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Das Haus Zamis 33 (eBook)

Der krumme Harlekin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2643-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 33 - Ernst Vlcek
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Ich werde sterben. Damit habe ich mich abgefunden. Das Leben ist ohnehin nur eine Bühne, auf der man seine verschiedenen Auftritte hat. Wenn ich in Kürze mit Sheridan auf diese Bühne gehe, wird das unser letzter Auftritt sein.
»Es ist gleich so weit, Coco«, sagt Sheridan Alcasta.
Er nennt mich bei meinem richtigen Namen, obwohl ich im Körper von Dr. Cheryl Evans stecke, in dem ich absolut hilflos bin. Ich kann mich keiner meiner Hexenfähigkeiten bedienen.
Der Capitano taucht auf. Er hat wieder sein Komödiantengesicht mit der langen Nase. »Wenn ich euch angekündigt habe, kommt ihr sofort auf die Bühne, und dann legt ihr einfach los. Verstanden?«

Coco, Georg und auch Sheridan Alcasta haben sich ans Festland gerettet - als Coco erfährt, dass ihr Originalkörper in Wien zu verwesen beginnt! Doch ihre schnelle Rückreise wird von einer grotesken Schaustellertruppe verhindert, die Coco zu einem Bühnenauftritt zwingt, mit Sheridan als krummem Harlekin an ihrer Seite!


2. Kapitel


Der Sturm brach völlig überraschend über uns herein. Wir waren unvorbereitet, weil gerade noch Flaute geherrscht hatte. Wir näherten uns mit dem Rettungsboot der Westküste des italienischen Stiefels auf Höhe von Kalabrien. Nur noch mein Bruder Georg, Sheridan Alcasta und ich waren übrig geblieben. Zuletzt hatte es auch das bedauernswerte Mädchen erwischt, das als eines von zwanzig jungfräulichen Opfern für Asmodi bestimmt gewesen war.

Sheridan hatte nicht mehr die Kraft gehabt, menschliche oder wenigstens menschenähnliche Gestalt anzunehmen. Er war zunächst, als wir ihm nach den Ereignissen auf dem Kutter auf dem offenen Meer wieder begegnet waren, als fischartiges Geschöpf hinter dem Rettungsboot nach geschwommen und hatte sich soeben mit einem erstaunlichen Kraftakt an Bord geschnellt. Jetzt lag er als unförmiger Klumpen auf den Planken, unfähig, mehr aus sich zu machen.

»Wie geht es dir, Sheridan?«, fragte ich. Aber der einst gefürchtete Seelenfänger war außerstande zu antworten. Er stieß einen blubbernden Laut aus, war unfähig, sich zu artikulieren.

»Du musst dich regenerieren«, herrschte Georg die gallertartige Masse an, zu der sich Sheridan gewandelt hatte. »Wir brauchen dich – deine Fähigkeit – noch.«

Georg hatte immer noch die Hoffnung, dass Sheridan mich in meinen Körper zurückversetzen konnte. Ich hoffte das natürlich auch, aber so recht konnte ich nicht mehr daran glauben. Wenn ich mir den unförmigen Klumpen ansah, der Sheridan darstellte, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass dieser erbärmliche Freak noch magische Kräfte zu mobilisieren vermochte.

»Er wird schon wieder«, sagte ich ohne besondere Überzeugung. »Nicht wahr, Sheridan?«

Der Gallertklumpen gab eine Art Rülpsen von sich.

»Wenn nichts mehr passiert, erreichen wir in der Morgendämmerung Land«, sagte Georg. Und als hätte er es herbeigeschrien, kam das Unheil ohne Vorwarnung über uns.

Plötzlich fegte eine Bö von Orkanstärke über uns hinweg. Das Meer bäumte sich mit Urgewalt auf. Das Rettungsboot wurde zum Spielball der Elemente und wurde wie eine Nussschale herumgewirbelt.

Georg stemmte sich mit verkniffenem Gesicht gegen die Gewalten. Er hielt das Ruder kraftvoll fest und versuchte, das Boot halbwegs auf Kurs zu halten.

»Das geht nicht mit rechten Dingen zu!«, schrie Georg, um das uns umgebende Tosen zu übertönen. Er war voller Zorn. »Da ist Magie im Spiel. Man will uns vernichten.«

Ich konnte ihm nicht widersprechen. Ein Orkan dieser Stärke bildet sich nicht aus dem Nichts.

Das Boot kippte von einer Seite auf die andere und tanzte im Kreise, so sehr sich Georg dagegen auch zu wehren versuchte. Aber er stand auf verlorenem Posten. Er konnte das Rettungsboot nicht manövrieren.

»Wir haben keine Chance, die Küste zu erreichen«, brüllte er.

In diesem Moment schwappte ein mächtiger Brecher über Bord und riss Sheridan mit sich. Georg schickte ihm einen wütenden Fluch hinterher, gerade so, als hätte sich der Letzte der Alcastas absichtlich aus dem Staub gemacht. Möglicherweise war es sogar so, denn das Wasser war im Moment Sheridans Element. Er konnte wenigstens versuchen, sich schwimmend aus der Gefahrenzone zu retten. Denn eines war klar: Wenn es sich um ein Unwetter handelte, das durch Schwarze Magie bewirkt wurde, so war es örtlich stark begrenzt.

Unser Boot bekam immer stärker Schlagseite. Und wie es auch schlingerte, welche Wellenberge über es hereinbrachen – es richtete sich nicht wieder auf.

»Wir haben ein Leck!«, schrie Georg und schickte einen saftigen Fluch hinterher. Das war jedoch nicht als Beschwörung gedacht; es war Ausdruck seiner Hilflosigkeit. »Wir müssen das sinkende Schiff verlassen, sonst reißt es uns mit ins Verderben.«

»Dann wird uns das Meer so oder so verschlingen!«, schrie ich zurück.

Georg schüttelte heftig den Kopf. Zornig, entschlossen. Ich hoffte, dass er ausreichend bei Kräften war, um seine magischen Fähigkeiten einsetzen zu können. Und dass er einen Ausweg gefunden hatte. Es war höchste Zeit, dass wir aus dem magischen Bereich flohen und uns vor diesen mörderischen Gewalten in Sicherheit brachten.

Plötzlich erstarrte alles um mich. Die Wellenberge schienen an ihrem höchsten Punkt einzufrieren. Ich begriff zuerst nicht, was passiert war. In meiner panischen Angst konnte ich nicht mehr klar denken. Dann wurde mir schlagartig klar, was das bedeutete: Die Zeit stand still. Ich sah, wie sich Georg durch die Momentaufnahme, zu der unsere Umgebung erstarrt war, auf mich zubewegte. Mein Bruder hatte seine wirkungsvollste Fähigkeit eingesetzt: Er versetzte die Zeit um uns in einen trägen Zustand. Das wild bewegte Meer tobte nicht mehr, es war wie eingefroren. War in eine langsamere Bewegung versetzt worden, die einer extremen Zeitlupe entsprach. Nur Georg und ich waren in eine magische Blase gehüllt, in der wir dem normalen Zeitablauf unterworfen waren.

Mein Bruder erreichte mich und riss mich an der Hand mit sich. Er manövrierte mich geschickt durch die aufgetürmten und erstarrten Wassergebilde nach backbord. Ich übersprang die Reling nach ihm und landete auf der festen Wasseroberfläche.

Durch den verlangsamten Zeitablauf hatte das Wasser seine Konsistenz so weit verändert, dass seine Oberflächenspannung uns tragen konnte. Es war ein eigenartiges Gefühl, über die fast zur Bewegungslosigkeit erstarrten Wasserberge zu laufen. Die Formationen wirkten so glasig wie Eis, aber es war kein Glatteis. Man rutschte nicht.

Ich blickte hinter mich, während Georg mich mit sich zog. Vom Boot war im Moment nichts zu sehen, weil die Wasserberge die Sicht verstellten. Aber als wir eine Anhöhe erreichten, konnte ich das Schiff in einem Wellental erkennen. Es hatte seine Lage nicht merklich verändert, seit wir es verlassen hatten. Es hatte nur eine etwas stärkere Schlagseite erhalten.

Wir überwanden Wellenberg um Wellenberg, ohne ein Ende der magischen Zone erkennen zu können. Vor uns lag eine Nebelwand. Wenn wir diese bezwangen, so dachte ich, würde das vielleicht auch die Überwindung der magischen Zone bedeuten.

Mein Bruder begann zu keuchen, und ich überholte ihn, sodass jetzt ich ihn mit mir zog. Die Aufrechterhaltung des Zeitfeldes schien ihn alle Substanz gekostet zu haben. Er würde das Zeitfeld nicht mehr lange stabil halten können. Ich bildete mir ein, dass sich die Wassermassen um uns bereits rascher zu bewegen begannen.

»Du darfst jetzt nicht schlappmachen, Georg«, herrschte ich meinen Bruder an. »Wir haben es bald geschafft. Wir müssen nur noch die Nebelbank durchdringen.«

Georg gab keine Antwort. Er torkelte wie ein Betrunkener. Er wirkte völlig ausgelaugt. Ich zerrte ihn weiter, aber er wurde immer schwerer.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass das Wasser unter mir nachgab. Und dann hörte ich ein Geräusch, das vorher nicht da war. Ein tiefes Brummen, das allmählich anschwoll. Es war das verlangsamte Heulen des Orkans und das Tosen der Wasser, das auf einmal zu hören war. Ich zog Georg näher an mich heran und stützte ihn. Ich musste ihn fast tragen. Er lastete bleiern auf mir, und er atmete rasselnd. Sein Gesicht wirkte schlaff, die Augen waren blicklos.

»Du musst noch durchhalten, Georg«, trichterte ich ihm ein. »Gib dich nicht auf.«

Ich versank bis zu den Knöcheln im Wasser und benötigte viel Kraft, um den nächsten Schritt zu tun. Das Wasser klebte breiig an meinen Schuhsohlen. Und Georg wurde immer schwerer.

Endlich erreichten wir den Nebel. Er war zäh wie Sirup. Er war so dick, dass man kaum atmen konnte. Ich meinte fast, ersticken zu müssen. Georg wirkte völlig benommen. Er schien nahe daran, die Besinnung zu verlieren. Es musste ihn unglaubliche Willensanstrengung kosten, sich bei Bewusstsein und das Zeitfeld instand zu halten.

Wir waren bereits ganz in die Nebelbank eingetaucht, als das Wasser plötzlich unter mir nachgab. Und dann stürzte das Inferno über uns herein. Eine Welle überrollte mich und riss mich in die Tiefe. Während ich mit der einen Hand wild ruderte, hielt ich mit der anderen Georg krampfhaft fest. Vermutlich hatte er bereits das Bewusstsein verloren und würde hilflos ertrinken, wenn ich ihn verlor.

Irgendwie erreichte ich Oberwasser und schnappte gierig nach Luft. Ich versuchte, Georg unterm Kinn zu packen, um ihn in der Armbeuge über Wasser halten zu können. Aber da schlug der nächste Wellenberg über mir zusammen. Ich wurde von der Unterströmung in die Tiefe gerissen. Ich konnte nichts anderes tun, als mit den Beinen zu strampeln, um nach oben zu gelangen, denn ich hielt Georg jetzt mit beiden Händen fest. Ich wollte den Bruder nicht verlieren. Nicht auf diese Weise! Einen so erbärmlichen Tod hätte er sich nicht verdient.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, dass ich unter Wasser gehalten wurde. Ich dachte schon, die Atemnot würde mir die Lungen zerreißen. Ich war nahe daran, die Besinnung zu verlieren ... ich schloss mit dem Leben ab ... ich hatte meinen Frieden gefunden ... alles war auf einmal so leicht und unbeschwert ... das...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-2643-8 / 3751726438
ISBN-13 978-3-7517-2643-6 / 9783751726436
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