UNSCHULDIG SCHULDIG (eBook)
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99129-533-4 (ISBN)
Rosa Pe ist 1980 in Baden bei Wien geboren und wohnt mittlerweile seit Jahren im Salzburgerland, Pinzgau. Sie interessiert sich sehr für Kriminalistik, Pathologie und forensische Psychologie. Welche Todesursache lässt sich beim Opfer eruieren? Wodurch wurde jemand zum Täter? Diese Fragen beschäftigen sie auch in ihren Krimis!
1. Kapitel
Samantha Forster wird, wie jeden Morgen, von dem hektischen Treiben im Polizeirevier empfangen. Wie jedes Mal trägt sie eine Schachtel Donuts und zwei heiße Kaffeebecher, damit ihr Kollege, Benjamin Carter, bei bester Laune gehalten wird. Es ist ein stummes Abkommen zwischen ihnen. Im Gegenzug holt er den Vormittagskaffee oder bezahlt mal das Mittagessen. Sam liebt diese tägliche Routine. Es ist die einzige Stabilität in ihrem Leben. Ansonsten ist ihr Beruf weit von jeglicher Routine entfernt. Man weiß nie, was in den nächsten Minuten oder Stunden passiert. Die Arbeit bei der Mordkommission. Ein Lebenstraum, den sich die 38-jährige mit harter Arbeit erkämpft hat. Seit 2 Jahren ist sie nun ein Teil von diesem Team, das hauptsächlich aus männlichen Kollegen besteht. Auch hier, nach dem Erreichen ihres Lebenstraumes, muss sie hart kämpfen. Eine Frau bei der Mordkommission - die Wetten laufen. Wie lange wird sie hier bleiben? Wie hat sie es überhaupt geschafft zum Detective? Trotz aller feminin überproportional besetzten Fernsehserien sind die meisten Polizisten bei der Mordkommission immer noch Männer. Und das wird sich in Zukunft leider auch nicht ändern. „Männerdomäne!“, wie sehr hasst sie dieses Wort, mehr aber noch hasst sie dieses Schubladendenken: Frauen - Männer!
„Carter! Forster! In mein Büro, sofort!“, schreit der etwas festere Captain Howard Link. Er war seinerzeit ein Tier im Revier. Er ging selten unter einem 14 bis 15-stündigen Tag nach Hause. Er verbiss sich in jeden Fall wie ein Pittbull in den Oberarm seines Opfers. Doch seit seiner Beförderung vor gut 7 Jahren ist er kaum aus seinem Büro rauszubekommen - was man ihm auch deutlich ansieht. Der einst total durchtrainierte Mann hat jetzt einen runderen Bauch und das Doppelkinn wird auch immer sichtbarer. Er scheint heute sehr in Eile zu sein.
„Captain?“, fragen Carter und Forster gleichzeitig.
„Soeben wurde mir mitgeteilt, dass wieder eine Leiche gefunden wurde. Sieht sehr nach derselben Handschrift aus, genauso wie das Opfer vor drei Wochen.“
„Im Auto verbrannt mit offener Hose?“
„Ja. Er wurde auf dem Culver Boulevard gefunden. Ich habe den Beamten vor Ort gesagt, sie sollen alles so lassen und warten, bis ihr da seid. Und jetzt los, raus mit euch! Ich will den Kerl so schnell als möglich finden.“
Samantha und Benjamin machen auf dem Absatz kehrt und stürmen aus dem Revier. Auf dem Weg zum Wagen spricht keiner von beiden ein Wort, doch sie scheinen die gleichen Gedanken zu haben: „Ist das der Beginn einer Serie? Ist es nur Zufall?“
Keine zwanzig Minuten später parkt Sam hinter den mit Blaulicht stehenden Fahrzeugen des Los Angeles Police Department. Kurzgenannt auch LAPD. Ein Dutzend Polizisten in Uniform sind bereits auf Spurensuche im ganzen Gebiet, um vielleicht diesmal etwas Brauchbares zu finden. Der Pathologe kniet vor einem leicht verbrannten Fahrzeug. Die Sonne scheint heute mal wieder heißer zu sein als an jedem anderen Tag. Ein junger, hagerer Mann beugt sich zum Pathologen und aufgeregt unterhalten sie sich.
Sam und Ben gehen schnurstracks auf die zwei Leichenschnippler zu.
„Hallo Docs“, begrüßt Sam sie. „Was haben wir?“
„Hallo Samantha! Hallo Benjamin!“, erwidert der ältere der beiden.
„Männliche Leiche. Halb verbrannt. Offene Hose. Den weit aufgerissenen Augen zufolge verbrannt bei vollem Bewusstsein.“
„Todeszeitpunkt?“ Sam hielt sich nie lange mit Nebensächlichkeiten oder ausgeschmückten Fragen auf. Sie kam meistens sofort und knapp gehalten zum entscheidenden Punkt.
„Genau kann ich es nicht sagen. Aber es ist wohl so um die acht bis zehn Stunden her. Plus-Minus natürlich.“
„Hm“, meldet sich jetzt auch Ben. „Wann wurde er gefunden?“. Diese Frage stellt er dem gerade hinzustoßenden Uniformierten.
„Vor ungefähr 2 Stunden ging ein Anruf bei der Feuerwehr ein, dass hier ein Auto steht, das wohl gebrannt hat.“
„Gebrannt?“ fragt Samantha nun erstaunt. „Die Anruferin sitzt beim Rettungswagen. Sie steht ziemlich unter Schock. Sie hat das Fahrzeug gesehen und angehalten. Sie dachte, es wäre vielleicht jemand verletzt. Doch als sie näher kam, sah sie, dass keiner verletzt war, sondern, dass die Fahrertür offen stand und jemand … “, er deutet mit dem rechten Zeigefinger auf das Opfer „ … noch drinnen saß und sie anstarrte.“
„Na das muss ein Anblick gewesen sein“, schießt es Sam durch den Kopf.
„Und der Wagen war schon gelöscht?“
„Ja. Die Feuerwehr hatte hier nichts mehr zu tun.“
„Aber wer hat das Feuer gelöscht? Das wird ja nicht von alleine ausgegangen sein?“, fragt Ben erstaunt. Samantha Forster sieht ihm an, dass ihm tausend Fragen durch den Kopf gehen. Dann hat er nämlich immer die Angewohnheit, dass er sich geistesverloren am linken Ohrläppchen massiert. Sie stellt sich aber nicht weniger Fragen. Es gab dann also schon vor der Anruferin einen anderen Ersthelfer. Warum hat der nicht die Rettungskräfte gerufen? Hätte das Opfer dann vielleicht gerettet werden können? War der Ersthelfer selbst unter Schock, als er nach dem Löschen das Opfer entdeckt hat?
„Was zur Hölle ist hier passiert?“, fragt sie in die Stille, soweit man bei einem Fundort von Stille reden kann.
Keiner der Anwesenden kann ihr eine Antwort nennen, nur allseits fragende, bedrückte Blicke begleitet von einem bedauernden Kopfschütteln bei dem einen oder anderen zeigen sich in der Runde.
„Sam?“
„Ja Doc?“
Doktor David Johnson erhebt sich und blickt direkt auf Samantha. „Dieser Fall und der Fall vor drei Wochen am Pershing Drive haben verdammt viele Ähnlichkeiten. Es gibt sehr viele Parallelen.“
Sam braucht keine weiteren Erklärungen, sie sieht es bereits selbst und dankt Doc Johnson mit einem Nicken.
„Näheres erfahrt ihr dann nach der Obduktion. Wollt ihr anwesend sein? Soll ich Bescheid geben, wenn es soweit ist?“
Samantha weiß, dass sowas Benjamin nicht so liegt. Sie nickt ihm zu und sagt an ihn gerichtet: „Während ich dann bei der Obduktion bin, befragst du unsere Zeugin.“
Nach der weiteren Routinearbeit fährt Sam zurück zum Dezernat und lässt Ben aussteigen, um sein Auto zu holen und ins Krankenhaus zu fahren. Während Samantha zur Pathologie fährt, stellt sie gedanklich eine Liste mit den auffälligen Parallelen zusammen.
Einen Mord aufzuklären hat etwas Spannendes und Faszinierendes, aber gleichzeitig auch Erschreckendes an sich. Was trieb den Täter dazu an? Diese Frage zu beantworten und die Geheimnisse des Täters zu lüften, ist wie im Casino auf die richtige Zahl zu setzen. Ein einfacher Mord entspricht dabei eher dem Setzen auf Schwarz oder Rot, denn bei den meisten Einzelmorden geht es entweder um Eifersucht oder um Geld. Ein Serienmord hingegen eröffnet eine Vielzahl an möglichen Motiven – wahrscheinlich mehr als die 37 möglichen Zahlen beim Roulette - von den verschiedenen psychopathischen Hintergründen mal ganz abgesehen.
Am Parkplatz der Pathologie steigt Samantha nicht sofort aus ihrem Wagen. Sie fischt sich eine Packung Zigaretten und ihr Zippo aus der Handtasche. Mit einem kleinen Lächeln fährt sie mit dem Daumen über das Feuerzeug. Es war ein Geburtstagsgeschenk ihrer Schwester - mit eingraviertem LAPD-Abzeichen. Karen weiß, wie hart ihre Schwester für ihre Karriere arbeiten musste. Karen war und ist stets für Sam da, wenn sie sich wieder einmal aufgrund der chauvinistischen Bemerkungen ihrer lieben Kollegen Luft machen muss. Sie zündet sich eine Zigarette an und bereitet sich seelisch schon mal auf die nächsten Stunden vor. Kein noch so starker Duft von Desinfektionsmittel kann den aufdringlich stechenden Geruch von Tod und Verwesung vollständig verdrängen.
Keine Stunde später stehen Samantha, Doktor Johnson und sein Assistent, Doktor Brown, rund um die Obduktionsbahre. Johnson hätte wahrlich genügend Arbeit, doch er weiß über die Dringlichkeit dieses Leichnams Bescheid und setzt ihn auf höchste Priorität. „Na dann, fangen wir an“, mit einen Blick zu Samantha fängt er an.
Für die beiden Ärzte ist dies alles Routine. Äußere Begutachtung, Fingernägel ausputzen, Y-Schnitt und dergleichen, doch für Sam bedeutet dies wie immer eine Überwindung. Würde sie auch einmal aufgeschnitten werden? Bei diesem Gedanken erschaudert sie. Gott sei Dank sind die beiden Ärzte so sehr mit ihrer Tätigkeit beschäftigt, dass sie das leichte Zucken von Sams Körper nicht mitbekommen.
Nach nochmals rund einer Stunde räuspert sich der ältere Arzt: „Das ist interessant!“, und hält eine Pinzette mit einem nach unten hängenden, dünnen Gegenstand in der Hand.
Da Samantha mitbekommen hat, an welcher...
Erscheint lt. Verlag | 12.11.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-99129-533-4 / 3991295334 |
ISBN-13 | 978-3-99129-533-4 / 9783991295334 |
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