Für die Sterne bestimmt (eBook)
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60249-5 (ISBN)
Mary Robinette Kowal ist die Autorin der »The Glamourist Histories«-Reihe, des Romans »Ghost Talkers« und der »Lady Astronaut«-Reihe. Sie ist Vorsitzende der Science Fiction & Fantasy Writers of America (SWFA), Teil des preisgekrönten Podcasts »Writing Excuses« und erhielt bereits den Astounding Award for Best New Writer, vier Hugo Awards, den Nebula und den Locus Award. Mary Robinette ist außerdem professionelle Puppenspielerin und Synchronsprecherin. So spricht sie beispielsweise Hörbücher von Seanan McGuire, Cory Doctorow und John Scalzi ein. Sie lebt mit ihrem Ehemann Rob und über einem Dutzend alter Schreibmaschinen in Nashville, USA.
Mary Robinette Kowal ist die Autorin der »The Glamourist Histories«-Reihe, des Romans »Ghost Talkers« und der »Lady Astronaut«-Reihe. Sie ist Vorsitzende der Science Fiction & Fantasy Writers of America (SWFA), Teil des preisgekrönten Podcasts »Writing Excuses« und erhielt bereits den Astounding Award for Best New Writer, vier Hugo Awards, den Nebula und den Locus Award. Mary Robinette ist außerdem professionelle Puppenspielerin und Synchronsprecherin. So spricht sie beispielsweise Hörbücher von Seanan McGuire, Cory Doctorow und John Scalzi ein. Sie lebt mit ihrem Ehemann Rob und über einem Dutzend alter Schreibmaschinen in Nashville, USA.
Eins
IAC-Leitung gegen Budgetkürzungen
von JOHN W. FINNEY
Extrablatt der National Times
16. August 1961 – Horace Clemons, Leiter der International Aerospace Coalition, warnte die Vereinten Nationen heute, alle Einschnitte ins bereits »minimale« Raumfahrtbudget würden eine bemannte Landung auf dem Mars noch in diesem Jahrzehnt verhindern. Er rief zudem in Erinnerung, dass jede Verzögerung im Zeitplan der ersten Marsexpedition die Kosten in die Höhe triebe, die bereits auf 20 Milliarden Dollar geschätzt werden. Ein direktes Resultat der in diesem Jahr vom Kongress vorgenommenen Budgetkürzung um 600 Millionen Dollar sei, dass die IAC die »Versicherung« habe opfern müssen, die im Programm als »Schutz gegen unvorhersehbare oder hartnäckige technische Probleme« verankert gewesen sei, sowie die Verschiebung entscheidender experimenteller Flüge mit dem Cygnus-Raumfahrzeug.
Erinnerst du dich daran, wo du warst, als die Friendship-Sonde auf dem Mars landete? Ich steckte gerade mitten in den Vorbereitungen für meine Rückreise vom Mond, wo ich eine Dreimonatsschicht in der Artemis-Basis absolviert und geologische Angestellte von unserer kleinen Kolonie zu ihren verschiedenen Untersuchungsgebieten geflogen hatte.
Obwohl wir alle Astronautinnen und Astronauten waren, konnte nur eine Handvoll von uns tatsächlich fliegen, was allerdings vor allem dazu führte, dass ich mir wie eine glorifizierte Busfahrerin vorkam.
Der Rest der zweihundert Menschen, die die Basis besiedelten, kam und ging, je nachdem, welche Aufgaben sie auf dem Mond erfüllten. Nur etwa fünfzig waren »Permanente« und wohnten in den Untergrundbunkern, die unser Zuhause darstellten.
Zusammen mit etwa der halben Bevölkerung der Basis bewegte ich mich halb hopsend, halb gehend in schwacher Gravitation durch eine der unterirdischen Fußgängerröhren, die wir »Baker Street« genannt hatten, hinüber in die »Innenstadt«. Da es keine Atmosphäre gab, die uns vor der kosmischen Strahlung auf dem Mond abschirmte, hatten wir die oberste Schicht der Mondoberfläche zusammenscharren und die Gänge unter Regolith begraben müssen. Optisch sah die Basis von außen aus wie eine verwitternde Sandburg. Von innen bestand sie größtenteils aus Gummi, ab und an von Lichtquellen, Aluminiumstreben und Drucktüren unterbrochen.
Eine der Türen öffnete sich mit einem Zischen, und Nicole hopste mit der Klinke in der Hand hindurch. Sie schloss die Tür nachdrücklich hinter sich.
Ich spreizte die Beine, um meinen Vorwärtsdrall zu stoppen, als ich meinen letzten Hüpfer beendete. Nicole war mit dem letzten Schiff gekommen, um ihre Schicht hier anzutreten, und ich freute mich sehr, sie zu sehen. »Guten Morgen!«
»Ich dachte, du wärst auf dem Rückweg zur Erde!« Wie ich trug Nicole einen leichten Druckanzug und den Sicherheitshelm aus Gummi wie eine Gasmaske aus dem Krieg am Gürtel. Beides brachte nicht viel, aber sollten die Röhren brechen, würden wir so zehn Minuten lang mit Sauerstoff versorgt und könnten uns in Sicherheit bringen.
»Bin ich auch, aber ich will auf keinen Fall die erste Sondenlandung auf dem Mars verpassen!« Ich war als Co-Pilotin eines kleinen Shuttles zwischen der Basis und der Lunetta, der IAC-Plattform in der Umlaufbahn, eingeteilt. Das war kaum mehr als ein Weltraumbus, doch die großen Schiffe wie die der Solaris-Klasse von der Lunetta zur Erde wurden alle von Männern gesteuert – nicht, dass das irgendwie ein Streitthema für mich wäre oder so. Ich tätschelte die Reisetasche, die ich über der Schulter trug. »Danach mach ich mich sofort auf den Weg zur Lunetta-Rakete.«
»Bestell einer heißen Dusche schöne Grüße von mir.« Sie hopste mit mir die Baker Street hinab. »Denkst du, wir sehen Marsmännchen?«
»Wahrscheinlich nicht. Es sieht da so öde aus wie auf dem Mond, zumindest den Bildern aus der Umlaufbahn nach zu urteilen.« Wir hatten das Ende der Baker Street erreicht. Das Deltadruckanzeigegerät an der Tür zeigte den normalen Mond-Wert von 0,34 bar an, daher betätigte ich den Ratschengriff, um sie zu öffnen. »Nathaniel sagt, er zieht sich eigenhändig die Eckzähne, wenn es Marsmännchen gibt.«
»Das ist … anschaulich. Aber wo wir gerade von ihm sprechen: Wie geht es ihm?«
»Gut.« Ich öffnete die Tür. »Er hat Sehnsucht nach … nun ja … Raketenstarts.«
Lachend schlüpfte Nicole durchs Schott zwischen Baker Street und der Innenstadt. »Ach, ihr beide seid ja noch immer wie Frischvermählte!«
»Ich bin ja nie zu Hause!«
»Du solltest ihn mal hierher einladen.« Sie zwinkerte mir zu. »Ich meine, jetzt, wo Privatquartiere eine Option sind.«
»Genau … Du und der Senator, ihr solltet vielleicht mal darüber nachdenken, wie gut Geräusche durch die Lüftungsschächte zu hören sind.« Ich begann damit, das Schott zu schließen.
»Wartet!« Eugene Lindholm kam mit langen Sprüngen die Baker Street herab. Falls du noch nie gesehen hast, wie Leute sich in geringer Schwerkraft bewegen: Es ist ein bisschen, als würde sich die Grazie eines Kleinkinds mit den ausholenden Sprüngen eines Gepards mischen.
Ich öffnete die Tür weiter. Er schätzte die Höhe falsch ein und stieß sich beim Durchhüpfen den Kopf.
»Alles in Ordnung?« Nicole nahm seinen Arm, um ihn zu stabilisieren.
»Danke.« Er stemmte eine Hand an die Decke, während er sein Gleichgewicht wiederfand. In der anderen hielt er einige Unterlagen.
Nicole sah mich an, bevor sie an die Tür zur Innenstadt trat. Ich nickte und schloss die Baker-Street-Tür, aber sie öffnete die andere nicht.
»Also … Eugene. Als jemand, der mit Parker fliegt …« Sie wies auf die Zettel in seiner Hand. »Willst du nicht ein paar davon aus Versehen fallen lassen?«
Er grinste. »Wenn du auf Dienstpläne hoffst, das sind nur ausgeschnittene Rezepte für Myrtle.«
»Sch…ade.« Sie öffnete das Schott, und wir betraten die Innenstadt.
Durch die Druckdifferenz wehte ein für den Mond seltener Geruch heran, lehmig und grün mit der weichen Note von Wasser. Über dem Zentrum der Kolonie ließ eine weite Kuppel gefiltertes Licht ein, das die hier wachsenden Pflanzen nährte. Sie stellte unsere erste wirklich dauerhafte Konstruktion dar.
Die Räume entlang der Wände dienten als Wohnquartiere. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre immer noch hier untergebracht, aber die Quartiere der neuen Pilotinnen und Piloten befanden sich näher an den Landeplätzen. Andere Alkoven dienten als Büros oder beherbergten unser einziges Restaurant. Es gab zudem einen Friseur, einen Secondhandladen und ein »Kunstmuseum«.
Genau im Zentrum befand sich ein winziger »Park«. Allerdings war er nicht größer als ein übergroßes Doppelbett und hatte gerade mal einen Pfad in der Mitte. Aber er war grün.
Was züchteten wir in dieser vorsichtig verbesserten Erde? Löwenzahn. Wie sich herausgestellt hat, sind die Blätter schmackhaft und nährstoffreich, wenn man sie ordentlich zubereitet. Ein weiterer Liebling ist die Kaktusfeige, deren hübsche Blüten sich in süße Samenhülsen verwandeln und deren flache Blätter geröstet oder gebacken werden können. Einiges, was wir als Unkraut kannten, wuchs sehr gut in nährstoffarmer Erde.
»Himmel!« Eugene schlug sich auf den Oberschenkel. »Der Löwenzahn blüht. Myrtle hat angedroht, dass sie ihr Glück mit Löwenzahnwein versuchen will.«
»Mit ›angedroht‹ meinst du ›versprochen‹, oder?« Nicole hüpfte an den Hochbeeten vorbei. »Ach, Elma, trink auch einen trockenen Martini für mich mit, wenn du nach Hause kommst.«
»Mindestens einen doppelten.« Ich war immer davon ausgegangen, Nathaniel und ich wären unter den ersten Siedelnden auf dem Mond, doch nun, da die Artemis-Basis etabliert war, hatte die Agency ihre Aufmerksamkeit auf die Besiedelung des Mars gerichtet und er musste auf der Erde bleiben, um die Operationen zu planen.
Der Mars dominierte alle Gespräche innerhalb der IAC. Die der...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2022 |
---|---|
Reihe/Serie | Lady Astronaut |
Lady Astronaut | Lady Astronaut |
Übersetzer | Judith C. Vogt |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Fated Sky |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Astronautinnen • Bücher wie For All Mankind • feministische Romane • feministische Science-Fiction • Frauen in Männerberufen • Frauen in MINT-Fächern • Frauen und Naturwissenschaften • Mars Discovery • Mars Expedition • Mercury 13 • #metoo • metoo • Romane für Frauen • Romane mit starken Frauen • Romane über Astronauten • Romane über Raumfahrt • science fiction bücher • Science-Fiction für Frauen • Spannung für Frauen |
ISBN-10 | 3-492-60249-5 / 3492602495 |
ISBN-13 | 978-3-492-60249-5 / 9783492602495 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,8 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich