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Tod im Schloss Marchegg: Österreich-Krimi -  Renate Taucher

Tod im Schloss Marchegg: Österreich-Krimi (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
250 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-171-9 (ISBN)
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Im Innenhof vom Schloss Marchegg wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Miriam Beck, die mit ihrem Privatleben beschäftigt ist, steht vor einem Rätsel: Wer sollte den Mann, der erst seit kurzem in der Stadt wohnt und alleine lebt, ermordet haben? Da wird durch Zufall bei Arbeiten im Schloss ein Geheimgang entdeckt, in dem neben mysteriösen Kisten ein Skelett gefunden wird. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden weit auseinander liegenden Todesfällen?

Kapitel 3


 

Obwohl Miriam ihren freien Tag hatte, konnte sie ihn nicht so recht genießen. Sie saß in ihrer gemütlichen Wohnung in der Breitenauer Siedlung beim Tisch und stocherte lustlos auf ihrem Teller herum. Ständig spukte ihr der Tote vom Schloss Marchegg im Kopf umher.

In den letzten Tagen waren sie noch keinen Schritt weitergekommen und die viele Kleinarbeit, die so wenig Aussicht auf Erfolg hatte, zerrte an ihren Nerven.

Zwar hatte sie lange und tief geschlafen, aber sie fühlte sich abgeschlagen und unruhig. Auch das Essen, das sie sich zubereitet hatte, schmeckte nicht so gut, wie sie erwartet hatte. Resignierend lächelnd gab sie das letzte Stückchen des Pariser Schnitzels ihrem Kater Balli, der schon sehnsüchtig darauf wartete. Miriams roter Kater hieß zwar eigentlich Hannibal, aber ›Balli‹ passte inzwischen sogar besser zu ihm, denn er war im Lauf der Jahre kugelrund geworden. Er hatte eine Technik beim Betteln um Futter entwickelt, der sie nur ganz selten widerstehen konnte, und Balli schien das ganz genau zu wissen.

Schließlich stand Miriam auf und räumte das Geschirr in die Maschine. Anschließend griff sie nach dem Handy und rief ihre Mutter an. Seitdem Miriam beim LKA war, blieb ihr weniger Zeit als früher, um ihre Mutter zu besuchen und sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Außerdem hätte sie gerne jemanden zum Reden gehabt. Sie ließ das Telefon einige Male läuten, aber ihre Mutter ging nicht ran. Miriam seufzte. Das war normalerweise ein schlimmes Zeichen, weil alles dafürsprach, dass ihre Mutter Putztag hatte, und das bedeutete bei ihr immer: Musik aus den Sechzigern mit dröhnender Lautstärke. Allerdings könnte es aber auch andere Ursachen haben, dass sich Mama nicht meldete, dachte Miriam beunruhigt. Kurz entschlossen griff sie nach ihrer Handtasche, scheuchte Balli, der noch etwas Fressbares suchte, vom Tisch und verließ die Wohnung.

Ein paar Minuten später hielt Miriam ihren Golf in der Hohe-Wand-Gasse vor dem Haus ihrer Mutter an. Schon während sie den Motor abstellte und aus dem Auto stieg, konnte sie, wie befürchtet, laute Musik hören. Sie seufzte tief auf. Auf der einen Seite war sie froh, dass ihre Mutter offensichtlich wohlauf war, auf der anderen Seite wusste sie nicht, wie sie diese dazu bringen konnte, ihre Lieblings-CDs mit Zimmerlautstärke zu spielen. Mittlerweile wusste die ganze Gasse, wann Frau Beck putzte. Sie war siebzig Jahre alt, sah aber gut und gerne zehn Jahre jünger aus und Miriam hoffte, diese positiven Gene von ihrer Mutter geerbt zu haben.

Sie ersparte es sich anzuläuten, denn bei dem Geräuschpegel, der im Haus herrschte, konnte ihre Mutter die Klingel bestimmt nicht hören. Miriam war überzeugt, ihre Mutter irgendwo Staub saugend oder Fenster putzend vorzufinden und war daher mehr als überrascht, als sie diese hinter dem Haus im Garten in einem Liegestuhl entdeckte. Neben Erika Beck standen auf einem Tischchen ein Glas Sekt und ein CD-Player, aus dem mit ohrenbetäubender Lautstärke ein Oldie von Percy Sledge dröhnte. Frau Beck hatte die Augen geschlossen, ein leises Lächeln auf den Lippen und sie wippte mit den nackten Zehen, deren Nägel knallrot lackiert waren, im Takt. Sie wirkte ungemein entspannt und glücklich. Ihr kastanienbraunes Haar war mit einem bunten Tuch zurückgebunden. Miriam hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, als sie das Gerät einfach leiser drehte und ihre Mutter aufschreckte. Erika Beck brauchte einige Sekunden, um sich wieder im Hier und Jetzt zurechtzufinden.

»Hallo, Miri«, sagte sie erfreut und setzte sich auf, »warum hast du nicht angerufen, dass du kommst?«

»Servus, Mama«, grüßte Miriam zurück, beugte sich zu ihrer Mutter und küsste sie auf die Wange. »Das hab ich ja getan, aber bei dem Krach kannst du ja nicht einmal dein Handy hören.«

»Sag nicht ›Krach‹ zu dieser herrlichen Musik«, sagte Erika Beck mit strafendem Blick. »Immer wenn ich sie höre, fühle ich mich wieder jung.«

»Aber muss es immer so laut sein?«, wandte Miriam ein. »Du wirst noch einmal Schwierigkeiten mit den Nachbarn bekommen.«

»Aber Miri, das hatten wir doch schon«, sagte Frau Beck gelangweilt, »lass mir doch mein kleines Laster!«

»Mir persönlich ist es doch völlig egal, wenn du solch einen Wirbel machst. Ich fürchte nur, es wird dich irgendwann jemand wegen Ruhestörung anzeigen.«

»Zerbrich dir nicht immer meinen Kopf, mein Kind. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Nachbarn und es hat sich noch keiner wirklich bei mir beschwert. Sie ziehen mich höchstens damit auf und zweifeln an meinem Hörvermögen. Aber meine Ohren funktionieren Gott sei Dank noch immer sehr gut.«

»Einen Grund mehr, die Musik leiser zu stellen«, versuchte Miriam erneut ihre Mutter zu bekehren.

»Das verstehst du anscheinend nicht«, lächelte Frau Beck. »Die Lautstärke ist das Wichtigste dabei. Die Musik ist dann in mir und um mich herum, so war es früher und genau so muss es auch heute noch sein.«

»Gut, Mama. Wenn du das sagst…«, gab sich Miriam seufzend geschlagen. Sie wusste, dass sie ihre Mutter nicht mehr ändern konnte, aber sie versuchte es trotzdem immer wieder. »Hast du etwas zu feiern?«, fragte sie und deutete auf das Sektglas neben dem CD-Player.

»Möglicherweise«, lächelte Frau Beck geheimnisvoll, »aber wenn die Geschichte spruchreif ist, wirst du es rechtzeitig erfahren.«

»Dann halt nicht«, brummte Miriam eingeschnappt. Sie hasste es, wenn ihre Mutter in Rätseln redete und diese wusste das genau und zog Miriam gerne damit auf.

Erika Beck stand auf. »Hast du schon etwas gegessen?«, fragte sie und Miriam musste lachen. Obwohl sie schon seit vielen Jahren allein lebte, hatte ihre Mutter anscheinend immer noch Angst, dass sie eines Tages verhungern könnte.

»Ja, danke, Mama, ich sterbe bestimmt nicht an Auszehrung, auch wenn du das befürchten solltest, aber ein Glas Sekt würde ich schon mit dir trinken, wenn noch etwas da ist.«

»Aber natürlich, Miri«, sagte Frau Beck, ging in den Wintergarten und holte aus ein einem Schränkchen ein Glas und eine angebrochene Flasche Sekt. Dann schenkte sie Miriam ein und sich selbst noch einmal nach. »Setz dich doch, was führt dich zu mir?«, fragte sie und ließ sich in einen Korbsessel sinken.

Miriam nahm neben ihr Platz. »Gar nichts Bestimmtes, ich wollte nur ein bisschen mit dir plaudern. Wir haben einen Mordfall in Marchegg, der mich ziemlich beschäftigt.«

»In Marchegg?«, echote Erika Beck erstaunt. »Das gehört doch nicht zu eurem Rayon, oder irre ich mich da?«

»Nein, du hast schon recht, aber die Anordnung kam von allerhöchster Stelle und wir müssen da natürlich Folge leisten.«

»Der Name Marchegg hat für mich einen etwas schlechten Beigeschmack«, sagte Erika Beck wie zu sich selbst. »Da war doch 1973 dieser Terrorüberfall. Ich habe es noch ganz genau in Erinnerung.«

»Terrorismus in Marchegg?«, wiederholte Miriam verblüfft und dachte kurz nach. »Ja, doch, jetzt fällt es mir wieder ein, ich habe schon einmal davon gehört. Haben damals nicht arabische Terroristen Geiseln genommen?«

»Stimmt ganz genau. Palästinenser haben den Personenzug aus Pressburg angegriffen und einige russische Juden, die nach Israel auswandern wollten, in ihre Gewalt gebracht. Zum Glück ist die Sache unblutig verlaufen. Und jetzt ist dort eine Leiche entdeckt worden?«

»Ja, ein junger Mann. Etwas mysteriös, möglicherweise hatte er etwas mit dem Schloss zu tun, aber Genaueres wissen wir noch nicht.«

Erika Becks Handy läutete. Nach einem Blick aufs Display bekam sie rote Wangen und nach kurzem Zögern meldete sie sich.

»Ja? – Nein, im Augenblick nicht, meine Tochter ist gerade da. – Natürlich, ich rufe dich an! – Ich auch, bis später!«, sagte sie sichtlich verlegen und beendete das kurze Gespräch. Ein glückliches Leuchten huschte über ihre Züge.

Miriam hatte erstaunt dem eigentümlichen Telefonat gelauscht. »Wer war das denn?«, fragte sie neugierig.

»Das?«, fragte Erika Beck ausweichend und ein undefinierbares Lächeln lag um ihre Lippen. Dann nahm sie sich zusammen. »Ach, das war nur die Ilse«, sagte sie schnell. »Sie möchte mein Apfelkuchenrezept, aber das kann ich ihr ja auch noch später geben.«

»Na, ich weiß nicht«, meinte Miriam skeptisch, »das klang so gar nicht nach Ilse und Rezept.«

»Und wie muss, deiner Meinung nach‚ ›Ilse und Rezept‹ klingen?«, fragte Erika Beck leicht ärgerlich.

»Ich weiß auch nicht, jedenfalls nicht so wie eben«, gab Miriam zu, »und außerdem ist so viel Kuchen ohnehin nicht gesund.«

»Jetzt fängst du auch noch damit an! Ich kann es schon nicht mehr hören«, explodierte Erika Beck plötzlich. »Alles wird heutzutage...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-171-3 / 3990741713
ISBN-13 978-3-99074-171-9 / 9783990741719
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