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Die Totenärztin: Donaunebel (eBook)

Historischer Wien-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01413-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Totenärztin: Donaunebel -  René Anour
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Eine atemberaubend spannende Mischung aus Medizinhistorie und Krimi Wien, 1909: Die Gerichtsmedizin ist eine noch junge Wissenschaft, die sich ständig weiterentwickelt. Fanny Goldmann treibt diesen Fortschritt normalerweise mit voran, doch jetzt ist die sonst unerschrockene Ärztin zwiegespalten. Fanny und ihre Kollege Franz werden erstmals zu einem Tatort gerufen, um die Leichenbeschau vor Ort vorzunehmen. Und obwohl Fanny ziemlich abgehärtet ist, fährt selbst ihr ein Schauer über den Rücken, als sie sich in den dunklen Wäldern der Donauauen einem Mehrfachmord gegenübersieht. Sechs Tote, offenbar qualvoll gestorben, doch ohne erkennbare Todesursache. Ein grausiges Rätsel, das Fanny nicht ruhen lässt. Egal wie gefährlich die Ermittlung wird ... Wissenschaftliche Fortschritte, soziale Umwälzungen, kuriose Fakten: René Anour verbindet fundierte historische Kenntnisse mit einem spannenden Kriminalfall und charmantem Wiener Schmäh. Band 3 der österreichischen Bestseller-Reihe um die Totenärztin Fanny Goldmann.

René Anour lebt in Wien. Dort studierte er auch Veterinärmedizin, wobei ihn ein Forschungsaufenthalt bis an die Harvard Medical School führte. Er arbeitet inzwischen bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und ist als Experte für neu entwickelte Medikamente für die European Medicines Agency tätig. Sein historischer Roman «Im Schatten des Turms» beleuchtet einen faszinierenden Aspekt der Medizingeschichte: den Narrenturm, die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt. Sein zweiter Roman bei Rowohlt ist der Auftakt zu einer vierbändigen Reihe um eine junge Pathologin in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: «Die Totenärztin». Für die Bücher würde er sowohl mit dem Goldenen Homer als auch mit dem Homer Publikumspreis für den besten deutschsprachigen historischen Roman ausgezeichnet.

René Anour lebt in Wien. Dort studierte er auch Veterinärmedizin, wobei ihn ein Forschungsaufenthalt bis an die Harvard Medical School führte. Er arbeitet inzwischen bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und ist als Experte für neu entwickelte Medikamente für die European Medicines Agency tätig. Sein historischer Roman «Im Schatten des Turms» beleuchtet einen faszinierenden Aspekt der Medizingeschichte: den Narrenturm, die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt. Sein zweiter Roman bei Rowohlt ist der Auftakt zu einer vierbändigen Reihe um eine junge Pathologin in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: «Die Totenärztin». Für die Bücher würde er sowohl mit dem Goldenen Homer als auch mit dem Homer Publikumspreis für den besten deutschsprachigen historischen Roman ausgezeichnet.

1. Kapitel


Trockener Humor

Wien 1909

«Ich hab nicht die geringste Ahnung, wieso du dir das antust.»

Fanny ignorierte ihren Kollegen Franz und ging in Gedanken noch einmal die Reihenfolge der Instrumente durch.

Drei Größen von Skalpellen, zwei scharfe Messer, eine Gewebsschere, die Sternumschere, eine Sonde … verdammt, wollte er die Sonde lieber links von der Sternumschere oder rechts von ihr liegen haben?

Fanny seufzte und wandte sich dem zweiten Gerichtsmediziner im Seziersaal zu. «Dr. Valdéry, soll ich die Sonde links oder rechts von der Sternumschere hinlegen?»

Valdéry ließ seine Ausgabe des medizinischen Fachjournals sinken und warf Fanny einen entnervten Blick zu.

«Wenn Sie das nicht wissen, Fräulein Goldmann …», er seufzte und strich sich eine blonde Locke aus der Stirn, «dann sehe ich heute wirklich schwarz für Sie.»

Dass weder Valdéry noch Professor Kuderna sie jemals Doktor nennen würden, damit hatte Fanny sich mittlerweile abgefunden.

«Es ist komplett wurst», zischte Franz. «Bei uns verblutet keiner, wenn du die Sonde eine halbe Sekunde später findest.»

«Es geht doch nicht um mich», murmelte Fanny, ohne ihren Blick von den Instrumenten zu nehmen. Sie hatte sie säuberlich auf einem weißen Tuch am Rand des metallenen Sektionstischs aufgereiht.

Aus irgendeinem Grund musste sie dabei an ihre Tante Agathe denken. So gut wie immer, wenn sie bei ihnen zu Hause hereinschneite, musste sie sich das Gleiche anhören. «Das Entrée, Kind! Das, was dein Gast beim Hereinkommen sieht, muss perfekt wirken, merk dir das! Sonst ist schon der erste Eindruck miserabel.»

«Das Entrée», murmelte Fanny.

Vorsichtig fasste sie das blasse Bein der Leiche auf dem Tisch beim Sprunggelenk und schob es ein wenig zur Mitte, damit der Fuß nicht an dem Tuch streifte.

Besser …

Hoffentlich zumindest.

«Franz, schau dir das bitte an, fehlt was?»

Ihr Kollege verschränkte trotzig die Arme. «Bei dem Blödsinn mach ich nicht mit», erklärte er.

«Weil du’s nicht genau weißt, oder?»

«Auch.»

Valdéry seufzte hörbar und ließ seine Fachzeitschrift erneut sinken.

«Ich bin einfach zu gut. Aber so ist das nun einmal, die Kompetentesten werden halt immer gefragt.»

Er stolzierte zu Fanny hinüber und betrachtete ihr Assortiment. «Ts, ts, ts … Fräulein Goldmann, wenn der Professor diese Schlamperei sieht, wird er toben, das sag ich Ihnen.»

«Danke für deine Hilfe, Clemens», brummte Franz.

Fanny hätte gern etwas Ähnliches entgegnet, aber es war, wie es war. Valdéry hatte als Einziger von ihnen Professor Kuderna, dem Leiter ihres Instituts, früher mehrmals assistiert, bevor dieser sich endgültig davon verabschiedet hatte, Obduktionen durchzuführen. Franz hingegen war sich mit Kuderna so oft uneins gewesen, dass die beiden wohl ziemlich rasch dazu übergegangen waren, sich aus dem Weg zu gehen.

«Anstatt dass du dich freust, dass der alte Grantler uns nicht mehr dreinpfuscht, kitzelst du den schlafenden Drachen, bis er Gift und Galle spuckt … oder Grappa, auf den steht er momentan ganz besonders.»

Fanny versuchte, Franz zu ignorieren. Allein die Vorstellung, Professor Kuderna irgendwo zu kitzeln … Sie schüttelte sich. «Was stimmt denn nicht?», fragte sie, an Valdéry gewandt.

«Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll … Zuerst einmal besteht er immer auf dem dunkelblauen Tuch als Unterlage, damit ihn der scharfe Kontrast nicht zu sehr von der Leich ablenkt.»

«Der scharfe … wie bitte?»

«Außerdem ist die Reihenfolge der Instrumente ganz falsch. Zudem fehlen der Spatel und seine beiden Lieblingspinzetten, die scharfe und die breite.»

«Ich …»

Schritte ertönten im Gang und näherten sich dem Seziersaal.

«Schau mich nicht an, das Süppchen hast du dir ganz allein eingebrockt», sagte Franz und kratzte sich hinter dem Ohr. «Wieso musstest du dem Alten auch so lang auf die Nerven gehen, bis er mit dir obduziert?»

Fanny wollte gerade etwas entgegnen, da betrat Professor Kuderna den Seziersaal. Sein Rauschebart reichte beinahe bis zu den Knöpfen seines Tweedsakkos, das sich über seinen enormen Bauch spannte. Fanny versuchte, seine Laune am Ausdruck seiner Augen abzulesen, aber so gut sie auch darin geworden war, seine Wutausbrüche vorauszuahnen – diesmal vermochte sie nicht zu sagen, was sie erwartete.

Kuderna ging an Franz vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Dann nahm er wortlos die Kautschukhandschuhe, die Fanny für ihn bereitgelegt hatte, und streifte sie sich über.

Sobald er fertig war, hob er die Arme und verharrte in der Position, als wolle er die Leiche vor ihm auf dem Tisch segnen.

Fanny warf Franz einen fragenden Blick zu, aber der zuckte nur ratlos mit den Schultern. Warum zum Teufel bewegte sich der Professor nicht mehr? Ihr Blick glitt weiter zu Valdéry. Der starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und nickte hektisch in Richtung der Tür.

Professor Kuderna räusperte sich ungehalten. Und jetzt konnte Fanny das gefährliche Beben seiner buschigen Augenbrauen erkennen, das üblicherweise seinen Wutausbrüchen vorausging.

Ah! Die Schürze. Die Arbeitsschürzen hingen direkt neben der Tür. Kuderna erwartete vermutlich, dass sie ihm eine holte.

Fanny huschte an ihm vorbei, nahm eine möglichst sauber aussehende Schürze vom Haken und lief hastig zurück. Es war ihr, als höre sie ein spöttisches Schnauben, während sie sich an Franz vorbeidrückte.

«Hier bitte», keuchte sie und hielt Kuderna die Schürze hin.

«Nein», zischte Valdéry kaum hörbar. Fanny betrachtete Kuderna, der noch immer mit erhobenen Armen dastand, dann Valdéry hinter ihm, der so tat, als würde er ein Fass umarmen.

Fanny sah ihn ungläubig an. Konnte er das ernst meinen?

Valdéry nickte bedeutungsschwanger.

Jetzt hatte sie sich Franz’ Kichern mit Sicherheit nicht eingebildet. Sie spürte, wie sie rot wurde. Sie hätte die Schürze am liebsten einfach vor Kuderna auf den Tisch geworfen, aber sie war nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben.

Sie biss sich kurz auf die Lippen, dann machte sie einen Schritt nach vorn und hängte die Schlaufe der Schürze über den krausen Haarschopf des Professors und seinen kaum vorhandenen Hals. Die Vorstellung, es wäre ein Galgenstrick, half ihr ein wenig dabei. Dann fasste sie so rasch wie möglich um seinen ausladenden Rumpf, ergriff die Stoffbänder und verknotete sie hinter seinem Rücken.

Er behandelt nicht nur dich so, sagte sie sich. Auch Valdéry musste da durch. Dummerweise machte das die Vorstellung nicht unbedingt besser.

Endlich ließ Kuderna seine Arme sinken.

«Ich glaube, ich habe noch nie eine schlampigere Vorbereitung gesehen», verkündete er und streifte die Instrumente mit einem beiläufigen Blick. «Aber was hab ich auch erwartet?» Er betrachtete Fanny von der Seite. «Ein wirklich wohlgemeinter Rat, Fräulein Goldmann, kein Mann schätzt eine schlampige Ehefrau. Keiner.»

«Na, da haben S’ aber Glück, dass die selige Madame Kuderna bei Ihnen nicht so streng war», kommentierte Franz. «Mit ihrer ganzen Südamerika-Sammlung.»

«Wilder, Sie haben dieses Wochenende übrigens Bereitschaft, falls ich Ihnen das noch nicht mitgeteilt habe!», erwiderte Kuderna trocken.

«Oho!», rief Valdéry erfreut. «Das heißt, ich kann doch auf das Diner der Pathologengesellschaft gehen. Danke, Franz!»

«Glaub ich eh, dass du da hingehen kannst. Wenn man so schleimig ist wie du, flutscht man auch durch den engsten Türspalt.»

«Ruhe!», zischte Kuderna. «So!» Er schien nun mit Fanny zu sprechen, obwohl er sie nicht ansah. «Also, was haben wir hier? Anamnese!»

Fanny brauchte einen Moment, um sich wieder zu konzentrieren. Dann räusperte sie sich und wandte sich der Leiche auf ihrem Tisch zu. Es war ein etwas korpulenterer Herr, dessen Augen nach oben gerichtet waren, als würde er gerade etwas besonders genießen.

«Lukas Andertaler, Mitte sechzig, die Inspectoren fanden ihn …»

«Falsch, falsch, falsch!», unterbrach sie der Professor ungehalten. «Wie beginnen wir richtig? Laut der von mir entwickelten Wiener Obduktionsabfolge?»

«Ähm …» Fanny blinzelte. Sie wusste, dass Kuderna an seinem eigenen Buch über forensische Medizin schrieb. Da sie seine Notizen aber nie zu Gesicht bekommen hatte, hielt sie sich an die Standardwerke der gerichtlichen Medizin und das, was sie von Franz gelernt hatte.

Valdéry seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen.

«Vielleicht beschreiben wir mal die Leiche … oder ist der Anblick Ihrem zarten Gemüt zu grauslich?»

Fanny spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. «Aber dazu wäre ich doch gleich …»

«Keine Ausreden! Also.» Kuderna machte eine einladende Geste in Richtung des toten Mannes.

Fanny atmete tief durch und drängte die Wut in ihrem Inneren zurück. Ihr Blick fokussierte die Leiche auf dem Tisch vor ihr. Wie immer, wenn sie das tat, schien es, als würde alles andere um sie herum gedimmt.

«Der Tote ist männlich und geringgradig adipös.» Sie fixierte die dunklen Totenflecken an der rechten Körperseite. «Großflächige Livores, rechte Körperhälfte, mittelgradiger Rigor mortis in allen Gliedmaßen feststellbar.»

«Das wissen Sie, weil …?»

«Na, weil ich es gerade eben …», sie wollte nach dem Arm des Toten...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2022
Reihe/Serie Die Totenärztin-Reihe
Die Totenärztin-Reihe
Zusatzinfo Mit 1 s/w Karte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Anne Stern • Autopsie • Beate Maxian • Charité • Die Ärztin • Donau • Fräulein Gold • Gerichtsmedizin • historischer Krimi • Historischer Roman • historische Saga • Historische Spannung • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen 2022 • Medizingeschichte • Neuerscheinungen 2022 • Neuheiten 2022 • Saga • Wien Krimi • Wien Roman
ISBN-10 3-644-01413-2 / 3644014132
ISBN-13 978-3-644-01413-8 / 9783644014138
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