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Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - R.A. Salvatore

Die Rückkehr des Dunkelelf 1

Die Invasion der Orks

(Autor)

Buch | Softcover
480 Seiten
2004
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-442-24284-9 (ISBN)
CHF 12,50 inkl. MwSt
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Eine gewaltige Horde aus Orks und Eisriesen rottet sich in den Bergen zusammen und bedroht die Länder der Menschen, Elfen und Zwerge mit totaler Verwüstung. Einzig der Dunkelelf Drizzt Do’Urden und seine Freunde Cattibrie, Wulfgar, Regis und Bruenor stellen sich der Invasion entgegen …




R. A. Salvatore wurde 1959 in Massachusetts geboren, wo er auch heute noch lebt. Bereits sein erster Roman "Der gesprungene Kristall" machte ihn bekannt und legte den Grundstein zu seiner weltweit beliebten Reihe von Romanen um den Dunkelelf Drizzt Do´Urd

VORSPIEL »Heh, zieht gefälligst ein bisschen fester!«, rief Tred McKnuckles seinem Gespann aus zwei Pferden und drei Zwergen zu. »Ich will Senkendorf noch erreichen, bevor mir die Sommersonne die Glatze verbrennt!« Seine Stimme hallte von den Felsen ringsumher wider, ein beeindruckendes Brüllen, das zu Treds Statur passte. Er war stämmig, sogar für einen Zwerg, hatte einen gedrungenen Oberkörper, der einige Schläge wegstecken konnte, und kräftige Arme, um welche zu verteilen. Er trug seinen blonden Bart lang und steckte ihn meistens vorn in seinen breiten Gürtel, und auf den Rücken hatte er zwei von jenen Wurfhämmern geschnallt, die auch als »Zwergenpfeile« bekannt waren. »Es wäre leichter, wenn du nicht das andere Pferd hinten in den Wagen gesetzt hättest, du Idiot!«, schrie einer der ziehenden Zwerge zurück. Tred reagierte, indem er ihm einen Peitschenschlag versetzte. Der Zwerg blieb stehen, oder er versuchte es zumindest, aber die Tatsache, dass der Wagen weiterrollte und er im Geschirr festgeschnallt war, überzeugte ihn, dass es vielleicht doch besser wäre, mit seinen kurzen, kräftigen Beinen weiterzustapfen. »Glaub bloß nicht, dass ich dir das nicht zurückzahlen werde!«, brummte er Tred zu, aber die anderen Zwerge im Geschirr und die drei, die im Wagen hinter dem Kutscher saßen, lachten nur über ihn. Vor zwei Tagen hatten sie die Zitadelle Felbarr verlassen und waren am Westrand der Rauvin-Berge entlang nach Norden gezogen, und anfangs waren sie gut vorangekommen. Als sie das Flachland erreichten, hatten sie ein wenig Handel getrieben und eine große Siedlung des Barbarenstamms vom Schwarzen Löwen mit Vorräten beliefert. Diese Siedlung, die Beorunnabrunn hieß, gehörte zusammen mit Sundabar, Silbrigmond und Quaervarr zu den beliebtesten Handelspartnern der siebentausend Zwerge der Zitadelle Felbarr. Für gewöhnlich zogen die Händler bis nach Beorunnabrunn, tauschten ihre Waren und wandten sich dann wieder nach Süden der Heimat und den Bergen zu, aber Treds Gruppe hatte die Bewohner der Barbarensiedlung überrascht, indem sie weiter nach Nordwesten gezogen war. Tred war entschlossen, Senkendorf und die anderen kleineren Orte im Tal des Surbrin zu erschließen, das sich am Westrand des Grats der Welt entlangzog. Es gab Gerüchte, dass Mithril-Halle aus einem unbekannten Grund nicht mehr so viel Handel mit den Siedlungen flussaufwärts trieb, und Tred, der sich keine Gelegenheit zum Profit entgehen ließ, war der Ansicht, dass Felbarr diese Lücke füllen sollte. Immerhin besagten andere Gerüchte, dass aus den flachen Minen am Westrand des Grats der Welt erstaunliche Steine zu Tage gefördert worden waren, und sogar ein paar sehr seltene uralte Artefakte, die angeblich von zwergischer Hand stammten. Das Vorfrühlingswetter war bisher recht angenehm gewesen, und der Wagen war ohne größere Probleme am Nordrand des Mondwalds vorbei direkt zu den Ausläufern des Grats der Welt gerollt. Danach waren die Zwerge allerdings ein bisschen zu weit nach Norden geraten und hatten sich daher nun nach Süden gewandt, wobei die Berge stets rechts von ihnen blieben. Es war immer noch relativ warm, aber nicht so sehr, dass der Schnee auf den Berghängen in Bewegung geraten wäre und Lawinen die Wege verschüttet hätten. An diesem Morgen hatte Tred jedoch am Huf eines der Zugpferde einen hässlichen Abszess entdeckt, und der geschickte Zwerg hatte zwar den Stein, den das Tier sich eingetreten hatte, entfernen und den Abszess aufschneiden können, aber das Pferd war noch nicht wieder in der Lage, den beladenen Wagen zu ziehen. Es konnte nicht einmal besonders gut laufen, also hatte Tred es einfach hinten auf den großen Wagen gepackt und dann die anderen sechs Zwerge in zwei Gespanne zu je dreien eingeteilt. Sie schlugen sich recht gut, und für einige Zeit hatte der Wagen ein flottes Tempo vorgelegt, aber als sich das zweite Gespann dem Ende seiner zweiten Schicht näherte, ging es nur noch schleppend weiter. »Was meinst du, wann können wir das Pferd wieder einspannen?«, fragte Duggan McKnuckles, Treds jüngerer Bruder, dessen blonder Bart kaum bis zur Mitte seiner Brust reichte. »Morgen wird es wieder traben können«, antwortete Tred zuversichtlich, und die anderen nickten. Niemand kannte sich mit Pferden besser aus als Tred. Er war nicht nur einer der besten Grobschmiede in der Zitadelle, sondern auch der bekannteste Hufschmied des Orts. Wann immer Handelskarawanen in die Zwergenfestung rollten, wurde Tred unweigerlich gerufen – für gewöhnlich von König Emerus Kriegerkron persönlich –, um all ihre Pferde zu beschlagen. »Vielleicht sollten wir dann für heute Schluss machen«, sagte einer der Zwerge, der im Geschirr ging. »Wir könnten ein Lager aufschlagen, einen guten Eintopf kochen und die Ladung um ein Fässchen Bier leichter machen.« »Hoho!«, johlten mehrere andere zustimmend, wie es Zwerge meistens tun, wenn die Rede aufs Biertrinken kommt. »Pah, ihr seid alle Schwächlinge!«, grollte Tred. »Du willst doch nur, dass wir Senkendorf erreichen, bevor Smig es schafft!«, erklärte Duggan. Tred spuckte aus und fuchtelte abwehrend mit den Händen. Aber alle wussten, dass Duggan Recht hatte. Smig war Treds größter Rivale … nun ja, die beiden waren Freunde, die vorgaben, einander zu hassen, aber in Wirklichkeit nur dafür lebten, einander zu übertreffen. Beide wussten, dass der kleine Ort Senkendorf mit seinem einzelnen Turm und dem berühmten Zauberer direkt vor dem Winter einen großen Zulauf an Menschen erhalten hatte – Grenzbewohner, die gute Waffen, Rüstungen und Hufeisen brauchen könnten –, und beide hatten gehört, wie König Emerus erklärte, dass es ihn sehr freuen würde, wenn weitere Handelsrouten entlang des Grats der Welt erschlossen würden. Seit die Zwerge Felbarr, das drei Jahrhunderte in den Händen der Orks gewesen war, zurückerobert hatten, war es im Westen der Zitadelle erheblich ruhiger geworden, während es im Osten von Ungeheuern nach wie vor nur so wimmelte. Es gab eine Unterreich-Route nach Mithril-Halle, aber bisher war noch keine entdeckt worden, die von der Festung der Heldenhammer-Sippe aus nach Norden führte. Alle, die Tred begleiteten – darunter sein Bruder Duggan, Nikwillig der Schuster und die Brüder Bokkum und Stokkum, die im Auftrag anderer Händler aus Felbarr wichtige Güter (vor allem Bier) transportierten –, hatten der Idee begeistert zugestimmt. Die erste Karawane würde die lohnenswerteste sein; die Händler würden sich unter den Schätzen der Grenzlandbewohner die besten Sachen aussuchen können. Und was noch wichtiger war, die erste Karawane würde das Recht zum Prahlen und die Gunst von König Emerus gewinnen. Kurz vor dem Aufbruch aus der Zitadelle hatte Tred seinen Rivalen Smiggly »Smig« Stumpin zu einem gutmütigen Trinkspiel eingeladen, aber erst, nachdem er einem der Moradin-Priester einen teuren Trank abgekauft hatte, der die Wirkung von Alkohol verringerte. Danach nahm Tred an, dass er und die Seinen Felbarr schon mehr als einen Tag verlassen hatten, bevor Smig auch nur aufgewacht war, und dann hätte es den Zwerg noch mindestens einen weiteren Tag gekostet, bis sein Kopf genügend geschrumpft war, um durch das Haupttor der Zitadelle zu passen. Tred wollte verflucht sein, wenn er zuließ, dass eine Kleinigkeit wie ein Abszess im Huf eines Zugpferds ihn so sehr aufhielt, dass Smig sie vielleicht einholen würde. »Ihr trabt noch drei Meilen weiter, und dann machen wir Schluss für heute«, schlug er vor. Alle stöhnten laut, selbst Bokkum, für den bei einem frühen Nachtlager das meiste auf dem Spiel stand, denn je mehr Bier auf dem Weg getrunken wurde, desto weniger würde er verkaufen können. Andererseits war es möglich, dass er es in Senkendorf sowieso nicht loswurde und zum Feiern mit auf die Rückfahrt nehmen würde. »Also gut, zwei Meilen!«, brüllte Tred. »Oder wollt ihr euer Nachtlager mit Smig und seinen Leuten teilen?« »Pah, Smig hat die Zitadelle noch nicht mal verlassen«, sagte Stokkum. »Und wenn doch, dann wird ihn der Steinschlag, den wir hinter uns auf dem Weg ausgelöst haben, genug aufhalten«, fügte Nikwillig hinzu. »Noch zwei Meilen!«, brüllte Tred. Wieder ließ er die Peitsche knallen, und der arme Nikwillig richtete sich kerzengerade auf und schaffte es, sich weit genug umzudrehen, um dem Kutscher einen wütenden Blick zuzuwerfen. »Wenn du mich noch einmal schlägst, mache ich dir ein Paar Schuhe, die du so schnell nicht vergessen wirst!«, prahlte Nikwillig. Seine schleifenden Füße zogen kleine Gräben, als er von den anderen weitergezerrt wurde, und das bewirkte, dass Tred und seine Freunde nur noch lauter lachten. Bevor Nikwillig wieder anfangen konnte zu meckern, begann Duggan mit einem Lied über ein legendäres Zwergenutopia, eine große Stadt in einer tiefen Mine, die selbst Moradin entzücken würde. »Tief im Berg!«, krähte Duggan, und die anderen starrten ihn an, weil sie nicht sicher waren, ob er sie auf etwas hinweisen wollte. »Das Tor brecht auf!«, fuhr Duggan fort, und dann rief Stokkum: »Welches Tor?« Aber Duggan sang einfach weiter. »Den Gang hinab in schnellem Lauf!« »Ah, Humpfendumpf!«, rief Stokkum, und die ganze Mannschaft – sogar der säuerliche Nikwillig – konnte nicht widerstehen und brach in grölenden Gesang aus. Tief im Berg Das Tor brecht auf! Den Gang hinab In schnellem Lauf! Über die Brücke, die wie Feuer glüht Hinter der uns Bessres blüht. Wir springen über Stein und Stumpf Und sind am Ziel in Humpfendumpf! Humpfendumpf, Humpfendumpf! Jetzt sind wir endlich in Humpfendumpf! Humpfendumpf, Humpfendumpf! Wir springen über Stein und Stumpf! Hier gibt es für jeden das beste Bier Und die saftigsten Braten, das sag ich dir! Die besten Köche mit leckrem Schmaus Treiben uns schnell den Hunger aus! Hier fördern wir das beste Erz Und hoch schlägt jedes Zwergenherz! Wir graben und schmelzen und der Handel rollt. Aus Humpfendumpf kommt das beste Gold! Humpfendumpf, Humpfendumpf! Jetzt sind wir endlich in Humpfendumpf! Humpfendumpf, Humpfendumpf! Wir springen über Stein und Stumpf! Es ging noch viele Strophen weiter, und als ihnen schließlich der Text des alten Liedes ausging, improvisierten sie, wie sie es immer taten, und jeder zählte auf, was er persönlich an einem so bemerkenswerten Ort vorfinden wollte. Das war das Schöne an diesem Lied und auch eine recht unauffällige Möglichkeit für einen wachen Zwerg, etwas über einen möglichen Freund oder Feind herauszufinden. Das Lied stellte eine gute Ablenkung dar, vor allem für die drei, die mit gebückten Rücken und angespannten Muskeln den Wagen weiterzogen. Sie kamen in diesen Minuten gut voran, trabten über den steinigen Boden, immer weiter nach Süden, immer die Berge zu ihrer Rechten. Tred rief vom Kutschbock aus die Namen derer auf, die die nächste Strophe hinzufügen sollten. Alles ging glatt, bis er seinen kleinen Bruder Duggan aufrief. Die anderen fünf summten weiter, aber sie gingen durch eine ganze Strophe, und immer noch hatte Duggan keinen Ton von sich gegeben. »Nun?«, fragte Tred, drehte sich zu seinem kleinen Bruder um und sah, dass der eine sehr verwirrte Miene aufgesetzt hatte. »Du bist dran. Junge!« Duggan blickte ihn einen Moment verstört an, dann sagte er leise: »Ich glaube, ich bin verwundet.« Tred schaute genauer hin, und erst jetzt bemerkte er den Speer, der in der Seite seines Bruders steckte! Er stieß einen Schrei aus, und das Summen hinter ihm hörte auf, als die beiden, die hinten auf dem Wagen saßen, sich umdrehten und den zusammengesackten Duggan sahen. Vorne wurde es ebenfalls still, bis ein riesiger Felsblock vom Hang geflogen kam, direkt neben den drei überraschten Zwergen aufprallte und dann über sie hinweghüpfte, wobei er Nikwillig an der Schulter traf und ihn bewusstlos schlug. Die entsetzten Pferde fingen an zu galoppieren, und sowohl das verletzte Pferd als auch der arme Stokkum fielen vom Wagen, und Stokkum rollte über den steinigen Boden. Tred riss fest an den Zügeln, um die Tiere zu bremsen, denn seine armen Kameraden, darunter der bewusstlose Nikwillig, wurden mitgeschleift. Ein weiterer Stein prallte direkt hinter dem hüpfenden Wagen auf, und ein dritter fiel vor das Gespann. Die Pferde bäumten sich wild auf, dann versuchten sie, nach rechts auszuweichen und rissen den Wagen auf zwei Räder. »Nach rechts!«, befahl Tred, aber noch während er das herausbrüllte, brachen die Räder links, und der Wagen fiel um und überschlug sich. Die Pferde rissen sich los und nahmen das Geschirr und die drei daran angeschnallten Zwerge mit auf einen mörderischen Galopp über den steinigen Weg. Die beiden Zwerge hinter Tred stürzten aus dem Wagen – Duggan bemerkte kaum etwas davon –, und auch Tred wäre gefallen, aber sein Bein verhakte sich unter dem Kutschbock. Er spürte das Knirschen von Knochen, als der Wagen auf ihn fiel, dann knallte etwas fest gegen seinen Kopf. Während der Wagen sich noch einmal überschlug, befürchtete er schon, dass er zu einer blutigen Masse zerquetscht worden war, aber dann spürte er, dass dieses Gefühl von Feuchtigkeit von außen kam: Bier floss über ihn. Glück allein rettete den Zwerg davor, zerdrückt zu werden, denn irgendwie fand er sich in dem Bierfass wieder, dessen Deckel abgerissen war. Er polterte den Abhang hinunter. Dann krachte das Fass gegen einen Felsen und zerbrach, und Tred schlug einen seltsam verrenkten Purzelbaum. Tred war zäh, wie es sich für einen Zwerg gehört, also versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Als ein Bein nachgab, fiel er vornüber gegen den Felsen, stützte sich aber störrisch wieder auf die Ellbogen hoch. Und dann sah er sie: ein Dutzend oder mehr Orks, die mit Speeren, Keulen und Schwertern fuchtelten und um den zerbrochenen Wagen und die am Boden liegenden Zwerge ausschwärmten. Zwei Riesen folgten ihnen den Berg hinab – keine Hügelriesen, wie Tred erwartet hätte, sondern die größeren, blauhäutigen Frostriesen. Da wusste er, dass er es nicht mit gewöhnlichen Banditen zu tun hatte. Er spürte, dass er nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben würde, hatte aber noch die Geistesgegenwart, sich nach hinten zu werfen und weiter den Abhang hinunterzurollen, bis er gegen einen weiteren Felsen prallte, der von einem Brombeergebüsch umgeben war. Er versuchte noch einmal aufzustehen, aber dann schmeckte er blutigen Dreck im Mund. Danach spürte er überhaupt nichts mehr. »Bist du noch am Leben?«, erklang eine weit entfernte, raue Stimme. Tred öffnete mühsam ein von Blut verkrustetes Auge und sah wie durch einen Nebel den arg mitgenommenen Nikwillig, der vor dem Brombeerbusch hockte und ihn anstarrte. »Du lebst also noch. Gut«, sagte Nikwillig und streckte den Arm ins Gebüsch, um Tred herauszuhelfen. »Zieh den Arsch ein, oder du wirst zerstochen.« Tred griff nach der Hand und drückte sie fest, aber er versuchte nicht, aus dem Gebüsch herauszukommen. »Was ist mit den anderen?«, fragte er. »Wo ist mein Bruder?« »Die Orks haben sie alle umgebracht«, kam die finstere Antwort. »Und die Schweine sind noch ganz in der Nähe. Die verdammten Pferde haben mich eine Meile weit weggeschleppt.« Tred ließ Nikwilligs Hand nicht los, aber er rührte sich immer noch nicht vom Fleck. »Komm schon, Dummkopf«, schimpfte der Schuster. »Wir müssen nach Senkendorf und dafür sorgen, dass König Kriegerkron von der Sache erfährt.« »Geh allein weiter«, erwiderte Tred. »Mein Bein ist gebrochen. Ich werde dich nur aufhalten.« »Pah, jetzt redest du genau wie der Dummkopf, für den ich dich schon immer gehalten habe!« Nikwillig zog an der Hand und zerrte Tred unter dem Gebüsch hervor. »Selber pah!«, knurrte Tred ihn an. »Heißt das, du würdest mich hier lassen, wenn es umgekehrt wäre?« Das tat weh. »Gib mir einen Stock, du störrischer alter Narr!« Kurz darauf machten sich die beiden zähen Zwerge auf in Richtung Senkendorf, Tred auf Nikwillig und einen Stock gestützt, und dabei planten sie bereits ihre Rache an den Orks, die sie überfallen hatten. Sie wussten nicht, dass noch hundert solcher Banden ihre Berghöhlen verlassen hatten und das Land durchstreiften. LÄNGER ALS ERWARTET Als Thibbledorf Pwent und seine kleine Armee von Schlachtenwütern ins Eiswindtal kamen und die Nachricht brachten, dass Gandalug Heldenhammer, der Erste und Neunte König von Mithril-Halle, gestorben war, wusste ich, dass Bruenor nichts anderes übrig bleiben würde, als in die Stadt seiner Ahnen zurückzukehren und selbst den Thron zu besteigen. Das war seine Pflicht gegenüber der Sippe, und für Bruenor stand, wie für die meisten Zwerge, die Pflicht gegenüber König und Sippe an erster Stelle. Aber ich sah auch, wie betrübt mein alter Freund dreinschaute, als er die Nachricht erhielt, und wusste, dass das nur wenig mit seiner Trauer um den verstorbenen König zu tun hatte. Gandalugs Leben war länger und erstaunlicher gewesen, als jeder Zwerg erwarten konnte. Also war Bruenor zwar traurig, weil er diesen Ahnen verlor, den er kaum gekannt hatte, aber das war nicht der Grund für sein langes Gesicht. Nein, was Bruenor am meisten beunruhigte war, dass sein Pflichtgefühl ihn nun dazu zwingen würde, sich niederzulassen. Ich wusste sofort, dass ich ihn begleiten würde, aber auch, dass ich nicht lange hinter den sicheren Mauern von Mithril-Halle bleiben würde. Ich bin ein Geschöpf der freien Wildnis, der Abenteuer. Das war mir nach dem Kampf gegen die Drow klar geworden, als Gandalug zur Heldenhammer-Sippe zurückkehrte. Damals hatte es so ausgesehen, als würde es endlich Frieden für unsere kleine Truppe geben, aber ich erkannte schon bald, dass sich das als zweischneidiges Schwert erweisen könnte. Und so fand ich mich also auf hoher See wieder, zusammen mit Kapitän Deudermont und seiner Mannschaft von Piratenjägern, die die Schwertküste entlangsegelten, und Catti-brie stand an meiner Seite. Es ist seltsam und ein wenig beunruhigend zu begreifen, dass ich nirgendwo lange bleiben kann, dass kein »Zuhause« mir je genügen wird. Ich frage mich, ob ich auf etwas zu- oder vor etwas weglaufe. Werde ich von etwas angetrieben, wie es bei der fehlgeleiteten Ellifain der Fall war oder bei Entreri? Diese Fragen hallen andauernd in meinem Herzen und meiner Seele wider. Warum verspüre ich das Bedürfnis, mich weiterzubewegen? Wonach suche ich? Nach Anerkennung? Nach einer äußerlichen Bestätigung dafür, dass es eine gute Entscheidung war, Menzoberranzan zu verlassen? Diese Fragen kommen immer wieder hoch und beunruhigen mich mitunter, aber das hält nicht lange an. Denn wenn ich sie vernünftig betrachte, verstehe ich, wie lächerlich sie sind. Mit Pwents Ankunft im Eiswindtal hatten wir alle wieder die Aussicht, uns in der Sicherheit und Bequemlichkeit von Mithril-Halle niederlassen zu können, aber ich spüre, dass ich ein solches Leben nicht akzeptieren kann. Ich fürchte jedoch um Catti-brie und die Beziehung, die wir geschmiedet haben. Wie werden sich die veränderten Verhältnisse darauf auswirken? Wird Catti-brie sich nach einem eigenen Zuhause und einer Familie sehnen? Wird sie die Rückkehr zur Zwergenfestung als Zeichen betrachten, dass sie das Ende ihres abenteuerlichen Weges erreicht hat?

Reihe/Serie BLA - Fantasy ; 24284
Die Rückkehr des Dunkelelf ; BD 1 | 1.10
Übersetzer Regina Winter
Sprache deutsch
Original-Titel The Thousand Orcs
Maße 115 x 183 mm
Gewicht 358 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-442-24284-3 / 3442242843
ISBN-13 978-3-442-24284-9 / 9783442242849
Zustand Neuware
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