Zerbrich uns. Nicht. (eBook)
476 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1920-2 (ISBN)
Sie will ihn nicht mehr lieben. Aber ihn zu vergessen ist unmöglich
Nach fünf Jahren ist Gavin plötzlich zurück in Aprils Leben. Damals war er der Junge, an den sie ihr Herz verlor, heute ist er der Mann, dem sie es ein zweites Mal geschenkt hat. April glaubte, mit Gavin endlich die Liebe gefunden zu haben, nach der sie sich sehnte. Doch was so perfekt schien, endete für sie erneut in Liebeskummer. Ihr bleibt keine andere Wahl, als ihre Gefühle für Gavin endgültig zu vergessen. Das ist allerdings gar nicht so leicht, denn unerwartet müssen die beiden für ein Projekt zusammenarbeiten, und Gavins Anblick lässt Aprils verräterisches Herz immer noch viel zu schnell schlagen. Nur wie kann sie ihm verzeihen, wenn sie ihm nicht mehr vertraut?
»Laura Kneidl beweist wieder einmal, wie man sich einfühlsam in die Herzen der Lesenden schreibt. Aprils und Gavins Geschichte ist eine emotionale Achterbahnfahrt ? steig unbedingt ein!« ANABELLE STEHL, SPIEGEL-Bestseller-Autorin
Die BERÜHRE MICH. NICHT.-Reihe:
Band 1: BERÜHRE MICH. NICHT.
Band 2: VERLIERE MICH. NICHT.
Band 3: VERGISS UNS. NICHT.
Band 4: ZERBRICH UNS. NICHT.
<p><strong>Laura Kneidl</strong>schreibt Romane über alltägliche Herausforderungen, fantastische Welten und die Liebe. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Roman zu arbeiten. Nach einem längeren Aufenthalt in Schottland lebt die Autorin heute in Leipzig, wo ihre Wohnung einer Bibliothek ähnelt.</p>
Laura Kneidl schreibt Romane über alltägliche Herausforderungen, phantastische Welten und die Liebe. Sie wurde 1990 in Erlangen geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement in Stuttgart. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Roman zu arbeiten. Nach einem längeren Aufenthalt in Schottland lebt die Autorin heute in Leipzig, wo ihre Wohnung einer Bibliothek ähnelt.
1. Kapitel
APRIL
Laut prustete ich in das Taschentuch, knüllte es zusammen und warf es neben meinem Bett auf den Boden, der bereits mit weißen Knäueln bedeckt war. Könnte Luca das sehen, hätte er empört den Kopf geschüttelt und mir anschließend einen Mülleimer hingestellt, aber Luca war nicht da. Niemand war da. Ich war seit Stunden allein in meinem Zimmer und heulte mir die Augen aus dem Kopf. Meine Nase war zugeschwollen, und mein Hals fühlte sich ganz dick und wund vom vielen Weinen an. Alles tat weh.
Mein Kopf.
Mein Hals.
Meine Brust, aber vor allem mein Herz, das nicht begreifen konnte, dass es Gavin gewesen war. Er war der Junge, der mir damals vor fünf Jahren auf der Party die Unschuld genommen hatte. Und um ein Haar hätte ich auch mein zweites erstes Mal an ihn verschwendet. Zum Glück war er mit der Wahrheit rausgerückt, bevor es so weit hatte kommen können.
Bei der Erinnerung daran wurde der Druck auf meine Brust noch größer, sodass ich das Gefühl hatte, jeden Moment platzen zu müssen – vor Wut, vor Trauer, vor Enttäuschung, weil Gavin nicht der Mann war, für den ich ihn gehalten hatte. Und mir wurde übel, wenn ich mir vorstellte, wie die Sache damals abgelaufen sein musste. Der Gedanke, dass ein namenloser Fremder, dem ich nichts bedeutet hatte, mich gevögelt und anschließend allein zurückgelassen hatte, war schlimm gewesen; aber das Wissen, dass es Gavin gewesen war, der mich so behandelt hatte, war um einiges schlimmer.
Wir waren Freunde gewesen – beste Freunde und noch mehr. Ich hatte Gavin schon damals geliebt. Wie hätte ich mich auch nicht in diesen wundervollen Jungen verlieben können? Er hatte mich getröstet, wenn es mir schlecht ging. Mir zugehört, als ich geglaubt hatte, mit niemandem sonst reden zu können. Während unserer gemeinsamen Filmabende hatten wir miteinander gekuschelt, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Und wir hatten unzählige Nächte im Bett des jeweils anderen verbracht, nur um nebeneinander zu schlafen. Ich kannte die kleinen Laute, die Gavin machte, wenn er träumte. Und wusste, dass sein Lächeln schief war, wenn er mich im Halbschlaf angrinste.
Und trotz alledem hatte er mich in jener Nacht behandelt wie eine Fremde, als wäre ich nur irgendein Mädchen. Warum hatte er das getan? Warum war er gegangen? Warum hatte er mich zurückgelassen, als würde ich ihm nichts bedeuten?
Es tut mir leid, April.
Gavins letzte Worte kreisten noch immer in meinem Kopf. Ich versuchte, seine Stimme aus meinem Verstand zu verbannen, weil ich sie nicht hören wollte. Aber ich konnte seine Worte ebenso wenig vergessen wie seinen gequälten Gesichtsausdruck, als er nackt aus meinem Zimmer gestolpert war. Das Geräusch der Glasscherben, die unter seinen Fußsohlen knirschten, hallte mir nach wie vor in den Ohren.
Und doch hatte ich kein Mitleid mit ihm …
Es tut mir leid, April.
Was genau tat ihm leid? Tat es ihm leid, dass er mich entjungfert hatte? Tat es ihm leid, dass ich betrunken gewesen war? Tat es ihm leid, dass er damals wortlos verschwunden war und mich allein hatte sitzen lassen? Tat es ihm leid, dass er all die Jahre nichts gesagt hatte? Und dass ich es heute auf diese Weise erfahren hatte? Oder tat ihm in Wirklichkeit nichts davon leid. War seine Entschuldigung womöglich nur eine leere Phrase gewesen, um mich zu besänftigen, weil er erkannt hatte, wie aufgebracht ich war?
Denn wenn es ihm wirklich leidtat, wie all das abgelaufen war, warum hatte er unsere gemeinsame Nacht dann die ganzen Jahre totgeschwiegen wie ein dunkles Geheimnis?
Ich hatte mir immer gewünscht, dass ich mein erstes Mal mit Gavin erlebte und dass es romantisch, liebevoll und zärtlich werden würde, wie ich es mir auch für heute gewünscht hatte. Aber es war nichts davon gewesen. Und er hatte es gewusst. Die ganze verdammte Zeit hatte er es gewusst und nichts gesagt. Kein Sterbenswörtchen. Nicht einmal eine Andeutung hatte er gemacht. Und als Luca ihn vergangenes Silvester gefragt hatte, mit wem er sein erstes Mal gehabt hatte, und er es nicht hatte sagen wollen, hatte ich ihn sogar noch in Schutz genommen. Auch damals hatte er es gewusst.
Er hatte es gewusst …
All die Jahre hatte Gavin gewusst, wie ich nackt aussah, wie ich mich anfühlte, wie es war, mich zu küssen, und er hatte sich entschieden, nichts zu sagen. Stattdessen hatte er unsere Freundschaft beendet. An Lucas Geburtstagsfeier im Zelt hatte er sich entschuldigt und beteuert, dass er diese Entscheidung bereute, aber wenn es ihm wirklich so leidtat, hätte er dann nicht spätestens an diesem Abend die Chance ergreifen sollen, mit mir über alles zu reden? Stattdessen hatte er sich ein weiteres Mal dafür entschieden, mich im Unwissen zu lassen.
Erneut brach ein gequältes Wimmern aus mir hervor. Explodierte in meiner Brust und sorgte dafür, dass sich alles in mir verkrampfte. Ich presste mir die Hand vor den Mund, um das Schluchzen zurückzuhalten, aber es half nichts. Laut und ungehalten quoll der Schmerz aus mir hervor, denn es tat weh.
Es.
Tat.
So.
Weh.
In diesem Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemals wieder nicht wehtun würde. Und fast noch schmerzhafter als sein Schweigen all die Jahre war, dass ich ihm vertraut hatte. Selbst in den Jahren, in denen wir keine Freunde gewesen waren, hatte ein Teil von mir Gavin vertraut und darauf, dass er dennoch ein guter Mensch war. Jetzt war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
Ich rollte mich unter meiner Decke zu einer Kugel zusammen und schlang die Arme um meine Knie, um mich zusammenzuhalten, weil ich Angst hatte, unter dem Schmerz anderenfalls zerbrechen zu müssen.
Schniefend und schluchzend tastete ich nach den Taschentüchern auf meinem Nachttisch, aber die Box war leer. Mist. Ich schob die Beine über die Bettkante. Kalte Luft streifte meine nackte Haut, weil ich noch nicht die Kraft gehabt hatte, mich anzuziehen. Und nun, da ich den schützenden Kokon meiner Decke verließ, fühlte ich mich entblößt und verletzlich. Ich schnappte mir ein altes T-Shirt vom Boden und zog es mir über, bevor ich zu meinem Schreibtisch lief, um mir die Taschentücher zu holen, die ich dort bunkerte.
Mit der vollen Box wollte ich zurück ins Bett, als mein Blick in den Spiegel fiel. Ich sah furchtbar aus. Das Shirt war zerknittert mit einem Fleck darauf. Mein Gesicht war aufgedunsen. Getrocknete Tränen klebten mir verkrustet auf den Wangen, und meine Augen waren rot und verquollen. Doch es war nicht mein Anblick, der mir eine Gänsehaut bescherte, sondern die Kette mit Gavins Sternzeichen, die mir noch immer um den Hals baumelte. Mit zittrigen Händen tastete ich danach. Fast schon panisch, als könnte mich die Kette erdrosseln, versuchte ich sie loszuwerden, aber meine Finger bebten zu stark, um den Verschluss zu öffnen. Mein Herz raste. Und dann platzte mir der Kragen. Ich packte die Kette und zerrte sie mir vom Hals. Der billige Verschluss riss ohne Widerstand.
Erleichtert atmete ich auf und starrte auf den Anhänger in meiner Hand.
So denkst du immer an mich.
Und ich denk immer an dich.
Aber ich wollte nicht mehr an Gavin denken. Er und ich, wir waren Geschichte. Ein für alle Mal. Unser Film hatte sein Ende erreicht. Und es gab kein Happy End. Ich ging in die Knie und stopfte die Kette in den Mülleimer, nach ganz tief unten, um sie nicht mehr sehen zu müssen – nie wieder. Sie loszuwerden brachte mir allerdings nicht den Frieden, auf den ich gehofft hatte, denn ich konnte Gavin noch immer spüren.
Seine Finger, die mich zärtlich berührten.
Seine Lippen, die meine Haut liebkosten.
Und seinen Körper, der sich verlangend an meinen drängte.
Ich hatte ihn so sehr gewollt. So, wie ich keinen anderen Mann je gewollt hatte. Doch alles, was ich jetzt noch wollte, war, Gavin zu vergessen, wie ich ihn damals vergessen hatte. Denn vielleicht, nur vielleicht, würde es dann weniger wehtun. Vielleicht könnte ich dann wieder klar denken und aufhören zu weinen.
Ich wusste, dass es keine gute Idee war. Womöglich war es sogar eine ziemlich beschissene Idee, aber der Schmerz lähmte meinen Verstand und beraubte mich jeder Vernunft. Ich wollte nur noch vergessen. Und sehnte mich nach diesem süßen Nichts aus jener Nacht vor fünf Jahren.
Ich zog mir eine auf dem Boden liegende Hose über und verließ mein Zimmer, wobei ich einen großen Bogen um die Scherben auf der anderen Seite meines Bettes machte. Auf dem Weg in die Küche entging mir nicht, dass die Tür zu Lucas Zimmer offen stand und Gavins Sachen weg waren, genauso wie die von Jack. Mein Herz verkrampfte sich einmal mehr, aber ich zwang mich weiterzugehen. Vor der Spüle ging ich in die Hocke. Hinter Glasreiniger und Putzlappen versteckt standen mehrere Flaschen Alkohol. Ich griff nach der erstbesten; eine halb volle Flasche Whisky. Ich schraubte den Deckel ab und schnüffelte an der Flüssigkeit. Der beißende Geruch ließ mich die Nase rümpfen, aber es war genau das, was ich brauchte, um Gavin aus meinem Verstand zu brennen, und sei es nur für ein paar Stunden.
Ich holte tief Luft, setzte die Flasche an meinen Mund und –
– nichts.
»Komm schon«, redete ich mir selbst Mut zu und presste die Flasche an meine Lippen. Es ging nicht. Ich konnte dieses Zeug nicht trinken. Ich wollte. Aber ich konnte nicht. Sosehr ich mir wünschte zu vergessen. Sosehr ich mir wünschte, den Schmerz betäuben zu können. Das hier war nicht der richtige Weg, denn egal wie abgrundtief ich Gavin in diesem Moment auch...
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2023 |
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Reihe/Serie | Berühre mich nicht Reihe | Berühre mich nicht Reihe |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Aktion Kulturpass • April • berühre mich nicht • Bestseller • Booktok • brothers best friend • forced proximity • Friends to Lovers • gavin • kulturpass • Liebesroman • Luca • Mental Health • New Adult • Sage • Second Chance • TikTok • verliere mich nicht |
ISBN-10 | 3-7363-1920-7 / 3736319207 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1920-2 / 9783736319202 |
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