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Überdosis. Ostfriesenkrimi -  Susanne Ptak

Überdosis. Ostfriesenkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-559-4 (ISBN)
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Fenja Kuiper liegt leblos auf ihrem Sofa. Zwei leere Weinflaschen und zahlreiche geleerte Tablettenblister deuten darauf hin, dass die Ostfriesin ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat. Und tatsächlich ergibt die Obduktion die Überdosis eines Medikaments als Todesursache. Hat Fenja den Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen nicht verkraftet? Die Kommissarinnen Insa Warnders und Ingeborg Hahn haben Zweifel an der Selbstmord-Theorie. Geht es in Wirklichkeit um das Erbe des wohlhabenden Paars? Ging bei Uwe Kuipers vermeintlichem Autounfall alles mit rechten Dingen zu? Und welche Rolle spielt Sofia Kuiper, die Adoptivtochter der verstorbenen Eheleute? Die Leeraner Ermittlerinnen stoßen auf ein Familiendrama, das sie nicht nur zutiefst erschüttert, sondern auch das Schlimmste befürchten lässt...

Kapitel 1


 

»Suizid«, vermutete Kriminalhauptkommissarin Ingeborg Hahn nach einem Blick auf die vorgefundene Situation. Die Leiche auf dem Sofa wirkte so, als hätte die Frau sich zu Lebzeiten dort entspannt hingelegt. Zwei leere Weinflaschen und zahlreiche geleerte Tablettenblister nebst fünf Medika­mentenverpackungen auf dem niedrigen Tisch ließen vermu­ten, dass sie ihren Tod selbst herbeigeführt hatte.

Die Rettungssanitäter machten sich zum Aufbruch bereit. Hier hatten sie nicht mehr helfen können.

»Denken Sie das auch?«, wandte ich mich an den Notarzt Doktor Bleeker.

»Auf den ersten Blick könnte man davon ausgehen.«

»Ich höre da ein in Großbuchstaben geschriebenes ABER«, behauptete ich und wies zusätzlich auf den von ihm verwende­ten Konjunktiv hin.

»Och, Insa«, seufzte Inge. »Nicht jeder Todesfall ist ein Mord. Auch nicht in Ostfriesland.«

Der Notarzt wandte sich ihr zu. »Dennoch würde ich eine rechtsmedizinische Untersuchung empfehlen«, riet er.

»Warum das?«, hakte Inge nach.

»Nun, die Tabletten …« Doktor Bleeker wies auf die leeren Blister. »Es handelt sich um ein freiverkäufliches Schlafmittel. Gut, die Menge, wenn sie denn eingenommen wurde, ist grenz­wertig und könnte durchaus in Verbindung mit eineinhalb Litern Wein zum Tode führen. Nur halte ich es für schlichtweg unmöglich, dass die Verstorbene alles schlucken konnte, ohne vor dem Erreichen der tödlichen Dosis einzuschlafen oder sich zu übergeben.«

»Gutes Argument«, befand Inge kopfnickend, wirkte jedoch alles andere als überzeugt und schon gar nicht erfreut.

Wir verabschiedeten uns von Notarzt und Rettungsassisten­ten, ich zückte mein Smartphone, um die Kriminaltechniker hierher zu bestellen, Inge informierte die Rechtsmedizin. In kurzer Zeit waren wir zu einem eingespielten Team geworden, das ohne viele Worte effizient handelte.

»Okay, bis die Spusi hier ist, sollten wir uns schon mal ein wenig umsehen«, schlug Inge vor. Sie wandte sich an Polizei­oberkommissar Wilko Menninga: »Ich nehme an, es handelt sich bei der Toten um die Hausherrin?«

Wilko nickte und wies auf ein gerahmtes Familienporträt, welches auf dem Kaminsims stand. »Fenja Kuiper, achtund­vierzig, verwitwet«, informierte er. »Tragischerweise beerdig­te sie erst letzte Woche ihren Ehemann.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er aus diesem Grund den Suizid für viel wahrscheinlicher hielt als einen Mord.

»Mmmh …«, machte Inge. »Das lässt diesen Todesfall dann doch in einem ganz anderen Licht erscheinen.«

Wilko nickte. »Sehe ich auch so.«

»Wissen wir schon, wie der Ehemann ums Leben kam?«, fragte ich.

»Antje recherchiert bereits«, antwortete Wilko.

»Du denkst, er könnte auch ermordet worden sein«, vermute­te Inge richtig.

Ich wies auf das Familienporträt. »Wir sollten mit der Tochter sprechen. Ich rufe Antje an und bitte sie, Name und Anschrift herauszufinden.«

»Wer hat uns eigentlich verständigt?«, wollte nun Inge von Wilko wissen.

»Die Haushaltshilfe.« Wilko winkte mit seinem Notizblock. »Die steht aber völlig unter Schock. Der Notarzt hat ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht, ich habe ihre Kontaktdaten aufgenommen und dann vom Ehemann abholen lassen. Sie war weg, kurz bevor ihr kamt. Wenn ihr mit ihr sprechen wollt, braucht ihr ohnehin einen Dolmetscher. Sie spricht kaum Deutsch.«

»Hast du denn irgendetwas von ihr erfahren können?«, erkundigte sich Inge.

Wilko schüttelte den Kopf. »Soweit ich sie verstanden habe, betrat sie das Haus mit dem Schlüssel, den die Kuipers ihr überließen, fand die tote Chefin und informierte ihren Mann, der dann den Notruf absetzte, weil sein Deutsch besser ist. Er hat mir das so auch noch mal bestätigt, als er seine Frau abholte.«

Inge nickte und ich verkündete: »Ich ruf jetzt erst einmal Antje an.«

Während ich das Handy an mein Ohr hielt, verließ Inge das Wohnzimmer, um sich im Haus umzusehen.

»Moin Insa«, meldete sich Sekretärin Antje Wiemers gutge­launt. »Du willst wissen, was Uwe Kuiper unter die Erde gebracht hat, richtig?«

»Das auch. Außerdem möchte ich dich bitten, die Tochter der Kuipers zu finden.«

»Geht klar. Aber zuerst einmal zu Kuiper. Er erlag seinen Verletzungen durch einen Unfall mit Fahrerflucht.«

»Oha!«, stieß ich hervor.

»So ähnlich hatte ich es auch formuliert. Ich denke, wir sollten uns den Bericht dieses Unfalls einmal ganz genau anschauen. Oder glaubt ihr, dass es sich bei Frau Kuiper um Selbstmord handelt? Wilko deutete so etwas an.«

»Tatsächlich wirkt es wie ein Suizid. Und der erst kürzlich verstorbene Gatte wäre ja auch ein perfektes Motiv. Aber der Notarzt hatte einen sehr überzeugenden Einwand bezüglich der Selbstmordtheorie. Erzähle ich dir, wenn wir wieder im Büro sind.«

»Alles klar. Ich mache mich auf die Suche nach Tochter Kuiper. Hast du einen Vornamen für mich?«

»Warte eben, Inge hat sich schon auf die Suche nach Hinweisen im Haus gemacht. Vielleicht hat sie ja schon etwas gefunden.«

Ich hielt das Smartphone zur Seite und rief: »Inge? Hast du zufällig irgendwas mit dem Vornamen der Tochter gefunden?«

Inge tauchte im Türrahmen auf. »Jo, hab ich. Im Arbeits­zimmer habe ich das Familienstammbuch gefunden. Da liegt eine Adoptionsurkunde drin. Sofia Kuiper wurde 2003 von den Kuipers adoptiert. Sie hieß mal Klara Smidt.«

Ich nahm das Handy wieder ans Ohr und wollte diese Information an Antje weiterleiten. Doch sie hatte alles gehört.

»Sag mir bitte nicht, dass ich bei der Staatsanwaltschaft betteln muss, um Einsicht in Jugendamtsunterlagen genehmigt zu bekommen«, flehte sie.

Ich unterdrückte ein Lachen und beschwichtigte: »Bisher sehe ich keine Notwendigkeit, zumal die Tochter inzwischen auf jeden Fall volljährig ist. Finde erst mal ihren Aufenthaltsort heraus, dann sehen wir weiter.«

Antjes Aufatmen war deutlich zu hören. »Okay, ich melde mich«, versprach sie und wir beendeten das Gespräch.

Die Kriminaltechniker trafen ein.

Kriminalhauptkommissar Kai-Uwe Hanken, der Leiter der Kriminaltechnik, schaute sich um, nachdem wir uns begrüßt hatten. »Auf den ersten Blick würde ich einen Suizid vermu­ten.«

»Das taten wir auch, bis uns der Notarzt eines Besseren belehrte«, berichtete Inge und ging davon, um nach weiteren Hinweisen zu suchen.

»Nämlich?« Kai-Uwe sah mich erwartungsvoll an.

»Guck dir das ganze Zeug auf dem Tisch an. Wie hätte sie diese Mengen herunterbringen sollen, ohne vorher einzuschla­fen oder sich zu übergeben?«

Hanken grinste. »Stimmt. Wäre ich aber sicher auch noch drauf gekommen.«

»Davon bin ich überzeugt«, stimmte ich zu. »Ich gehe dann mal und helfe Inge beim Sichten von Unterlagen.«

Ich trat in den weitläufigen Eingangsbereich des imposanten Hauses hinaus und schaute mich um. Große Fenster neben der Haustür ließen viel Licht in den ohnehin strahlend weiß gestrichenen Raum. Große, helle Marmorfliesen waren auf dem Boden verlegt. Ein hellgrauer Dielenschrank und ein riesiger Spiegel, auf den man beim Betreten des Hauses zulief, ließen alles jedoch kalt und unpersönlich wirken.

Kurz schaute ich zurück zum Wohnzimmer. Auch dieser Raum ließ gemütliche Wärme vermissen. Alles war klar strukturiert und in hellen Farben gehalten. Nirgendwo gab es auch nur irgendeine Form von Dekoration. Kein Vergleich zu meinem eigenen Wohnzimmer, das eher etwas von einer Höhle hatte, mit etlichen Kissen und Decken auf Sofa und Sesseln, in die man sich an ungemütlichen Winterabenden hineinkuscheln konnte. Der Ledergarnitur sah man ihr Alter und die Tatsache, dass drei Kinder darauf groß geworden waren, deutlich an, aber sie war immer noch unwahrscheinlich bequem. Im Bücherregal hielten sich Bücher und Nippes die Waage. Bei diesem Gedanken fiel mir ein, dass ich dringend mal wieder Staub wischen musste.

»Insa? Komm mal nach oben!«, riss Inge mich aus meinen wenig hilfreichen Überlegungen. Rasch lief ich zur geschwun­genen, mit einem kunstvollen, schmiedeeisernen Geländer versehenen Treppe und die marmornen Stufen hinauf.

Inge stand im Türrahmen eines Zimmers und winkte mich zu sich.

»Ach du Scheiße!«, entfuhr es mir, als ich hinter ihr den Raum betrat. »Wer wohnt denn hier? Die Prinzessin auf der Erbse?«

»Anscheinend waren die Kuipers so glücklich über das adop­tierte Kind, dass sie es wirklich wie eine Prinzessin behandelt haben«, mutmaßte Inge.

Staunend betrachteten wir dieses Mädchenparadies, in dem ein riesiges Hochbett mit einer gemütlichen Sitzecke darunter, ein überdimensionierter Spiegel mit...

Erscheint lt. Verlag 6.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-96586-559-5 / 3965865595
ISBN-13 978-3-96586-559-4 / 9783965865594
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