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Seit ich tot bin, kann ich damit leben -  Willi Näf

Seit ich tot bin, kann ich damit leben (eBook)

Geistreiche Rückblicke ins Diesseits

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
adeo (Verlag)
978-3-86334-850-2 (ISBN)
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Das Leben sieht doch gleich ganz anders aus, wenn man es erst mal hinter sich hat. Der Schweizer Journalist und Satiriker Willi Näf liefert sich mit 10 längst verstorbenen Persönlichkeiten der Geschichte vergnügliche und inspirierende Wortgefechte. Die gründlich recherchierten Porträts und mit spitzer Feder geschriebenen Interviews kommen ohne Klischees aus, eröffnen überraschende Blickwinkel und sorgen für die ein oder andere Lachträne. Erfahren Sie unter anderem mehr über: Prinzessin Alice von Battenberg, die nach einem verrückten Leben als Nonne, Kettenraucherin und Schwiegermutter von Queen Elizabeth II. im Buckingham Palace starb. Sir Winston Churchill, der sich nicht vorwerfen lassen will, er hätte den deutschen Widerstand hängen lassen, schließlich hat er den Krieg gewonnen, also bitte. KZ-Wächter Lutz Baumgartner, der sich nicht gern an die Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer erinnert. Und auch nicht an die Mitbewohnerin im Altenheim in Argentinien, die im Bistro stundenlang 'Von guten Mächten wunderbar geborgen' sang. ... sowie über Lutz Baumgartner, Mary Anne Graves, James Bedford, Charles A. Lindbergh jun., Katharina Morel, Sarah Forbes Bonetta und Maria von Nazareth.

Willi Näf ist Journalist, Satiriker und Hörspielautor. Sein letzter Roman heißt 'Gesegnet sei das Zeitliche'. Seine zwei Töchter sind ausgeflogen, seine Frau ist immer noch da. Die beiden leben im Baselbiet und im Appenzellerland.

Willi Näf ist Journalist, Satiriker und Hörspielautor. Sein letzter Roman heißt "Gesegnet sei das Zeitliche". Seine zwei Töchter sind ausgeflogen, seine Frau ist immer noch da. Die beiden leben im Baselbiet und im Appenzellerland.

Als Offizier der griechischen Armee ist Andreas oft monatelang abwesend. Alice engagiert sich in der Fürsorge und bringt zwischen 1905 und 1914 vier Töchter zur Welt: Margarita, Theodora, Cécile und Sophie.

Zu den Traditionen, die Alice’ neue Heimat Griechenland liebevoll pflegt, gehören regelmäßige Unruhen. Regierungen und Launen kommen und gehen, mit ihrem Königshaus pflegen die Hellenen einen spontan-rustikalen Umgang. 1909 wird Alice’ Schwiegervater, König Georg I., von seinen Offizieren gezwungen, alle Prinzen aus der Armee zu entlassen, darunter auch Andreas. Drei Jahre später steht ein Krieg an – der erste Balkankrieg –, und die Prinzen werden wieder in Betrieb genommen.

Alice arbeitet in Krankenhäusern und Feldlazaretten. »Mein Gott, was sah ich!«, schreibt sie an ihre Mutter: »Zerschmetterte Arme, Beine und Köpfe, schreckliche Anblicke – und all diese Gräulichkeiten drei Tage und drei Nächte lang verbinden zu müssen. In den Korridoren überall Blut und weggeworfene Verbände, kniehoch.«

»Es würde dich stolz machen zu hören, wie jeder von Prinzessin Alice spricht. Sie hat Wunder getan. Wo immer sie arbeitete, hat sie ein gut organisiertes Krankenhaus hinterlassen. Sie ist sehr dünn, sagt aber, dass es ihr gut geht.«

Brief von Zofe Nona Kerr an Alice’ Mutter Viktoria
während des ersten Balkankrieges 1912

1913 wird der König erschossen. Prinz Andreas’ ältester Bruder Konstantin folgt ihm auf den Thron. Andreas erbt Mon Repos auf Korfu. Das Schlösschen am Meer mit seinem 25 Hektar großen Park wird zu einem neuen Zuhause der Familie.

Akropolis adieu


Im Ersten Weltkrieg zieht es Premierminister Venizelos auf die britische Seite. König Konstantin mit seinen deutschen Wurzeln setzt auf Neutralität, verliert aber den Machtkampf gegen den Premierminister und muss 1917 ins Exil. Andreas, Alice und ihre vier Töchter folgen der Sippe in die beschauliche Schweiz. Nach drei Jahren voller Tumulte wollen die Griechen ihren König zurück. Konstantin zieht wieder nach Athen in den Palast und Alice und Andreas mit ihrer Familie wieder nach Korfu.

1921 zieht Konstantin gegen die Türken in den Krieg. Auch Prinz Andreas muss an die Front. Am Tag nach seiner Abreise, dem 9. Juni 1921, bringt Alice auf dem Esszimmertisch auf Korfu ihr letztes Kind zur Welt, Prinz Philip.

Der Krieg gerät zur griechischen Tragödie. Der Niederlage folgt ein Staatsstreich, Konstantin muss erneut seine Sachen packen, das Revolutionskomitee sucht Schuldige für das Desaster und verhaftet Offiziere. Am 3. Dezember 1922 wird Andreas wegen Landesverrats und Befehlsverweigerung verurteilt und in die Verbannung geschickt. Ein englisches Kriegsschiff bringt die Familie außer Landes. Den kleinen Philip legt Alice mangels eines Kinderbettes in einer Orangenkiste schlafen.

In England ist Andreas aufgrund innenpolitischen Drucks nicht willkommen, doch die Familie findet Unterschlupf in Paris. Alice wird wieder einmal eine neue Sprache von den Lippen lesen lernen müssen.

Alice wird verrückt …


Das Häuschen in Paris Saint-Cloud ist klein und hübsch, aber die Stimmung bleibt trüb. Die Familie lebt von Zuwendungen von Alice’ jüngstem Bruder Dickie und seiner Frau Edwina. Andreas sitzt mit anderen Exilgriechen in Restaurants und diskutiert frustriert über Politik. Alice verkauft in einem griechischen Laden im Faubourg St. Honoré Kunst und Stickereien und sammelt Geld für griechische Expatriierte.

Eigentlich schwebt Alice ja Größeres vor. In ihrem Andreas sieht sie den Präsidenten einer neuen griechischen Republik. Eifrig verschickt sie entsprechende Schreiben an Politiker, Diplomaten und Vertreter des Völkerbundes. Man lässt sie freundlich abblitzen. »Die Prinzessin ist offensichtlich von ihren Hoffnungen mitgerissen und liest ihre eigenen Gedanken in andere hinein«, kommentiert der englische Staatssekretär Sir Eric Drummond.

Im wenig anregenden Pariser Exil kehrt bei Alice eine Leidenschaft zurück, die bereits im genauso wenig anregenden Schweizer Exil zutage getreten war: Spiritismus. Mit Gleichgesinnten übt sie Gläserrücken und empfängt göttliche Botschaften zu möglichen Ehemännern für ihre Töchter.

Der Geisteszustand ihrer Tochter bereitet Victoria Sorgen. 1930 nimmt sie die Fäden in die Hand und lässt Alice in das Sanatorium Schloss Tegel in Berlin überweisen. Eine von Alice’ Zofen erzählt Chefarzt Dr. Ernst Simmel, die Prinzessin habe Jahre zuvor eine tiefe Leidenschaft für einen Engländer empfunden, aber nicht ausleben können. Alice selbst schweigt sich aus. Simmel konsultiert Dr. Sigmund Freud, der mit Simmels beipflichtendem Kopfnicken die Diagnose stellt: paranoide Schizophrenie, mitverursacht durch sexuelle Frustration aufgrund einer nicht ausgelebten Leidenschaft.

Sigmund Freuds rabiates Prozedere wird die Mediziner Jahrzehnte später empören: starke Röntgenbestrahlung der Eierstöcke. Ob Alice zustimmt, ist nicht bekannt. Nach acht Wochen im Sanatorium entlässt die bestrahlte Prinzessin sich selbst; sie sei fit und gesund. Mutter Victoria sieht schwarz: »Ihre Wahnvorstellungen sind immer noch da.«

Anfang Mai 1930 treffen sich Victoria, Alice und die Kinder wieder einmal in Darmstadt. Victoria nimmt ihre Enkelkinder mit auf einen Ausflug. Als sie wieder nach Hause kommen, ist Alice verschwunden. Sie sitzt im Fond des Autos von Onkel Ernie, ruhiggestellt mit reichlich Betäubungsmitteln, und ist unterwegs durch den Schwarzwald in Richtung Süden. Ihr Betreuer ist Professor Karl Wilmanns aus Heidelberg, ein nach eigenen Worten hartgesottener Fachmann im Geschäft mit schwierigen Transfers. Der Transfer von Alice ist in der Tat schwierig: Sie hatte sich geweigert, mitzukommen, und Wilmanns musste Gewalt anwenden, um ihr eine Injektion mit Morphium-Scopolamin zu verabreichen.

Nach siebenstündiger Fahrt erreichen Entführer und Entführte spätabends ihr Ziel, das noble Sanatorium Bellevue bei Kreuzlingen in der Schweiz.

… und weggesperrt


Alice ist wütend. Chefarzt Dr. Ludwig Binswanger will sie nicht gehen lassen. Im Juni entschuldigt sie sich mittels Postkarte traurig bei ihrem Jüngsten, Philip, dass sie seinen neunten Geburtstag verpasst hat. Sie rechnet mit ihrer Abberufung, verschenkt ihren Reisepass, verfasst Abschiedsbriefe und legt sich ins Bett. Dann wieder schreibt sie hingebungsvoll krude Briefe an Zeitungsredaktionen oder Politiker und informiert auch Dr. Binswanger ausgiebig schriftlich über seine Defizite in spirituellen Fragen.

Kurz nach ihrem 46. Geburtstag fragt Alice ihn nach ihren Rechten als Patientin. Binswanger gesteht ihr, dass er nicht berechtigt sei, sie festzuhalten. Das zu entscheiden, obliege ihrer Familie. Jetzt erst begreift Alice, wer sie entführen ließ – ihre eigene Mutter. Und das mit dem Einverständnis von Andreas, der mittlerweile als resignierter »Privatier« in Cannes und Monaco lebt. Der zehnjährige Prinz Philip pendelt in den Internatsferien zwischen Großmutter Victoria im Kensington-Palast, Onkel Georgie in Berkshire und seinen vier älteren Schwestern, die mittlerweile alle mit deutschen Adeligen verheiratet sind.

Manchmal ist Alice so lethargisch, dass sie kaum aus dem Bett kommt und sich in einem Rollstuhl herumschieben lässt. Phasenweise ist sie selbstmordgefährdet. Dann wiederum trägt sie Kleider mit tiefem Ausschnitt und ist entzückt, die Braut Gottes zu sein, den sie im Übrigen für ein bisexuelles Wesen hält.

Alice’ Zustand verbessert sich nicht. Nach über zwei Jahren gesteht Victoria sich ein, dass es kaum Sinn hat, ihre Tochter noch länger im Sanatorium in Kreuzlingen festzuhalten, zumal ein weiterer Winter in der Schweiz ihre Herzprobleme verschlimmern würde. Am 23. September 1932 verlässt Alice die Klinik in Richtung Meran zu einer Kur in wärmeren Gefilden.

Alice 2.0


Alice mag nicht in den Schoß ihrer Sippe zurückkehren. Die fünffache Mutter und unterdessen auch zweifache Großmutter beginnt ein Nomadenleben, das sechs Jahre dauern wird. Ob in Schweden oder Deutschland, Italien oder Böhmen, England oder der Schweiz, ob im Mietzimmer oder in der Pension, im Kurhaus oder im Hotel: Die alte Prinzessin mit der lockeren Schraube macht vielen Gastgebern nachhaltig Eindruck. Oft weiß nur ihre Mutter, wo Alice sich aufhält.

Im November 1936 wohnt sie als »Gräfin Hohenstein« in einer Pension in Breibach bei Kürten, sitzt gerne auf dem Boden des Gemeinschaftszimmers beim Feuer und hilft beim Kartoffelschälen. »Eine sehr moderne Frau mit einer unglaublichen Vision«, findet die Gästin Käthe Lindlar, mit der Alice indische Philosophen oder die pädagogischen Theorien von Montessori und Fröbel erörtert, und Pensionsleiter Reinhold Markwitz schreibt zwölf Jahre später in seinem Buch Das Stenogramm Gottes: »Alice von Battenberg schulde ich die Überzeugung, dass jeder Mensch die Pflicht hat, seinen Fähigkeiten entsprechend zum Fortschritt der Menschheit beizutragen, auch wenn er es für sinnlos hält oder denkt, er habe einen Grund, die Menschheit zu verachten.«

Nach einigen Jahren des Umherziehens wird der Geist der Nomadin klarer. Tochter Cécile organisiert ein Mittagessen in Bonn und bringt den mittlerweile fünfzehnjährigen Prinz Philip mit. Es ist die erste Begegnung von Mutter und Sohn seit fünf Jahren. »Mama schien es sehr zu genießen und interessiert sich für alles, was mit der Familie zu tun hat«, schreibt Cécile nach weiteren Treffen ihrer Großmutter Victoria. »Sie ist dünner, aber viel gesünder. Margarita ist besorgt über Mamas Pläne, in Griechenland ein Kloster zu gründen. Sie möchte auch Papa wiedersehen und hofft sogar, wieder...

Erscheint lt. Verlag 21.1.2022
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Charlie Lindbergh • Interview • Kurzbiografien • Kurzbiographien • Lebensgeschichte • Lebensgeschichten • Mary Anne Graves • Prinzessin Alice von Battenberg • Satire • Schwarzer Humor • Sir Winston Churchill
ISBN-10 3-86334-850-8 / 3863348508
ISBN-13 978-3-86334-850-2 / 9783863348502
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