Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Clockwork Prince (eBook)

Chroniken der Schattenjäger 2

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
608 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29216-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Clockwork Prince - Cassandra Clare
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Tessa Gray glaubte, bei den Schattenjägern im Viktorianischen London endlich ein neues und sicheres Zuhause gefunden zu haben. Doch da stellen mysteriöse Hinweise auf ihre Herkunft plötzlich alles in Frage. Zumal sich andeutet, dass der ebenso düstere wie geheimnisvolle Magister einen Rachefeldzug gegen sie führt, der die gesamte Unterwelt zerstören könnte. Zerrissen zwischen ihren Gefühlen für den smarten Jem und den gutaussehenden Will begibt sich Tessa auf die gefährliche Suche nach der Wahrheit über sich selbst - und muss schmerzlich lernen, dass Liebe und Lügen ein hochexplosives Gemisch sind ...

Cassandra Clare ist eine internationale Bestsellerautorin. Ihre Bücher wurden weltweit über 50 Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Seit dem Überraschungserfolg der »Chroniken der Unterwelt« waren all ihre Romane große Bestseller. So auch die neueste Serie »Die Letzten Stunden«. Cassandra Clare lebt in Massachusetts, USA.

1

Der Sitzungssaal


Gen Himmel strebten, reich verziert,

Gewölbe in vielerlei Bogen,

Und Engel schwebten hinauf und hinab

Mit Gaben, der Erde entzogen.

Alfred Lord Tennyson, »The Palace of Art«

»O ja. Sie sieht in der Tat so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe«, sagte Tessa und wandte sich mit einem Lächeln dem jungen Mann an ihrer Seite zu. Er hatte ihr gerade über eine Pfütze geholfen, und seine Hand ruhte noch immer höflich auf ihrem Arm, knapp oberhalb ihres Ellbogens.

James Carstairs, in einem eleganten schwarzen Anzug, erwiderte ihr Lächeln, während der Wind sein silberhelles Haar hin und her peitschte. Seine andere Hand ruhte auf dem jadeverzierten Knauf seines Spazierstocks, und falls sich irgendjemand in der großen Menge um sie herum insgeheim über die Tatsache wunderte, dass ein derart junger Mensch eine Gehhilfe benötigte, oder über die Tönung seiner Haut und den Schnitt seiner Augen sinnierte, so hielt doch niemand inne, um ihn unverblümt anzustarren.

»Ich werte das als etwas Positives«, bemerkte Jem. »Ich habe mir allmählich schon Sorgen gemacht, dass sämtliche Attraktionen Londons in deinen Augen nichts weiter wären als eine Enttäuschung.«

Eine Enttäuschung. Tessas Bruder, Nate, hatte ihr einst das Blaue vom Himmel versprochen: London sei wundervoll, ein Neuanfang, ein fantastischer Ort zum Leben, eine Stadt mit großartigen Gebäuden und prachtvollen Parkanlagen. Stattdessen waren Tessa in der britischen Metropole jedoch fast ausschließlich Verrat und Schrecken begegnet und Gefahren jenseits ihrer Vorstellungskraft. Und dennoch …

»Nicht alles war eine Enttäuschung«, erwiderte sie und schaute lächelnd zu Jem auf.

»Das freut mich zu hören.« Sein Tonfall war ernst, nicht mokant.

Tessa wandte den Blick ab und betrachtete das imposante Bauwerk, das vor ihnen aufragte: die Westminster Abbey, deren emporstrebende gotische Formen fast den Himmel zu berühren schienen. Die Sonne hatte sich durch den Dunstschleier der dünnen Wolkendecke hindurchgekämpft und tauchte das Kirchengebäude in ein fahles Licht. »Und hier findet es also wirklich statt?«, fragte Tessa, während Jem sie in Richtung des Haupteingangs führte. »Es erscheint mir so …«

»Irdisch?«

»Ich hatte ›überfüllt‹ sagen wollen.«

Die Abbey war an diesem Tag für Touristen zugänglich, und ganze Gruppen von Besuchern strömten durch das gewaltige Portal, die meisten mit einem Baedeker-Reiseführer in der Hand. Eine Reisegruppe aus Amerika – durchgehend Frauen mittleren Alters in altmodischer Kleidung, die mit einem Akzent sprachen, der in Tessa einen Anflug von Heimweh auslöste – eilte an ihnen vorbei die Stufen hinauf, auf den Fersen eines Fremdenführers, der eine Führung durch die ehemalige Klosterkirche anbot. Jem und Tessa schlossen sich ihnen stillschweigend an.

Im Inneren des Kirchengebäudes roch es nach kaltem Stein und Metall. Tessa schaute hinauf zur Decke und dann in die Runde, betrachtete staunend die gewaltigen Dimensionen des Bauwerks.

Im Vergleich dazu wirkte das Institut beinahe wie eine Dorfkapelle.

»Die Dreiteilung des Kirchenschiffs verdient besondere Erwähnung«, leierte der Fremdenführer herunter und erläuterte dann die kleineren Seitenkapellen, die jeweils vom östlichen und westlichen Querschiff abgingen. Eine ehrfürchtige Stille hing in der Luft, obwohl in diesem Moment gar kein Gottesdienst stattfand.

Während Tessa sich von Jem zum Ostflügel der Kirche führen ließ, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie über Steinplatten schritt, in die Namen und Datumsangaben eingraviert waren. Sie hatte zwar gewusst, dass in Westminster Abbey berühmte Mitglieder des britischen Königshauses, Soldaten und Dichter begraben lagen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie buchstäblich auf ihren Köpfen herumlaufen würde.

Nach einer Weile erreichten Jem und sie die südöstliche Ecke der Kirche und verlangsamten ihre Schritte. Blasses Tageslicht fiel durch das Rosettenfenster über ihnen.

»Ich weiß ja, dass wir uns eigentlich sputen sollten, um pünktlich zur Ratsversammlung zu erscheinen«, erklärte Jem, »aber ich wollte dir das hier noch zeigen.« Mit einer weit ausholenden Armbewegung deutete er um sich. »Poets’ Corner.«

Natürlich hatte Tessa von diesem Ort bereits gelesen – die Dichterecke war der Bereich der Westminster Abbey, in dem die größten Schriftsteller Englands begraben lagen. Tessas Blick fiel auf Chaucers graues Grabmal mit dem Baldachin und dann auf weitere vertraute Namen. »Edmund Spenser, oh, und Samuel Johnson«, stieß sie atemlos hervor, »und Coleridge und Robert Burns und Shakespeare …«

»Er liegt nicht wirklich hier«, warf Jem rasch ein. »Es handelt sich nur um ein Denkmal. Genau wie bei Milton.«

»Ja, ich weiß, aber …« Tessa sah ihn an und spürte, wie sie errötete. »Ich kann es nicht erklären. Es scheint mir fast so, als befände ich mich unter Freunden, hier mit all diesen Namen. Töricht, ich weiß …«

»Nein, das ist keineswegs töricht.«

Tessa schenkte ihm ein Lächeln. »Woher hast du gewusst, was ich hier vor allen Dingen sehen wollte?«

»Wie hätte ich das nicht wissen können?«, erwiderte Jem. »Wann immer ich an dich denke, sehe ich dich vor meinem inneren Auge mit einem Buch in der Hand.« Rasch wandte er das Gesicht ab, doch Tessa konnte gerade noch einen Blick auf die verräterische Röte seiner Wangenknochen erhaschen. Er war so blass, dass er nicht einmal das leichteste Erröten verbergen konnte, überlegte Tessa – und stellte überrascht fest, mit welch großer Zuneigung sie dieser Gedanke erfüllte.

Im Laufe der vergangenen zwei Wochen war Jem ihr sehr ans Herz gewachsen. Will hatte sie geflissentlich ignoriert, Charlotte und Henry waren mit Fragen des Rats und der Leitung des Instituts beschäftigt, und selbst Jessamine wirkte in letzter Zeit ständig geistesabwesend. Einzig Jem war immer für sie da. Er schien seine Rolle als persönlicher Fremdenführer sehr ernst zu nehmen und hatte ihr bereits den Hydepark und Kew Gardens gezeigt, die National Gallery, das British Museum sowie den Tower of London mit dem Traitors’ Gate. Sie hatten beim Melken der Kühe im St. James’s Park zugeschaut und die Obst- und Gemüsehändler in Covent Garden beobachtet, die lauthals ihre Waren anpriesen. Vom Themseufer aus hatten sie Boote und Schiffe betrachtet, die über den sonnenglitzernden Fluss segelten, und sie hatten eine Spezialität gekostet, die als »Türstopper« bezeichnet wurde – was in Tessas Ohren schrecklich klang, sich aber als ein Sandwich mit reichlich Butter und Zucker auf den Weißbrotscheiben entpuppte. Im Laufe der Tage hatte Tessa gespürt, wie sie ihrem stillen, unterdrückten Kummer über die Ereignisse rund um Nate und Will und dem Verlust ihres früheren Lebens langsam entwuchs – wie eine Pflanze, deren erste Triebe gefrorenen Boden durchbrachen. Einmal hatte sie sich sogar dabei ertappt, wie sie lauthals lachte. Und das alles verdankte sie Jem.

»Du bist wirklich ein guter Freund«, stieß sie nun hervor, und als er zu ihrer Überraschung schwieg, fügte sie hinzu: »Zumindest hoffe ich, dass wir gute Freunde sind. Du empfindest doch ebenso, nicht wahr, Jem?«

Der junge Schattenjäger wandte sich ihr zu, doch bevor er etwas erwidern konnte, ertönte eine düstere Grabesstimme aus den Schatten:

»Ihr Staubgebornen, bebt und seht,

Wie rasch das Fleisch allhier vergeht.

Manch ein königlich Gebein

Schläft in diesem Haufen Stein.«

Eine dunkle Gestalt trat zwischen zwei Grabdenkmälern hervor. Während Tessa überrascht blinzelte, spottete Jem in leicht resigniertem Ton: »Will. Dann hast du also doch noch beschlossen, uns mit deiner Anwesenheit zu beehren?«

»Ich habe nie behauptet, dass ich nicht zu erscheinen beabsichtige.« Als Will einen Schritt näher trat, erhellte das Licht aus dem Rosettenfenster hoch über ihnen seine Züge. Auch dieses Mal gelang es Tessa nicht, ihn zu betrachten, ohne jenes bedrückende Gefühl in der Brust zu spüren, jenes schmerzhafte Flattern ihres Herzens. Schwarze Haare, blaue Augen, elegant geschwungene Wangenknochen, dichte dunkle Wimpern und volle, sinnliche Lippen – man hätte ihn fast schon als hübsch bezeichnen können, wenn er nicht so groß und muskulös gewesen wäre. Tessa hatte ihre Hände über diese Arme wandern lassen und wusste, wie sie sich anfühlten: wie Eisen, bepackt mit dicken, harten Muskelsträngen. Und seine Hände, die ihren Kopf behutsam umfasst hatten, waren schlank und geschmeidig, mit rauen Schwielen an den Fingern …

Mit einem Ruck riss sie sich aus ihren Erinnerungen. Es tat nicht gut, zu lange in der Vergangenheit zu verweilen – nicht wenn man in der Gegenwart der Wahrheit ins Auge blicken musste: Will war wunderschön, aber er gehörte nicht ihr. Er gehörte niemandem. Irgendetwas tief in seinem Inneren war zerbrochen, und durch diesen Bruch drang eine blinde Zerstörungswut – der unerbittliche Drang, andere zu verletzen und von sich zu stoßen.

»Du bist spät«, bemerkte Jem gutmütig. Er war der einzige Mensch, den Wills maliziöse Spottlust nicht zu treffen schien.

»Ich musste noch eine Besorgung machen«, erklärte Will.

Aus der Nähe konnte Tessa erkennen, wie müde er aussah: Seine Augen waren gerötet, und die dunklen Schatten darunter schimmerten fast violett. Seine zerknitterte Kleidung erweckte den Eindruck, als...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2022
Reihe/Serie Chroniken der Schattenjäger
Chroniken der Schattenjäger
Übersetzer Franca Fritz, Heinrich Koop
Sprache deutsch
Original-Titel Clockwork Prince
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • ab 14 Jahre • Bücher • Bücher Neuerscheinungen 2022 • Buecher • eBooks • Fantasy • Geschenk • Geschenke • Geschenke für Mädchen • Jugendbücher ab 14 • Jugendbücher ab 16 • Junge Erwachsene Romane • London • Mädchen Geschenke • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Reihe • Romantasy • Schattenjäger • Spannung • Taschenbuch • Teenager Mädchen Bücher • Urban Fantasy • Viktorianische London • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke für Kinder • weinachtsgeschenke • Zweiter Band
ISBN-10 3-641-29216-6 / 3641292166
ISBN-13 978-3-641-29216-4 / 9783641292164
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 5,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich