John Sinclair 2274 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2739-6 (ISBN)
Es war ein wunderschönes Fest, bei dem sich alle Menschen wohlfühlten. Tanz, Musik, Gesang. Alte wie junge Menschen amüsierten sich köstlich.
Bis die sechs Männer kamen. Sie waren bewaffnet und feuerten aus ihren Maschinenpistolen in die Menge hinein. Es wurde ein Massaker, das niemand überlebte.
Wirklich nicht?
Sie kam aus
dem Jenseits
von Jason Dark
»Noch einen Kaffee, der Herr?«
Imre Gorki blickte auf, als er die Stimme der Bedienung hörte. »Bitte ja.«
»Sehr gern.«
Eigentlich hatte der Russe keinen Kaffee gewollt, aber ihm war plötzlich kalt geworden. Den Grund dafür kannte er nicht, aber er freute sich jetzt auf den warmen Kaffee.
Ein Kälteschub war es gewesen. Nicht mehr. Jetzt jedoch erreichte ihn der zweite, und Gorki fing an zu schaudern ...
Er zog die Schultern hoch, schüttelte sich auch und dachte daran, dass er unter seinem Jackett einen Pullover trug, der zwar nicht besonders dick war, seine Pflicht aber durchaus tat, nur im Moment nicht. Da kam es ihm vor, als trüge er gar nichts.
Die Kälte war da. Er konnte sich aber nicht erklären, warum. Es war kein Fenster geöffnet. Draußen lauerte der Frost. Da hütete man sich, ihn hineinzulassen.
Gorki sah sich um. Er wollte sehen, wie es den anderen Gästen ging und ob die auch froren, aber da war nichts zu erkennen. Nur ihn hatte es getroffen.
Der Kaffee wurde serviert.
Imre Gorki war froh. Er lächelte die Bedienung an, die ihm die Tasse hinstellte und verschwand.
Der Russe sah den schwachen Dampf über der Oberfläche schweben. Ein gutes Zeichen dafür, dass das Getränk heiß war.
Imre blies noch einmal über die dunkle Fläche hinweg, dann hob er die Tasse an und trank die ersten kleinen Schlucke. Sie rutschten förmlich in seinen Mund hinein.
Der Kaffee war heiß, sehr heiß sogar. Imre hatte das Gefühl, sich die Kehle zu verbrennen. Schnell stellte er die Tasse ab, schloss die Augen und schüttelte sich, obwohl er die Kälte nicht mehr spürte.
Das dauerte nicht lange an.
Plötzlich war sie wieder da. Die Kälte kam und erwischte ihn wie ein Lanzenstoß. Damit hatte er nicht gerechnet, deshalb zuckte er auch zusammen und schüttelte sich.
Diesmal war es anders schlimm gewesen. Da hatte die Kälte seinen gesamten Körper umfasst, als wäre sie zu einem Tuch geworden, mit dem man hätte etwas einwickeln können.
Das war schlimm. Er fror, zitterte sogar und wäre beinahe nicht mehr in der Lage gewesen, die fast noch volle Tasse in den Händen zu halten, ohne dass etwas überschwappte.
Was war das nur?
Imre wusste es nicht. Ihm war nur klar, dass ihn jemand aufs Korn genommen hatte, doch wer das war, das konnte er nicht sagen. Oder was es war. Jedenfalls nichts Normales.
Unternehmen konnte er nichts. So saß er auf seinem Platz und blickte in den Raum des Cafés hinein, in dem nicht eben wenige Gäste saßen. Es war mehr als die Hälfte gefüllt. Die meisten Besucher arbeiteten bei den Botschaften, nur wenige Touristen hatten sich verlaufen.
Kälte?
Die hatte Imre erlebt. Und er schien der Einzige in diesem Raum zu sein, denn die anderen Gäste saßen normal auf ihren schmalen Sesseln, unterhielten sich oder nahmen in Ruhe ihr Getränk zu sich. Ob heiß oder kalt.
Und bei ihm?
In den letzten Monaten hatte er Glück gehabt. Da war er nicht angegriffen worden. Denn das Erlebte empfand er als einen Angriff. Ruhig blieb er auf seinem Stuhl sitzen, denn an diesem Tisch standen keine Sessel.
Der Kaffee wartete noch immer darauf, getrunken zu werden. Es gab die Kälte nicht mehr, und der Russe machte sich seine Gedanken, um darüber hinwegzukommen.
Aber er wollte es nicht vergessen, und er nahm sich vor, den Kaffee so schnell wie möglich zu trinken. Dann wollte er gehen und einen Arzt anrufen.
Im Moment sah er die Bedienung nicht. Dafür aber geriet eine andere Person in sein Blickfeld.
Er hatte sie zuvor nicht gesehen und starrte jetzt dahin, als hätte jemand Unheimliches den Raum betreten. Er sah so etwas wie einen Umriss, der durchaus zu einem Menschen gehören konnte.
Sogar zu einer Frau!
Oder?
Ja und nein. Er schätzte die Gestalt mehr als einen jungen Teenager ein, der sich durch nichts beirren ließ und seinen Weg fortsetzte.
Es gab auch die anderen Gäste. Die aber störten sich kaum an der Gestalt. Es war fast so, als schien man sie nicht zu sehen. Es wurde gar keine Notiz genommen.
Die Gestalt selbst sagte nichts. Sie gab auch keine Geräusche ab und wirkte in ihrem hellen, hochgeschlossenen Kleid wie die Unschuld in Person.
Sie schritt weiter.
Eine Bedienung querte ihren Weg, und es musste zu einem Zusammenprall kommen, was auch passierte, aber dabei geschah nichts. Beide hätten sich berühren müssen, das war auch der Fall, aber keiner reagierte. Es ging alles weiter, und das Herz des Russen schlug plötzlich schneller.
Jetzt war ihm klar, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Auch so eine Gestalt, die jetzt auf ihn zukam und seinen Tisch regelrecht anvisiert hatte.
Es blieb die junge Frau. Fast noch ein Kind. Das Gesicht war jetzt deutlicher zu sehen. Es zeigte einen glatten Abdruck. Nicht eine Falte war zu sehen.
Es war dem Kind sehr ernst. Und es ließ alles zu. Dann konnte Gorki sehen, dass der Körper durchscheinend war, obwohl er Kleidung trug. Aber beides passte zusammen. So dachte auch Gorki und ließ die Gestalt nicht aus dem Blick.
Im Gegensatz zu den anderen Gästen. Die taten gar nichts. Es gab keine Veränderung, und sie schienen die Gestalt gar nicht mehr zu sehen.
Aber der Russe.
Er wusste jetzt, dass der Besuch ihm galt. Das stand fest, auch wenn er sich keinen Grund denken konnte. Und noch etwas kam hinzu. Die junge Frau hatte das Lokal betreten und hätte von allen gesehen werden müssen. Das schien nicht der Fall gewesen zu sein, denn niemand hatte gehandelt. Alle waren auf ihren Stühlen sitzen geblieben und hatten die Gestalt nicht mal angesehen.
Dafür aber Imre Gorki.
Er tat nichts. Blieb starr sitzen, sah dieser weiblichen Person zu, die seinen Tisch jetzt erreicht hatte und sich mit einer eleganten Bewegung auf den freien Stuhl an seinen Tisch setzte.
Jetzt hatte sie das Ziel erreicht. Sie saß Gorki direkt gegenüber, und er konnte sie sich genau ansehen. Sie sah aus wie ein normaler Mensch und war trotzdem durchscheinend und wohl auch die meiste Zeit unsichtbar für andere Menschen.
Eine seltsame Farbe hatten ihre Haare. Sie zeigten eine Mischung aus hellgrau, schwarz und sogar blond. Man konnte auch von einem schönen und ebenmäßigen Gesicht sprechen, das sich glatt und völlig faltenlos zeigte.
Auch die Augen waren nicht farblos. Sie waren hell, aber nicht strahlend und erinnerten ihn an Glas.
Er wunderte sich über sich selbst, dass er alles so normal wahrnahm. Das war hier nicht normal. Sie war ein Geist, aber es gab keine Geister, verdammt.
Imre Gorki war so mancher Gefahr entkommen. Hätte er seine Pistole bei sich getragen, er hätte sie gezogen, so aber musste er es mit Reden versuchen und konnte nicht damit rechnen, dass man ihn auch verstand.
»Wer bist du?«
Sie antwortete mit einem Lächeln.
»Wer bist du wirklich?«
»Der Tod ...«
Diese Antwort erschreckte den Mann. Aber er schickte die nächste Frage nach.
Auch jetzt bekam er eine Antwort. »Aus dem Jenseits.«
»Was?«
»Ja, du hast richtig gehört. Ich komme aus dem Jenseits. Du hast Besuch von dort bekommen.«
Imre Gorki hatte jedes Wort gehört. Seine Augen waren groß geworden.
Der Verstand weigerte sich, das wahrzunehmen. Er wollte lachen, gebar aber nur ein Krächzen.
Aber ihm fiel eine Frage ein. »Dann bist du tot?«
»Wenn du meinst.«
Imre nickte. Er bewegte unruhig seine Hände. »Und was willst du hier?«
»Dich.«
Gorki schluckte »Wieso mich? Ich habe dir nichts getan, verdammt noch mal.«
»Doch, das hast du. Es ist beschlossen worden, dich zu töten. Und ich bin aus dem Jenseits gekommen, um dir diese Nachricht zu bringen. Und noch etwas. Du wirst nicht der Letzte in diesem Spiel sein. Das verspreche ich dir.«
Imre Gorki musste erst mal verarbeiten, was er da gehört hatte. Nicht der Letzte sein, das hörte sich nach einem Plan an. Er starrte in das Gesicht der Geisterfrau und fragte sich schon verzweifelt, was er getan hatte, um sein Leben zu verlieren.
Nichts, oder?
Zwei Augen sahen ihn an. Nein, das war schon mehr ein Starren, ein Übernehmen. Er spürte, wie etwas anderes durch seinen Körper strömte.
Kälte!
Ausgerechnet sie. Sie war bei ihm schon beinahe in Vergessenheit geraten, nun kehrte sie zurück. Und das mit all ihrer Brutalität.
Imre Gorki wollte schreien. Er riss den Mund auf, aber da gab es nichts mehr, was auch nur entfernt an einen Schrei erinnerte. Es waren nur ein paar würgende Laute zu hören.
Und die Kälte? Sie kannte keine Gnade. Was sie einmal übernommen hatte, das wollte sie auch durchziehen.
Sie schaffte es.
Nichts konnte der Mann dagegen tun. Die Kälte wanderte seinen Körper hoch. Sie verändere sein Inneres. Bereits die Füße, die Beine und auch die Hüften konnte er nicht mehr bewegen. Sekunden später erreichte die Kälte auch das Herz.
Noch schlug es.
Und wie es schlug.
Es schien, als wollte es sich noch mal aufbäumen. Das passierte. War...
Erscheint lt. Verlag | 8.2.2022 |
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Reihe/Serie | John Sinclair |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-2739-6 / 3751727396 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2739-6 / 9783751727396 |
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