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Wellenflüstern -  Stella Cornelius-Koch

Wellenflüstern (eBook)

Zeit der Entscheidungen
eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
288 Seiten
Edition Forsbach (Verlag)
978-3-95904-111-9 (ISBN)
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Sina, Karin und Louise haben endlich ihr Glück an der Ostsee gefunden. Allerdings werden die Freundinnen erneut auf eine harte Probe gestellt. Und so muss jede von ihnen eine wichtige Entscheidung treffen. Doch ist der Weg auch der richtige? Wie weit darf man anderen zuliebe gehen, ohne sich selbst aufzugeben? Und wie überwindet man Stolz und Kränkungen? Gut, dass sich die drei Frauen trotz aller Zweifel auf eines immer verlassen können: auf ihre Freundschaft, die sie zwischen Fehmarn und Heiligenhafen fest miteinander verbindet. Die Fortsetzung von 'Wellengesang' erzählt von der Kraft der Liebe, dem Wert der Freundschaft in schwierigen Zeiten sowie dem Durchhalten, der Hoffnung und dem Glauben, wenn das persönliche Glück zu scheitern droht.

Stella Cornelius-Koch, Jahrgang 1967, lebt mit ihrer Familie in Bremen. Sie ist Medizin-Journalistin, Herausgeberin eines Pressedienstes, Sachbuchautorin sowie Mental- und Stresscoach. Als 'Leseratte' liebt sie Romane, die humorvoll, romantisch und ernsthaft zugleich sind. Schon als Kind fuhr sie regelmäßig mit ihren Eltern nach Heiligenhafen in den Urlaub. Seither zieht es sie immer wieder in das Ostseebad zurück, wo sie sich entspannt und neue Energie tankt. Durch ihre eigenen Erfahrungen hat sie vielfach erleben dürfen, wie wertvoll und hilfreich Freundschaften zu Frauen unterschiedlichen Alters sein können - ohne Neid und Zickereien.

Eins

Karin stand am Bug des Kreuzfahrtschiffes und blickte auf die scheinbar unendliche Weite der Ostsee. Das Meer vor ihr schäumte und Karin auch - und zwar vor Wut. Hätte sie diese Seereise bloß nie gebucht! Von wegen Flitterwochen: Das, was sie gerade erlebte, war der reinste Alptraum. Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte sie eigentlich darüber lachen müssen.

Dass das ausgerechnet ihr passieren musste, war wohl mal wieder typisch für sie. Wobei sie eigentlich gar keine Schuld traf, sondern ihren frisch gebackenen Ehemann Eddie. Er hatte sie schließlich in diesen Schlamassel gebracht. Genauer gesagt vor 21 Jahren. Da kannte er sie zwar noch nicht, dafür aber Maria umso besser.

Und Maria – man konnte es kaum glauben, so kitschig klang es – war wie ein Geist aus dem Nichts auf diesem Kreuzfahrtschiff aufgetaucht. Am Salatbuffet hatte sie plötzlich neben ihnen gestanden – mit einem Teller voll frischer Ananasscheiben in der Hand – und Eddie strahlend angelächelt. Er hatte einen Moment lang gestutzt, sich dann aber an seine frühere Freundin erinnert, nachdem diese ihn mit seinem Vornamen angesprochen und herzlich umarmt hatte.

Karin hatte nur verwirrt von einem zum anderen geschaut. Nachdem Maria sie mit ihrem Ehemann Franz bekannt gemacht hatte (sie hatten die Reise anlässlich seines 60. Geburtstages gebucht) und beide wieder zu ihrem Tisch gegangen waren, wollte Karin natürlich erfahren, wer diese blond gefärbte und stark geschminkte Endvierzigerin eigentlich sei. Eddie, so ehrlich, wie er war, redete nicht lange um den heißen Brei herum, sondern erklärte ihr ganz offen, dass er mit Maria „vor Urzeiten“ einmal zusammen gewesen war.

Das allein wäre für Karin nicht dramatisch gewesen (schließlich konnte man die Vergangenheit nicht ändern), sondern vielmehr das, was danach folgte.

Eddie war gerade aus der Dusche gestiegen, als er an der Kabinentür ein Geräusch vernahm. Das ist bestimmt Karin, dachte er und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften.

„Nanu, wieso bist du denn schon so früh wieder von deinem Kosmetiktermin zurück?“, fragte Eddie, während er die Tür öffnete. Doch als er hochblickte, stand vor ihm nicht seine Ehefrau, sondern Maria, die einen Zettel in der Hand hielt.

„Maria, was machst du hier?“, zischte Eddie, während er sich suchend auf dem Gang umblickte. „Karin kommt in wenigen Minuten zurück. Ich halte es für keine gute Idee, wenn sie uns hier zusammen sieht. Sie ist schon so sauer genug auf mich.“

„Und sie wird vermutlich noch saurer werden, wenn sie sieht, dass du hier halbnackt vor mir stehst.“ Maria blickte anerkennend an Eddie herunter. „Du bist immer noch gut in Form, Eddielein.“

„Maria, lass‘ den Quatsch“, antwortete Eddie, während er sicherheitshalber das Handtuch noch etwas fester um seine Hüften zog. Bei Maria konnte man schon damals nie wissen.

„Okay, Maria, was willst du?” Eddie wurde langsam ungeduldig. „Vermisst dich denn dein Ehemann gar nicht?“ Maria verzog ihre knallrot geschminkten Lippen zu einem breiten Grinsen.

„Der ist gerade in die Sauna gegangen. Das kann bei ihm bekanntermaßen noch dauern.“

„So, so, und du dachtest, du könntest die Gelegenheit nutzen und mit mir über alte Zeiten reden?“ Eddie wies mit dem Kopf in Richtung des Papiers und fragte spielerisch drohend: „Das ist doch wohl kein Liebesbrief, oder?“

Maria drehte den Zettel nervös in ihren Händen hin und her, während ihr Lächeln verschwand und sie Eddie ernst anschaute. „Wir müssen reden.“

Eddie zog erstaunt seine dunklen Augenbrauen hoch. Zwar hatte er zu Maria seit über zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr, glaubte sie jedoch noch so gut zu kennen, dass ein solcher Satz von ihr nichts Gutes verhieß. Schließlich räusperte er sich und fragte scheinbar unbeeindruckt: „Was meinst du damit? Ist etwas passiert?“

„Das kann man wohl sagen.“ Maria spielte noch immer verlegen mit dem Zettel in ihrer Hand.

Eddie fühlte sich zunehmend unbehaglicher, wusste aber, dass Maria nicht locker lassen würde, bevor sie ihm gesagt hatte, was ihr auf dem Herzen lag. „Okay, dann lass‘ uns das am besten in der Lounge auf Deck 9 bereden. Ich hinterlasse Karin eine Nachricht und schreibe ihr, dass ich mich über das morgige Ausflugsprogramm informieren möchte. Das hatte ich ohnehin noch vor. Geh‘ du am besten schon mal vor. Ich ziehe mir nur schnell etwas an, und wir sehen uns dann gleich.“

Maria saß Eddie in einem der schwarzen Cocktailsessel gegenüber, den Blick durch die großen Panoramascheiben auf das Meer und die vorbeiziehenden schaukelnden Wellen vor ihr gerichtet. Der Seegang hatte zugenommen, und sie konnte die Bewegung des Schiffes spüren. Auch in ihrem Inneren war alles in Aufruhr. Dies war wirklich keine alltägliche Situation, und ihre Worte wollten gut überlegt sein. Doch sie konnte und wollte keinen Rückzieher machen. Schließlich hatte sie lange genug geschwiegen. Außerdem war jetzt ihre Chance gekommen. Daher blickte sie Eddie mit einem entschlossenen Lächeln an und sagte: „Ich habe einen Sohn.“

„Oh, das freut mich für dich und Franz.“

Maria schüttelte den Kopf und unterbrach Eddie.

„Nein, du verstehst nicht. Felix ist auch dein Sohn. Eddie?“

Dem sonst so schlagfertigen Eddie hatte es plötzlich die Sprache verschlagen, denn er schluckte ein paar Mal, ohne ein Wort hervorzubringen. Hatte er da gerade richtig gehört? Er und Vater – das konnte nicht sein! Oder doch?

Schnell rechnete Eddie nach: Im Herbst 1993 hatte er Maria zuletzt gesehen. Das war jetzt fast 21 Jahre her. Sollten sie damals ein Kind gezeugt haben? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen blickte er Maria an. „Bist du dir ganz sicher? Ich meine, wie waren damals doch nur etwa ein halbes Jahr zusammen. Es könnte ja auch jemand anderes der Vater sein …“

Maria schüttelte vehement den Kopf, sodass ihre hellblond gefärbten schulterlangen Haare sich mitbewegten. „Nein, das kann ich mit Sicherheit ausschließen. Ich hatte meine Beziehung mit Alfi vier Monate vor dir beendet. Und hinterher war ich mindestens ein Jahr lang mit keinem Mann mehr liiert.“ Maria seufzte. „Ich bin nämlich lange nicht über dich hinweggekommen.“

Eddie hatte Marias letzten Satz nicht gehört, da seine Gedanken wie verirrte Pfeile in seinem Kopf hin und her schossen. Auch wenn der endgültige Beweis noch ausstand: Eddie wusste, dass Maria in diesem Fall die Wahrheit sagte. Er war Vater! Maria ließ ihn einen Moment schweigen, wohl wissend, dass ihr Exfreund sich von dem Schock erst einmal erholen musste.

Schließlich fand Eddie seine Sprache wieder. Mit einer Mischung aus Ärger und Freude entgegnete er: „Aber dann verstehe ich nicht, warum du mir nicht schon viel früher etwas gesagt hast. Ich meine, schließlich habe ich ein Recht darauf zu erfahren, dass ich einen Sohn habe.“

Maria seufzte abermals. „Glaub‘ mir, ich habe viel darüber nachgedacht. Sehr viel sogar. Aber du hattest damals so viele Pläne, wolltest nach Südafrika – und dort an einer Schule unterrichten. Ich wollte dir dabei nicht im Wege stehen.“

Eddie spürte, dass Maria jeden Moment anfangen würde zu weinen. Er zögerte einen Moment lang; doch dann beugte er sich zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm.

Plötzlich hörte er eine vertraute Stimme hinter sich. „Was ist denn hier los?“ Erschrocken fuhren Eddie und Maria auseinander.

Karin stand direkt vor ihnen und wedelte drohend mit einem Handtuch in ihre Richtung. „Es ist doch wohl hoffentlich nicht das, wonach es aussieht?“ Innerhalb weniger Sekunden war Karins Gesicht vor Wut und Entsetzen so rot angelaufen, dass selbst ihr frisch aufgelegtes Make-up dies nicht verbergen konnte. Ihr Herz raste wie wild, und sie spürte, wie Schweißperlen ihr an Brust und Rücken herunterliefen.

All dies blieb dem sonst so aufmerksamen Eddie angesichts seiner gerade erwachenden Vatergefühle in diesem Augenblick verborgen. „Karin“, sagte er versonnen, „Liebling, stell‘ dir vor, ich bin Vater.“

Was in den Minuten danach passierte, daran hatte Karin keine genaue Erinnerung mehr. Sie wusste nur, dass sie sich umgedreht hatte und weggelaufen war – nur fort von den beiden und der Schmach, die sie gerade über sich ergehen lassen musste. Später hatte Eddie ihr erzählt, dass er ihr sofort gefolgt war, sie jedoch verloren hatte. Eine Gruppe von Passagieren war ihm im Weg gestanden, und zu allem Überfluss war er noch mit einer Servicekraft kollidiert, die ein paar Passagieren gerade ein Tablett mit Getränken brachte. Danach hatte er vergeblich überall auf dem Schiff nach seiner Frau gesucht.

Karin hatte sich indessen auf einer Damentoilette eingesperrt und mindestens eine...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95904-111-X / 395904111X
ISBN-13 978-3-95904-111-9 / 9783959041119
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