Jack Bannister - Herr der Karibik (eBook)
624 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46411-3 (ISBN)
Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit 'Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman' und Jack Bannister - Herr der Karibik' widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.
Mac P. Lorne (*1957) hat bisher zwölf historische Romane bei Droemer Knaur veröffentlicht, von denen bereits sechs mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet worden sind. Mit "Der Pirat - ein Francis-Drake- Roman" und Jack Bannister - Herr der Karibik" widmete er sich sehr erfolgreich maritimen Themen und erreichte eine große Leserschaft. In seiner Dilogie über Englands berühmtesten Seehelden setzt er die Thematik jetzt fort.
1. Kapitel –
London, 1681
Jack Bannister war nach seinem eigenen Dafürhalten der glücklichste Mensch auf Gottes weitem Erdenrund. Soeben hatte ihn der Pfarrer der Kirche St. Nicholas in Deptford, dem Ortsteil von London, in dem sich die meisten Werften und Faktoreien der großen Handelshäuser befanden, mit Marie-Claire, der Tochter von Captain Gilbert Magminot, vermählt. Nun schritt er, ganz stolzer Ehemann und seine strahlende, junge Frau am Arm, durch das von Entermessern, Degen und Säbeln gebildete Spalier seiner Schiffskameraden, die das Paar hochleben ließen.
Die Braut war von ihrem Vater zum Altar geführt worden und ihre Hand dort von diesem in die seine gelegt worden. Wie sehr hätte Jack sich gewünscht, dass auch seine Eltern an seinem schönsten Tag dabei gewesen wären. Aber sein Vater, ebenso einst Captain in der Royal Navy wie Magminot – dessen Vorfahren, wie der Name unschwer erahnen ließ, aus Frankreich stammten –, war in der letzten Seeschlacht gegen die Holländer gefallen, und seine Mutter bald darauf aus Gram über den Tod ihres geliebten Mannes verstorben.
Jack, der eigentlich mit Vornamen Joseph hieß, was aber nahezu in Vergessenheit geraten war, wäre damals als junger Seekadett plötzlich allein auf dieser Welt gestanden und sich bestimmt sehr einsam und verlassen vorgekommen, hätten ihn die Magminots nicht wie einen Sohn aufgenommen. Sie und die Familie Bannister waren seit Urzeiten befreundet, bewohnten als Nachbarn Kapitänshäuser nahe der großen, königlichen Werft von Deptford, und Jack und Marie-Claire hatten schon als kleine Kinder am Strand der hier langsam und breit dahinfließenden Themse Sandburgen gebaut.
Jetzt war Jack Bannister Lieutenant und Erster Offizier an Bord der nagelneuen Golden Fleece, die mit ihren schnittigen Linien und der starken Bewaffnung eine Mischung aus Handels- und Kriegsschiff darstellte und ein gänzlich neues Kapitel in den Annalen der Royal African Company aufschlagen sollte. Er hatte großes Glück gehabt, denn nach dem Ende der Feindseligkeiten gegen Holland waren viele Schiffe der Royal Navy ins Dock verholt oder gleich ganz abgewrackt sowie ihre Offiziere auf Halbsold gesetzt worden. Von dem konnte man nur äußerst bescheiden – oder eigentlich gar nicht – leben.
Doch Gilbert Magminot war nach dem Krieg bei der Royal African Company untergekommen, deren oberster Schirmherr James Stuart war, der Duke of York und Bruder von König Charles II., der zuvor während der Seekriege gegen die Niederlande das Amt des Lord High Admiral innegehabt hatte. Jeder in der Flotte wusste, dass James sich dabei nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte und es nur Admiral Monck zu verdanken gewesen war, dass es dem legendären holländischen Flottenführer Michiel de Ruyter nicht gelang, die überlegenen englischen Streitkräfte auf See vernichtend zu schlagen.
Letztlich war ein unbefriedigendes Unentschieden zwischen den beiden rivalisierenden Handelsmächten herausgekommen. Der Duke of York hätte den Krieg gern weitergeführt, doch das starke und selbstbewusste englische Parlament zwang König Charles, den teuren Krieg zu beenden. Und auch die Holländer waren an dessen Weiterführung nicht interessiert gewesen, fielen ihnen doch gerade die Franzosen in den Rücken.
Siege hatten die englischen Rotröcke eher in Amerika als auf See erringen können und dort die holländische Kolonie Nieuw Nederland mit ihrer Hauptstadt Nieuw Amsterdam erobert, die seither den Namen New York trug. Jack, dessen Vater nicht zuletzt wegen der unfähigen Flottenführung des Duke of York gefallen war, fragte sich oft, ob der Bruder des Königs die große Ehre dieser Namensgebung wirklich verdient hatte.
Aber als Magminot für ihn ein gutes Wort einlegte und er daraufhin ein Offizierspatent der Royal African Company erhielt, sträubte er sich nicht gegen das Angebot, sicherte ihm dies doch ein Auskommen, welches es ihm ermöglichte, sich Hoffnungen auf Marie-Claires Hand zu machen. Die Company besaß das königliche Privileg auf den Handel mit Westafrika und Westindien, und ihren Offizieren stand, wenn sie sich denn im Auftrag der Handelsgesellschaft bewährten, eine gesicherte und oft auch glänzende Zukunft bevor. Wobei es Jack durchaus nicht behagte, womit in erster Linie Handel getrieben wurde, nämlich mit Sklaven.
Aber was sollte er tun? Voller Stolz, weil er eine in seinen Augen ehrenrührige Laufbahn als Handelsschiffsoffizier ausschlug, am Hungertuche nagen? Zusehen, wie Marie-Claire, in die er seit Kindheitstagen bis über beide Ohren verschossen war, am Arm eines anderen Mannes zum Altar schritt? Das hätte ihm das Herz gebrochen, und so war ihm nichts anderes übrig geblieben, als ebenso wie sein Schwiegervater bei der Royal African Company anzuheuern und sich dem schmutzigen Geschäft des Sklavenhandels zu widmen. Allerdings immer in der Hoffnung, dass bald wieder eine seefahrende Nation mit seinem Heimatland Streit suchte und er an Bord eines Kriegsschiffes der Royal Navy zurückkehren konnte. Am liebsten auf eine Fregatte, denn die machten, wurden sie von einem einigermaßen schneidigen und kampfesmutigen Kommandeur geführt, die reichste Beute. Die Mannschaften und natürlich die Offiziere waren an den Prisengeldern beteiligt, auch wenn der jeweilige Captain stets den Löwenanteil einstrich. Aber vielleicht würde er ja in absehbarer Zukunft selbst einmal auf dem Achterdeck eines solchen Schiffes stehen und den Befehl zum Entern geben.
Heute war bereits sein allergrößter Traum in Erfüllung gegangen, denn er durfte von nun an die Frau seiner Sehnsüchte die seine nennen. Warum sollte dann nicht eines Tages auch sein anderer, nicht weniger großer, wahr werden? Jack Bannister hoffte es so sehr, wollte er seiner heiß geliebten Marie-Claire doch ein sorgenfreies Leben in gesichertem Wohlstand, wenn nicht gar in angemessenem Luxus, bieten können. Eine so atemberaubende Schönheit wie sie hatte es einfach verdient!
Die frisch vermählte Mrs Bannister war drei Jahre jünger als ihr angetrauter Gatte, dem sie von Herzen zugetan war und den sie aufrichtig liebte, auch wenn er nicht der erste Mann in ihrem bisherigen Leben gewesen war. An einer schönen Blume rochen schließlich viele Nasen, und dass sie von ausgesuchter Attraktivität war und die Begierden der Männer weckte, stand völlig außer Frage und war ihr auch bewusst.
Eigentlich hätte sie heute dem Anlass und der Mode entsprechend eine aufwendig aufgetürmte Perücke tragen müssen und es auch gern getan, weil sie den Kopfputz, der aus Paris kam und die Damenwelt im Sturm erobert hatte, elegant und mondän fand. Aber da ihr Gemahl es grundsätzlich ablehnte, sich etwas anderes als seinen Uniformhut aufs Haupt zu stülpen, Perücken geradezu verabscheute und seine braune Mähne am Hinterkopf stets nur mit einem schwarzen Samtband bändigte, hatte Marie-Claire, wenn auch mit Bedauern, auf eine Zweitfrisur verzichtet. Stattdessen hatte ihr eine Freundin das honigblonde, seidige Haar, das ihr bis auf den kleinen, apfelförmigen Po fiel, hochgesteckt und kleine, weiße Rosenknospen hineingeflochten.
Dabei hätte ihr so eine kunstvolle Perücke, wie man sie jetzt der französischen Mode folgend bei Hofe trug, bestimmt überaus gut gestanden. Wenn ihr der Coiffeur dann noch eine lange, gedrehte Haarlocke den schlanken Hals bis zum Brustansatz hinabfallen hätte lassen, wären ihrem Gemahl sicher die Augen herausgefallen. Nun, irgendwann, wenn er die Karriereleiter bei der Company noch weiter hinaufgestiegen war – und dass es dazu kam, dafür wollte sie schon sorgen –, würde er wohl nicht länger darum herumkommen, ihr solch einen Kopfputz zu schenken und vielleicht sogar selbst eine Allongeperücke zu tragen. Obwohl, an Letzterem hatte Marie-Claire so ihre Zweifel, denn dann hätte Jack sich ja seine unbändige Haarpracht, die nie im Leben unter einer Perücke Platz finden würde, kurz schneiden oder sogar gänzlich scheren lassen müssen. Und ob sie ihn dazu bewegen konnte, wusste selbst sie nicht zu sagen.
Die blauen Augen der jungen Frau blitzten keck und lebenslustig, während ihr diese Gedanken durch den Kopf schossen, und ihre sinnlichen, roten Lippen, gerahmt von kleinen Grübchen, formten sich zu einem versonnenen Lächeln. Ihre Figur war makellos, vielleicht etwas zu schlank für den geltenden Zeitgeschmack. Aber an üppigen Körpern und fast aus dem Dekolleté springenden, schweren Brüsten fand sie wenig Gefallen. Und ihr Mann, der nun so stolz und selbstbewusst an ihrer Seite schritt, wie er ihr zigfach versichert hatte, auch nicht.
Wie sie ihn bewunderte, diesen gut aussehenden, großen, breitschultrigen und muskulösen Seehelden! Ihr Vater sagte ihm eine steile Laufbahn in der Company voraus, sonst hätte er ihm seine Tochter auch niemals zur Frau gegeben. Vorausgesetzt allerdings, Jack überwarf sich nicht noch einmal mit seinem Kapitän, so wie auf der letzten Reise.
Captain Fletcher, so hatte es ihr der Vater berichtet, war zwar ein übler Menschenschinder, und wem schon das Leben der Deckhands wenig galt, dem galt das seiner ebenholzfarbigen Fracht schon gar nichts. Meist brachte der Schiffsführer deshalb auch nur die Hälfte der an der Sklavenküste in Afrika erworbenen Schwarzen lebend nach Westindien. Aber trotzdem erzielte er für die Company stets satte Gewinne,...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Historische Romane | |
Schlagworte | 17. Jahrhundert • Abenteuerroman • biografische Romane • Cayo Levantado • Der englische Löwe • Der Pirat • England • Fregatte • Freibeuter • Herr der Bogenschützen • historische Abenteuerromane • Historische Romane • historische Romane 17. Jahrhundert • historische Romane England • historische Romane für Männer • historische Romane Karibik • historische romane piraten • historische romane seefahrt • Homer Preis • Jack Bannister • Karibik • Mac P.Lorne • Piraten • Piraten der Karibik • piraten roman • Piratenromane • Roman Biographien • Romane nach wahren Begebenheiten • Romane nach wahren Geschichten • Roman wahre Begebenheiten • Royal African Company • Samana • Schatz • Seeräuber-Roman • Sklavenhandel |
ISBN-10 | 3-426-46411-X / 342646411X |
ISBN-13 | 978-3-426-46411-3 / 9783426464113 |
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