Die Magie der Nachtmahre: Fantasy (eBook)
120 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6212-3 (ISBN)
Ich weiß nicht, ob ihr mir glauben werdet, was ich zu berichten habe.
Meine wahre Gestalt willst du nicht sehen.
Sie kommt einer Mischung aus Drachen und geflügeltem Dämon gleich. Aber normalerweise benutze ich die Körper anderer, so wie wir Nachtmahre das schon seit undenklichen Zeiten tun. Es gibt Künstler, die uns gemalt haben.
Hallo, Freunde! Bevor ich Euch die Geschichte von Hass, Gewalt, und Intrigen, aber auch von Liebe und Hoffnung erzähle, möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Myralos. Mein Leben währt seit tausenden von Jahren, und es wird noch immer andauern, wenn die Menschheit längst ausgestorben und die Erde ein toter Planet ist.
Ich bin ein Mahr – ein Nachtmahr. Noch gibt es genug Leben auf der Erde, das es mir leicht macht, mir den Wirtskörper auszusuchen, der mir am meisten zusagt. Im Moment war es Allan McKee, ein Privatdetektiv und Kopfgeldjäger, der in San Francisco lebte. Ein harter Bursche, dem niemand ein X für ein U vormachte, der das Wort Furcht nicht kannte und niemals Kompromisse einging.
Was kein Sterblicher wusste, war die Tatsache, dass es auf der Erde nur so wimmelte von Mahren, die, für die Menschen meistens unsichtbar und oft nur in ihrer Fantasie lebend, sich in lebende und tote Körper einnisteten, sich gegenseitig bekämpften und vernichteten. Sie hatten sich in Obdachlose, Mittelständler, Politiker, Priester und Millionäre – kurz in sämtlichen Gesellschaftsschichten eingenistet und fungierten einerseits als Jäger, andererseits als Gejagte.
Wir beseelen Menschen.
Wir übernehmen ihre Körper und benutzen sie.
Wir Nachtmahre stehlen ihnen damit das Leben, wenn man das genau nimmt. Manche von uns finden das unethisch und beseelen deswegen nur tote Körper. Also Leichen.
Die herkömmlichen, also die traditionellen Nachtmahre jagten die sogenannten Humanisten, eine Minderheit unter den Nachtmahren, weil diese ausschließlich Verstorbene beseelten. Ihrer Meinung nach hatte kein Nachtmahr das Recht, einem ahnungslosen Menschen den Körper zu stehlen, um ihn zu beherrschen.
Und dann gab es noch die Tagmahre. Sie jagten uns Nachtmahre, und dabei machten sie keinen Unterschied, ob wir uns in lebende oder tote Wirtskörper eingeschlichen hatten. Diese Sorte war ausgesprochen gefährlich – tödlich gefährlich. Es handelte sich um magische Gestaltwandler, die uns Nachtmahre auszurotten versuchten und uns töteten, wo immer sie einem von uns begegneten.
An diesem Morgen erhielt Allan McKee, kaum, dass er sein Büro betreten hatte, einen Anruf. In der Hoffnung, dass der Anrufer einen lukrativen Auftrag für ihn in petto hatte, nahm er das Gespräch entgegen. „Privatdetektei McKee“, brummte er ins Telefon. „Was kann ich für Sie tun?“
Die Stimme einer Frau erklang: „Guten Morgen. Mein Name ist Susan Lewis. Meine Schwester ist spurlos verschwunden. Ihr Name ist Carrie – Carrie Lewis. Man hat Sie mir empfohlen, Mister McKee. Sie sollen die Nummer eins im Auffinden verschwundener Personen sein.“
„Haben Sie eine Ahnung, was hinter dem Verschwinden Ihrer Schwester stecken könnte?“, fragte McKee. Er war kein Mann großer Worte.
Kurz und knapp.
Das war die Art, wie er redete.
Wie ich redete.
Denn ich war in ihm, beseelte ihn, steuerte alle seine Handlungen. Zumindest die Wichtigen. Aber wer will das schon so genau unterscheiden?
„Sie war mit Hank Roberts zusammen. Roberts ist der Kopf einer Drogenbande, man kann fast schon von einer Mafia sprechen. Nachdem er einige Male meiner Schwester gegenüber gewalttätig geworden war, hat sie sich entschieden, sich von ihm zu trennen. Das Problem ist, dass sie sehr viel über seine illegalen Aktionen weiß. Deshalb hat er geschworen, sie zum Schweigen zu bringen, sollte sie die Absicht verwirklichen und ihn verlassen.“
„Sie denken, er hat sie umgebracht, wie?“, erkundigte sich McKee brummig, fast desinteressiert und gelangweilt, wie es eben seine Art war. Nur nie zeigen, dass man an einem Auftrag interessiert war, weil man Geld brauchte, immer den Coolen und Lässigen spielen und so tun, als wäre es eine Gnade, wenn man einen Auftrag annimmt. Dem Auftraggeber musste das Gefühl verliehen werden, dass man vor lauter Aufträgen sowieso schon nicht mehr wisse, wo einem der Kopf stand. Dann konnte man in der Regel mehr Honorar herausholen.
„Das ist die eine Möglichkeit“, erwiderte Susan Lewis. „Dass Roberts vor Mord nicht zurückschreckt, weiß ich, und das weiß jeder, der mit ihm zu tun hat oder hatte. Die andere Möglichkeit ist, dass sich meine Schwester abgesetzt hat, ohne irgendjemandem zu verraten, wohin. So läuft sie keine Gefahr, dass Roberts jemanden in die Mangel nimmt und ihn so lange quälen lässt, bis er das Versteck verrät.“
„Er weiß ja im Falle des Falles nicht, ob der derjenige, den er in die Mangel nimmt, Carries Versteck kennt. Also kann er diesem oder jenem ziemlich zusetzen, bis er mit letzter Sicherheit davon ausgehen kann, dass der arme Hund tatsächlich keine Ahnung hat. Davon wird aber der Geschundene wenig haben. Seine Schmerzen werden dadurch nicht geringer.“
„Dieser Jemand könnte ich sein“, murmelte Susan Lewis, und dem Tonfall ihrer Stimme konnte McKee anhören, dass sie diese Möglichkeit überhaupt noch nicht in Erwägung gezogen hatte. Sie war zutiefst verunsichert und erschreckt – das war nicht zu überhören.
„Ja, dieser Jemand könnten Sie sein, Ma‘am“, pflichtete ihr McKee bei. „Na schön, Mistress Lewis. Kommen Sie bei mir vorbei, wo Sie mein Büro finden, wissen Sie sicher. Wir machen dann einen Vertrag, und sobald wir ihn unterschrieben haben, mache ich mich auf die Suche nach Ihrer Schwester. Irgendwelche Versprechungen kann ich natürlich nicht machen. Das werden Sie aber einsehen, denke ich.“
„Das erwarte ich auch gar nicht. Ich stehe in einer halben Stunde bei Ihnen auf dem Teppich, Mister McKee. Ist das in Ordnung?“
„Ja, gewiss. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass ich ohne einen Vorschuss auf das vereinbarte Honorar nicht tätig werden kann.“
„Kein Problem. Wie viel?“
„Fünfhundert?“
„Ich bringe das Geld mit“, versicherte Susan Lewis. „Bis dann, Mister McKee.“
„Ja, ja, bis dann“, grunzte der Detektiv ins Telefon. „Vergessen Sie nicht, ein Bild von Ihrer Schwester mitzubringen.“
„Geht klar.“
Danach herrschte Stille in der Leitung, und der Detektiv legte das Telefon weg. „Sieht aus, als bekämen wir Arbeit“, knurrte er, und ich wusste, dass ich angesprochen war. „Sobald der Vertrag mit der Lady unter Dach und Fach ist, wirst du deine Beziehungen spielen lassen. Okay?“
„Okay“, antwortete eine innere Stimme – meine Stimme. „Wir finden die Gangsterbraut. Ob tot oder lebendig.“
McKee setzte sich an seinen Schreibtisch, fuhr seinen Computer hoch und sichtete seinen digitalen Posteingang. Zwei Mails des Criminal Justice Court of San Francisco befanden sich im Postfach. McKee las sie. Er sollte zwei Kerle suchen, die gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden waren und scheinbar die Fliege gemacht hatten, denn sie waren nicht zu ihren Prozessen erschienen. Beide Fälle hatte nichts miteinander zu tun.
McKee druckte die Mails aus und kennzeichnete mit einem roten Marker die Namen der Flüchtigen sowie ihre letzte bekannte Anschrift. Außerdem interessierte ihn die Höhe des Kopfgeldes, das das Gericht ausgesetzt hatte. „Die könnten auch mal aufbessern“, brabbelte er vor sich hin und verzog den Mund. „Knauserige Bande ...“
Nun ja, setzte er ergeben in Gedanken hinzu, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Man kriegt eben nichts geschenkt im Leben.
Er las auch die anderen Mails, meist Antworten auf seine Anfragen bei den verschiedenen Behörden und Instituten oder bei der Polizei, druckte die eine oder andere Nachricht aus, weil er sie zur Akte nehmen musste, und merkte gar nicht, wie die Zeit verstrich.
Bis es an der Eingangstür läutete. Er schaute auf die Uhr. Seit er mit Susan Lewis telefoniert hatte, waren dreißig Minuten verstrichen. Also nahm er an, dass sie es war, die vor der Tür stand.
Tatsächlich. Es handelte sich um eine ausgesprochen hübsche Frau, die auf die dreißig zuging, die modisch gekleidet war und sehr ernst dreinblickte. „Ich vermute, Sie sind Mistress Lewis“, sagte er grollend.
„Und Sie sind Mister McKee, nicht wahr?“
„Ja.“
„Dachte ich es mir doch.“
„Aha.“
„Pünktlich, ausgesprochen pünktlich.“ Er grinste sie an. „Das liebe ich an meinen Kunden. Bitte, kommen Sie herein, Lady. Der Vertragsabschluss ist keine große Sache.“
McKee machte die Tür frei und Susan Lewis stöckelte an ihm vorbei. Sie schaute sich in seinem Büro um, registrierte eine ziemliche Unordnung und fragte sich wohl, ob auf jemanden, der in einem solchen Chaos arbeitete, Verlass war. Ihr zweifelnder Blick verriet...
Erscheint lt. Verlag | 7.6.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
ISBN-10 | 3-7389-6212-3 / 3738962123 |
ISBN-13 | 978-3-7389-6212-3 / 9783738962123 |
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Größe: 357 KB
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