Der Untergang von Númenor und andere Geschichten aus dem Zweiten Zeitalter von Mittelerde (eBook)
432 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11985-5 (ISBN)
J.R.R. Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren. Er gilt als einer der angesehensten Philologen weltweit, vor allem ist er jedoch als Schöpfer von Mittelerde und Autor des legendären Der Herr der Ringe bekannt. Seine Bücher wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt und haben sich weltweit millionenfach verkauft. Ihm wurde ein Orden des Britischen Empire (CBE) und die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen. Er starb 1973 im Alter von 81 Jahren.
J.R.R. Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren. Er gilt als einer der angesehensten Philologen weltweit, vor allem ist er jedoch als Schöpfer von Mittelerde und Autor des legendären Der Herr der Ringe bekannt. Seine Bücher wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt und haben sich weltweit millionenfach verkauft. Ihm wurde ein Orden des Britischen Empire (CBE) und die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford verliehen. Er starb 1973 im Alter von 81 Jahren. Alan Lee, geboren am 20. August 1947 in Middlesex (England), ist mit seinen Illustrationen von Mittelerde den Tolkienfans rund um den Erdball bekannt. Für seine Entwürfe zur Verfilmung von »Der Herr der Ringe« erhielt er 2004 einen Oscar.
Vor dem Zweiten Zeitalter
J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe hatte seine Grundlage in dem Buch, das wir heute als Das Silmarillion kennen und das 1977 in der akribischen und einfühlsamen Zusammenstellung durch seinen Sohn Christopher der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Der Band fasste die gesamte Schöpfung Mittelerdes und seinen Übergang von einem Zeitalter der Mythen zu einer Zeit zusammen, in der Geschichten zu Geschichte werden – inspiriert, wie der Autor sagen würde, von seiner »grundsätzlichen Leidenschaft … für Mythen (nicht Allegorien!) und Märchen, vor allem, auf dem schmalen Grat zwischen Mär und Historie, für Heldensagen, von denen es auf der Welt für meinen Appetit viel zu wenig (mir Zugängliches) gibt«.
Im Jahre 1951, lange vor der Veröffentlichung des Silmarillion mit seinen Erzählungen aus dem Ersten Zeitalter von Mittelerde – und sogar noch bevor Der Herr der Ringe in die Hände eines Lesepublikums gelangte – schrieb Tolkien an Milton Waldman, einen ihm wohlgesinnten Lektor, über das Ausmaß seiner Ambitionen als Geschichtenerzähler:[1]
Lachen Sie nicht! Es gab aber eine Zeit (seither bin ich längst kleinlauter geworden), da hatte ich vor, eine Sammlung von mehr oder weniger zusammenhängenden Sagen zu schaffen, die von den großen, kosmogonischen bis hin zum romantischen Märchen reichen sollten – die größeren auf den kleineren aufruhend, den Boden berührend, die kleineren um den Glanz des weiten Hintergrundes bereichert –, ein Werk, das ich einfach meinem Lande, England, widmen könnte. Es sollte im Ton und Charakter so sein, wie ich es mir wünschte, ein wenig kühl und klar, mit einem heimischen »Anhauch« (vom Himmel und der Erde des Nordwestens, das heißt Englands und der hiesigen Teile Europas, nicht Italiens oder der Ägäis und schon gar nicht des Ostens); und zwar sollte es (wenn mir dies gelänge) die helle, ungreifbare Schönheit besitzen, die manchmal »keltisch« genannt wird, obwohl sie sich in echten altkeltischen Dingen nur selten findet, aber doch »erhaben« sein, vom Niedrigen gereinigt und dem erwachseneren Geiste eines lange in Poesie gewiegten Landes gemäß. Ich wollte manche der großen Erzählungen ganz ausführen, für viele andere aber nur ihren Platz im Zusammenhang bestimmen und es bei Skizzen belassen. Die Zyklen sollten zu einem majestätischen Ganzen verbunden sein und doch für andere Geister und Hände Raum lassen, die Farbe, Musik und Bewegung hinzutun könnten. Absurd!
Ambitioniert, gewiss, aber – zum Glück für uns –, nicht so absurd, wie Tolkien es sich in seinen frustrierten und zweifelnden Momenten vorstellte, und es war ein Konzept, zu dem er immer wieder zurückkehrte und das er zielstrebig verfolgte, auch wenn sein Vorgehen dem eines Wanderers auf der Reise entsprach: Er eignete sich Sprachen an, fertigte Karten und war immer bereit, den Hauptpfad seiner Erzählung zu verlassen, um malerische oder gefährliche Nebenwege zu erkunden, bevor er wieder auf die große Straße zurückkehrte – was zweifellos erklärt, warum sich das Bild der »Straße« mit all ihren zahlreichen Windungen und Kehren durch sein gesamtes Werk zieht.
Tolkien gab bereitwillig zu, dass er sein »absurdes« Projekt nicht »mit einem Male« erdacht und entwickelt hatte, sondern dass es sich auf eine Art und Weise zusammengefügt hatte, die einen der Gründe für die ganz besondere Wirkung aufzeigt, welche sein Werk auf eine Leserschaft über Kontinente und Kulturen hinweg haben sollte – und immer noch hat. »Die Hauptsache«, schrieb er, »waren die Geschichten selbst. Sie kamen mir in den Sinn wie vorgegebene Stoffe, und so wie sie kamen, jede für sich, wuchsen auch die Verknüpfungen. Eine Arbeit, in der man ganz aufgehen konnte, obwohl sie immer wieder unterbrochen wurde (besonders deshalb, weil, von den Notwendigkeiten des Lebens ganz abgesehen, der Verstand immer wieder zum andern Pol hinflatterte und sich am Sprachlichen verausgabte); und doch behielt ich immer das Gefühl, etwas aufzuzeichnen, das irgendwo schon ›da‹ war – nicht zu ›erfinden‹.«
Vielleicht liegt die Kraft jeder großen Literatur in diesem kühnen Moment aufgeschobener Ungläubigkeit. Tolkiens Verweis auf das »Sprachliche« ist der Schlüssel zu diesem schöpferischen Prozess, denn seine Liebe zu und sein großes Wissen über Sprachen verleihen den fiktionalen Werken eine historische Dimension. Er schrieb:
Viele Kinder denken sich, zumindest in Ansätzen, eine imaginäre Sprache aus. Ich habe mich damit abgegeben, seit ich schreiben konnte. Aber ich habe nie wieder aufgehört, und natürlich, als Fachphilologe (mit besonderen Interessen an sprachlicher Ästhetik) habe ich dann einen anderen Geschmack entwickelt, mich im Theoretischen und vermutlich auch im Handwerklichen verbessert. Hinter meinen Geschichten steht heute ein Nexus von Sprachen (die meisten davon nur in den Grundzügen umrissen). Aber denjenigen Geschöpfen, die ich auf Englisch irreführenderweise Elves nenne, sind zwei verwandte Sprachen zugeordnet, die vollständiger durchgebildet sind, deren Geschichte geschrieben wird und deren (zwei verschiedene Seiten meines eigenen Sprachgeschmacks verkörpernde) Formen wissenschaftlich von einem gemeinsamen Ursprung hergeleitet werden. Aus diesen Sprachen sind fast alle in meinen Legenden auftretenden Namen gebildet. Dies gibt der Nomenklatur, oder wenigstens glaube ich’s, einen gewissen Charakter (Zusammenhalt, Stimmigkeit des Sprachstils, eine Illusion von Historizität), etwas, woran es anderen, vergleichbaren Sachen merklich fehlt.
Die vorausgehenden Bemerkungen waren die Vorrede zu seinem Versuch, einen Überblick über die Ereignisse zu geben, die in seinem komplexen Legendarium aufgezeichnet sind und die sich in dem langen Zeitalter abspielen, das jenem vorausgeht, welches im vorliegenden Band dargestellt wird.
Die Zyklen beginnen mit einem kosmogonischen Mythos: der Musik der Ainur. Gott und die Valar … treten auf. Die Letzteren sind, wie wir sagen würden, engelhafte Mächte, mit der Aufgabe, in ihrer jeweiligen Sphäre eine delegierte Autorität auszuüben … Sie sind »göttlich«, das heißt, sie befanden sich ursprünglich »außerhalb« der Welt und existierten schon, »bevor« sie erschaffen wurde.
Diese Schöpfungsgeschichte mündet dann in die Haupthandlung, wie Tolkien dies in seinem Brief beschrieben hat:
Es geht dann schnell weiter mit der Geschichte der Elben oder dem eigentlichen Silmarillion. Damit kommen wir in die Welt, so wie wir sie sehen, aber natürlich transfiguriert in einem noch immer halb mythischen Modus: Das heißt, die Geschichte handelt von leibhaftigen und vernünftigen Wesen, an Gestalt mehr oder weniger vergleichbar mit uns selbst … Sie sind die Erstgeborenen, die Elben, und die Nachkömmlinge, die Menschen. Den Elben ist es beschieden, unsterblich zu sein, die Schönheit der Welt zu lieben, sie mit ihren Gaben des Verfeinerns und Vervollkommnens zur höchsten Blüte zu bringen, zu dauern, solange sie dauert, und sie niemals zu verlassen, nicht einmal, wenn sie »erschlagen« werden, sondern wiederzukehren – und dennoch, wenn die Nachkömmlinge erscheinen, diese zu belehren und ihnen Platz zu machen, zu »schwinden«, während die Nachkömmlinge anwachsen und das Leben an sich reißen, aus dem beide Arten [Elben und Menschen] hervorgehen. Das Schicksal (oder die Gabe) der Menschen ist die Sterblichkeit, die Freiheit von den Kreisen der Welt …
Ihre Eigenart und Besonderheit gegenüber allem Ähnlichen, das ich kenne, haben die Legenden des Silmarillion darin, dass im Zentrum des Blickfeldes und des Interesses nicht die Menschen, sondern die »Elben« stehen. Menschen kommen unvermeidlich auch vor: Schließlich ist ja der Verfasser ein Mensch, und sein Publikum, wenn er eines hat, werden Menschen sein. Menschen müssen also in unsere Erzählungen mit hinein, und zwar als solche, nicht nur transfiguriert oder partiell dargestellt als Elben, Zwerge, Hobbits usw. Aber sie bleiben peripher – die verspäteten Nachkömmlinge, und so sehr sie auch an Bedeutung gewinnen, werden sie doch nicht zu Hauptfiguren.
Der Hauptteil der Erzählung, das eigentliche Silmarillion, handelt vom Sündenfall des begabtesten unter den Elbenvölkern, seinem Auszug aus Valinor (eine Art Paradies, die Heimstatt der Götter) im fernsten Westen, von der Rückkehr nach Mittelerde, dem Geburtsland...
Erscheint lt. Verlag | 10.11.2022 |
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Illustrationen | Alan Lee |
Übersetzer | Helmut W. Pesch |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Amazon Prime • Amazonserie • Barad-dûr • Herr der Ringe: Die Ringe der Macht • Insel Numenor • J.R.R. Tolkien • lotr • Mittelerde • Numenor • Prime Serie • Prime video • Ringe der Macht • Sauron • Tolkien • Tolkien Serie • Tolkiens Welt • Zweites Zeitalter |
ISBN-10 | 3-608-11985-X / 360811985X |
ISBN-13 | 978-3-608-11985-5 / 9783608119855 |
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