Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Zehn Leben -  Fiona Winther

Zehn Leben (eBook)

Die Krieger
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-121-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Was, wenn der Dritte Weltkrieg unmittelbar bevorsteht, und keiner weiß davon? Julian Koshien ist Elitesoldat einer geheimen Organisation, die einst mit dem Ziel gegründet wurde, den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Die wichtigste Waffe ist ein militärisches Geheimprojekt - eine Substanz, die Soldaten unnatürlich resilient macht. Jahrzehnte später weisen Spuren in Israel darauf hin, dass ein Forschungslabor mit einem ähnlichen Stoff experimentiert. Dahinter steckt ein gefährlicher Auftraggeber, der Hitlers Weltherrschaftspläne zu Ende führen will. Ein wahnsinniger Demagoge, der plant, eine unangreifbare Armee aufzubauen, um Regierungen zu stürzen und eine neue totalitäre Welt zu erschaffen. Für Julian und den Circle beginnt ein Wettkampf um den einzigen Menschen, bei dem das experimentelle Mittel Wirkung zeigt - die unheimliche Siedah Stevenson.

Schon als Jugendliche empfand Fiona Winther große Lust am Erzählen. Sie ist seit ihrem 20. Lebensjahr als dystopische Schriftstellerin tätig. 2015 erschien ihr autobiografisches Buch: »Wie Schicksalsschläge zu bewältigen und zu verarbeiten sind«. Mit ihrem Engagement für Menschen in Ausnahmesituationen wurde sie 2015 zur Frau des Jahres nominiert. Für ihren neuesten Dystopie-Roman betrieb sie fünf Jahre lang intensive Recherche. Die Nachforschungen führten sie von Forschungs- und Dokumentationszentren über etliche Museen zum Thema Holocaust und Juden, bis zum Konzentrationslager in Mauthausen und nach Berlin. Aus dieser Untersuchung resultierte schließlich die Idee zu »Zehn Leben - Die Krieger«. Fiona Winther wurde in Linz geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren vier Katzen in der Nähe von Wien. Sie ist im Bereich Marketing und Kommunikation tätig.

ISRAEL, SHARAJZEM, JULI 2021

Die Britin Siedah Stevenson wollte mit dieser Krankheit nicht mehr leben. Ihr Zustand verschlechterte sich stetig und bald würde sie im Rollstuhl sitzen, das war ihr bewusst. Für sie war alles, was nur im Ansatz Hilfe versprach, nützlich und zu verlieren hatte sie nichts.

Es war an einem heißen Sommerabend im Juli, als sie zum ersten Mal von einer besonderen Studie gehört hatte, die der Pressesprecher des Pharmakonzerns Zweyg Pharmaceutical anpries. Bei der neu entwickelten Form der Zellinjektion sollte das Immunsystem die Zellen nicht mehr als Fremdkörper ansehen. Damals hatte Siedah gedacht: »Was für ein Wunder. Damit kann ich geheilt werden!«

Sie fand ihren Wunderdoktor in Israel – in Sharajzem – in einer Klinik. Bei Dr. Shimon Nagazir hoffte sie auf Heilung. Per Skype hatte der Arzt die Patientin Siedah Stevenson rasch überzeugt. Schnell war die Anzahlung für die Studie beglichen gewesen und kurze Zeit später hatte sie sich zum ersten Mal in der Klinik eingefunden.

Jetzt saß sie, wie jeden Morgen, im Café Bezal, schlürfte Tee und verzog die Mundwinkel.

»Wie dumm von mir«, murmelte sie, »dass ich wieder dieses entsetzliche Gesöff bestellt habe.«

Sie nahm ihren Fächer und verursachte durch schnelles hin- und her-Wedeln einen Luftzug, der ihr heißes Gesicht abkühlte. Siedah litt in hohem Maße unter der drückenden Schwüle, welche hier zurzeit herrschte – dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, dieses für sie entsetzliche Getränk zu trinken und ein Brötchen zu verspeisen. Im Anschluss machte sie sich mit ihrem Gehstock, dessen Handgriff mit einer Silberkugel geschmückt war, auf den Weg in die Klinik. Mit dem Fächer bewaffnet mühte sie sich jeden Tag durch die engen Gassen von Sharajzem. Sie liebte diese Stadt, die alt und doch so lebendig war und direkt am Meer lag.

»Solange ich noch gehen kann, werde ich gehen«, hatte sich die junge erkrankte Frau geschworen. Ein Taxi kam morgens nicht in Frage. Erst am Abend nach der Therapie, wenn sie von den Infusionen erschöpft war, ließ sie sich in ihre kleine Pension zurück chauffieren, wo sie untergebracht war. In der Klinik von Dr. Nagazir wollte sie nicht bleiben. Zu viele Kranke um sie herum machten sie nur noch kränker. Und schließlich musste sie ohnehin allein für die Kosten aufkommen.

Seit ein paar Tagen hatte sie eine Veränderung an sich bemerkt. Sie litt unter Herzrasen. Aber, schloss Siedah, das konnte eine Nebenwirkung des Medikaments X23y sein, und sie fühlte sich gut. Richtig gut. Ihre Haut war glatt und die Sorgenfältchen im Gesicht verschwanden immer mehr. Ja und heute Morgen – sie glaubte es noch immer nicht – hatte sie ohne Stock aus dem Bett steigen können. Federleicht. Es kam ihr vor, als würde sie aufrechter gehen, kein krummer Rücken mehr – es musste so sein, mit 34 Jahren wuchs man nicht mehr. Dabei musste sie sogar lächeln. Dass sie aufrechter ging, hatte dazu geführt, dass ihre Hosen plötzlich zu kurz waren. Dr. Nagazir meinte, alles sei in bester Ordnung mit ihr.

Sie kämmte langsam durch ihr kurzes blondes Haar – wie schön es doch war, und so dicht. Sie hatte schlichtweg in der Früh keine Lust, sich eine halbe Stunde zu stylen. Sie hätte gern einen Undercut gehabt. Verrückt war sie schon immer gewesen. Doch mit dem Stock, der zwar sehr speziell war mit seiner Silberkugel und ihre Gangunsicherheit etwas vertuschen sollte, reichte selbst die durchgeknallteste Frisur nicht, um ihre Krankheit zu verstecken. So blieb beim Frisör eben nur das längere Haar am Oberkopf, das sie gescheitelt trug. Interessiert betrachte sie ihre Augen. Sie hatte eine braune Iris gehabt, keine graue. Egal. Es ging ihr gut. Das Medikament schien seine Wirkung zu zeigen. Gut gelaunt erhob sie sich und sah aus dem Fenster.

»Was für ein schöner Tag«, jubelte Siedah und schaltete Radio Israel ein. Dort dröhnte gerade New Orders »Blue Monday«. Ein britischer Song, bei dem sie sich veranlasst sah, lauter zu drehen und mitzusingen. »Die Sonne scheint, es hat noch angenehme Temperaturen und die Stadt wartet auf mich. Und das Beste: Heute nur ein Arzttermin.«

Schnell zog sie Jeans und T-Shirt an, packte ihre Sachen in eine Umhängetasche und machte sich auf den Weg zu einer Shopping-Tour. Sie bemerkte dabei nicht die Person, die sie beobachtete.

Die Warriors waren in der Nacht gelandet, saßen nun im Café Bezal und warteten. Ab und an kämpfte Julian noch mit der ein oder anderen Verletzung, aber im Großen und Ganzen fühlte er sich gut. Lucas kaute an einem Brötchen und Gabrielles Blick wanderte belustigt durch die Runde. Sie schüttelte den Kopf und amüsierte sich über Lucas’ schier unersättlichen Appetit. Alle warteten auf Ethan, der noch immer im Haus, das der Circle für sie angemietet hatte, Unterlagen über Siedah ausdruckte, die sie vor einer Stunde vom Circle erhalten hatten.

»So einen Job«, bemerkte Elias nachdenklich und blätterte die Seiten noch einmal durch, »hätte ich auch gerne.«

»Wieso?«, wunderte sich Lucas. »Siedah Stevenson ist Musikjournalistin.«

»Eben«, antwortete Elias. »Sie hört den ganzen Tag Musik. Toller Job.«

»Das glaube ich nicht«, kam als Widerspruch. »Ich denke, sie muss sich jede Art von Musik anhören, ob sie ihr gefällt oder nicht.«

Julian holte tief Luft und räusperte sich. »Erstens ist sie nicht Musikjournalistin, sondern sie sitzt bei ›London Music‹ und ist dort die Assistentin des Chefredakteurs. ›London Music‹ ist ein britisches Musikmagazin und hat sich auf Jungtalente spezialisiert. Praktisch ein gedrucktes ›The X Factor‹. Jungmusiker werden vorgestellt, ihre Songs entweder gelobt oder vernichtet.« Genervt blätterte er in der aktuellen Tageszeitung und ärgerte sich, dass Ethan noch immer nicht fertig war.

»Lucas, schick mal ein Demo von deinen Songs hin«, amüsierte sich Gabrielle und formte ihren dunklen Lockenkopf neu. »Du spielst gerne Gitarre und singst auch. Also … das ist deine Chance. Ihr gründet eine Band! Das ist es.«

»Und die soll welche Musik spielen und sich wie nennen?« Lucas versuchte, sich durch die wirren Gedanken seiner Kollegin zu orientieren.

»Naja,« meinte diese, »wie wäre es mit ›The Pinballs‹?«

Lucas rollte mit den Augen. Julian sagte gar nichts. Ihn strengten solche Gespräche an.

Nach einer Weile gesellte sich endlich Ethan mit den Unterlagen zu ihnen.

»Hier der gesamte Ausdruck.« Seine Stimme war dunkel und grimmig. »Sie befindet sich nach wie vor in Phase Eins.« Er sah durch die Runde. »Aber das wussten wir bereits. «

Ethan reichte allen die Fotos von Siedah Stevenson weiter. Eine Bedienung kam und begrüßte ihn freundlich mit »Shalom.«

»Shalom, Nelly.« Die charmante Art des Mannes ließ die junge Frau erröten. Er zwinkerte ihr zu und gab ein Zeichen auf ihr Namensschild.

Lucas rollte mit den Augen, Nelly lächelte verlegen und nahm schließlich dessen Bestellung von Julian entgegen, der als einziger der Sprache mächtig war. Einen frischgepressten Fruchtsaft und Tee, dazu Eier, Käse, Brot sowie Oliven und Butter. Es hatte zwar nicht alle Zutaten eines richtigen israelischen Frühstücks, konnte aber dennoch als solches bezeichnet werden.

»Also, sie dürfte in Phase Eins sein.« Ethan kaute genüsslich die gestohlene Weintraube von Lucas. »Sie wächst, wird optisch jünger und ist deutlich besser bei Kräften. Und, wie gesagt, sie geht ohne …«

Gerade als Ethan seinen Satz beenden wollte, kam eine hochgewachsene Frau auf sie zu. Unheimlich, grazil, mit stechend grauen Augen und einem Blick, der erschreckend auf die Warriors gerichtet war. Siedah Stevenson war nicht gekommen, sie war erschienen.

»… Ohne diesen verrückten Gothic-Stock!«, beendete Lucas den Satz.

Alle starrten erschrocken auf die Gestalt, derentwegen sie sich hier in Israel befanden. Siedahs Auftreten verwirrte die Truppe. Sie wussten, dass sie jeden Morgen das Café besuchte, aber ihr Aussehen, ihre grauen Augen und ihre Größe verschlug ihnen die Sprache. Sie war deutlich größer als die anderen weiblichen Warriors.

»Das ist unheimlich«, entfuhr es Lucas, der sich entsetzt auf die Stirn griff.

»Sie ist …« Ethan suchte nach den richtigen Worten. »Extrem groß und ihre Augen sind anders …«

Geisterhaft wandelte Siedah durch die Menge, den Blick stets und starr auf die fünf Männer gerichtet. Abrupt blieb sie stehen. Wie eine Statue, unwirklich und so vollkommen, als sei sie nicht von dieser Welt.

»Wer bist du?«, dachte Julian, der eine...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-99139-121-X / 399139121X
ISBN-13 978-3-99139-121-0 / 9783991391210
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 2,5 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Kurzgeschichten

von Katrin Sobotha-Heidelk

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75
Bürde des Gleichgewichts

von Claire Pavel

eBook Download (2024)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 7,80