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Der Wüstenplanet – Der Erbe von Caladan (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023
656 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-29276-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Wüstenplanet – Der Erbe von Caladan - Brian Herbert, Kevin J. Anderson
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Lange, bevor er auf Arrakis, dem Wüstenplanet, zum Herrscher der Galaxis aufstieg, musste sich Paul Atreides auf seinem Heimatplaneten Caladan den Herausforderungen stellen, die seinen Charakter für immer prägen werden. Seine Mutter, Lady Jessica, wird vom Orden der Bene Gesserit gezwungen, Pauls Vater, Herzog Leto, zu verlassen. Leto muss Imperator Shaddam seine Loyalität beweisen und begibt sich auf eine tödliche Mission. Paul soll Caladan, die Heimatwelt der Atreides, in seiner Abwesenheit regieren. Ihm zur Seite stehen Thufir Hawat und Duncan Idaho - doch die politischen Unruhen auf Caladan werden jeden Tag stärker, und der junge Paul steht vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens ...

Brian Herbert, der Sohn des 1986 verstorbenen Wüstenplanet-Schöpfers Frank Herbert, hat selbst Science-Fiction-Romane verfasst, darunter den in Zusammenarbeit mit seinem Vater entstandenen »Mann zweier Welten«.

Jedes Mal, wenn ich den Traum durchlebe, erscheint er mir wirklicher. In meinen wachen Momenten sehne ich mich danach, in ihn zurückzukehren, obwohl ich spüre, dass dort eine ernste Gefahr droht.

Paul Atreides,
persönliches Tagebuch

In einer ungewöhnlich warmen Nacht lag Paul in seinem schwach erleuchteten Schlafgemach wach, die Decke zurückgeschlagen. Er fühlte sich zutiefst allein auf Schloss Caladan, ohne festen Halt, denn Herzog Leto und Lady Jessica waren beide weit entfernt an verschiedenen Orten. Und auch Gurney Halleck war fort.

Aber er war der Erbe des Adelshauses Atreides, und er musste wie ein Herzog denken. Paul war nun fast fünfzehn und für Caladan verantwortlich, zumindest vorübergehend, bis zur Rückkehr seines Vaters.

Er wusste, dass die Mission des Herzogs von äußerster Wichtigkeit war, und dachte an die Aufzeichnung, die sein Vater ihm hinterlassen hatte. »Sieh dir das nur an, falls ich nicht zurückkehre«, hatte Leto gesagt und dem jungen Mann dabei die Shigadrahtspule übergeben. »Ich hoffe, du musst es nie. Du weißt, warum ich das tue, warum ich ein solches Risiko eingehe.« Und Paul sah dem Herzog an, dass er nun erst wirklich begriff, in welche Gefahr er sich begab – freiwillig, zum Wohle des Imperiums.

In der unangenehmen Hitze versuchte Paul zu schlafen. Er spürte den klebrigen Schweiß auf seiner Haut. Der Tag war für die Jahreszeit außergewöhnlich heiß gewesen, es fehlten die Meeresbrisen, die sonst immer über das Wasser strichen und die Temperaturen entlang der Küste mäßigten. Hinzu kam zu ihrem Pech, dass gerade jetzt das mechanische Kühlsystem des Schlosses versagt hatte. Die Ingenieure Caladans hatten die Anlage inspiziert, die Bedienungsanleitungen studiert, die sie von den ixianischen Herstellern erhalten hatten, und dem jungen Mann anschließend zerknirscht mitgeteilt, dass sie für den Abschluss der Reparatur zunächst Bauteile von anderen Planeten würden beschaffen müssen.

Paul war kein verhätscheltes Adelskind und kam mit solchen Unannehmlichkeiten zurecht. Er zog es vor, sich an das Wetter anzupassen und es ansonsten so weit wie möglich zu ignorieren, ein Mensch, der im Sturm der Elemente überlebte. Er hielt einfach die Fenster offen und freute sich über jede Meeresbrise. Seit den Ausflügen in die Wildnis, die er mit seinem Vater unternommen hatte, fühlte sich der junge Mann wohler, wenn er nicht ständig von Mauern umgeben war.

Aus Sicherheitsgründen und auch, weil es von einem herzoglichen Erben so erwartet wurde, konnte er allerdings nicht nach Lust und Laune umherstreifen. Er musste die Rolle des jungen Adligen spielen, der im altehrwürdigen Schloss residierte, jederzeit bereit, an Letos Stelle die Regierungsgewalt auszuüben. Das war es, was sein Vater von ihm erwartete, genauso wie der alte Herzog Paulus Atreides es vor einer Generation von seinem eigenen Sohn erwartet hatte.

Weil er seinen Vater stolz machen wollte, würde Paul diese Erwartungen erfüllen, obwohl ihm die Vorstellung, etwas anderes zu tun als das, womit die Leute rechneten, eigentlich besser gefiel.

Der Junge wälzte sich im Dunkeln hin und her und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schließlich schwang er die Beine aus dem Bett und ging mit einem Laken und einem Kissen auf den kleinen Balkon vor seinem Schlafzimmer, wo er sich in seinem dünnen Nachthemd hinlegte. Der Fliesenboden war hart und warm, strahlte noch immer die Hitze des Tages ab. Mit einem Seufzer blickte er zu den sanft funkelnden Sternen am kristallklaren Nachthimmel empor.

Über ihm funkelten Sterne, deren Namen ihn sein Vater und Dr. Yueh gelehrt hatten – Seille, Ikam, Jylar und viele weitere. Sie alle waren Teil des gigantischen galaktischen Imperiums. Aber keiner der helleren Sterne, die zu dieser Zeit des Jahres über ihm am Himmel standen, gehörte zu einer mächtigen Adelsfamilie. Caladan befand sich weit abseits der Zentralwelten – durch den Normalraum war es ein weiter Weg zur Hauptwelt Kaitain, und es lag auch nicht an einer der größeren Fracht- und Passagierrouten, auf denen die Heighliner verkehrten. Andere Landsraadshäuser hatten eine ähnlich ungünstige Lage, aber manche leisteten dennoch Großes. Paul überlegte, wie es wohl um die Zukunft des Hauses Atreides bestellt war und welche Rolle er dabei spielen würde.

Während Paul dort lag, hörte er ein Flattern. Einer der dressierten Falken seines Vaters landete auf der steinernen Brüstung des Balkons. Im schwachen Licht bedachte das prachtvolle Geschöpf ihn mit einem Seitenblick und nahm dann eine wachsame Haltung ein, indem es den Kopf mal zur einen und mal zur anderen Seite drehte.

Paul begriff, dass der Vogel nicht zufällig hier war. Der Sicherheitschef des Hauses Atreides, Thufir Hawat, wusste von irgendwoher, dass der junge Mann auf den Balkon hinausgegangen war, und hatte deshalb den Falken geschickt. Der alte Krieger-Mentat und sein Stab arbeiteten seit einigen Wochen mit diesen Vögeln, die zu der vom Herzog betriebenen Falknerei gehörten. Diese speziellen Exemplare trugen Überwachungsgeräte am Körper.

Thufir sorgte sich ständig um Pauls Wohlergehen und beklagte sich über die »unnötigen Risiken«, die der Vierzehnjährige in letzter Zeit einging, indem er zum Beispiel steile Felswände emporkletterte oder seinen Thopter in gefährliche Meeresunwetter hineinsteuerte. Duncan Idaho hatte ihn bei solchen riskanten Unternehmungen begleitet und sie als Manöver bezeichnet, mit denen er den jungen Mann bis an seine Grenzen und darüber hinaus treiben wollte. Er hatte geschworen, Paul nie ein Leid geschehen zu lassen, doch schließlich hatte selbst Duncan sich Sorgen gemacht. »Vielleicht gehen wir ein bisschen zu weit«, räumte der Schwertmeister gegenüber dem Jungen ein. »Auch Thufir möchte, dass du etwas lernst, aber die Dinge müssen im Rahmen bleiben.«

Der Mentat wachte mit Falkenaugen über den Atreides-Erben, nun sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne.

Paul streckte die Hand nach dem Vogel auf der Brüstung aus. Er beobachtete ihn, wandte sich dann ab und hielt weiter Wache. Paul konnte die auf seinem Federkleid befestigten kleinen Linsen und den Transponder an seiner Kehle erkennen. Zweifellos sah der alte Mentat in eben diesem Moment die von dem Vogel übertragenen Bilder.

»Thufir, ich bin vollauf dazu in der Lage, auf meinem eigenen Balkon auf mich selbst aufzupassen.«

Aus dem Transponder drang eine leise, aber hörbare Stimme. »Ich kann gar nicht ›zu sehr‹ um dein Wohlergehen besorgt sein, junger Meister. Wenn dir unter meiner Aufsicht ein Leid geschehen würde, verlören meine Fähigkeiten damit jeden Wert. Nein, ich möchte, dass du einen erholsamen Schlaf hast.«

Paul bettete sich auf sein Kissen. »Thufir … ich danke dir für deine Sorgfalt.«

Mit einer mentalen Übung der Bene Gesserit, die seine Mutter ihm beigebracht hatte, befreite er sich von störenden Gedanken und öffnete die Tür zum Reich des Schlafes. Nach einem weiteren langen Trainingstag mit Duncan war er erschöpft.

Während ihn die warmen Meeresbrisen umspielten und der Falke über ihn wachte, sank Paul in einen dunklen, einsamen Schlummer … doch die Dunkelheit wich einer Wüstenlandschaft mit heller Sonne auf heißen Dünen. Er stand auf einer Sandfläche und sah aus zusammengekniffenen Augen einen sonnenglühenden Felsvorsprung vor sich. In seinem Traum war es an diesem fernen Ort Morgen, aber die Wärme verhieß bereits einen neuen heißen Tag.

Eine Gestalt in Wüstenkleidung kam mit athletischen Bewegungen über einen Pfad auf dem großen Felsen zu ihm herab. Unten angekommen, schlug sie ihren Burnus zurück und gab den Blick auf die schalkhaften Züge einer jungen Frau frei. Ihre Haut war dunkler als seine, und ihr Haar war sandverkrustet.

Er hatte sie bereits zuvor gesehen, in vielen anderen Träumen, und auch ihre Stimme war ihm vertraut und trieb zu ihm herüber wie ein Windhauch aus der Wüste. »Erzähl mir von den Wassern deiner Heimatwelt, Usul.«

Paul, der all das bereits in mehreren eindrücklichen Varianten erlebt hatte, hatte das Gefühl, dass es sich um mehr als einen Traum handelte. Jedes Mal erwachte er daraus. Dieses Mal gelang es ihm, etwas länger in der anderen Wirklichkeit zu verweilen, aber als sein Traumselbst verzweifelt versuchte, eine Antwort von sich zu geben, Fragen zu stellen, verblassten die Landschaft und die faszinierende junge Frau.

Sehr viel später in derselben Nacht, als die Brisen feucht und kühl wurden, lag er auf dem offenen Balkon wach und wandte erneut seine mentalen Übungen an. In Gedanken zählte er seine adligen Atreides-Vorfahren auf. Das Schloss thronte bereits seit sechsundzwanzig Generationen hier über dem Meer. Erbaut hatte es damals Graf Kanius Atreides. Er war nicht der erste Atreides gewesen, der auf Caladan geherrscht hatte, doch von ihm stammte die Vision einer großen Festung auf diesem Felsvorsprung. Er hatte die Baupläne in Auftrag gegeben, als er erst neunzehn Jahre alt gewesen war, nicht viel älter als Paul jetzt.

Graf Kanius hatte das mächtige Schloss innerhalb von kaum mehr als zehn Jahren fertigstellen lassen, zusammen mit den Gärten und einem blühenden Küstendorf. Paul erinnerte sich an ein Bild vom Gesicht seines Vorfahren in einem Filmbuch, und dann dachte er an Kanius’ Nachfolger und zählte sie auf, bis er bei Paulus Atreides ankam, seinem eigenen Großvater, dessen Gemälde im Speisesaal des Schlosses hing.

Doch als Paul versuchte, sich das nächste Bild in der Reihe vor Augen zu rufen, das seines Vaters, erschien nur ein vager, verschwommener Umriss. Er vermisste Leto so sehr und hoffte, dass er bald...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2023
Reihe/Serie Der Wüstenplanet - The Duke of Caladan
Der Wüstenplanet - The Duke of Caladan
Übersetzer Jakob Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel Dune: The Heir of Caladan - The Caladan Trilogy Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2023 • Denis Villeneuve • Der Wüstenplanet • diezukunft.de • Dune • eBooks • Future History • Neuerscheinung • Prequel • Trilogie • Weltraum-Epos • Wüstenplanet-Zyklus
ISBN-10 3-641-29276-X / 364129276X
ISBN-13 978-3-641-29276-8 / 9783641292768
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