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London Dark - Die ersten Fälle des Scotland Yard (eBook)

Sammelband 2: Folgen 9-12
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
259 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2142-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

London Dark - Die ersten Fälle des Scotland Yard - Benjamin K. Scott
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Dunkle Machenschaften in der größten Metropole ihrer Zeit!

London, 1830: Constable Graham Cluskey von Scotland Yard ist der Verschwörung gegen die Krone auf der Spur. Für seine Fahndungserfolge wird er zum Chief Inspector befördert. Doch ist die Gefahr gebannt?

Da wird Cluskey zu einem Unglück gerufen: Bei der Eröffnung der Liverpool and Manchester Railway wird der Parlamentsabgeordnete von Liverpool von der Lokomotive 'The Rocket' überfahren. Alles deutet zunächst auf einen Unfall hin - bis Cluskey die Beteiligten vernimmt. Denn dies ist nur der Auftakt für ein neues, größeres, unglaubliches Unheil!

LONDON DARK: Suchtpotential garantiert - John Sinclair meets Sherlock Holmes! Diese Ausgabe enthält 4 neue, bisher unveröffentlichte Folgen der Serie.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Aufgewachsen im Schatten von Bücherregalen, die sich unter den düsteren Werken Edgar Allan Poes, H. P. Lovecrafts und Sir Arthur Conan Doyles bogen, wurde Scotts Faszination für phantastische Literatur früh geweckt. Recherchereisen führten ihn schließlich auf die Britischen Inseln, wo er nicht nur seine Wahlheimat fand, sondern auch die Inspiration für die Reihe um den eigenwilligen Ermittler Graham Cluskey.</p>

Buch 9:
Auf der Flucht


London, April 1830


»Da unten sind sie! Legt an!« Die Schreie der Soldaten gellten von der Westminster Bridge durch die Nacht. Sekunden später ging der erste Kugelhagel auf das Themseufer nieder. Die Geschosse verfehlten Cluskey und Peel nur knapp, sausten haarscharf über ihre Köpfe hinweg und schlugen in die dahinter liegende Kaimauer ein. Steinsplitter spritzten in alle Richtungen; ein besonders scharfkantiger Brocken grub sich in Cluskeys Nacken. Er schrie vor Schmerz auf, bremste aber keine Sekunde ab und rannte weiter hakenschlagend in die aufziehenden Nebelschwaden hinein. Wieder krachten Schüsse, diesmal jedoch gingen sie meterweit daneben.

»Der Nebel gibt uns Deckung«, sagte Peel keuchend. »Trotzdem müssen wir so schnell wie möglich das Ufer verlassen und in den Gassen untertauchen. Hier unten sitzen wir wie auf dem Präsentierteller.«

Cluskey stimmte brummend zu. Seit sie den Palace of Westminster durch einen streckenweise überfluteten Geheimausgang verlassen hatten, wurden sie von dem Soldatentrupp oben auf der Kaimauer unentwegt den Fluss hinuntergetrieben. Das Brackwasser reichte ihnen mittlerweile bis über die Knöchel. Zwar befand sich der Wasserpegel auf einem historischen Tiefstand, wodurch ein schmaler Kiesstreifen entlang des Mauerwerks freigelegt worden war, allerdings fiel das Gelände vor ihnen ab. Viel weiter würden sie so nicht kommen, und bevor sie sich dazu entschlossen, ins Wasser zu waten und gegen die tödlichen Strömungen anzuschwimmen, konnten sie sich auch gleich dem Erschießungskommando stellen, das ihnen der Geheimbund auf den Hals gehetzt hatte.

Fieberhaft versuchte Cluskey durch die wabernden Schwaden etwas zu erkennen, doch in dieser Nacht hatte der Nebel eine fast schon zähflüssige Konsistenz. Sogar die aufgebrachten Stimmen ihrer Verfolger, die eben noch ganz nah geklungen hatten, schien er zu verschlucken.

Mit den Händen auf die Knie gestützt, blieb Cluskey schwer atmend stehen. Der Steinsplitter hatte ihn schwerer getroffen als zunächst vermutet. Zusätzlich zu dem brennenden Schmerz spürte er das Blut warm durch den Kragen sickern und die Vertiefung an der Wirbelsäule hinunterrinnen.

Peel suchte derweil die nähere Umgebung ab. Es dauerte nicht lange, bis er Cluskey aufgeregt zu sich rief. »Da vorne ist ein Abwasserkanal. Und das Gitter fehlt!«

Cluskey, der wieder zu Kräften gekommen war, kletterte behände hinauf und reichte dem Innenminister die Hand. Mit seinen glatten Lederstiefeln rutschte Peel immer wieder an der moosübersäten, glitschigen Wand ab. Erst beim dritten Anlauf gelang es ihm, sich hochzuhieven.

In dem schmalen Schacht roch es erbärmlich nach Exkrementen und Verwesung. Der Fischmarkt öffnete nicht weit entfernt an zwei Tagen in der Woche seine Tore. Cluskey versuchte zunächst noch, nicht durch die Nase zu atmen, damit der Gestank erträglicher wurde, gab das Vorhaben jedoch schnell auf, als ihm bereits in den ersten Minuten gleich zweimal fast ein gewaltiger Schwall der krankheitsverseuchten Brühe in den Mund gespritzt wäre.

Nach einer gefühlten Ewigkeit teilte sich der Kanal endlich in vier Richtungen. Eine davon führte nach oben. In die Wände waren Sprossen eingemeißelt, die den Aufstieg erleichterten. Peel kletterte voran, vergewisserte sich, dass die Luft rein war, und gab Cluskey anschließend ein Zeichen, ihm zu folgen.

In ihren vor Dreck starrenden, mit übel riechenden Abwässern vollgesogenen Fracks zogen sie augenblicklich die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich, die pikiert die Nase rümpften. Andererseits hatten die Londoner Bürger gelernt, um alles und jeden, der nach Ärger aussah, einen weiten Bogen zu machen, und so machte auch dann niemand Anstalten, sich ihnen in den Weg zu stellen, als die Soldaten unter lautem Tumult in die Gassen einfielen und sich nach zwei Männern in Ballbekleidung erkundigten.

Die sie gegen Arbeiterhemden und abgewetzte Hosen tauschten, die in einem Hinterhof unbeaufsichtigt zum Trocknen auf einer Leine hingen. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, liefen sie direkt an den Soldaten vorbei in die andere Richtung und tauchten spurlos in der Menge unter.

* * *

Stöhnend wälzte sich Cluskey im Bett hin und her. Nicht einmal im Halbschlaf wollten seine Gedanken zur Ruhe kommen. Sein Verstand hatte Schwierigkeiten, die Fülle an neuen Informationen zu verarbeiten. Es kam ihm vor, als wäre es bereits eine Ewigkeit her, seit er in der Sache der ermordeten Kronratsmitglieder ermittelt hatte. Dabei waren in Wirklichkeit gerade einmal ein paar Tage vergangen. In denen er Unglaubliches herausgefunden hatte! Nicht nur, dass der Geheimbund im Untergrund weiter sein Unwesen getrieben hatte. Dieser hatte im letzten Jahr dafür gesorgt, dass König Georg und sein Hofstaat dem Wahnsinn anheimfielen. Cluskey hatte den Bund mit dem Tod des Großindustriellen Jonathan Morrison zerschlagen geglaubt, doch ging die Verschwörung sogar noch viel weiter.

Die Mitglieder des Geheimbunds trachteten nicht bloß danach, die Kontrolle über das Empire zu übernehmen, sie strebten die Vorherrschaft über die ganze Welt an. Alle Staaten sollten sich dem British Empire unterwerfen – ein irrwitziges Vorhaben, kämpften sie doch bereits jetzt zeitgleich an mehreren Fronten.

Das erste ihrer Ziele hatte der Geheimbund indes erreicht: Die Kronratsmitglieder waren tot, ebenso wie Premierminister Burnwood. Ermordet von August Thatcher im Rahmen eines morbiden Aufnahmeritus. Indem er die Drecksarbeit für den Geheimbund erledigte, versuchte er sich einen Platz in ihren Reihen zu sichern. Doch Thatcher war nicht nur ein willfähriger Auftragsmörder, er besaß auch einen messerscharfen Verstand, denn es war ihm gelungen, alles so zu arrangieren, dass Cluskey und Peel als Mörder dastanden. Mit der Folge, dass Scotland Yard für alle Zeiten diskreditiert wäre. Der Sprecher des Unterhauses, Ilija Stenton, ein hochrangiges Mitglied der Verschwörer, würde als neuer Premierminister vereidigt und die offenen Plätze im Kronrat mit Geheimbündlern besetzt werden. Kein Umsturz wie bei einer Revolution, sondern eine stillschweigende Machtübernahme.

Bilder von der geheimen Zusammenkunft, die er im Palace of Westminster infiltriert hatte, zogen an Cluskeys innerem Auge vorbei. Bischof Boyd war anwesend gewesen, ebenso wie der Sprecher des Unterhauses; die Identität der anderen Mitverschwörer lag für Cluskey jedoch nach wie vor im Dunkeln. Wer war der Mann in der purpurnen Robe gewesen? Diese Frage ließ Cluskey nicht mehr los. Von ihm war eine fast schon greifbare Aura der Autorität ausgegangen. Morisson konnte es nicht gewesen sein, Cluskey hatte ihn persönlich sterben sehen, aber es musste sich um eine nicht minder einflussreise Persönlichkeit handeln. Dass Fourthsdale, Cluskey ehemaliger Partner, in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, war allerdings ausgeschlossen. Cluskey hätte seine Stimme wiedererkannt. Dennoch war Fourthsdale nach wie vor in die Verschwörung verwickelt, immerhin hatte Clara beobachtet, wie er sich vor einigen Tagen mit Bischof Boyd und dem Mann, der hinter den Morden an den Kronratsmitgliedern steckte, getroffen hatte.

Cluskey zuckte heftig zusammen. Auf einmal befand er sich wieder in dem Raum im Palace of Westminster, umringt von den anderen Robenträgern. Aus dem Halbschlaf, in dem er eben noch die Ereignisse der letzten Tage rekapituliert hatte, wurde er erbarmungslos in eine surreale, bedrohliche Traumwelt hineingezogen …

»Brüder, ein Spion hat sich in unsere Reihen geschlichen!«, donnerte der Zeremonienmeister mit hasserfüllter Stimme. »Ein Königstreuer! Eine widerwärtige, speichelleckende Kreatur. Ihr Gestank verrät sie. Ich rieche den Angstschweiß bis hier.« Die purpurne Robe bauschte sich bedrohlich auf, als der Anführer des Geheimbunds hinter dem Globus mit dem weltumspannenden Union Jack hervortrat und mit ausladenden Schritten durch den Raum eilte, während sich die Menge so selbstverständlich und lautlos vor ihm teilte, als würde er durch Wasser gleiten.

Obwohl er wusste, dass er sich dadurch verriet, wich Cluskey unwillkürlich zurück. Verfolgte mit angehaltenem Atem und weit aufgerissenen Augen, wie der Mann immer näherkam. Unmenschliche, raubtierhafte Augen glommen wie kleine gelbe Sonnen in den Schlitzen der schwarzen Maske auf. Der Anblick versetzte ihn in Todespanik, der Schweiß rann ihm jetzt in Strömen den Rücken herunter. »Bitte, ich …«, begann er zu stammeln. »Ich kann das erklären. Ich werde niemandem verraten, dass –«

»Dafür ist es zu spät«, schleuderte ihm der Zeremonienmeister entgegen. »Du wolltest unbedingt hinter verschlossene Türen blicken, jetzt sieh auch deinem Schicksal ins Auge!« Die knorrige Hand des alten Mannes schoss nach oben, und er riss sich in einer einzigen flüssigen Bewegung die Maske vom Gesicht. Entblößte das absolute Grauen! Am Schädelknochen hingen bloß noch Haut- und Fleischfetzen, doch damit nicht genug: Sie besaßen ein Eigenleben, pulsierten und wanden sich hin und her. Auch mit dem Knochen darunter stimmte etwas nicht. Der Anblick übte eine morbide Faszination auf Cluskey aus; er konnte nicht anders, als hinzusehen. Da erkannte er es. Statt der Knochenhaut war der Schädel mit einer Art glänzenden Schicht überzogen, die bewegte Bilder wiedergab. Und was er in diesen Bildern ausmachte, war noch grauenhafter als der unwirkliche Totenschädel selbst: Menschen wanden sich in Lavabächen, malträtiert von Dämonen. Da wusste Cluskey, wessen Zorn er auf sich gezogen hat. Er schaute in Luzifers Antlitz und durch ihn hindurch hinab bis in die...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2022
Reihe/Serie Constable Graham Cluskey
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bobby • Detektiv • Episodenroman • Fortsetzung • Geheimnis • gruselig • historisch • King George IV • König Georg IV • Krimis • Mystery • Robert Peel • spannend • Übernatürlich • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-2142-8 / 3751721428
ISBN-13 978-3-7517-2142-4 / 9783751721424
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