Fabula - Eine Braut für den Prinzen (eBook)
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98893-3 (ISBN)
Nicole Knoblauch ist fasziniert von romantischen Geschichten und starken Frauenfiguren. Unter dem Pseudonym Nicci Cole veröffentlicht sie auch im Bereich Romantische Spannung. Sie ist Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autor:innen, denn ihr Herz schlägt für die Liebe. Wenn sie nicht schreibt, näht die studierte Germanistin und Historikerin historische Kostüme. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie ihr persönliches Happy End im Rhein-Main Gebiet.
Nicole Knoblauch ist fasziniert von romantischen Geschichten und starken Frauenfiguren. Unter dem Pseudonym Nicci Cole veröffentlicht sie auch im Bereich Romantische Spannung. Sie ist Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autor*innen, denn ihr Herz schlägt für die Liebe. Wenn sie nicht schreibt, näht die studierte Germanistin und Historikerin historische Kostüme. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie ihr persönliches Happy End im Rhein-Main Gebiet.
Auch Prinzen haben es nicht leicht
Leander
»Wir haben es fast geschafft! Ich kann Ashera sehen!«
Dieser Ausruf der Vorhut hellte die Stimmung der Reitergruppe um mich herum merklich auf. Mit Ausnahme meiner Wenigkeit. Ich blickte weiterhin missmutig nach vorn, wo man durch die tiefhängenden Wolken die Silhouette der Hauptstadt erahnen konnte. An diesem düsteren Frühlingstag vermittelte das glorreiche Kleinod unseres Königreiches Asha mehr den Eindruck einer tristen und heruntergekommenen Hafenstadt. Himmel und Meer verschmolzen am Horizont, und selbst das Schloss, welches majestätisch seine weißen Türme in den regendurchtränkten Himmel reckte, verstärkte diesen Eindruck.
Nässe und Kälte hatten sich bereits vor Stunden ihren Weg durch meinen dicken Mantel gefressen. Doch das war nur ein Grund, warum sich meine Laune mit jedem Meter verschlechterte. Während meine Männer Heim und Weib entgegenfieberten, bedeutete die Heimkehr für mich lediglich das Eingeständnis meines Versagens. Und was fast noch schlimmer war, eine Rückkehr zur Eintönigkeit des Palastlebens. Ich hatte eigentlich alles richtig gemacht, dennoch kehrte ich ohne Prinzessin nach Hause zurück.
»Macht Euch Eure Entscheidung zu schaffen, Herr?«, fragte Heinrich, mein treuer Diener. Er ritt inzwischen neben mir, und eine Welle der Dankbarkeit durchflutete mich.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Heinrich der Einzige war, der die Zerrissenheit verstand, welche mich schon ein Leben lang begleitete. Vielleicht lag es daran, dass wir seit Kindestagen Freunde waren. Fest stand, dass uns mehr verband als ein simples Dienstverhältnis. Heinrich war zwar nur der Sohn meiner Amme und damit von niederer Geburt, dennoch hätte ich mir keinen treueren Diener und Freund wünschen können. Wir waren uns so nah wie Brüder. Näher, wenn man bedachte, dass mein Bruder Gunther und ich so gut wie nichts gemeinsam hatten.
Mit einem Seufzen sah ich zu ihm und antwortete: »Mir macht eher zu schaffen, wie ich meinen Eltern erklären soll, dass Schneewittchen Prinz Florian geheiratet hat.«
»Eure Eltern werden es sicher verstehen, wenn Ihr es erläutert. Ich kann bezeugen, dass Prinz Florian sich unsterblich in die Prinzessin im Glassarg verliebt hatte und mit Sicherheit vor Liebeskummer gestorben wäre, hätte sie einen anderen geheiratet.«
Er war wirklich der Einzige, der mich verstand. Seufzend antwortete ich: »Das weiß ich zu schätzen, alter Freund. Ich fürchte nur, dass diese Erklärung meinen Vater kaum zufriedenstellen wird.«
»Es war Eure Pflicht als rechtschaffener Prinz, Eurem Freund zu helfen und die schlafende Schönheit aus ihrem todesähnlichen Zustand zu erwecken, Herr. Das werden Eure Eltern verstehen.«
Dieser Satz entlockte mir ein erneutes Seufzen. »Freundschaft als Entschuldigung für mein Versagen wird nicht zählen, fürchte ich.«
Heinrich schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihr müsst das anders sehen, mein Prinz. Ihr habt mitnichten versagt. Ihr habt euer Wissen über den menschlichen Körper und die Heilkunst angewandt und damit zwei Menschen sehr glücklich gemacht. Es wäre Euch ein Leichtes gewesen, Schneewittchens Gunst zu gewinnen, indem Ihr Euch als ihr Retter in den Vordergrund stellt. Aber Ihr könntet niemals einem Mann die Frau wegnehmen, die er liebt. Noch dazu einem alten Freund. Stattdessen helft Ihr ihm, sie zu erobern. Kann es etwas Nobleres geben?«
Heinrichs Worte beruhigten mich nur wenig, denn auch wenn es stimmte, würde es mir nicht helfen. Ich sah die Angelegenheit deutlich negativer als mein Freund. Heinrich nannte es eine Tugend, dass ich niemals meinen eigenen Vorteil in den Vordergrund stellte. Meine Eltern kritisierten es als mangelnden Ehrgeiz und fehlende Durchsetzungskraft. Tief in mir drinnen wusste ich allerdings, was es wirklich war: Gleichmut. Ich hatte mich damit abgefunden, irgendwann eine Prinzessin zu heiraten, die ich kaum kannte. Als echter Prinz hatte man keine Wahl. Entweder eine politische Ehe oder eine Jungfrau in Nöten retten und heiraten. Bei anderen schien das so einfach und selbstverständlich. Aber ich hatte genug davon. Doch das wollte ich nicht einmal Heinrich gegenüber zugeben. »Ich kann nur hoffen, dass sie ein Einsehen haben, alter Freund.«
Diesmal nickte er. »Und was Eure Eltern angeht: Es hat gewiss noch Zeit mit einer Vermählung, wozu die Eile?«
Wenn es nach mir ginge, war das mit dem Heiraten wirklich nicht dringend. Aus dynastischer Sicht verstand ich natürlich, warum eine frühe Hochzeit wünschenswert war.
Andererseits sah ich, im Gegensatz zu meinen Eltern, keinen Anlass zur Sorge. Die Prophezeiung war eindeutig: Ich würde die Königin meines Herzens finden. Was konnte da schon schiefgehen?
»Euer Schicksal wird sich erfüllen, Herr. Schließlich seid Ihr ein Prinz«, sagte Heinrich im Brustton der Überzeugung.
Ich nickte langsam und versuchte, bei diesem Gedanken Trost zu finden. Es würde sich alles fügen. Musste einfach. Das Erlebnis mit Schneewittchen hatte im Grunde eine Sache verdeutlicht: Die große Liebe war nichts, was man erzwingen konnte. Prinz Florian war ein junger Thronerbe, genau wie ich. Von Kindheit an hatte man uns darauf vorbereitet, später einmal zum Wohl unseres Reiches zu heiraten. Und doch hatte das Schicksal ihn zur richtigen Frau geführt.
Vielleicht dachte ich einfach zu viel nach. Für mich würde es eines Tages genauso sein wie bei meinem Freund. Die größte Schwierigkeit bestand nach wie vor darin, diese Tatsache meinen Eltern begreiflich zu machen. Ich schenkte Heinrich ein dankbares Lächeln. »Du hast natürlich recht. Was passiert ist, ist passiert, und ich werde für jede meiner Entscheidungen geradestehen.«
»Das ist die richtige Einstellung, mein Prinz.«
In der Zwischenzeit hatten wir die Stadttore passiert und ritten durch die äußeren Bezirke. Vorbei am momentan verwaisten Festplatz, immer tiefer in die engen Gassen der Stadt. Normalerweise herrschte überall geschäftiges Treiben, doch der Dauerregen der letzten Tage hatte dafür gesorgt, dass kaum eine Menschenseele den Schutz der Häuser verließ. Die wenigen Passanten, die es dennoch nach draußen verschlug, grüßten mich und meine Reiter mit großem Respekt, was mir jedes Mal ein wenig unangenehm war.
Dank meines weißen Mantels war ich leicht zu erkennen. Diese Art, mich zu kleiden, hatte mir beim Volk den Spitznamen Weißer Ritter eingebracht. Auch wenn es echte Ritter mit Rüstung und Lanze schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gab, wurden mein Bruder und ich als solche bezeichnet. So war es schon immer gewesen. Ich trug Weiß und mein Bruder Gunther Schwarz. Immer. Selbst an Tagen wie diesem, an denen der weiße, zweireihige Mantel mit Schlamm bespritzt war und mir die Kapuze schwer vom Regen ins Gesicht fiel.
Schließlich erreichten wir die breite Straße, die zum Schloss führte. Wir passierten den weitläufigen Ehrenhof, bis wir schließlich am kleinen Innenhof mit den Ställen ankamen.
Ein ungewohntes Kribbeln machte sich in mir breit. Irgendetwas war ungewöhnlich. Suchend schaute ich mich um, doch alles schien wie immer. In der Schmiede flackerte das Feuer, der Schmied stand über seinen Amboss gebeugt, und das stetige Hämmern durchdrang die Stille. Der Übungsplatz lag aufgeweicht und verlassen da. Niemand hatte die mit Stroh ausgestopften Puppen in den Unterstand gebracht, sodass sie sich traurig zur Seite neigten. Das würde Gunther gar nicht gefallen. Es bedeutete allerdings auch, dass mein Bruder abwesend war. Ihm wäre so ein Versäumnis niemals unterlaufen.
Mein Blick wanderte weiter, und ich wurde gewahr, was nicht stimmte. Mein Vater stand unter dem kleinen Dach an der Tür zu den Ställen. Offensichtlich erwartete er mich. So etwas war noch nie zuvor geschehen. Schon gar nicht bei so einem Wetter. Mein Vater verabscheute es, nass zu werden, und war dafür bekannt, sich bei Regen nicht aus seinem Arbeitszimmer fortzubewegen. Glücklicherweise überwogen in Asha die Sonnentage. Umso erstaunlicher, dass er an solch einem verregneten Tag draußen auf meine Rückkehr wartete. Seine stattliche Gestalt war kaum zu übersehen. In jungen Jahren war König Ailig ein gefürchteter Kämpfer gewesen, mit dessen Kraft es kaum jemand hatte aufnehmen können. Auch heute sah man ihm seine Kraft noch an, selbst wenn er ein wenig aus der Form geraten war. Das...
Erscheint lt. Verlag | 31.3.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Animalis • Brautschau • deutsche Fantasy • Deutschland • Dornröschen • Drache • Fabelwesen • Fantasy Liebesromane für junge Erwachsene • Fantasy Romane für junge Frauen • für jugendliche Leser ab 16 Jahren • Große Liebe • Hexe • Homerun for Love • Liebe • Liebesroman Fantasy • Liebestrank • Magische Wesen • Märchen • Märchenadaption • Märchenfantasy • Piper Wundervoll • Prinz • Rapunzel • Romane für junge Erwachsene • Romantasy • Schneewittchen • Turnier • Urban Fantasy • zeitgenösische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-492-98893-8 / 3492988938 |
ISBN-13 | 978-3-492-98893-3 / 9783492988933 |
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