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Zu wenig Zeit zum Sterben (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
512 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30054-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zu wenig Zeit zum Sterben -  Steve Cavanagh
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Der 1. Fall für Eddie Flynn - bekannt aus dem SPIEGEL-Bestseller THIRTEEN!
Er muss einen Mörder retten oder er verliert seine Tochter ...

Vor über einem Jahr hat der Strafverteidiger Eddie Flynn vor Gericht einen folgenschweren Fehler begangen - und sich danach geschworen, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Doch nun muss er Olek Volchek, den berüchtigten Paten der New Yorker Russenmafia, gegen eine Mordanklage verteidigen. Volchek droht, Eddies Tochter Amy umzubringen, falls er sich weigert. Und so bleiben ihm nur 48 Stunden Zeit, um das Unmögliche zu schaffen: die Geschworenen von der Unschuld seines schuldigen Mandanten zu überzeugen, das Leben seiner Tochter zu retten - und Volchek für immer aus dem Verkehr zu ziehen ...

Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und studierte in Dublin Jura. Er arbeitete in diversen Jobs, bevor er eine Stelle bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte und als Bürgerrechtsanwalt bekannt wurde. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor. Seine Thrillerserie um Eddie Flynn machte ihn zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren in Großbritannien und den USA.

KAPITEL EINS


»Tun Sie genau, was ich sage, oder ich jage Ihnen eine Kugel in den Rücken.«

Ein Mann, osteuropäischer Akzent. Ich entdeckte keine Spur von Nervosität, der Ton ruhig und gemessen. Keine Drohung; eher eine Feststellung: Kooperierte ich nicht, würde er mich erschießen.

Ich spürte, wie mir eine Handfeuerwaffe ins Kreuz gedrückt wurde. Instinktiv überlegte ich, mich gegen die Waffe zu lehnen und gleichzeitig blitzschnell nach links zu drehen, um den Schuss von mir wegzulenken. Der Kerl war vermutlich Rechtshänder, was bedeutete, dass er links ungeschützt war. Ich konnte ihm beim Umdrehen den Ellbogen ins Gesicht rammen und hätte genügend Zeit, ihm das Handgelenk zu brechen, die Waffe abzunehmen und gegen seinen Kopf zu drücken. Alte Instinkte. Aber der Typ, der so etwas beherrscht hatte, existierte nicht mehr. Ich hatte ihn zusammen mit meiner Vergangenheit begraben. Ich war nachlässig geworden. So ist das, wenn man anständig wird.

Durch den zu geringen Druck hörte das Wasser auf, in das Porzellanbecken zu plätschern. Ich merkte, wie ich zitterte, als ich die nassen Hände nach oben hielt.

»Das ist nicht nötig, Mr Flynn.«

Er wusste, wer ich war. Ich umfasste das Waschbecken mit beiden Händen, hob den Kopf und sah in den Spiegel. Ich hatte den Kerl noch nie gesehen. Hochgewachsen, schlank, brauner Mantel über einem anthrazitfarbenen Anzug. Sein Schädel war kahl rasiert, und eine Narbe lief unterhalb des linken Auges zum Kiefer hinab. Er drückte die Waffe erneut in meinen Rücken. »Ich folge Ihnen beim Verlassen der Toilette. Sie ziehen Ihren Mantel an, bezahlen Ihr Frühstück, und dann gehen wir gemeinsam nach draußen. Wir werden uns dabei unterhalten. Wenn Sie tun, was ich sage, geschieht Ihnen nichts. Wenn nicht, sind Sie tot.«

Kontrollierter Augenkontakt. Keine hektischen Flecken im Gesicht oder am Hals, keine unwillkürlichen Bewegungen. Dem Mann war keine Emotion anzumerken. Ich erkannte einen Gauner, wenn ich einen sah. Der Blick verriet ihn. Ich hatte ihn lange genug selbst draufgehabt. Aber der Kerl hier war kein Gauner. Er war ein Killer. Doch er war nicht der Erste, der mich bedrohte, und ich wusste, dass ich das letzte Mal davongekommen war, weil ich mein Hirn eingeschaltet hatte, statt in Panik zu geraten.

»Gehen wir«, sagte er.

Er trat einen Schritt zurück und hielt die Waffe in die Höhe, damit ich sie im Spiegel sehen konnte. Ein kurzläufiger silberfarbener Revolver. Ich hatte sofort gewusst, dass die Drohung ernst war, aber als ich diese Waffe im Spiegel sah, verspürte ich Furcht. Meine Brust zog sich zusammen, und mein Herz begann zu rasen. Ich war zu lange aus dem Spiel. Es würde auch gehen müssen, indem ich mein Hirn einschaltete und in Panik geriet. Der Revolver verschwand in seiner Manteltasche, und der Mann deutete zur Tür. Die Unterhaltung schien vorbei zu sein.

»Okay«, sagte ich.

Zwei Jahre Jurastudium, zweieinhalb Jahre als Angestellter bei einem Richter und fast neun Jahre als praktizierender Anwalt, und alles, was ich herausbrachte, war okay. Ich wischte mir die seifigen Hände an der Hose ab und fuhr mit den Fingern durch das schmutzig blonde Haar. Der Killer folgte mir aus der Toilette und durch den inzwischen leeren Diner. Ich zog meinen Mantel an, schob einen Fünfdollarschein unter die Kaffeetasse und ging zur Tür. Der Mann mit der Narbe folgte mir in kurzem Abstand.

Ted’s Diner war mein Lieblingsort, um nachzudenken. Ich weiß nicht, wie viele Verteidigungsstrategien ich dort schon ausgearbeitet habe, nachdem ich medizinische Unterlagen, Fotos von Schusswunden und juristische Dokumente voller Kaffeeflecken auf einem der Tische ausgebreitet hatte. Früher hätte ich nicht jeden Tag am selben Ort gefrühstückt. Viel zu riskant. In meinem neuen Leben genoss ich die Routine eines Frühstücks bei Ted. Ich war entspannt und hatte aufgehört, ständig über die Schulter zu schauen. Ein Jammer. An diesem Morgen hätte es nicht geschadet, auf der Hut zu sein. Vielleicht hätte ich ihn kommen sehen.

Aus dem Diner ins Herz der Stadt hinauszutreten, vermittelte mir ein Gefühl der Sicherheit. Auf dem Gehweg wimmelte es an diesem Montagmorgen von Berufstätigen auf dem Weg zur Arbeit, und das Pflaster unter meinen Füßen hatte etwas Beruhigendes. Der Kerl würde mich nicht um Viertel nach acht vor drei Dutzend Zeugen in der Chambers Street mitten in New York City erschießen. Ich stand links von dem Diner vor einer geschlossenen Eisenwarenhandlung, spürte den beißend kalten Novemberwind in meinem Gesicht und fragte mich, was der Mann wollte. War er ein ehemaliger Mandant von mir und ich hatte den Prozess verloren? Ich erinnerte mich jedenfalls nicht an ihn. Der Narbige trat zu mir vor das mit Brettern vernagelte Fenster des alten Ladens. So dicht, dass kein Passant zwischen uns treten konnte. Dann verzog er das Gesicht zu einem Grinsen, sodass die Narbe seine Wange deutlich in zwei Hälften teilte.

»Öffnen Sie Ihren Mantel, und sehen Sie hinein, Mr Flynn.«

Unbeholfen durchsuchte ich meine Taschen, fand aber nichts. Ich öffnete den Mantel ganz. Auf der Innenseite entdeckte ich etwas, das wie ein Riss aussah, als hätte sich das Seidenfutter von der Naht gelöst. Es war kein Riss. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass eine dünne schwarze Jacke in meinem Mantel steckte wie ein zweites Futter. Er musste die Ärmel der Jacke in meinen Mantel geschoben haben, als ich auf der Toilette war. Als ich von innen mit der Hand über den Rücken des Mantels fuhr, ertastete ich den Klettverschluss einer Tasche, die sich knapp oberhalb der Taille befand. Ich zog sie zu mir, um sie genauer zu betrachten, dann riss ich den Verschluss auf und griff hinein. Ich spürte einen losen Faden.

Zog ihn aus der verborgenen Tasche. Es war kein Faden.

Es war ein Draht.

Ein roter Draht.

An seinem Ende war etwas, das sich wie ein flaches Plastikgehäuse anfühlte, weitere Drähte und rechts und links zwei schmale Ausbuchtungen.

Ich bekam keine Luft.

Ich trug eine Bombe am Körper.

Der Mann hatte nicht vor, mich vor drei Dutzend Zeugen in der Chambers Street zu erschießen. Er würde mich zusammen mit weiß der Himmel wie vielen anderen in die Luft jagen.

»Versuchen Sie nicht wegzulaufen, sonst zünde ich den Sprengsatz. Versuchen Sie nicht, ihn zu entfernen. Erregen Sie keine Aufmerksamkeit. Mein Name ist Arturas.« Er sprach es Ar-toras aus und lächelte ununterbrochen dazu.

Ich sog scharf die Luft ein und zwang mich, langsam wieder auszuatmen.

»Nur die Ruhe«, sagte Arturas.

»Was wollen Sie?«, fragte ich.

»Mein Arbeitgeber hat Ihre Kanzlei angeheuert, sie soll ihn vor Gericht vertreten. Wir müssen noch eine Sache zu Ende bringen.«

Meine Angst ließ ein wenig nach: Es ging gar nicht um mich. Es ging um meine alte Anwaltskanzlei; vielleicht konnte ich Jack Halloran den Kerl unterjubeln. »Tut mir leid, mein Freund, aber das ist nicht mehr meine Kanzlei. Sie reden mit dem Falschen. Für wen genau arbeiten Sie denn?«

»Ich denke, Sie kennen den Namen. Mr Volchek.«

Verdammt. Er hatte recht. Den Namen kannte ich tatsächlich. Olek Volchek war der Kopf der Russenmafia. Mein früherer Partner Halloran hatte sich, einen Monat bevor Jack und ich uns trennten, bereit erklärt, Volchek zu vertreten. Als er den Fall annahm, erwartete Volchek ein Prozess wegen Mordes – genauer gesagt: ein Auftragsmord im Bandenmilieu. Ich hatte die Unterlagen in dem Fall nie zu Gesicht bekommen oder gar Volchek getroffen. Ich hatte mich in diesem Monat der Verteidigung von Ted Berkley gewidmet, einem Börsenmakler, der wegen einer angeblichen Entführung angeklagt war – es war der Fall, an dem ich vollständig zerbrach. In seinen Nachwehen hatte ich zuerst meine Familie verloren und dann mich selbst an die Whiskyflasche. Vor knapp einem Jahr war ich dann mit dem, was von meiner Seele noch übrig war, ausgestiegen, und Jack hatte die Kanzlei allein übernommen. Ich hatte keinen Fuß mehr in einen Gerichtssaal gesetzt, seit die Jury im Fall Berkley ihr Urteil gesprochen hatte, und ich hatte nicht die Absicht gehabt, in absehbarer Zeit wieder als Anwalt zu arbeiten.

Bei Jack sah die Sache anders aus. Er hatte Probleme mit seinem Hang zum Glücksspiel. Wahrscheinlich hatte er sich aus dem Staub gemacht und Volcheks Vorschuss mitgenommen. Wenn die Russenmafia Jack nicht finden konnte, wandte sie sich eben an mich – wegen einer Erstattung. Und sie ließen die Muskeln spielen. Mit einer Bombe auf dem Rücken spielte es keine Rolle, dass ich pleite war. Ich würde ihm das verdammte Geld besorgen. Das ging schon in Ordnung. Ich konnte dieses Narbengesicht bezahlen. Er war kein Terrorist. Er war ein Mafioso. Mafiosi sprengen keine Leute in die Luft, die ihnen Geld schulden. Sie lassen sich einfach bezahlen.

»Hören Sie, Jack Halloran ist Ihr Mann. Ich kenne Mr Volchek gar nicht. Jack und ich sind nicht mehr Partner. Aber es ist in Ordnung; wenn Sie Ihren Honorarvorschuss zurückhaben wollen, stelle ich Ihnen gern einen Scheck aus.«

Ob der Scheck eingelöst wurde oder nicht, war ein anderes Problem. Ich hatte etwas mehr als sechshundert Dollar auf dem Konto, meine Miete war überfällig, es gab Rechnungen von der Suchtklinik, die ich nicht bezahlen konnte, und ich hatte kein Einkommen. Die Klinikrechnungen waren das Hauptproblem, aber bei der Menge von Whisky, die ich in mich hineingeschüttet hatte, wäre ich gestorben, wenn ich mich nicht zu einem Entzug angemeldet hätte. In der Beratung dort war mir klar geworden, dass sich die Erinnerung an die Geschehnisse im Fall Berkley auch mit noch so viel Jack Daniel’s...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2022
Reihe/Serie Eddie Flynn
Eddie-Flynn-Reihe
Eddie-Flynn-Reihe
Übersetzer Fred Kinzel
Sprache deutsch
Original-Titel The Defence
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 2022 • action • Anwalt • eBooks • Eddie Flynn • Justizthriller • Neuerscheinung • New York • Politthriller • Spannung • Spiegel Bestseller Autor • Spiegel Bestsellerliste aktuell • thirteen • Thriller
ISBN-10 3-641-30054-1 / 3641300541
ISBN-13 978-3-641-30054-8 / 9783641300548
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