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Das Haus Zamis 47 (eBook)

Das Labyrinth des Schicksals

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3657-2 (ISBN)

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Das Haus Zamis 47 - Logan Dee
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Komm, lockte die Stimme. Es war eine andere als die, die ich seit Kalis Kuss vernommen hatte, und ich konnte mich ihr nicht verschließen.
Der Weg vor mir verengte sich zu einem tunnelförmigen Schlund. Der Boden unter meinen Füßen war glitschig und schleimig. Jeden Moment drohte ich auszurutschen.
Schau nicht nach unten, Coco. Schau nicht nach oben.
Ich stieß gegen eine fleischartige Wand. Links und rechts von mir öffneten sich zwei lippenartige Scharten. Ich wusste selbst nicht, warum ich die linke wählte. Mit den Händen zog ich die wulstigen Wandlippen auseinander, bis der Spalt so breit geworden war, dass ich mich hindurchquetschen konnte ...

Zusammen mit Adalmar und Lydia betritt Coco das unheimliche Labyrinth, das Madame Estelle seit zwei Jahrhunderten versteckt gehalten hat. Obwohl Coco wachsam bleibt, verliert sie ihre Geschwister aus den Augen ... und ist dem Schicksal hilflos ausgeliefert!


1. Kapitel


Automatisch setzte ich einen Fuß vor den anderen. Zugleich erfasste mich eine unendliche Trauer. Mit jedem Schritt wurde sie größer. Lydia und Adalmar. Gerade erst hatte uns das Schicksal wieder zusammengeführt. Nicht, dass mir die beiden in der kurzen Zeit unseres Wiedersehens ans Herz gewachsen wären.

Aber sie gehörten zu meiner Familie.

Waren Teil meiner Vergangenheit.

Und nun wurden sie mir abermals entrissen.

Zugleich hörte ich einen Laut. Er klang wie das Schlagen eines Herzens. Zugleich veränderten sich die Lichtverhältnisse. Es wurde plötzlich dunkel.

Ich hatte das Gefühl, mich unter der Wasseroberfläche in der Dämmerzone eines Ozeans zu befinden. Von den Wänden ging nur noch ein kaum wahrnehmbares Leuchten aus. Sie schienen transparent zu sein. Seltsam, von außen hatte der Irrgarten wie ein gewöhnliches Heckenlabyrinth ausgesehen. Die Struktur in seinem Inneren war eine ganz andere. In den durchsichtigen Wänden konnte ich schwache Lichtreflexe ausmachen. Irgendetwas daran flößte mir Angst ein.

Was hat es mit ihnen auf sich?, fragte ich in Gedanken.

Kümmere dich nicht um sie, antwortete die Stimme. Früher oder später wirst du es ohnehin herausfinden. Fürs Erste konzentriere dich allein auf den Weg. Lass dich nicht von ihm abbringen!

Schließlich hatte ich das Ende des Ganges erreicht. Ich stieß gegen eine fleischartige Wand. Doch noch ehe ich überhaupt an Umkehr denken konnte, öffneten sich links und rechts von mir zwei lippenartige Scharten.

Ohne zu zögern, wählte ich die linke – ich vermochte selbst nicht zu sagen, warum.

Mit den Händen zog ich die wulstigen Wandlippen auseinander, bis der Spalt so breit geworden war, dass ich mich hindurchquetschen konnte.

Ich erinnere mich ...

»Coco, komm spielen« ... Ein heiseres Bellen folgte den Worten.

Ich stürmte zum Fenster und schaute hinunter auf den Hof.

»Wirst du wohl still sein, Rupi!«, schimpfte ich. Er konnte vom Glück reden, dass mein Patenonkel ausgeflogen war. Wie so oft hatte er mich allein zurückgelassen. Seitdem meine Freundschaft zu einem Menschen – Rupert Schwinger – aufgeflogen war, hatten mein Onkel und die Hexe die Daumenschrauben angezogen.

Sie ließen mich kaum mehr aus den Augen, geschweige denn, dass ich das Burggelände verlassen durfte. Magische Augen beobachteten jeden meiner Schritte – selbst wenn meine beiden Peiniger nicht anwesend waren.

Ich war eine Gefangene – da machte ich mir nichts vor.

Dass Rupi aufgetaucht war, machte mich glücklich. Wenigstens einer, dem ich etwas bedeutete. Allerdings verhieß sein Besuch Ärger. Falls meine Kerkermeister davon Wind bekamen ...

So schnell ich konnte, rannte ich die Treppen hinab und lief auf Rupi zu.

Er wedelte glücklich mit dem Schwanz und kläffte ausgelassen.

»Wirst du wohl still sein«, tadelte ich ihn lächelnd und erlaubte, dass er an mir hochsprang. Dabei löste sich eine Pfote.

Rupi bemerkte es nicht einmal, während mir wieder einmal schmerzhaft bewusst wurde, dass er kein lebendiges Wesen war.

Er war nur ein Ersatz.

Und ich war seine Schöpferin. Ich hatte ihn erweckt, weil ich meine Einsamkeit nicht mehr ausgehalten hatte. Auf meinen Streifzügen im Burgpark hatte ich eines Abends einen toten Fuchs entdeckt. Er war an der Tollwut verendet. Augenblicklich war mir die Idee gekommen, ihn sozusagen als Basis zu verwenden.

Schon als kleines Mädchen hatte ich mir einen Hund gewünscht, aber nie einen besessen.

Auch damit war ich ins Fettnäpfchen getreten und hatte mich eindeutig als schwarzes Schaf meiner Familie geoutet.

»Wie kannst du nur!«, hatte meine Mutter mich gescholten, das Gesicht verzerrt vor Ekel. »Hunde sind für Menschen gedacht, von ihnen gezüchtet, um ihnen zu Willen zu sein. Es sind widerliche, speichelleckerische Geschöpfe!«

»Ich will trotzdem einen Hund! Einen süßen, kleinen Cockerspaniel zum Schmusen!« Um meine Worte zu unterstreichen, hatte ich mit dem Fuß aufgestampft. Es geschah nicht oft, dass ich meiner Mutter zu widersprechen wagte. Meistens setzte es dafür Prügel.

Auch jetzt bekam ich links und rechts zwei Ohrfeigen verpasst, dass mir die Backen glühten.

Ich schrie auf und schützte mein Gesicht vor weiteren Schlägen.

»Mach, dass du auf dein Zimmer kommst!«, befahl Mutter. Ich lief an ihr vorbei nach oben und warf wütend die Tür hinter mir zu.

Später klopfte es. Lydia und Adalmar standen auf der Schwelle.

Misstrauisch schaute ich sie an. Lydia drangsalierte mich, wo sie nur konnte. Ich traute ihr nicht über den Weg.

»Mutter hat erzählt, dass du einen Hund willst, Coco«, sagte meine Schwester mit freundlichstem Lächeln.

»Jawohl, einen Cockerspaniel«, bestätigte ich trotzig.

»Einen Cockerspaniel können wir dir leider nicht bieten«, schaltete sich mein Bruder Adalmar in das Gespräch ein. »Aber wie wär's mit einem Rauhaardackel?«

Ich versuchte mir vorzustellen, wie ein Rauhaardackel aussah, es gelang mir jedoch kaum. Aber schön, irgendein Hund war immerhin besser als kein Hund. Außerdem vertraute ich Adalmar. Zumindest mehr als Lydia.

»Abgemacht, wir treffen uns heute Nacht im Garten – zur Geisterstunde«, sagte Lydia. »Dann bekommst du deinen Hund. Aber zu niemandem ein Wort, verstanden?«

Ich nickte.

Jedenfalls stand ich pünktlich um Mitternacht im Garten. Lydia und Adalmar erwarteten mich schon.

»Wo ist der Hund, den ihr mir versprochen habt?«, fragte ich enttäuscht, als ich sah, dass sie mit leeren Händen gekommen waren.

»Den holen wir uns jetzt«, antwortete Lydia. »Halt jetzt den Mund, damit uns niemand hört, und folge uns einfach.«

Die beiden gingen voran, öffneten das hohe Gartentor, das unser Anwesen von der Außenwelt abschnitt, und gaben mir mit ihren Gesten zu verstehen, dass ich mich beeilen sollte. Auf dem Bürgersteig beschleunigten wir unsere Schritte. Niemand war so spät abends noch unterwegs. Wahrscheinlich hätte man uns sonst angesprochen, was wir Kinder zu nachtschlafender Zeit hier draußen zu suchen hätten.

Lydias und Adalmars Ziel lag nur wenige Häuser weiter. Es befand sich auf der anderen Straßenseite und gehörte der alten Witwe Kneisel. Ein verwunschen wirkender Kräutergarten verbarg das dahinter liegende, windschiefe Haus.

Es gab nicht wenige, die glaubten, dass die alte Kneisel eine Hexe sei. Einmal hatte ich heimlich beobachtet, wie sich eine ganze Anzahl Schulkinder zusammengerottet hatte, um vor ihrem Haus Schabernack zu treiben. Sie warfen mit Knallfröschen und Steinen.

Dazu schrien sie Spottverse. Als ich Mutter einmal fragte, ob es sich bei der alten Kneisel wirklich um eine Hexe handelte, schalt sie mich eine dumme Gans. »Natürlich ist sie keine Hexe. Sie ist ein Mensch, aber unter ihresgleichen nicht allzu wohlgelitten. Uns soll es recht sein – dann wird jedenfalls die Aufmerksamkeit nicht auf uns gelenkt.«

Ich fragte mich, ob die Menschen wirklich so dumm waren und echte Hexen nicht von unechten unterscheiden konnten.

Wir umrundeten das Haus und überkletterten die niedrige Bruchsteinmauer. Trotz der Aussicht auf einen Hund wurde mir zusehends mulmiger zumute. Falls unsere Eltern erfuhren, was wir hier trieben, würde es eine gehörige Abreibung geben. Es galt als Tabu, unnötig die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen. Erst recht, wenn diese in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnten.

Adalmar und insbesondere Lydia schienen keine derartigen Skrupel zu haben. Zielstrebig schritt Lydia voran, bis sie auf ein angelehntes Fenster stieß.

»Wusste ich's doch, die Alte lässt das Fenster jeden Abend offen stehen!«, flüsterte sie zufrieden.

Adalmar zog etwas aus der Tasche und grinste breit.

»Jetzt schnappen wir uns den kleinen Köter!«

Dafür, dass er so respektlos von meinem Hund sprach, hätte ich ihm am liebsten die Augen ausgekratzt.

Aus dem Innern des Hauses war ein Geräusch zu hören. Ein unterdrücktes Bellen, das im nächsten Moment in ein leises Winseln überging.

Dann drückte sich ein kleines Fellknäuel durchs Fenster. Zwei nachtschwarze Augen funkelten uns an, die feuchte Nase schnüffelte erregt, und der kurze Schwanz wedelte freudig hin und her.

»Feiner Hund«, lobte Adalmar und hielt ihm etwas hin. Jetzt erkannte ich, dass es Würstel waren. Wahrscheinlich hatte mein Bruder den verheißungsvollen Geruch durch einen Zauber noch zusätzlich verstärkt.

Der Hund war jedenfalls völlig begeistert und ließ sich mühelos vom Haus weglocken.

Er lief mit uns mit, als hätte er schon immer zu uns gehört.

Doch statt nach Hause führte uns Lydia in einen anderen Nachbargarten.

Zugleich drückte mir Adalmar die Würstel in die Hand.

»Ich will nach Hause«, quengelte ich. Die Situation gefiel mir nicht. Trotzdem siegte meine Faszination, was meinen neuen Begleiter anging. Ich kniete...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3657-3 / 3751736573
ISBN-13 978-3-7517-3657-2 / 9783751736572
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