer lichter und durch das Laub der knorrigen Äste fiel sogar etwas Sonnenlicht auf den Waldboden. Alles schien friedlich zu sein, doch es herrschte eine seltsame Stille, die Birke bedrohlich vorkam. Die uralten Bäume flüsterten nicht miteinander und das ließ sie noch vorsichtiger werden.

Die drei Bewahrer bewegten sich absolut lautlos und unnatürlich schnell durch den Wald. Ihre Füße schienen kaum den Boden zu berühren. Selbst der große Kiefer drückte mit seinen schweren Rindenstiefeln nicht mal das Moos unter ihm ein. Außer den Geräuschen der Bäume konnte Birke jetzt nichts mehr hören. Keine Schreie, kein Metall, nur der Wald und der nahe Fluss waren da. Sie warf einen raschen Blick zu Haselnuss, um herauszufinden, ob es ihm mit seiner Wahrnehmung ähnlich erging, doch sie konnte aus seinem braunen, ausdruckslosen Gesicht nichts herauslesen. Der Geruch von Rauch war mittlerweile so deutlich, dass ihn jeder Anthari ohne die geschärften Sinne der Bewahrer hätte wahrnehmen können. Doch im Ruß schwang zusätzlich der eigentümliche Duft von blutgetränkter Erde mit und darunter mischten sich die Gerüche des Flusses. Nasse Steine, ein sumpfiger Schilfgürtel und wasserumspielte Wurzeln trafen auf Birkes Sinne.

Die Seva war an dieser Stelle relativ schmal und seicht, fast wie eine Furt, wenn irgendjemand vorgehabt hätte,...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2022
Reihe/Serie Birkenherz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Childhood friends to lovers • episch • Fantasy • forced proximity • High Fantasy • Kapitel Illustrationen • Magie • New Adult • Queer • Romance • Romantasy • soulmates
ISBN-10 3-7546-7196-0 / 3754671960
ISBN-13 978-3-7546-7196-2 / 9783754671962
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