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Drei Tage, zwei Frauen, ein Affe und der Sinn des Lebens (eBook)

Spiegel-Bestseller
Eine inspirierende Reise zu unseren Gedanken, Gefühlen und unserem verborgenen Potenzial
eBook Download: EPUB
2022
168 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-28937-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Drei Tage, zwei Frauen, ein Affe und der Sinn des Lebens - Karolien Notebaert
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Eine berührende Erzählung über die Kraft der Gedanken
Wir alle stehen manchmal vor den großen Lebensfragen: Wer bin ich? Wo will ich im Leben eigentlich hin? Wie treffe ich für mich die richtigen Entscheidungen? So geht es auch Marie, und sie beschließt, gemeinsam mit ihrer Mutter den Wicklow Way in Irland zu gehen. Zwischen Bergen, grünen Wiesen und malerischen Gebirgsseen begegnen sie Schafen, ungewöhnlichen Menschen und einem Affen, den es in Schach zu halten gilt. Marie versteht, warum Gedanken unseren Lebensweg beeinflussen und wie wir sie positiv steuern können. Sie begreift, was uns als Menschen antreibt und dabei so oft unglücklich macht - aber auch, was es braucht, um sein Leben mutig in die Hand zu nehmen und erfüllt zu leben.
Drei Tage, die Maries Leben verändern - liebevoll illustriert von der Autorin.

Die Neurowissenschaftlerin Dr. Karolien Notebaert arbeitete zehn Jahre in der Forschung, bevor sie sich selbstständig machte. Seither bringt sie mit ihrer Science und Leadership Academy neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung in Unternehmen und an interessierte Privatpersonen. Sie unterrichtet an der Goethe Business School in Frankfurt, wo sie bereits mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde. Sie ist erfolgreich als Speakerin, ob Key-Note, TEDxTalk oder bei Greator (ehemals GedankenTanken) und hält darüber hinaus Kurse mit über 10.000 Teilnehmer:innen auf Insight Timer, der weltweit größten kostenlosen Meditations-App mit etwa 18 Mio. Nutzer:innen.


Verstehen, wer du wirklich bist


»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Omelett wirklich schaffe«, stellte ich mit Blick auf den riesigen Teller vor mir fest. »Das ist mal ein richtig fettes Ding.«

»Wahrscheinlich von einem fetten Huhn«, lachte Marie.

Nach dem ausgelassenen Nachmittag gestern hatten wir ein großartiges Abendessen im örtlichen Pub von Laragh genossen und waren früh zu Bett gegangen. Die Wanderung und die frische Luft hatten uns in einen tiefen und festen Schlaf fallen lassen. Nun saßen Marie und ich uns im Frühstücksraum unseres Bed and Breakfast an einem kleinen Holztisch gegenüber. Heute würden wir über den Scarr Mountain nach Roundwood wandern – eine mittelschwere Route, die eine gute Grundkondition und Trittsicherheit erforderte, wie es im Reiseführer beschrieben wurde. Eine ordentliche Strecke lag also vor uns, für die ein deftiges irisches Frühstück die beste Voraussetzung war, dachte ich, während ich immer noch das Omelett betrachtete.

Eine halbe Stunde später packten wir unsere Rucksäcke und liefen los.

»Junge Dame, hast du dir für heute irgendwelche wissenschaftlichen Themen vorgenommen?«, fragte ich Marie scherzhaft.

»Ich bin mit denen von gestern noch ordentlich beschäftigt. Du hast mir von einem Affen in unserem Hirn erzählt«, sie grinste mich an, »und mir dann das limbische System erklärt, das eine wichtige Rolle bei unseren Emotionen und Erinnerungen spielt«, fachsimpelte Marie. »Oh, und natürlich haben wir auch über Vanessa gesprochen, die in einem Leben feststeckte, das sie unglücklich machte, aber inzwischen bereist sie die Welt«, erinnerte sie sich nur allzu gut.

Sie blieb einen Moment still.

»Jetzt weiß ich, dass meine Gedanken auch in einem Zusammenhang mit meinen Gefühlen stehen«, fuhr sie fort. »Aber mir ist immer noch nicht klar, wie wir unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen können?« Marie schaute mich fragend an.

Ich dachte kurz nach.

»Es ist eine Tatsache, vielmehr eine Kraft, dass wir unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen können, denn es hilft uns letztlich auch dabei, die beste Version unserer selbst zu werden«, antwortete ich dann im Brustton der Überzeugung. »Ich werde dir noch ein wenig mehr darüber erzählen, was Potenzial und Leistung bedeuten.«

Wir waren am Fuße des Paddock Hill angekommen und entschieden uns für eine kurze Rast, bevor wir den Anstieg durch den dunklen Wald in Angriff nahmen. Marie zog ein kleines bunt gestreiftes Tuch aus ihrer Hosentasche und band es sich um die Stirn. Währenddessen trank ich einen Schluck Wasser und blickte in den verwunschenen Wald hinein.

»Auf geht’s«, ermunterte ich meine Tochter, die noch immer ihre langen roten Haare zu bändigen versuchte.

Obwohl es noch früh am Tag war, fühlte es sich an, als ob wir in den Abend hineinliefen, so dicht standen die Bäume beieinander, deren Kronen teilweise zusammengewachsen waren. Ganz still war es und mutete fast ein wenig unheimlich an. Langsam gingen wir bergauf, und die Tannennadeln, die den gesamten Boden bedeckten, federten unsere Schritte ab und waren das einzige Geräusch, das wir vernahmen.

»Leistung ist für mich wie eine Gleichung: dein Potenzial minus deine inneren Hemmschuhe. Das Ergebnis ist die Leistung, die du und andere sehen können. Zum Beispiel deine erreichte Zeit bei einem Rennen, das Halten einer Präsentation, das Schreiben eines Reports oder die Erarbeitung kreativer Ideen. Das Potenzial, das du hast, bezieht sich auf deine Talente, deine Fähigkeiten, dein Know-how, deine Expertise. Im Idealfall spiegeln deine Leistungen dein Potenzial wider. Wir alle verfügen über ein bestimmtes Potenzial, das jeweils einzigartig ist. Hast du eine Idee, was dein Potenzial sein könnte?«

Marie überlegte eine Zeit lang, ehe sie antwortete.

»Ich bin eine gute Läuferin und eine gute Tennisspielerin. Fremdsprachen lerne ich ziemlich schnell, und ich kann recht gut singen«, antwortete sie dann klar.

»Ja genau, das sind Beispiele für dein Potenzial. Es gehört zu dir, und niemand kann es dir wegnehmen. Darüber haben wir gestern schon mal kurz in Zusammenhang mit deinem Sieg beim 800-Meter-Lauf gesprochen.«

Marie nickte.

»Leider können wir oft nicht auf unser volles Potenzial zugreifen, weil wir es mit Hemmschuhen oder sogenannten inneren Blockaden zu tun haben.«

»Und was ist das?«

»Das lässt sich wieder am besten an einem Beispiel erklären. Was das Singen betrifft, hast du ein großes Potenzial, Talent und eine wöchentliche Übungseinheit im Chor. Stell dir also vor, du bist allein zu Hause, singst in der Küche vor dich hin, bist supergut drauf, triffst jeden Ton und förderst dein volles Potenzial zutage.«

Marie lächelte.

»Jetzt stell dir vor, du bist am nächsten Tag abends auf einer Party, und dort erfährt jemand, dass du eine gute Sängerin bist und in einem Chor singst. Diese Person bittet dich, hier und jetzt vor allen ein Ständchen zu singen. Was passiert dann?«

»Ich hoffe, das wird nie passieren«, antwortete Marie ohne Umschweife. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht meine beste Leistung bringen würde. Wahrscheinlich würde ich gar nicht singen!«

»Hast du dein Potenzial verloren? Oder zu Hause vergessen?«

»Nein, natürlich nicht«, erwiderte sie lachend.

»Warum also?«

»Ich glaube, ich würde nervös werden. Ich würde zu sehr unter Druck geraten und hätte Angst, dass mich die anderen auslachen würden. Ich würde mich völlig gestresst fühlen«, fuhr Marie fort.

»Genau. Der Affe erzählt dir dann nämlich eine Geschichte, in der du unter Druck gesetzt und ausgelacht wurdest. Es ist die innere Stimme, der Affe in unserem Hirn, der plötzlich eine innere Blockade verursacht.«

»Es sind also solche Hemmungen, die mein Potenzial fürs Singen blockieren«, schlussfolgerte Marie. »Was kann ich dagegen tun?«

»Hier kommt die Gleichung, von der ich sprach, zum Einsatz: Deine Leistung ist das Potenzial minus die inneren Hemmschuhe. Und deshalb würde es Sinn machen, deine Leistung auf gesunde und natürliche Weise zu steigern, das bedeutet, dein Potenzial immer mal wieder zu entfalten, was wiederum bedeutet, die inneren Blockaden zu reduzieren. Diese Fähigkeit nennen wir Selbstregulation

Marie nickte, und wir gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Mittlerweile hatten wir den Waldweg verlassen, und das Knacken der kleinen Äste und trockenen Fichtennadeln unter unseren Schuhen entfaltete einen eigenen Rhythmus, von dem wir uns treiben ließen. Am Ende des Anstiegs erreichten wir eine Hochebene, die uns endlich wieder von der Dunkelheit ins Licht führte.

»Selbstregulation?«, Marie schaute mich fragend an, als ob sie aus einer anderen Welt auftauchen würde.

»Ja, das ist unsere Fähigkeit, unsere inneren Blockaden zu erkennen und sie herunterzuregeln. Auf diese Weise können wir unser Potenzial freisetzen und letztlich irgendwann die beste Version unserer selbst werden. Oder, um es anders auszudrücken: die Selbstregulation erlaubt es uns, unser Potenzial freizusetzen und es bestmöglich in die Leistung einzubringen.«

»Kann ich meine Selbstregulation verbessern?«

»Sie ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Das heißt, wir alle werden mit einer gewissen Fähigkeit zur Selbstregulation geboren. Und zum Glück können wir sie auch verbessern, wenn wir wollen. Seitens der Forschung hat sie inzwischen viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und das Interesse, sie zu ergründen, wurde in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts durch das Marshmallow-Experiment von Professor Walter Mischel an der Stanford University in Kalifornien noch weiter angeheizt.«

»Marshmallows? Sind damit die weichen, schwammartigen süßen Teilchen gemeint, die wir manchmal über dem Feuer rösten?«, hakte Marie nach.

»Genau die. Als du drei Jahre alt warst – ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst? –, habe ich das Marshmallow-Experiment mal mit dir gemacht.«

Marie schaute mich entgeistert an.

»Okay, okay, du warst kein echtes Versuchskaninchen – lass mich das Experiment erklären: Es wird meist mit jungen Kindern zwischen vier und sieben Jahren durchgeführt. Ein Kind sitzt dabei an einem Tisch, auf dem ein kleiner Teller mit einem Marshmallow steht. Der Forscher erklärt dem Kind, dass es, wenn es dieses Marshmallow nicht isst, während er für eine Viertelstunde nicht da sei, noch ein zweites Marshmallow bei seiner Rückkehr bekäme. Nach der Erklärung verlässt der Forscher den Raum.«

»Oh krass, was ist das denn für ein gemeines Experiment! Das bedeutet ja, dass die Kinder zwischen einer kleinen, sofortigen Belohnung und einer größeren später entscheiden müssen?«

»Und das ist in der Tat keine einfache Aufgabe für ein kleines Kind«, betonte ich. »Interessanterweise beobachtete man die Kinder aus dem Experiment über einen längeren Zeitraum weiter. Walter Mischel und sein Team fanden heraus, dass die Kinder, die wartend vor dem Marshmallow sitzen konnten, als Erwachsene bessere Noten bekamen, bessere Karrierechancen hatten und einen gesünderen Lebensstil führten. Weitere Studien dazu bestätigten diese Ergebnisse: Kinder mit einer besseren Selbstregulation haben tendenziell mehr Erfolg im Leben – sowohl auf privater als auch beruflicher Ebene. Allerdings ergab eine neuere Studie bei dem Versuch, diese Ergebnisse zu reproduzieren, dass es nicht nur eine Frage der Selbstregulation, sondern auch des wirtschaftlichen Hintergrunds ist, wenn es um den Erfolg im Leben geht....

Erscheint lt. Verlag 11.7.2022
Zusatzinfo m. Illus i. Text, 4c
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Cafe am Rande der Welt • Der Sinn des Lebens • Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich • eBooks • Gesundheit • Irland • John Strelecky • Lebenshilfe • Mental Health • Motivation • Mutter-Tochter-Beziehung • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Positives Denken • Ratgeber • Selbstoptimierung • Selbstwert • Stress • Tessa Randau
ISBN-10 3-641-28937-8 / 3641289378
ISBN-13 978-3-641-28937-9 / 9783641289379
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