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Mein perfektes Ich kann mich mal (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60186-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein perfektes Ich kann mich mal -  Jürgen Seibold
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Höher, schneller, weiter? Nicht mit Daniel, der so gar nichts von Selbstoptimierung und Motivationsparolen hält. Ganz im Gegenteil: Er genießt sein unaufgeregtes Leben als ewiger Student, zelebriert die gepflegte Langeweile und ist glücklich damit. Doch als ihm seine Eltern zum 30. Geburtstag den Geldhahn zudrehen, hilft alles nichts: Er braucht einen Job. Blöd nur, dass er selbst bei den einfachsten Tätigkeiten nicht einmal den Probetag übersteht. In seiner Not beschließt er, einen Ratgeber zu schreiben, über das, was er am besten kann: Nichtstun. Eine Idee mit ungeahnten Folgen ...

Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist. 1989 veröffentlichte der SPIEGEL-Bestsellerautor seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher, Theaterstücke, Thriller, Komödien und Kriminalromane. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.

Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist. 1989 veröffentlichte der SPIEGEL-Bestsellerautor seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher, Theaterstücke, Thriller, Komödien und Kriminalromane. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.

Kapitel 1


Tu erst einmal … nichts


Ich mag den Winter nicht. Selbst als Student verlässt du an manchen Tagen das Haus im Dunkeln und kehrst auch erst im Dunkeln zurück. Heute war offenbar wieder so ein Tag. Der Wecker drückte mir die Stimme eines übertrieben gut gelaunten Radiomoderators ins Ohr, und es war zappenduster.

Als ich nach der Uhrzeit sehen wollte, fiel mir auf, dass ich die Augen noch geschlossen hatte, danach wurde es zwar heller, aber nicht besser. Die Sonne stand genau zwischen den beiden Hochhäusern auf der anderen Straßenseite an einem klaren Himmel und flutete mein Zimmer mit grellen Strahlen. Der Sweater auf der Stuhllehne warf einen langen Schatten quer durchs Zimmer, über die Jeans und die Socken hinweg, die ich auf dem Weg zum Bett verloren hatte, bis zur Tür. Links und rechts davon tanzten Staubflusen im Sonnenlicht, und in den beiden Gläsern im Bücherregal hatten sich die Rotweinpfützen über Nacht als dunkle Ränder festgesetzt.

Zwei Gläser … Ich dachte vorsichtig nach, um das leichte Hämmern in meinem Kopf nicht zu verschlimmern. Nach einer Weile hatte ich den Verlauf des Abends wieder rekonstruiert, nur meine Freundin Shari selbst war weg. Ich schob die Hand unter der Decke zur anderen Seite des Bettes. Alles kalt, sie war wohl schon vor Stunden gegangen. Im Dunkeln, vermutlich. Scheißwinter.

Ich schwang die Beine über die Bettkante und verschaffte mir trotz der frühen Uhrzeit einen groben Überblick über den Tagesplan. Die ersten beiden Vorlesungen waren schon vorbei, zum Tutorium würde ich es gerade noch schaffen, wenn ich mich beeilte. Aber ich hatte auch vorgestern keine Lust gehabt, mich zu beeilen, also würden mir für die heutige Einheit ohnehin die Grundlagen fehlen. Deshalb war noch Zeit für ein gemütliches Frühstück im Bogey. Ich ging gern dorthin, aber heute blieb mir sowieso keine andere Wahl, weil es in meinem Viertel nirgendwo sonst nach fünfzehn Uhr noch Frühstück gab.

Die anderen sah ich schon von Weitem am großen Tisch beisammensitzen, und keiner von ihnen sah wacher aus, als ich mich fühlte. Ich zog mir einen Stuhl heran, gab der Bedienung das übliche Zeichen und machte es mir zwischen Frans und Hoby gemütlich.

»Auch schon aus dem Bett gefallen«?, fragte Frans zwischen zwei Bissen Croissant und zwinkerte mir gutmütig zu. Er war ein hagerer Typ mit ungesund fahler Gesichtsfarbe, und aus seiner Heimatstadt Rotterdam hatte er einen holländischen Akzent und erstaunlicherweise ein Faible für die Fußballer von Bayern München mitgebracht.

»Mpfbrmm…«, brummte Hoby und kaute weiter an seinem dick belegten Sandwich mit viel Wurst und wenig Grünzeug. Seinem unstillbaren Hungergefühl verdankte er die dicken Backen und die Wampe, seiner Mutter drei ungeliebte Vornamen und den sperrigen Familiennamen Hommel-Büsenreither. Den hatte auch sein Vater annehmen müssen, weil die Hommel-Büsenreither’sche Linie sich auf einen Kaufmann zurückverfolgen ließ, der vor knapp fünfhundert Jahren eine große Nummer in der Hansestadt Lübeck gewesen war. (Als ich spaßeshalber mal recherchierte, fand ich heraus: Hobys Urahn war mit schuld daran, dass Lübeck im 16. Jahrhundert seinen Ruf als »Königin der Hanse« verlor. Hoby hat das köstlich amüsiert, aber er hat sich bis heute nicht getraut, seiner Mutter die Geschichte zu erzählen.)

Mir gegenüber lümmelten Gerry und Seb auf ihren Stühlen. Gerry war ein Jahr nach seinem Schulfreund Frans in die Stadt gekommen. Er hatte sich mit Gelegenheitsjobs einen zehnmonatigen Aufenthalt in Australien und Neuseeland finanziert und arbeitete auch während seines Studiums; für einen Sicherheitsdienst drüben im Gewerbegebiet schob er zwei-, dreimal die Nacht Wache auf dem Gelände eines Messebauers. Seb wiederum stammte aus meiner Gegend, er arbeitete als Techniker für eine kleine TV-Klitsche und hatte erst vor ein paar Monaten ein Zimmer in einer WG bezogen, direkt über Hobys großzügiger Junggesellenbude. Das Haus gehörte natürlich den Hommel-Büsenreithers.

»Musst du nicht arbeiten?«, fragte ich Seb, weil er als Einziger in der Runde einen geregelten Tagesablauf hatte.

»Gestern Abend kam ein Motivationsguru ins Studio, der so gut drauf war, dass wir gleich sechs Zwanzigminüter mit ihm in einem Rutsch aufgenommen haben. Mach dein Leben zu deinem! – das wird eine Serie mit Lifehacks und so. Die Aufnahmen gingen bis halb vier, danach hat die Producerin dem Team für heute freigegeben.«

»So nett hast du bisher noch keine deiner Chefinnen beschrieben.«

»Na ja, eigentlich standen für heute nur die Lifehack-Folgen drei bis sechs auf dem Plan, und die hatten wir ja schon im Kasten.«

»Und, hast du was gelernt fürs Leben?«

»Nichts, das ich nicht schon wusste. Bleib dir und deinen Zielen treu, sei hartnäckig, nimm auch mal Umwege in Kauf, wenn es sein muss – so was halt. Du merkst schon: Auch dieser Typ hat das Rad nicht neu erfunden, aber seine Bücher verkaufen sich gut, da will sich die Produktionsfirma dranhängen.«

»Und dafür sucht ihr jetzt einen Sender?«

»Der Geschäftsführer hat wohl schon einen an der Angel.« Seb nannte einen kleinen Privatsender und zuckte mit den Schultern. »Damit wollen sie wohl den Fuß in die Tür bekommen. Und mir wär’s natürlich recht, wenn’s klappen würde. Ich habe inzwischen einen ganz guten Stand in dem Laden, aber das nützt mir nur etwas, solange die nicht dichtmachen müssen.«

»Wird schon gut gehen«, sagte ich und prostete ihm mit meiner Tasse zu.

»Ja, wird’s schon. Bis dahin beherzige ich die zentrale Regel unseres Gurus: Ich fahre vollen Einsatz in allem, was ich anpacke.«

Ich winkte ab.

»Das wär nichts für mich«, versetzte ich lachend.

Die anderen hatten sich munter unterhalten, aber plötzlich wurde es still am Tisch. Hoby stieß mich an und deutete zum Eingang, durch den gerade zwei schlanke, groß gewachsene junge Frauen das Bogey betraten. Die beiden plapperten und lachten in einem fort und schienen niemanden um sich herum wahrzunehmen. Eine der beiden war Shari. Sie hatte mich schon gesehen und mir kurz zugenickt.

»Kennst du die beiden etwa«?

Hoby war fassungslos.

»Nur die mit den schwarzen Locken«, sagte ich. Hier am Tisch wusste niemand, dass ich seit einiger Zeit mit Shari zusammen war, und ich sah auch jetzt keine Notwendigkeit, es den Jungs auf die Nase zu binden. Die vier konnten peinlich sein, und Hoby tat alles dafür, diesen Ruf zu untermauern. Er starrte wie hypnotisiert zum Tresen hinüber, und sein Blick zielte sicher nicht auf die blank polierte Kaffeemaschine.

Shari und ihre Freundin erklärten dem Barista, wie sie ihren Coffee to go gern hätten. Hoby schluckte und machte keine Anstalten, seinen Blick von ihren Rückseiten zu lösen. Und weil er das auch nicht rechtzeitig schaffte, als die beiden bezahlten und sich umdrehten, erntete er ein spöttisches Grinsen, das auf Sharis hübschem Gesicht noch ein bisschen frecher aussah als auf dem ihrer Begleiterin. Dann kamen die beiden langsam zu unserem Tisch. Hoby wurde mit jedem ihrer Schritte kleiner und begann zu schwitzen. Die beiden blieben stehen und sahen auf ihn hinunter. Hoby schluckte trocken und wusste gar nicht, wohin mit seinen Blicken.

»Mal davon abgesehen«, setzte die Brünette schließlich an, »dass es nicht besonders höflich ist, Frauen auf den Arsch zu starren: Jetzt könntest du dir alles aus der Nähe anschauen.«

Sie hatte freundlich geklungen, ein bisschen amüsiert und nicht verärgert, aber Hoby war die ganze Situation so peinlich, dass er sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte. Die anderen feixten, Shari zwinkerte mir zu, blieb aber auf Abstand. Ich hatte ihr schon von den Jungs an diesem Tisch erzählt, und sie war schnell mit mir einer Meinung darüber gewesen, dass sie nichts von unserer Beziehung wissen mussten.

»Ich bin Jennifer, das ist meine Freundin Shari – und du heißt?«

Hoby musste sich zweimal räuspern, bis er seinen Spitznamen...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Achtsamkeit • Allgäu-Krimis • Bestseller • Bücher wie Achtsam morden • Buch für Männer • Coach • Einen Scheiß muss ich • Geschenk für Männer • Humor • humorvoll • humorvoller Roman • Lesen auf eigene Gefahr • lustig • Parodie • perfekt sein • Persiflage • Ratgeber • schräg • Sean Brummel • Selbstoptimierung • SPIEGEL-Bestsellerautor • Student • Tommy Jaud • Unterhaltungsroman • witzig
ISBN-10 3-492-60186-3 / 3492601863
ISBN-13 978-3-492-60186-3 / 9783492601863
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