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Das Haus Zamis 32 (eBook)

Jagd auf die Paria
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2642-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 32 - Dario Vandis, Christian Montillon
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Wir betraten die Gangway. Ich war in Gedanken versunken und ließ meinen Blick ziellos über die Köpfe der Passagiere vor mir schweifen. Einer von ihnen kam mir bekannt vor, aber er drehte sich nicht um, sodass ich sein Gesicht nicht erblicken konnte.
Sheridan Alcasta packte meine Hand. Sie zitterte und war feucht. Ich fürchtete schon, dass er wieder seine Gestalt wechseln würde, aber es war nur Schweiß, der über seine Handflächen lief.
»Dämondämondämondämon ...«, murmelte er, und ein Speichelfaden lief aus seinen Mundwinkeln ...


1. Kapitel


Schatten. Stille. Und Wasser, so weit das Auge reichte.

Die Schmugglerjacht durchpflügte lautlos und mit ausgeschalteten Bordleuchten die Gewässer der Adria. Libertad, der schwarze Schriftzug auf dem weißen Rumpf der Jacht, wurde in rhythmischen Abständen von den Wellen überflutet. Die Jacht lag tief im Wasser, weil sie stark beladen war. Mit der wertvollsten und gefährlichsten Fracht, die Alfredo Valeri in seinen fünfundzwanzig Jahren als Skipper und Schmuggler für Anatol Chalkiris befördert hatte.

Die Tür öffnete sich, und ein Schatten erschien im Rahmen. Ein unrasiertes Gesicht, ein braun gebrannter, muskulöser Oberkörper, der in einem abgetragenen Baumwollhemd steckte, mit einer tätowierten Schlange, die sich über den Halsansatz bis in den Nacken wand.

»Wie lange ist es noch bis zur Insel, Käpt'n?«

Valeri blickte auf die Positionsangabe am Armaturenbrett. »Es läuft alles nach Plan, Franco. In drei Stunden sind wir da.« Er drehte sich um und musterte den zweiten Mann der Libertad, in dessen Augen sich Nervosität und Angst widerspiegelten. Franco del Mar war alles andere als ein Feigling, und es gab nur einen einzigen Mann auf der Welt, vor dem er sich fürchtete. Vor Anatol Chalkiris.

»Was macht die ›Ladung‹?«, fragte Valeri.

»Ist gut verstaut. Aber die Neuen machen Probleme. Ich glaube, sie bekommen ihre Hormone nicht in den Griff. Vielleicht hätten wir warten sollen, bis die alte Mannschaft ...«

»Wir hatten keine Zeit. Chalkiris erwartet unsere Lieferung, das weißt du ganz genau.«

Franco nickte. »Trotzdem mache ich mir Sorgen. Wenn sich einer von ihnen an der Ladung vergreift ...«

Valeri schlug die Beine übereinander und grinste. »Warum so skeptisch. Du solltest ein bisschen lockerer werden. Willst du eine Zigarette?«

»Es war ein Fehler, diese beiden Kerle an Bord zu nehmen. Durch sie haben wir ...«

Ein Schrei drang an ihre Ohren, durch die mehrfachen Wände fast bis zur Unhörbarkeit gedämpft. Valeri hätte viel darum gegeben, sich getäuscht zu haben.

»Jetzt ist es passiert«, sagte Franco düster.

Er sprach den Gedanken nicht aus, aber Valeri wusste auch so, was Franco meinte. Chalkiris hatte ausdrücklich saubere Ware verlangt. Jungfräuliche Ware. Wenn also einer der beiden Schwachköpfe, die Valeri in Marseille angeheuert hatte, seinen Schwanz nicht in den Griff bekam, würden sie alle dafür büßen müssen.

Valeri stellte die automatische Steuerung ein und erhob sich. Sein Gesicht hatte sich verdunkelt. »Gehen wir runter. Ich will mir die Kerle ansehen, die es wagen, meine Befehle zu missachten.«

Franco ging voraus, über die enge Treppe in die untere Ebene der Libertad, wo sich die Laderäume befanden, in denen sie sonst Schmuggelware transportierten. Alkohol, Zigaretten.

Manchmal auch harte Drogen.

Der Geruch von Salzwasser und Dieselöl erfüllte die Luft. Valeri nahm ihn kaum noch wahr. Die Libertad war sein Kind. Zwanzig Meter lang, schneidig und schnell, hatte er sie vor Jahren vor der Verschrottung bewahrt und wieder auf Vordermann gebracht. Sie war seine Braut, und er würde nicht zulassen, dass sie von ein paar heiß gelaufenen Casanovas in Gefahr gebracht wurde.

Sie erreichten eine Metalltür, vor der ein breitschultriger Kerl vor sich hin döste. In seinem Mundwinkel brannte eine Lucky Strike, und in seinem Hosenbund steckte eine gesicherte Neun-Millimeter. Er zuckte zusammen, als er den Kapitän erblickte.

»Meine Güte, hast du mich erschreckt, Boss. Ich dachte ...«

»Halt's Maul, Jean. Wo ist Pierre?«, fuhr Valeri dazwischen. Er blickte sich um, aber von dem zweiten Franzosen war nichts zu sehen.

In Jeans Miene spiegelte sich das schlechte Gewissen. Er deutete auf die Tür. »Wollte sich drinnen ein bisschen umsehen. Aufpassen, dass die Mädels keinen Mucks von sich geben.«

Valeri fluchte. Er konnte sich vorstellen, was ein Typ wie Pierre unter Aufpassen verstand. Er hatte ihn und Jean in Marseille angeheuert – auf die Empfehlung eines Hehlers, mit dem er seit Jahren Geschäfte machte. Dieser hatte sich für sie verbürgt, aber jetzt zeigte sich, was sein Wort wert war. Den beiden stand der Saft bis zu den Ohren, darauf hätte Valeri wetten mögen.

Er öffnete die Tür und betrat den Laderaum. Franco folgte ihm wie ein Schatten, die Hand unmerklich in der Nähe der kleinkalibrigen Pistole, die in seinem Gürtel steckte.

Licht fiel auf eine Szene, die Valeri lieber nicht gesehen hätte. Pierre stand inmitten des Raumes, das Gesicht zu einer gierig-erregten Maske verzerrt. Vor ihm kniete eine schwarzhaarige Schönheit, deren Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Ihre Kleidung war zerrissen, die Brüste freigelegt. Deutlich war zu sehen, dass Pierre dabei nicht zimperlich vorgegangen war. Eine Strieme verfärbte ihre Haut vom Hals bis zur linken Schulter, eine Wange war geschwollen. Das Mädchen blickte stumpf vor sich hin.

Pierre fuhr herum, als er Valeri wahrnahm. Seine Grimasse fiel in sich zusammen.

»Was ist hier passiert?«, fragte Valeri scharf.

Pierre stieß die Frau weg. »Dieses Miststück hat sich an mir vergriffen«, sagte er hastig. »Sie wollte mir die Waffe klauen und mich umlegen!«

»Mit gefesselten Händen, oder wie?«, fauchte Valeri. Er trat näher, und sein Blick glitt über Pierres Visage, sein geöffnetes Hemd, dann tiefer. »Seit wann trägst du die Knarre in der Hose?«

Pierre zog hastig den Hosenschlitz zu. »Du verstehst das falsch, Boss. Dieses Luder ist schuld. Sie hat mich einfach überrascht ... Ich schwöre dir, sie hätte mich kalt gemacht, wenn ich nicht ...«

Valeri blickte der Schwarzhaarigen ins Gesicht. Er sah Augen, in denen sich Angst mit Schicksalsergebenheit mischte, und ein wunderschönes Gesicht, das jetzt von einem hässlichen Veilchen entstellt war. Diese Frau hätte Pierre niemals angegriffen. Der Blick des Kapitäns wanderte weiter über die anderen Passagiere. Es waren allesamt Frauen, zwanzig an der Zahl. Erlesene Schönheiten – Jungfrauen, von denen keine älter als neunzehn war. Valeri hatte ihnen die Hände auf den Rücken binden lassen, aber sonst auf jede Erniedrigung verzichtet. Er war kein Sadist, er machte nur seinen Job. Was Chalkiris später mit den Mädchen anstellte, ging ihn nichts an.

»Du weißt, welchen Auftrag wir haben, Pierre?«, fragte Valeri gefährlich ruhig.

Pierre nickte hastig. »Klar, Boss. Wir sollen die Mädchen auf die Insel bringen.«

»Und in welchem Zustand?«

»Unversehrt, Boss. Rein. Nur Ware bester Qualität.«

»Und was ist das?« Valeri packte die Schwarzhaarige und hob ihr Gesicht, sodass das geschwollene Auge deutlich zu sehen war. »Sie ist verletzt, und dir hängt der Schwanz aus der Hose. Wie willst du mir das erklären, he?«

»Aber Boss, ich ...«

»Du bist ein Vollidiot, Pierre. Leute wie dich kann ich auf der Libertad nicht gebrauchen!«

Franco zückte wie auf Befehl seine Waffe.

Ein Rascheln an der Tür verriet, dass Jean, der andere Franzose, aufgesprungen war. Offenbar wollte er seinem Kumpel beistehen. Aber Franco war schneller und richtete die Waffe auf ihn.

»Keine Bewegung, Freundchen«, sagte Franco.

»Ruhig Blut«, keuchte der Breitschultrige entschuldigend. »Das ist doch alles nur ein Missverständnis. Pierre hat die Wahrheit gesagt. Ich habe gesehen, wie die Kleine ihn provoziert hat.«

Valeri streifte ihn mit einem verächtlichen Blick. Die Tür war geschlossen gewesen, wie hätte er da etwas sehen sollen? Die beiden redeten Scheiße. Sie würden das Blaue vom Himmel herunterlügen, um ihren Hals zu retten. »Ich werde dir sagen, was passiert ist, Jean. Ihr habt verabredet, euch die Mädchen vorzunehmen. Zuerst war Pierre dran. Du hast Schmiere gestanden. Und später hättet ihr euch abgewechselt. Wenn die Kleine sich nicht gewehrt hätte, wären Franco und ich ahnungslos geblieben. Wie ein Idiot hätte ich auf der Insel angelegt und Chalkiris verdorbene Ware übergeben!«

»Pierre wollte doch nur ein bisschen Spaß haben ...«

Jean zuckte bei diesen Worten die Achseln, aber Franco entging nicht, wie seine Hand sich bei diesen Worten unmerklich der Neun-Millimeter näherte. Aber der Franzose war nicht der Erste, der die Auffassungsgabe Francos unterschätzte. Franco zielte mit einer raschen Bewegung, ein Schuss fiel, und Jean griff sich an die Brust. Mit ungläubigem Staunen blickte er auf die knopflochgroße Wunde in Höhe seines Herzens, aus der ein Rinnsal Blut sickerte.

»Verdammte Scheiße, du hast ... mich erwischt ...«

Er verdrehte die Augen und brach zusammen. Als er auf dem Boden aufschlug, war er bereits tot.

Pierre war kreideweiß. »Das darf nicht wahr sein. Du hast ihn kaltblütig ermordet!«

»Er wollte dir beistehen, Kumpel«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-2642-X / 375172642X
ISBN-13 978-3-7517-2642-9 / 9783751726429
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