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Wunderzeit - Corina Bomann

Wunderzeit (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Schwestern vom Waldfriede - Roman. Das große Finale der mitreißenden historischen Saga – jeder Band ein Bestseller!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
776 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28305-6 (ISBN)
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Ihre Hingabe gilt ihren Patienten, ihre Hoffnung gilt der Zukunft: Das Schicksal einer jungen Hebamme im Nachkriegsdeutschland. Das große Finale der Bestseller-Saga!
Berlin-Zehlendorf, 1948: Als Hilfsgüter aus einem Rosinenbomber vom Himmel fallen, atmet die Belegschaft des Waldfriede-Krankenhauses erleichtert auf, denn die Not im blockierten Westberlin und in der Klinik ist groß. Auch die junge Hebammenschülerin Christina leistet tapfer ihren Dienst und umsorgt ihre kleinen Patienten. Ihre Arbeit auf der Kinderstation erfüllt sie mit tiefem Stolz und vermag den Schmerz über ihren im Krieg gefallenen Vater und Bruder zu lindern. Als sie sich Hals über Kopf in den Mechaniker Peter verliebt, schöpft Christina zum ersten Mal Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft - bis Peter ihr einen waghalsigen Plan verkündet, der ihn das Leben kosten kann. Und er ist nicht der Einzige, um dessen Wohl Christina fürchten muss ...

Nach wahren Begebenheiten: Inspiriert von der Chronik einer Krankenschwester erzählt Erfolgsautorin Corina Bomann die Geschichte der Berliner Waldfriede-Klinik.

Entdecken Sie die weiteren Bände der mitreißenden Waldfriede-Saga:

1. Sternstunde. Die Schwestern vom Waldfriede
2. Leuchtfeuer. Die Schwestern vom Waldfriede
3. Sturmtage. Die Schwestern vom Waldfriede
4. Wunderzeit. Die Schwestern vom Waldfriede

Alle Bände der Saga sind auch einzeln lesbar.

Corina Bomanns Romane sind mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren nicht aus den Bestsellerregalen wegzudenken. Mit ihren beliebten historischen Sagas steht sie regelmäßig auf den vorderen Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste - so auch mit ihrer groß angelegten Waldfriede-Saga. Mit der vierbändigen Romanreihe um die Berliner Klinik erfüllt sie sich einen Herzenswunsch: Inspiriert durch die echte Chronik des Hauses, von deren Existenz sie während eines Aufenthalts dort erfuhr, möchte sie der Klinik und ihrer ereignisreichen Geschichte ein Denkmal setzen.

2. Kapitel


Lächelnd sah Hanna den beiden Mädchen hinterher. Sie waren dermaßen in ihr Gespräch versunken, dass sie sie nicht bemerkt hatten. Doch Hanna nahm es ihnen nicht übel. Im Gegenteil, es freute sie sehr, dass Christina so schnell mit einer neuen Schülerin ins Gespräch gekommen war. Vielleicht würden sich die beiden ja sogar anfreunden. Kaum etwas wünschte sie Christina mehr, als dass sie Anschluss unter Gleichaltrigen finden würde, nachdem sie es hier die meiste Zeit mit viel älteren Leuten zu tun hatte.

Da noch etwas Zeit bis zum Gottesdienst war, ließ Hanna den Blick zum Haupttor schweifen, über dem ein Schild mit der Aufschrift »Krankenhaus Waldfriede« hing. Ein Windhauch streifte sie, und sie zog die Jacke über ihrem dunkelblauen Festtagskleid enger. Obwohl der Frühling mit großen Schritten nahte, spürte man immer noch die eisigen Finger des Winters. Es war schon seltsam, dass gerade diese Jahreszeit stets Erneuerung für das Waldfriede brachte.

Winter war es auch gewesen, als sie vor achtundzwanzig Jahren durch dieses Tor getreten war, als junge Schwester, die den Tod ihres Verlobten vergessen und neu anfangen wollte. Der Frost hatte ihnen zugesetzt und die Arbeit erschwert, und doch war aus dem heruntergekommenen Sanatorium ein stolzes Krankenhaus geworden.

Als Christina durch dieses Tor gebracht wurde, zusammen mit anderen Flüchtlingen, die einen endlosen Strom gebildet hatten, war es zwar schon Frühjahr gewesen, aber ein sehr kaltes Frühjahr nach einem langen, leidvollen Winter.

Gebeugt, krank, mit zerschlissenen und schmutzigen Kleidern, die Gesichter blass und mager, hatten sich diese Menschen Hilfe an diesem Ort erhofft. Bis auf ihre nackte Existenz hatten die meisten kaum etwas aus ihrem früheren Leben retten können. Ihre Häuser und ihre Heimat waren verloren, viele hatten auch ihre Gesundheit eingebüßt.

Auch ihnen hier war es nicht gut ergangen. Die Folgen der Kampfhandlungen und die daraus resultierende Hungersnot setzten ihnen zu. Viele Fenster des mehrteiligen Hauptgebäudes waren nur notdürftig abgedichtet. Der Brunnen vor der Liegehalle war ausgetrocknet, den größten Teil des Parks hatte man in ein Kartoffel- und Rübenfeld verwandelt. Der Rasen der übrig gebliebenen Parkfläche hatte sich an vielen Stellen noch immer nicht ganz vom Beschuss mit Brandbomben erholt. Der große Krater, der in der Nähe der Straße geklafft hatte, war ein Zeugnis davon, wie knapp das Haus und die anderen Gebäude auf dem Gelände der Zerstörung entgangen waren.

Überall hatte es an dem Nötigsten gefehlt. Lebensmittel gab es auf Zuteilung, hin und wieder ließen sie sich auf Schwarzmarkthändler ein, damit sie wenigstens ihre Patienten ausreichend versorgen konnten. Verbandmaterial war nach wie vor knapp, sodass sie sich irgendwie anders behelfen mussten. Medikamente bekamen sie immerhin, die U. S. Army griff ihnen unter die Arme. Feuerholz oder gar Briketts waren wiederum Mangelware.

Dennoch hatte das Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf all diesen Menschen so gut es ging Zuflucht geboten.

Und auf einmal waren die Bilder jenes Nachmittages wieder da, als Dr. Conradi sie in die Notaufnahme geholt hatte …

An diesem Nachmittag waren zahlreiche Kinder unter den Flüchtlingen gewesen. Einige waren allein, andere klammerten sich fest an ihre Mütter. Ihre Augen wirkten viel zu groß in den ausgemergelten Gesichtern. Viele schauten sie mit den wissenden Mienen wesentlich älterer Menschen an. Bei einigen erkannte man deutlich, dass sie zu klein für ihr Alter waren.

»Worum geht es denn?«, hatte sich Hanna an Dr. Conradi gewandt.

»Wir haben eine Patientin, die sich nicht von mir anfassen lassen will. Sie hat eine schon leicht brandige Verletzung am Bein, um die sich gekümmert werden muss. Ihre Anwesenheit könnte vielleicht helfen.«

Im Behandlungsraum hatte sie zunächst einen älteren Mann in einem viel zu großen, verschlissenen Wollmantel gesehen, der sich ihnen als Franz Kobler vorstellte.

Dann erblickte sie ein bleiches, sehr dünnes, etwa sechzehnjähriges Mädchen mit blonden, etwas verfilzt wirkenden Zöpfen, das mit angezogenen Knien auf dem Untersuchungstisch saß. Am Bein hatte sie eine lange Wunde, die entzündet und eitrig aussah.

»Und wer bist du?« Trotz Hannas freundlichem Tonfall war das Mädchen zusammengezuckt. Es umklammerte die Beine noch etwas fester und legte den Kopf wieder auf die Knie.

»Bitte nehmen Sie es ihr nicht übel, Schwester Hanna«, sagte Kobler. »Wir nennen sie Christina. Unser Treck hat sie im Wald gefunden.« Er presste die Lippen zusammen, dann fuhr er fort: »Unweit eines anderen Zuges, der … nicht so viel Glück hatte wie wir.«

»Was ist geschehen?« Hanna spürte, wie das Grauen wie kleine Nadeln auf ihre Haut einstach. In den vergangenen Jahren hatte sie gelernt, dass die Formulierung »nicht so viel Glück gehabt« alles Mögliche an Schrecken bedeuten konnte.

»Alle tot. Nur sie nicht.« Kobler blickte das Mädchen mitleidig an. »Könnten wir vielleicht ein wenig … abseits reden?«

Hinter dem Paravent hatte der Mann ihnen erklärt, wie Christina sich die Wunde zugezogen hatte. Offenbar war sie bei dem Versuch, Kartoffeln zu holen, an rostigem Zaundraht hängen geblieben.

Der Mann hatte beschämt den Blick gesenkt. »Leider waren wir gezwungen, auf unserem Weg an Nahrung zu nehmen, was sich uns anbot.«

Das konnte Hanna nur zu gut verstehen. Immerhin hatten auch sie sich an der Kartoffelmiete, die die Russen bei ihrem Abzug hinterlassen hatten, reichlich bedient. Ein würdiger Moment war das nicht gewesen, wie sie mit Eimern und Körben über den Haufen hergefallen waren, bevor andere es tun konnten. Aber der Hunger und die Sorge um ihre Patienten hatten ihnen keine Wahl gelassen.

»Lässt sie sich nur von Männern nicht anfassen?«, hatte Hanna weiter gefragt.

»Vornehmlich Männer.« Kobler nickte. »Sie scheint ihnen die Schuld an allem Schlechten zu geben. Die einzige Ausnahme bin wohl ich. Aber ich habe sie auch gefunden und mitgenommen.«

Ein schrecklicher Verdacht war ihr gekommen. »Ist sie …« Die Worte verfingen sich in ihrer Kehle. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein noch sehr junges Flüchtlingsmädchen durch eine Vergewaltigung schwanger in ihrem Untersuchungsraum gesessen hätte.

Kobler hatte verneint. »Wir haben uns von den Russen ferngehalten, so gut es ging. Aber was davor passiert ist, weiß ich nicht. Die Kleine redet nicht über das, was mit ihren Leuten geschehen ist. Wir können nur mutmaßen, dass sie vielleicht an einen Trupp Soldaten geraten ist, der alle umgebracht hat. Auch ihre Familie.«

Was das bedeutete, wusste Hanna nur zu genau. Kobler berichtete ihnen, dass sie kaum gesprochen hätte, nachdem sie in einem ausgehöhlten Baumstamm gefunden worden war. Hanna hatte sofort erkannt, dass das Mädchen zutiefst traumatisiert war.

»Wir wollten sie nicht den Russen überlassen«, fuhr Kobler fort. »Also haben wir uns entschlossen, sie mitzunehmen. Allerdings fürchte ich, dass wir nur wenig für sie tun können.«

Kobler hatte ihnen erklärt, dass man seiner Frau und ihm eine Unterkunft angeboten hatte – und dass für Christina dort zu wenig Platz sei.

»Dann sind Sie also nicht wegen der Verletzung gekommen?«

Dr. Conradis Stimme hatte wütend geklungen.

»Doch, natürlich wegen der Verletzung«, beteuerte Kobler. »Aber vielleicht … könnten Sie sie eine Weile hierbehalten. Sie aufpäppeln, bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen kann.«

Es war eine impertinente Bitte gewesen, wenngleich Hanna Koblers Beweggründe verstehen konnte. Nachdem sie sich das Mädchen angesehen und ihre Wunde versorgt hatten, hatte sich Hanna an den Chefarzt gewandt.

»Kann sie denn nicht hierbleiben? Ich fürchte, wenn sie das Haus verlässt, wird sie unter die Räder kommen. Sie haben doch gesehen, wie verschreckt sie ist. Hier könnte sie heilen.«

Dr. Conradi war nicht begeistert gewesen, denn sie hatten schon genug zusätzliche Menschen zu versorgen. Aber Hanna hatte nicht lockergelassen und angeboten, sie bei sich aufzunehmen. Und letztlich, weil er ihr kaum etwas abschlagen konnte, hatte er erlaubt, dass Christina bleiben konnte …

»Guten Morgen, Schwester Hanna.« Die warme Stimme Dr. Conradis vertrieb die Bilder ihrer Erinnerung. Sie zuckte zusammen, denn sie hatte nicht gehört, wie er an sie herangetreten war.

»Oh, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er schnell.

»Das haben Sie nicht. Ich war nur in Gedanken. Heute ist ein bedeutungsvoller Tag.«

Sie betrachtete den Doktor, der von Beginn an das Krankenhaus Waldfriede leitete. Die Jahre der Not und des Krieges hatten sein Haar schütter werden lassen. Sein Bart war ergraut, und von dem vielen Stehen am OP-Tisch waren seine Schultern nach vorn gebeugt.

Doch in dem Blick seiner blauen Augen lagen noch immer Entschlossenheit und ein starker Wille. Er war nach wie vor das Herz des Waldfriede.

»Ja, bei jedem Jahrgang, der neu ins Haus kommt, merkt man, wie die Jahre vergehen, nicht wahr?«, bemerkte Conradi mit einem wehmütigen Lächeln. »Nun haben wir bald das dritte Friedensjahr.«

Hanna seufzte. »Manchmal scheint mir, als würde die Zeit nur sehr langsam vergehen, gemessen an dem, was wir an Reparaturen schaffen. Aber ja, Sie haben recht. Die Jugend zeigt uns, dass wir alt werden.«

»Alt, weise, und wir sind immer noch da.« Der Doktor legte sanft die Hand auf ihre Schulter. »Dann wollen wir diese neue Generation...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2023
Reihe/Serie Die Waldfriede-Saga
Die Waldfriede-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • antonia blum • Berlin • Bestseller 2022 • Bestsellerautorin • Charité • Charlotte Jacobi • Corinna Bomann • Die Ärztin • Die Frauen vom Löwenhof • Die Polizeiärztin • Die Töchter der Ärztin • eBooks • Frauenromane • Hebamme • Helene Sommerfeld • Historische Liebesromane • Historische Romane • historische Romane Neuerscheinungen 2023 • kinderklinik weißensee • Laura Baldini • Liebesromane • Nachkriegszeit • Nazideutschland • Neuerscheinung • Romane für Frauen • Saga • Sophias Träume • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Urlaubsromane für Frauen • Wirtschaftswunder • Zehlendorf
ISBN-10 3-641-28305-1 / 3641283051
ISBN-13 978-3-641-28305-6 / 9783641283056
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