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Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers (eBook)

Die Fortsetzung des Kult-Bestsellers aus Schottland

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
464 Seiten
btb Verlag
978-3-641-26436-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers - Shaun Bythell
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Die Fortsetzung des Kult-Bestsellers aus Schottland. »Bythell ist ein wahrer Gläubiger, der leidenschaftlich für die Bedeutsamkeit von Büchern eintritt.« (Observer)
Wigtown, Schottland. Mit mehr als einer Meile Regale und dem Meer direkt um die Ecke ist Shaun Bythells The Book Shop der idyllischste Traum eines jeden Bücherwurms - eigentlich. Denn der Buchhändler muss sich tagtäglich mit bizarren Anfragen von Leuten auseinandersetzen, die nicht verstehen, wie eine Buchhandlung funktioniert. Und dann ist da noch seine exzentrische italienische Assistentin, die gern nach Flussschlamm gräbt, um daraus Umschläge zu machen ...


Shaun Bythells »Neue Bekenntnisse eines Buchhändlers« erzählen charmant, komisch und schräg aus dem Leben eines Buchliebhabers: von der Freude über aufregende Entdeckungen, von Freundschaften, die durch gemeinsame Liebe zu guten Geschichten entstehen, und von der Traurigkeit, ein wirklich gutes Buch zu beenden.

Montag, 13. April
Online-Bestellungen: 4
Gefundene Bücher: 4
Ein alter Mann kam zu mir und sagte: »Ich frage mich, ob sie mir helfen können, ich suche nach Büchern über Selbsthilfe.« Ich bin mir fast sicher, dass er die Ironie dieses Satzes nicht erkannte.
Einnahmen insgesamt £130,29
15 Kunden

Shaun Bythell erwarb seinen Buchladen The Bookshop im Jahr 2001 und führt ihn seither mit großer Leidenschaft, wenn auch gewaltigen Zweifeln, was seine Wirtschaftlichkeit in der Zukunft angeht. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad - meistens zum Pub - und teilt sich seine Wohnung über dem Laden mit seiner Katze Captain.

JANUAR 2015


Er behandelte die Bücher mit der Ehrfurcht eines Priesters, der auf der Kanzel die Bibel aufschlägt. An diesem Morgen hatte ich das Leder poliert, bis es glänzte wie Seide, und Mr Pumpherstons Finger ruhten darauf wie Schmetterlinge, die sich auf einer erlesenen Blume niederlassen. Bei der Berührung schien er vor Vergnügen zu schnurren. Der Besucher schob seine Brille zurecht, bevor er die Seiten umblätterte, und man sah, dass Mr Pumpherstons Freude ansteckend war.

– Augustus Muir, The Intimate Thoughts of John Baxter, Bookseller
(Methuen & Co., London, 1942)

Ich frage mich, ob sich Augustus Muir, als er diese Parodie eines Tagebuchs von John Baxter schrieb, bewusst war, dass dies unbestritten der beste Teil des Second-Hand-Buchhandels und wahrscheinlich auch des Büchersammelns ist: etwas Wichtiges und Seltenes zu finden und es in den Händen zu halten. Ich hatte einmal eine zweibändige Ausgabe von Francis Grose, Antiquities of Scotland, und für die Person, die es kaufte, war es das denkbar wichtigste Buch. Grose und Robert Burns trafen sich 1789 und freundeten sich miteinander an. Grose bat Burns, eine übernatürliche Geschichte als Begleitung für eine Illustration der Alloway Auld Kirk in Antiquities of Scotland zu schreiben, über die er zu der Zeit recherchierte, und das war die Geburtsstunde von Burns’ vielleicht bestem Gedicht, Tam o’ Shanter. Obwohl es zuerst in zwei anderen Publikationen erschien, war Groses Antiquities of Scotland doch das erste Buch, in dem das Gedicht veröffentlicht wurde, und auch wenn es nicht von enormem finanziellem Wert ist (das letzte Exemplar hatte ich für 340 Pfund verkauft), so ist es doch für Burns-Verehrer ein wichtiges Buch, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass Burns ohne Groses Auftrag Tom o’ Shanter vielleicht nie geschrieben hätte. Der Kunde, dem ich mein Exemplar verkauft hatte, war bis von Ayr hierhergefahren, als er von einem Freund hörte, dass wir ein Exemplar hatten. Erst nachdem er gezahlt hatte, erzählte er mir von der Verbindung zu Robert Burns, und hätte er es nicht getan, wüsste ich vielleicht bis heute nichts davon. Es ist eine Ironie meines Berufs, dass ich, obwohl ich jeden Tag von Büchern umgeben bin, das meiste, was ich über sie weiß, nur aus Erzählungen von Kunden kenne, ebenjenen Kunden, die ich eigentlich spontan vom Reden lieber abbringen würde.

Muirs Beschreibung der Art, wie Mr Pumpherston mit dem Buch umgeht, hallt nach: Leute, die sich mit seltenen Büchern beschäftigen, behandeln sie meist sichtlich anders. Sie achten darauf, dass die Buchdeckel abgestützt sind, damit der Rücken nicht bricht, sie achten darauf, dass beim Herausziehen des Buchs aus dem Regal nicht zu viel Druck auf das Kapitalband ausgeübt wird. Hat man sich erst einmal eine Weile mit seltenen Büchern beschäftigt, fallen einem Menschen, die sie schlecht behandeln, sehr unangenehm auf.

Das Vergnügen, das einem der Umgang mit Büchern bereitet, die der Welt etwas von kulturellem oder wissenschaftlichem Wert vermittelt haben, ist unbestreitbar der größte Luxus, den einem dieses Gewerbe beschert, und kaum ein anderer Lebensbereich bietet einem – wenn überhaupt – so üppige Möglichkeiten, darin zu schwelgen. Das ist der Grund, warum mich beim allmorgendlichen Aufstehen nicht das Grauen vor einer monotonen Schufterei packt, sondern die Freude darüber, vielleicht eine Ausgabe von etwas in Händen halten zu dürfen, das der Menschheit eine geschichtsverändernde Idee vor Augen führte – sei es eine 1791er Ausgabe von Die Rechte des Menschen, die 1887er Übersetzung von Das Kapital oder die Erstausgabe von 1859 von Darwins Über die Entstehung der Arten durch natürliche Züchtung. Darum geht’s bei der ganzen Sache.

DONNERSTAG, 1. JANUAR


Online-Bestellungen:

Gefundene Bücher:

An Neujahr geschlossen.

Nach einem gemütlichen Ausschlafen radelte ich zu meinem Freund Callum zu seiner alljährlichen mittäglichen Neujahrsparty. Ich brach gegen drei wieder auf, um noch bei Tageslicht nach Hause zu kommen, schürte im Lesezimmer den Kamin an und fing an, in Miss Lonelyhearts von Nathanael West zu schmökern, nach einer Empfehlung eines Kunden, der zwei Wochen zuvor mehrere Bücher gekauft hatte, die ich ebenfalls gelesen und genossen hatte.

FREITAG, 2. JANUAR


Online-Bestellungen: geschlossen

Gefundene Bücher:

Ich verbrachte den Vormittag mit Aufräumen, machte dann kurz vor der Abenddämmerung bei Wind und Regen einen Strandspaziergang an der Rigg Bay, zusammen mit Callum und seiner Partnerin Petra. Petra ist Österreicherin, mit Zwillingstöchtern, die ungefähr zehn sind. Sie ist immer in so fröhlicher Hippiestimmung, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie die ohne halluzinogene Drogen erreicht, doch sie ist auch wahnsinnig exzentrisch, sodass sie perfekt in die menschliche Landschaft von Wigtown passt. Als ich vom Transporter zum Laden ging, flogen die Gänse über Wigtown, um in den Salzwiesen unterhalb des Ortes zu übernachten. Das sind ein Anblick und ein Geräusch, die ihre Wirkung nie verfehlen, wenn Tausende in einem fast perfekten V im kalten, feuchten Winter in die hereinbrechende Dunkelheit fliegen.

SAMSTAG, 3. JANUAR


Online-Bestellungen: 10

Gefundene Bücher: 10

Zurück zu normalen Öffnungszeiten, nachdem ich eine Woche lang nicht wie gewohnt um neun, sondern erst um zehn aufgemacht hatte. Ein grauer Tag, aber wenigstens kein Wind und kein Regen mehr. Das Ende der Festtage zeichnet sich immer durch einen starken Rückgang der Kundenzahlen aus, doch heute wurde dieses Gefühl der Leere im Laden gelindert durch die Tatsache, dass Jeff Mead der erste Kunde war. Jeff ist Priester der Church of Scotland im nahen Kirkinner, und sein Image in der Öffentlichkeit wird wahrscheinlich am besten zusammengefasst von meinem Freund Finn, der mir einmal sagte, dass »Jeff sich bei Beerdigungen wohler fühlt als bei Hochzeiten«. Doch das trifft nicht seinen wahren Charakter, der sich verschmitzt, witzig und bemerkenswert intelligent darstellt, verbunden mit einer soliden theologischen Bildung. Er ist kurz vor dem Ruhestand und ein großer, imposanter Mann. Kurz nachdem ich 2001 den Laden gekauft hatte, kam er herein, um ein wenig zu stöbern. Ich hatte ein lebensgroßes Skelett gekauft, das ich an die Decke hängen wollte (ich habe keine Ahnung, warum, aber es hängt immer noch dort und spielt Geige) und das ich vorübergehend in einen der Sessel vor dem offenen Kamin gesetzt hatte, mit einem Exemplar von Richard Dawkins Der Gotteswahn in den knochigen Fingern. Aus den Tiefen des Ladens hörte ich dröhnendes Lachen, und kurz darauf tauchte Jeff auf und verkündete: »So will ich gefunden werden, wenn meine Zeit gekommen ist.«

Um 11 Uhr ein Anruf von einer Frau aus Ayr. Sie möchte, dass ich nächste Woche vorbeikomme und mir einige Bücher anschaue.

In den Nachrichten heute Morgen kam ein Bericht über vier Männer, die in Hongkong aus einer Buchhandlung entführt worden waren, weil sie Literatur verbreitet hatten, die sich kritisch mit dem chinesischen Regime auseinandersetzte. Der Buchhandel kann ein gefährliches Gewerbe sein, in Wigtown zum Glück nur in finanzieller Hinsicht.

Erstaunlicherweise fand ich heute alle zehn bestellten Bücher, was einem Wunder gleichkommt. Die meisten davon gehören erst seit Kurzem zum Bestand und stammen aus der Sammlung eines Mannes, der mir kurz vor Weihnachten vier Kisten gebracht hatte.

Meine Freundin Mary, eine Antiquitätenhändlerin, brachte mir einen Karton mit Drucken von Angelmotiven und einen ausgestopften Dachs, den ich mit einem Preisschild über hundert Pfund im Laden ausstellte.

Callum und Petra kamen mittags vorbei und fragten, ob ich um vier zu der Whiskyverkostung im Beltie Books gehe. Ich sagte ihnen, ich müsse erst sehen, wie viel im Laden los ist. Um halb vier war der Laden schon eine Stunde leer, und ich überlegte eben, früher zu schließen und zu Andrews Whiskyprobe zu gehen, als etwa ein Dutzend Leute in ihren Zwanzigern und Dreißigern hereinkamen. Alle kauften Bücher.

Kasse insgesamt: £ 136,50

10 Kunden

MONTAG, 5. JANUAR


Online-Bestellungen: 7

Gefundene Bücher: 7

Noch ein grauer Tag und erstaunlicherweise ein weiterer, an dem es mir gelang, alle bestellten Bücher zu finden.

Patrick von Historical Newspapers kam vorbei, um den Stapel Auslandsbestellungen abzuholen, der sich über Weihnachten angesammelt hatte. Unsere einheimische Post geht mit der Royal Mail raus, aber bei internationalen Bestellungen ist es billiger, den Kurierdienst zu benutzen, mit dem Historical Newspapers einen Vertrag hat, und wir setzten uns da einfach obendrauf.

Petra kam vorbei, um zu fragen, ob sie in dem großen Raum im ersten Stock einen Bauchtanzkurs abhalten kann. Ich weiß nicht, was für einen Zulauf sie haben wird, aber ich sagte ihr, dass sie den Raum an den Freitagvormittagen nutzen kann.

Ein Kunde fragte nach einer Visitenkarte, aber ich konnte keine finden. Es muss mehr als ein Jahr her sein, dass ich das letzte Mal um eine Visitenkarte gebeten wurde. In einer Welt der Hyperkonnektivität wirkt das Konzept charmant altmodisch. Als ich den Laden kaufte, ließen Kunden – vor allem andere Buchhändler – regelmäßig welche da, aber so etwas passiert einfach nicht mehr, so wie es auch die Visitenkarten der georgianischen und der viktorianischen Zeiten nicht mehr gibt.

...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2022
Übersetzer Klaus Berr
Zusatzinfo ggf. 4farbig bedruckte U2 / U3
Sprache deutsch
Original-Titel Confessions of a bookseller
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Anekdoten • Britischer Humor • Buchhändler • Buchliebhaber • eBooks • Neuerscheinung • Paradies • Schottland • Tagebuch • Tagebuch eines Buchhändlers • The Bookshop • The Book Shop • wigtown
ISBN-10 3-641-26436-7 / 3641264367
ISBN-13 978-3-641-26436-9 / 9783641264369
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