Das 1000 Seiten Strand Krimi Paket 2022 (eBook)
1000 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6004-4 (ISBN)
Mein Name ist Nase. Tom Nase. Meinetwegen auch Tom DIE Nase. Jedenfalls nennen mich meine Feinde und die zwei Drittel meiner Klienten so, die an meinen Ermittlungen etwas auszusetzen haben. In meinem Paß steht Tom Naserski - aber wer soll sich das schon merken? Ich habe versucht, meinen Namen auf legalem Wege von Naserski in Nase ändern zu lassen, aber davor steht die deutsche Bürokratie. Als Künstlernamen dürfte ich ihn führen, aber bin ich vielleicht ein Zirkusclown? Tom Nase Punkt - Ermittlungen und Untersuchungen aller Art - so steht es an meinem Schild. Der Punkt hinter Nase bedeutet, daß es eine Abkürzung ist. Wer will mir schon verbieten, meinen Namen abzukürzen? Und so sitze ich da, warte auf Klienten mit dicken Brieftaschen. Meine Beine liegen auf dem Tisch und ich blicke hinaus auf die Stadt, die niemals schläft und deren Namen ich schon so gut wie vergessen habe - aber egal, ob es nun L.A. oder New York oder vielleicht auch Lüdenscheid in Westfalen ist, es ist einfach DIE STADT für mich. Ein brodelnder Kessel, in dem das Verbrechen gedeiht und überall der Tod lauert. Besonders wenn man zur Rush Hour Fußgänger ist oder jemandem seinen Parkplatz wegnimmt. Eine Stadt, in der das Böse regiert, in der Nachbarn die Zufahrten ihrer Mitmenschen zuparken und sich dann wundern, daß diese ihre Hunde dafür an die Radkappen pinkeln lassen. Und die Polizei schaut zu. Deswegen muß es Leute wie mich geben, die die schmutzige Arbeit machen.
Ich meine damit allerdings nicht das Säubern der Radkappen.
Es war ein Dienstag, als dieser rotgesichtige Riese in mein Büro kam.
"Bin ich hier richtig? Sind Sie der Detektiv?"
"Bin ich und wer sind Sie?"
"Ich heiße Brummer. Sagen Sie, was haben Sie eigentlich für eine dicke Knolle da mitten im Gesicht?"
"Ein Organ für einen Schnüffler", erwiderte ich kalt. "Ergebnis eines gentechnischen Experiments, daß man mit mir gemacht hat, als ich noch ein Embryo war..." - "Guter Witz!" - "Ich mache nie Witze!" - "Behindert Sie das dicke Knollending nicht bei der Arbeit?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein."
"Mannometer, ist das ein Riesending!" Brummer konnte sich gar nicht wieder einkriegen. Ich verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln, das ich lange geübt hatte, damit es nicht doof, sondern wölfisch wirkte. "Ich bin damit gebo-ren worden und rieche jeden Verbrecher auf hundert Meter Entfernung."
Das war natürlich übertrieben. Es waren kaum zehn Meter. Vielleicht auch fünf. Manchmal mußte ich ganz nahe heran gehen, um etwas zu schnuppern. So, wie ich es jetzt bei diesem Brummer machte. Schließlich wollte ich wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Er grinste mich frech an. "Na, was riechen Sie?
Mein Tabak-Aftershave?" - "Daß Sie Ihre Socken mal wieder wechseln könnten..."
"Wollen Sie mich beleidigen?"
"...und daß Sie lügen!"
Er wurde blaß. "Was?" rief er. "Ich habe doch noch gar nichts gesagt! Ich habe mich nur über Ihre riesige Nase gewundert, über etwas anderes haben wir doch noch gar nicht gesprochen!" Im Grunde hatte er recht, aber jemandem recht geben heißt, daß er einem ewig auf der Nase herumtanzen wird, was sich kein Schnüffler gefallen lassen sollte. Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und sagte: "Eben, Herr Brummer! Sie haben nichts gesagt, wollten mich aber glauben machen, Sie hätten etwas gesagt! Das ist es, was ich meine - aber ich durchschaue so etwas sofort! Also lassen Sie es in Zukunft, wenn Sie mich nicht wütend machen wollen!" Das beeindruckte ihn stark. Er atmete zweimal ein, aber nur einmal wieder aus und meinte dann ziemlich kleinlaut: "Kommen wir zur Sache!" - "Das ist auch meine Meinung!"
"Wissen Sie es geht um fünf Gartenzwerge, die ich in meinem Vorgarten schön säuberlich in einem Halbkreis aufgestellt habe..."
"Tja, wo ist das Problem? Ist einer von ihnen umgebracht worden?"
Brummer sah mich böse an. Wenn es um seine Zwerge ging, dann schien er keinen Spaß zu verstehen, das sah ich ihm deutlich an. Vielmehr - ich roch es.
Der ungute Geruch von Mord stieg mir in die Nase. Unverkennbar war dieser Duft und er ließ mich sofort aufhorchen. Gut möglich, daß hier viel mehr dahintersteckte. Eine große Sache, ein perfides Komplott, eine großangelegte Verschwörung, die sich nicht nur gegen die Gartenzwerge, diese mäßig sympathischen Herrn richtete.
"Fahren Sie fort", sagte ich.
"Also, es ist folgendermaßen, ich stelle die Gartenzwerge immer schön in einen Halbkreis..."
"...was Sie schon sagten. Sie wiederholen sich. Ich leide weder unter Gedächtnisschwund, noch unter Rinderwahn oder Alzheimer!"
"...aber meine Nachbarin ist eine ausgesprochene Gartenzwerghasserin. Sie hat mich sogar darauf verklagt, die Zwerge zu entfernen, weil Sie geradezu gezwungen sei, sich die niedlichen Männchen anzusehen!"
"Und?" Ich hob die Augenbrauen. "Ist sie damit durchgekommen?"
"Gott sei Dank nicht."
"Der Richter hatte wohl selbst Gartenzwerge, was?"
"Ha, Ha!" fauchte er giftig.
"Ist ja schon gut!"
"Kurz und gut, ich habe diese Nachbarin in Verdacht, nachts heimlich auf mein Grundstück zu schleichen und die Gartenzwerge zu verstellen!"
"Unglaublich",entfuhr es mir. "Und warum tut sie das?"
"Na, das liegt doch auf der Hand! Was glauben Sie, wie mein Blutdruck seitdem gestiegen ist! Ich bin bin gesundheitlich fast am Ende! Sie will mich in den Wahnsinn treiben, damit ich in einer Klappsmühle lande, wohin ich die Gartenzwerge natürlich mitnehmen würde! Und das weiß Sie!"
Ein selten perfides Spiel, das mußte ich zugeben. Vorausgesetzt, alles entsprach so der Wahrheit. "Finden Sie Beweise!" schrie Brummer außer sich.
"Fotos, Video, was weiß ich! Belauern Sie sie und machen Sie sie dingfest, wenn Sie sie erwischen!" Ich roch wieder diesen speziellen Geruch. Schweiß gemischt mit Mord. Eine Duftnote, auf die ich allergisch reagiere. "Okay", sagte ich. "Ich kriege 400 Eier plus Spesen im Voraus!" meinte ich. Er runzelte die Stirn. "Was für Spesen?" - "Eine Tankfüllung für meinen Wagen, sonst scheitert die Sache schon ganz am Anfang!" Das sah er ein.
Später fuhr ich raus zu seiner Nachbarin. Sie war auf den ersten Blick die Art Frau, die ich mir als meine Assistentin gewünscht hätte, hätte ich mir eine leisten können. Sie war blond und kurvenreich und hatte sinnliche Lippen.
In meinem Tagtraum fragte sie mich: "Tom, kann ich nicht Ihre Assistentin sein?" Und ich antwortete: "Eine Assistentin ist für mich zu teuer, Engelchen!" - "Und wenn ich auf Gehalt verzichten würde?" - "Selbst dann, Engelchen!" - "Und wenn ich Ihnen meine ganzen Ersparnisse geben würde? Würden Sie mich dann als Ihre Assistentin akzeptieren?" - "Tja, also... Weißt du, ein Mann geht besser seinen Weg und zwar allein, denn in meinem Leben ist kein Platz für eine Frau. Vor allem nicht in meinem Büro, da ist nämlich nur ein Stuhl drin und auf dem sitze ich. Wenn ich mir mal einen zweiten leiste, ist der für die Klienten, die beschweren sich nämlich schon, daß sie bei mir notgedrungen stehen müssen..." - "Schade, Tom. Wir hätten uns sicher gut verstanden..." In Wirklichkeit fragte ich sie was ganz anderes. Ich sagte: "Hören Sie, wie können Sie so bescheuert sein, die Gartenzwege Ihres Nachbarn zu verstellen!" - "Aber..." - "Leugnen Sie nicht. Ich bin Tom Nase und rieche jede Lüge meilenweit!" Ich sagte ihr noch was von meinem Auftrag und das es für mich eine Kleinigkeit wäre, alles zu beweisen. "Warum tun Sie es dann nicht, Sie schmieriger Schnüffler?" schrie sie mir entgegen. Ich verzog das Gesicht. "Weil Brummer Sie dann umbringt!" - "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?" Ich zeigte meine Nase. "Ist dieses Ding da echt oder nicht? Ich bin ja auf Ihrer Seite!" - "Ach, ja?" - "Sie haben ein Verbrechen begangen, aber das gibt niemandem das Recht, Sie umzubringen. Auch dann nicht, wenn Ihr Blond unecht, Ihre Kurven das Ergebnis eines Wonderbra, Ihre sinnlichen Lippen nur aufgemalt, Ihr Parfum die billige Nachahmung eines viel teureren und Ihre Schuhe nur aus Kunstleder sind!" Sie scheuerte mir eine und damit war unser Gespräch so gut wie beendet. Komisch, aber wir wurden danach nicht wieder warm miteinander. Inzwischen bin ich daran gewöhnt, daß es einem immer nur Ärger einbringt, wenn man nett ist. Zwei Tage ließ ich verstreichen. Brummer sollte schließlich nicht den Eindruck haben, daß ich mir mit seinem Fall keine Mühe gab und ihn schon im Handumdrehen löste. Dann rief er mich am dritten Tag völlig außer sich an.
"Die Gartenzwerge sind wieder verstellt! Und Sie haben es nicht verhindert!"
Ich fuhr zu ihm und verkündete: "Der Fall ist gelöst!" - "Sie haben also die Beweise gegen meine Nachbarin! Fein! Ich hoffe, Sie sind in Ihren Honorarforderungen nicht so unverschämt, daß nichts mehr für den Anwalt bleibt..." - "Sie brauchen Ihre Nachbarin weder verklagen noch umbringen. Sie hat mit der Sache nichts zu tun!" - "Ach!" Er sah mich an wie ein Auto.
Ich Jackte und zeigte ihm ein paar Fotos, die ich von den Zwergen gemacht und anschließend einem Fotografen aus meinem Bekanntenkreis zur Nachbearbeitung gegeben hatte. "Sehen Sie! Es ist eindeutig, Herr...
Erscheint lt. Verlag | 13.5.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-6004-X / 373896004X |
ISBN-13 | 978-3-7389-6004-4 / 9783738960044 |
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