Blood Heir - Verborgene Wahrheit (eBook)
446 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1741-3 (ISBN)
Die lang ersehnte Rückkehr in die Welt von Kate Daniels!
Atlanta war schon immer eine gefährliche Stadt. Doch seit Magie und Technik einen Kampf um die Vorherrschaft ausfechten, suchen Monster die Straßen heim und Magiebegabte kämpfen um Macht und ums Überleben.
Vor acht Jahren verließ Julie Lennart die Stadt, um herauszufinden, wer sie ist. Nun ist sie zurück - mit einem neuen Gesicht, einem neuen Namen - Aurelia Ryder. Sie ist gekommen, um ihre Familie zu beschützen, denn eine uralte, finstere Macht hat es auf ihre Adoptivmutter Kate Daniels abgesehen und das Spiel mit einer Reihe von Morden eröffnet.
Sollte Aurelia wahre Identität aufgedeckt werden, würde dies alle das Leben kosten, die ihr nahestehen. Und so hat sie einen einfachen Plan: Die Morde aufklären, verhindern, dass eine dunkle Prophezeiung wahr wird, schnell wieder verschwinden, und das, ohne dass jemand sie erkennt. Sie hat alle Gefahren einkalkuliert, doch nicht die, dass ausgerechnet der einzige Mann, den sie je geliebt hat, alles aufs Spiel setzen könnte. Der kleinste Fehler kann ihr Verderben bedeuten. Doch für Aurelia ist es einfacher, sich dem Untergang zu stellen als den Gefühlen, die mit aller Macht wieder hervorzubrechen drohen.
'Einfach perfekt.Wunderbare Charaktere, die zum Leben erwachen, Action und ein Love Interest, der alle bisherigen in den Schatten stellt.' THE NERD DAILY
2
Tamyra Miller biss sich in die Unterlippe. Sie war etwa zehn Jahre älter als ich, Mitte dreißig, mit dunkelbrauner Haut, vollem schwarzen Haar, das sie immer geflochten trug sowie einer Brille mit großen runden Gläsern. Sie starrte auf das Haus vor uns mit einem Gesichtsausdruck, der nur als beklommen bezeichnet werden konnte. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen.
Das Haus war zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel errichtet worden, eine riesige Villa aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg nachzustellen.
Als ich es vor zwei Jahren gekauft hatte, besaß es zwei Stockwerke, hatte weiße Wände, eine breite Veranda, die um das Gebäude herumlief, und sein Giebeldach wurde von wuchtigen ionischen Säulen getragen. Seine fast zweitausend Quadratmeter Wohnraum hatte man in acht Apartments aufgeteilt, die alle einen eigenen Eingang und Balkon besaßen.
Vor acht Monaten hatte ich Tamyra angeheuert, eine Baustatikerin, um das Ding zu demolieren. Sie machte sich mit einem Team aus Maurern und Zimmerleuten an die Arbeit, verstärkte die Baustruktur und gestaltete den Grundriss nach meinen Wünschen um. Innerhalb des Hauses erschuf sie einen gut fünfhundertfünfzig Quadratmeter großen Wohnraum, und dann brach sie vorsichtig die Außenwände weg und häufte zusätzliche Betonbrocken und Holz aus den eingestürzten Hochhäusern in der Nähe drumherum.
Von außen sah das Gebäude wie eine Ruine aus, ein Trümmerhaufen mit einem Dach, ein paar Säulen hier und da, die zwar noch standen, aber in Schutt begraben lagen. Der strukturell verstärkte Stall mit der gepanzerten Tür lag sicher verborgen auf der Rückseite. Ein schmaler Pfad führte zum Eingang mit seiner dicken Stahltür, deren Holzfurnier man mit Dreck verschmiert hatte. Keine Fenster, außer einem ganz kleinen, direkt rechts neben der Tür. Es war durch ein Metallgitter geschützt und bot mir aus der Küche einen Ausblick auf den Vorhof. Keinerlei Schwachstellen. Nicht das geringste Anzeichen, dass das Haus bewohnbar war, abgesehen vom Balkon. Er war von der Straße aus nicht einzusehen, außer man kletterte auf ein anderes Gebäude. Der Balkon war unter das Dach gebaut und durch dicke Stahl- und Silberstangen geschützt, die bis ins Fundament reichten. Ich hatte das Innere des Gebäudes gesehen, und es war all das, was ich mir immer gewünscht hatte.
Tamyra war zu einem Entschluss gekommen. »Ms Ryder …«
»Ja?«
»Mir ist klar, dass Sie ein halbes Vermögen in dieses Haus gesteckt haben, aber ein Menschenleben ist nun mal nicht mit Geld aufzuwiegen.«
»Versuchen Sie mir gerade zu sagen, dass das Haus nicht sicher ist?«
»Das Haus ist bombensicher. Es wird einem Erdbeben widerstehen. Es ist eine Feste, und ich bin stolz darauf. Aber ich spreche gerade davon.«
Sie drehte sich nach links und sah Richtung Westen, wo die 17th Street den Berg hinab verlief, bis zur Unicorn Lane, die nur fünfhundert Meter entfernt vor Magie brodelte. In der Vorwendezeit war dies eine Gegend mit prächtigen Anwesen und großen Gärten gewesen, von üppigem Grün umgeben und mit Ausblick auf die Bürohochhäuser Midtowns, natürlich zum entsprechend hohen Preis. Jetzt war die gesamte Gegend verlassen. Und mit jeder Magiewelle dehnte sich die Unicorn Lane aus und kroch Zentimeter um Zentimeter hinaus in die Welt.
»Sie machen sich keine Vorstellung, was für einen Scheiß wir in den letzten sechs Monaten da haben rauskriechen sehen«, sagte Tamyra.
Doch, das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Deshalb hatte ich ihnen das Doppelte gezahlt.
»Es gibt noch andere Häuser«, sagte die Baustatikerin.
Aber keins wie meins. Vor zehn Jahren, als ich noch Julie war, war ich nach Hause zurückgekehrt, nachdem ich einen Mantikor getötet hatte. Kurz vor dem Tod hatte er seine Krallen in mein Bein geschlagen, tief, fast bis auf den Knochen. Ich war müde, dreckig und blutete. Also nahm ich eine Abkürzung, kam zu nahe an die Unicorn Lane und ein Rudel wilder Ghule jagte mich bis zu diesem Haus. Damals stellte ein Rudel aus sechs Ghulen noch ein Problem dar.
Ich war auf das Dach geklettert, um ihnen zu entkommen, und hatte zugesehen, wie die Sonne langsam hinter der Unicorn Lane unterging, bis Derek mich fand. Er verjagte die Ghule, fand mein Pferd wieder, und hielt mir dann einen Vortrag über die Vorteile, auf meinem Nachhauseweg keine dummen Abkürzungen zu nehmen. Die Erinnerung daran stand mir noch deutlich vor Augen. Wie ich auf meinem Pferd saß, während er neben mir durch die verlassene Nacht ging und mich mit seiner rauen Stimme zusammenstauchte.
Das war vor langer Zeit, in einem anderen Leben. Derek hatte Atlanta zwei Jahre nach mir verlassen. Seitdem hatte ihn niemand mehr gesehen.
Ein orangefarbenes Wesen sprang vom Dach auf der anderen Straße herab. Ich zog mein Messer, trat einen Schritt vor und schwang es in einer schnellen Bewegung zur Seite. Ein fledermausähnliches Wesen von der Größe eines mittleren Hunds krachte zu meinen Füßen auf den Boden. Seine Beine zuckten noch. Blut spritzte aus seinem Halsstumpf auf den Asphalt. Sein Schädel mit dem langen, spitzen Maul rollte noch kurz umher, bis er neben meinem Stiefel liegen blieb.
Tamyra legte ihre Hand auf die Waffe an ihrer Hüfte.
»Ein Kreischer«, sagte ich zu ihr und trat den Schädel zurück Richtung Unicorn Lane. »Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Vielen Dank für Ihre Besorgnis, Mrs Miller. Ich weiß es zu schätzen, aber ich bin genau an dem Ort, an dem ich sein muss.«
Sie seufzte und hielt mir einen Schlüsselring und ein paar zusammengerollte Zeitungen hin. »Das ist der einzige Satz, wie verlangt. Und das sind alle Zeitungen der letzten Woche.«
Ich nahm mir die Schlüssel und die Zeitungen. »Danke. Soll ich Sie ein Stück begleiten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Mein Ehemann parkt nur ein paar Straßenblöcke weit weg auf der Fifteenth.«
»Schreien Sie, wenn Sie Hilfe brauchen.«
»Klar«, antwortete sie und machte sich auf den Weg.
Ich lief zum Eingang und steckte den Schlüssel ins Schloss. Die gut geölten Stifte glitten zur Seite, ich öffnete die Tür und betrat das Haus.
Von der Vordertür ging es direkt ins Wohnzimmer, wo sich zur Linken ein Kamin befand. Das Hausinnere mit seinen etwa fünfundsiebzig Quadratmetern sah nach nichts Besonderem aus: ein alter, sauber gefegter Holzboden; ramponierte Wände, die schon bessere Zeiten mitgemacht hatten; ein schäbiges, abgewetztes Sofa vor dem Kamin. Zur Rechten befand sich eine kleine Küche im Quadratformat, mit einem heruntergekommenen Frühstückstisch und zwei Stühlen. Alles sauber, wenn auch verschlissen und abgenutzt. In der Ecke summte ein kleiner, eingedellter Kühlschrank.
Direkt geradeaus, am anderen Ende des Wohnzimmers, führte ein kurzer Flur zu einem Schlafzimmer links und einem Badezimmer rechts.
Es wirkte alles so vertraut.
Mir war das bisher nicht klar gewesen, aber ich hatte unbewusst mein erstes Haus nachgebaut. Das Haus, in dem ich mit meinen biologischen Eltern gewohnt hatte. Es war keine exakte Kopie, aber es vermittelte denselben Eindruck – zu viel harte Arbeit für zu wenig Geld, und die sture Weigerung, sich die eigene Armut einzugestehen. Es fehlten nur noch leere Wodkaflaschen und billiger Fusel wie Wild Irish Rose im Spülbecken.
Ich betrat die Küche und warf einen Blick ins Spülbecken. Nichts.
Mein leiblicher Vater war ein Zimmermann gewesen. Er starb während eines Brückenbaus, als ich acht oder neun war. Ein Teil einer maroden Straßenüberführung krachte auf ihn herab und zerquetschte ihn. Die Trümmer waren zu schwer, um sie zu bewegen, und seine Leiche wurde nie geborgen. Wir mussten einen leeren Sarg mit einigen seiner Lieblingssachen beerdigen. Ich konnte mich nicht mehr entsinnen, wie er aussah.
Meine leibliche Mutter hatte ich ein wenig besser in Erinnerung. Sie war dünn, feinknochig, mit großen braunen Augen und blondem Haar. Früher sah ich mal aus wie sie. Ihr Name lautete Jessica Olsen, und in meiner Erinnerung war sie immer müde.
Als mein leiblicher Vater noch lebte, kamen wir zurecht. Ich hatte Klamotten, genug zu essen, Spielzeuge, sogar ein Skateboard. Sein Tod jedoch zerstörte uns. Kurz nach der Beerdigung war ein Mann in unser Haus gekommen und hatte versucht, Mutter davon zu überzeugen, ihm die Werkzeuge Vaters zu verkaufen. Sie behielt sie und ging stattdessen bei einem Zimmermann in die Lehre.
Wir hatten immer weniger Geld. Unter der Woche arbeitete meine Mutter zu viele Schichten. Sie war ganz bestimmt nicht dafür gemacht, schwere Holzbalken durch die Gegend zu schleppen, aber sie tat es trotzdem. Am Wochenende war es am schlimmsten. Es gab nichts zu tun, außer sich daran zu erinnern, dass mein Vater nicht mehr da war. An einem Wochenende begann sie zu trinken und hörte bis Montag nicht mehr auf. Am nächsten Wochenende tat sie das wieder. Dann begann sie, nach der Arbeit zu trinken.
Jeder hat damit zu kämpfen, den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten. Meine Mutter war kein schlechter Mensch. Ihr fiel nur alles viel schwerer als den meisten anderen Leuten. Sie hatte nie vorgehabt, mich zu verlassen. Sie versuchte bloß, ihrem Elend zu entkommen, und irgendwie vergaß sie, dass ich existierte. Ich hatte oft Hunger. Ich trug abgewetzte Klamotten. Gelegentlich hatte sie einen klaren Moment, in dem sie mich erkannte, und dann stand Essen auf dem Tisch, und meine T-Shirts waren ausgebessert und sauber. Aber dann entglitt sie mir wieder.
Ich wurde ein Straßenkind. Ich hungerte, ich stahl, ich bekam Prügel, und ich lernte, dass menschliche...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2022 |
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Reihe/Serie | Aurelia Ryder | Aurelia Ryder |
Übersetzer | Marcel Aubron-Bülles |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Blood Heir - 01 Aurelia Ryder |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Anita Blake • Apokalypse • Atlanta • Aurelia Ryder • Christine Feehan • Dante Valentine • Fantasy Bücher • Große Gefühle • Hidden Legacy • Jagd • Jeannine Frost • Julie Lennart • Kate Daniels • Leidenschaft • Liebe • Magie • Monster • Mörder • Paranormal • Patricia Briggs • Prophezeiung • Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Second Chance • Stadt der Finsternis • Technologie • Vickie Nelson |
ISBN-10 | 3-7363-1741-7 / 3736317417 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1741-3 / 9783736317413 |
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