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No Longer Lost - Mulberry Mansion (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
527 Seiten
Lyx (Verlag)
978-3-7363-1802-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

No Longer Lost - Mulberry Mansion -  Merit Niemeitz
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Kannst du einen Menschen lieben, bei dem du dachtest, es wäre unmöglich?

Die Fördergelder für die Mulberry Mansion werden gekürzt! Psychologiestudentin May würde alles tun, um ihr Zuhause zu retten, selbst den einen Menschen um Hilfe bitten, den sie absolut nicht ausstehen kann - Wesley Hastings, 'König' der Windsbury University und Sohn der Vizekanzlerin. Völlig überraschend willigt Wes ein, bei seiner Mutter ein gutes Wort für die Villa einzulegen - einziger Haken: May soll an seinem Psychologieexperiment teilnehmen mit der These: Kann man jeden Menschen lieben? Sie stimmt dem Deal zu, denn sie kann sich nicht vorstellen, sich in jemanden wie Wes zu verlieben. Doch durch das Projekt erkennt sie, dass hinter der Fassade des reichen Jungen so viel mehr steckt. Dennoch darf May ihre Gefühle für Wes niemals zulassen ...

'Die Geschichte von May und Wes ist wie ein Marmeladenglas gefüllt mit bunten Momenten: eine ganz besondere Liebe, bestehend aus Poesieworten, die einfach nur heilen und inspirieren.' @ MARIESLITERATUR

Band 2 der MULBERRY MANSION-Reihe von Merit Niemeitz, der großen Entdeckung beim LYX-Pitch



<p><strong>Merit Niemeitz </strong>wurde 1995 in Berlin geboren. Seit ihrer Kindheit liebt sie Worte und schreibt ihre eigenen Geschichten. Sie arbeitet in der Buchbranche und möchte eigentlich auch nie etwas anderes tun.</p>

Merit Niemeitz wurde 1995 in Berlin geboren und lebt noch immer dort, in einer Wohnung mit unzähligen Flohmarktschätzen, Pflanzen und Büchern. Seit ihrer Kindheit liebt sie Worte und schreibt ihre eigenen Geschichten. Während und nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft arbeitet sie seit Jahren in der Buchbranche und möchte eigentlich auch nie etwas anderes tun.

2. Kapitel


MAY

Normalerweise fiel es mir leicht, mich auf die Uni zu konzentrieren. Sobald ich in meinen Kursen oder Vorlesungen saß, schaffte ich es, meine Gedanken so leise zu drehen, dass ich mich auf den Lehrinhalt fokussieren konnte.

Ich hatte mir das jahrelang antrainiert, weil von meinen Leistungen zu viel abhing. Zwar hatte ich mit der Annahme an der WU auch ein Teilstipendium für mehrere Jahre erhalten, aber dieses musste jedes Semester aufs Neue formell beantragt und genehmigt werden. Sollten meine Noten nicht mehr gut genug sein, würde die finanzielle Unterstützung wegfallen – etwas, das ich mir nicht leisten könnte. Also verdrängte ich jeden Tag für ein paar Stunden die Sorgen über die zwei Orte, die ich mein Zuhause nannte, und versank in Fachbegriffen, Statistiken und Modellen.

Eigentlich klappte das immer. Nur heute schweiften meine Gedanken permanent ab. Fort von den Grundsätzen der Sozialpsychologie, von meiner Dozentin, von meinen Kommilitonen – hin zu dem einzigen von ihnen, mit dem ich in noch keinem Seminar ein Wort gewechselt hatte.

Wesley Hastings saß schräg hinter mir mit dem Rücken zu einem der gewölbten Fenster. Direkt in der Sonne, direkt im Fokus, ohne irgendetwas tun zu müssen. Und er tat wirklich nichts, zumindest nichts von dem, was er hätte tun sollen. Er war zehn Minuten zu spät gekommen und hatte nicht einmal seinen Block aufgeschlagen. Stattdessen lag sein Handy auf seinem Oberschenkel und er scrollte über den Bildschirm.

Ich war sicher, dass es unserer Professorin aufgefallen war, aber sie kommentierte sein Benehmen mit keinem Wort. Als hätte sie ihn bereits aufgegeben, weil sie wusste, dass er das ebenfalls getan hatte.

Ich spürte einen Stich der Frustration, während ich mich immer wieder umdrehte und ihn betrachtete. Seit wir zusammen studierten, hatte Wesley keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm seine Noten egal waren. Er besuchte zwar die Kurse, hielt sich an die Abgaben und kam überall durch, aber immer nur mit dem allernötigsten Aufwand. Dabei war ich mir sicher, dass er deutlich besser hätte sein können. So wenig ich auch von seinem Verhalten hielt: Wesley war klug. Andernfalls hätte er nie alle Klausuren bestehen können, während er in den Seminaren nicht aufpasste. Niemand kam ohne große Mühe durch Statistik, wenn er nicht über eine bemerkenswerte Auffassungsgabe verfügte. Und das machte im Grunde alles nur noch unerträglicher. Es war nicht schlimm, wenn einem das Lernen nicht lag – doch es war so enttäuschend zu wissen, dass er es nicht einmal versuchte.

Als die Stunde beendet wurde, zuckte ich ertappt zusammen. Die aufgeschlagene Seite meines Blocks wies nur das Datum und eine Handvoll unzusammenhängender Notizen auf. Ich drehte mich zu meiner Sitznachbarin, um sie zu fragen, ob ich ihre abfotografieren durfte, aber sie war schon an der Tür. Frustriert schob ich meine Sachen in die Korbtasche.

In dem Moment, in dem ich aufstand, hatte sich der Raum schon geleert. Die Professorin nickte mir zu, ehe sie ging, und dann war ich allein. Allein mit dem jungen Mann, der noch immer auf seinem Platz saß und auf sein Handy blickte.

Je näher ich der Tür kam, desto zaghafter wurden meine Schritte. Ich wusste, ich könnte einfach gehen. Die anderen hatten gestern verstanden, warum ich nicht mit Wesley sprechen wollte, und sie hatten es akzeptiert. Und selbst wenn ich es tun würde, würde es nichts bringen. Er würde mir nie helfen, er würde nie etwas Nettes tun.

Der Gedanke schmeckte unangenehm bitter und löste ein leichtes Schuldgefühl in mir aus. Ich mochte es nicht, so absolut zu denken – schon gar nicht über Menschen. Vielleicht irrte ich mich. Vielleicht hatte selbst Wesley Hastings irgendwo tief in sich einen Kern von Gutherzigkeit, der ihn dazu bringen würde, Mitgefühl für unsere Situation zu empfinden. Vielleicht war es auch einfach keine große Sache für ihn, mit seiner Mutter zu sprechen. Vielleicht würde Wesley mich überraschen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.

Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, und mein Zuhause war es wert, ihn zu gehen, auch wenn er mir mehr als steinig und unbequem vorkam.

Ich riss alle Vielleichts und mich selbst zusammen, dann ging ich auf Wesleys Platz zu. Er sah immer noch nicht von seinem Handy auf, vermutlich hatte er nicht mal bemerkt, dass die Stunde längst vorbei und der Raum leer war.

Die Sonne färbte seine Haare golden, selbst seine Wimpernfächer schimmerten. Der grüne Pullover, den er trug, hatte einen weiten Kragen, der eine fast gerade Linie Leberflecken an seinem Hals offenlegte. Unter dem Stoff waren die Muskeln seiner Schultern und Oberarme zu erkennen. Seine Haut war makellos, seine Lippen gleichmäßige Wellen, seine Nase gerade und schmal, seine Wangenknochen wirkten gemeißelt wie die der Skulpturen in den Arkadenhöfen des Instituts.

Wesley war auf eine Weise attraktiv, die sich kaum in Worte fassen ließ. Mein Vater hatte früher immer gesagt: »Schön ist kein Adjektiv für Menschen, sondern eines für Gebäude.« Erst als ich Wesley das erste Mal gesehen hatte, hatte ich das Gefühl gehabt, das richtig zu verstehen. Er war, rein äußerlich, schön – anders ließ es sich nicht ausdrücken. Aber eine schöne Fassade sagte nichts über die Inneneinrichtung eines Gebäudes aus und ein schönes Gesicht nichts über die Seele eines Menschen. Und genau deswegen bedeutete Fassadenschönheit für mich nichts.

Ich blieb einen Schritt vor dem Tisch stehen und holte tief Luft. »Wesley Hastings?«

Er blinzelte und legte sein Handy auf den Tisch, ehe er zu mir aufsah. Für einen Moment schien er verwirrt, als wüsste er nicht, wer ich war. Dann hob er die Augenbrauen. »Wenn du das so sagst, verspüre ich den Drang, es zu verneinen und durchs Fenster abzuhauen.«

Ich umfasste den Henkel meiner Tasche fester und bemühte mich, gelassen zu klingen. »Musst du nicht. Ich wollte dich nur fragen … hast du kurz Zeit?«

»Klar.« Er lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei lächelte er auf diese spezielle oberflächlich freundliche und gleichzeitig gelangweilte Art, die nur sehr selbstüberzeugte Menschen beherrschten. Alles daran zog den Knoten in meinem Bauch fester zu, noch bevor er weitersprach. »Was gibt’s, June?«

Ich hatte es versucht. Ich hatte es wirklich, wirklich versucht. Aber Wesley war kein Vielleicht. Er war ein Niemals und ich würde mich nicht lächerlicher machen, als ich mich in diesem Moment sowieso schon fühlte.

Ich sah ihn ein paar Sekunden lang an, dann schüttelte ich den Kopf und drehte mich wortlos um. Mein Brustkorb vibrierte unangenehm, als ich den Seminarraum und kurz darauf das Gebäude verließ. Die Arkaden schimmerten bronzefarben, meine Schritte hallten laut auf dem Boden wider. Die Sonne sammelte sich im freien Hof und ließ das Gras und das Wasser des Springbrunnens golden leuchten. Normalerweise wäre ich kurz stehen geblieben und hätte den Anblick genossen. Unser Institut war ein Mini-Kosmos innerhalb der Uni und ich liebte alles daran. In diesem Moment wollte ich trotzdem nichts lieber, als ihn hinter mir zu lassen.

Ich befand mich in der Mitte des überdachten Gangs, als ich die Schritte hinter mir wahrnahm. Aus irgendeinem absurden Impuls heraus wusste ich, dass sie zu Wesley gehörten. Wahrscheinlich, weil sie so gelassen und gleichzeitig entschieden klangen – als hätte er ein Ziel, aber fühlte sich zu erhaben, es anzuvisieren.

»Warte«, erklang seine Stimme im nächsten Moment.

Ich reckte nur das Kinn und ging entschlossen auf die Tür zu, die sich am Ende des Gangs befand.

»May, jetzt warte.« Wesley hatte mich eingeholt und blieb zwei Schritte vor mir stehen. Seine Umhängetasche war offen, seine Jacke hatte er sich unter den Arm geklemmt. Er atmete nicht einmal schwer, nur sein Haar war vom Rennen zerzauster als zuvor.

Ich funkelte zu ihm auf. »Du kennst meinen Namen also doch? Ruf den Notarzt, ich kollabiere gleich vor Glück.«

Er runzelte die Stirn. »Dafür, dass du etwas von mir willst, bist du ganz schön zynisch.«

»Ich bin nicht zynisch. Und ich will nichts von dir.«

»Das klang vor zwei Minuten aber noch anders.«

Ein Teil von mir wollte einfach an ihm vorbeigehen. Wenn Wesley es mit einem Satz schaffte, mich so … wütend werden zu lassen, dann wollte ich nicht wissen, was ein richtiges Gespräch auslösen würde. Außerdem bemerkte ich bereits die Blicke der Vorbeilaufenden durch die offenen Bogen hindurch. Wesley musste nicht im Licht stehen, um zu leuchten. Menschen wie er waren Reklametafeln, immerzu herausstechend, immerzu sichtbar. Und ich wollte nicht, dass uns jemand zusammen sah, auch wenn das hier nur ein kurzes Gespräch werden sollte. Ich wollte nicht mit Wesley Hastings in Verbindung gebracht werden, nicht einmal in einem einzigen Gedanken eines fremden Menschen. Aber mir war auch klar, dass sich eine bessere Gelegenheit nicht ergeben würde.

Ich gab mir einen Ruck und bemühte mich um einen ruhigeren Tonfall. »Ich will nichts, ich brauche es.«

»Noch besser.« Wesley grinste und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Bogen, sodass die eine Hälfte seines Gesichts in die Sonne, die andere in den Schatten fiel. Sonnenfinsternis, Mondfinsternis, einfach Finsternis. »Also, was ist jetzt? Ich wollte mir eh einen Kaffee holen, wir könnten kurz ins Halo gehen.«

Ich stolperte jedes Mal über den Namen des Cafés, das sich im Psychologie-Institut befand. Es war nach dem sozialpsychologisch geprägten Halo-Effekt benannt, der einen...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2023
Reihe/Serie Mulberry Mansion
Mulberry Mansion
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Campus • cottagecore • dramatisch • Emotional • Fördergelder • Große Gefühle • Haters to lovers • Kara Atkin • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • May • Mitbewohner • Mona Kasten • Nähe • New Adult • Projekt • Rich Boy/Poor Girl • Romance • Romantik • romantisch • Sad/emotional • Slow Burn • TikTok • Universität • Villa • Wesley Hastings • WG
ISBN-10 3-7363-1802-2 / 3736318022
ISBN-13 978-3-7363-1802-1 / 9783736318021
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