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Haduwig -  Mahina Severina Delaya

Haduwig (eBook)

Auf der Suche nach Freiheit
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
105 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-3449-9 (ISBN)
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Hedwig verbrachte die meiste Zeit ihres jungen Lebens auf der Flucht. Sie sehnte sich, wie einst ihr Vater, nach Abenteuern und neuen Ländern. Auf ihrer Reise traf sie auf jene, die sie zu versklaven und zu töten beabsichtigten. Sie lernte jedoch auch Gefährten kennen, die sie liebten und schätzten. Der Kampf um Liebe, Heimat und Ruhm ließ aus Hedwig eine gnadenlose Kriegerin werden, die von vielen gefürchtet wurde.

Fünf Jahre lang las man nichts von Mahina Severina Delaya. Im August 2021 entstand diese neue Geschichte und sie musste geschrieben werden.

HADUWIG.


In einer kühlen Sommernacht rannte sie wiederholt um ihr Leben.

Sie waren ihr sehr nahe und ihre Kräfte schwanden allmählich.

Aufgeben wollte sie nicht. Niemals hätte sie sich ihnen ausgeliefert.

Die Wunde an ihrem Bein, klaffend und blutend, von Schmutz bedeckt,

die sie sich auf einem Felsen zuzog, als sie hinunter schlitterte, um ihre

Spuren zu verwischen. Vergebens.

Nichts war mehr in ihrem Besitz. Das Schwert im Kampf verloren,

die Kleidung zerschlissen, ihr Pferd getötet von den Feinden.

Von der eigenen Sippe verstoßen, ging sie schon immer ihren eigenen Weg.

Einen steinigen Weg, voller Hürden und Kämpfe, verfolgt und gejagt,

zum Tode verurteilt.

Der Hain bot ihr keinen Schutz und sie war fremd in dieser Gegend.

In diesem einen Moment, in dem ihre Beine verzagten, hörte sie leise

eine männliche Stimme singen. Es klang wie ein Klagelied,

voller Sehnsucht und Pein. Sie fiel zu Boden.


Sie standen vor ihr. Ihre stolzen Blicke durchbohrten ihren Körper.

Des einen Mannes Schwert an ihrer Kehle, des anderen Hand in ihrem Schoß.

Starr und stumm lag sie in ihrem eigen Schweiß und Blut,

innerlich flehend, ihren Körper zu verlassen.

Sie schrie, doch es ertönte nicht einmal ein flüstern.

Sie trat und schlug nach ihnen, doch ihr Körper bewegte sich nicht.

Ein Rabe zog seine Kreise über dem Geschehen, ihr Blick folgte ihm aufmerksam.

Es schien, als wollte er ihr etwas zeigen.

Wieder hörte sie die singende Stimme. Fremd und doch vertraut.

Sie fühlte, wie sich die Schlinge um ihren Hals zuzog.

Trotz dem lauschen der Stimme, hatte sie noch immer die Männer

zwischen ihren Beinen und das Schwert an der Kehle, das bereits

mit mehr Druck gehalten wurde, sodass Blut an ihrem Hals herunter rann.

Sie verlor den Raben und schloss die Augen. Dass das ihr Ende sein sollte, wollte sie nicht akzeptieren.



Es duftete nach Feuer. Nach feuchtem Holz, das im loderndem Feuer knisterte.

Den Geruch hatte sie schon beinahe vergessen. Zu lange war sie auf der Flucht,

als dass sie sich hätte wärmen können. Geschwächt und ängstlich sah sie sich um.

Keine Menschenseele war in ihrer Nähe, kein Blut an ihrem Hals.

Sie fasste an ihr Bein, ein spärlicher Verband bedeckte ihre Wunde.

Neben ihr stand eine Holzschale mit Haferbrei auf dem Boden.

Der Hunger trieb sie dazu, die Schale zu verschlingen, ohne Luft zu holen.

Es näherten sich Schritte. Sie scheiterte beim Versuch, aufzustehen

und entschied sich, davon zu kriechen.

Steine und tote Äste erschwerten ihr das Vorankommen.

Den Blick nach hinten gerichtet sammelte sie all ihre Kraft und zog sich ins Unterholz.

Im Schein der Sicherheit sah sie nach vorn.

Da stand er. Mit Stiefeln so groß wie Thors Hammer,

die Waden so stark wie ihre Oberschenkel.

Sie wagte es, ihren Blick weiter nach oben schweifen zu lassen.

Ein wahrer Hüne erschwerte ihr die Flucht.

Sein Blick zeigte, dass er nicht erfreut war. Ihr Herz schlug schnell.

Er hob sie auf seine Arme und trug sie zurück zum Feuer.

"Trinkt!", befahl er und reichte ihr eine Lederflasche.

Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lassen.

Er sah verloren ins Feuer.

"Wer seid Ihr? Beabsichtigt Ihr, mich zu töten?", wimmerte sie.

Nach einem Moment der Stille antwortete er: "Warum sollte ich Euch retten, um Euch dann zu töten?"

Ihr Herz stockte für einen Augenblick.

Doch müde und fiebrig legte sie sich erneut zu Boden.

Sie fror schrecklich und das Bein schmerzte. Ihre Arme waren von Kratzern übersät,

die Augen brannten und ihre Haut hatte schon lange kein Wasser gesehen.

Als sie die Decke näher zu ihren Schultern zog, die ihr der Fremde gab,

entdeckte sie frisches Blut an ihren Händen.

Sie tastete ihren Körper ab, um herauszufinden, woher das Blut kam.

Es war nicht zu sehen, wo es heraus trat.

Erschöpft schloss sie wieder die Augen und bat die Götter, ihr zu helfen.

Neunzehn Lenze waren zu wenig, um diese Welt zu verlassen.

Sie konnte in der Ruhmeshalle noch nicht allzu viele Geschichten erzählen

und wollte lieber im Kampf sterben, als jämmerlich am Boden liegend

wegen einer verschmutzen Wunde.

Während ihr Körper zu brennen schien, zitterte sie vor Kälte.


Ein lauter Schrei hallte durch den Wald. Sie öffnete schreckhaft die Augen.

Der Fremde lag ihr gegenüber, mit der Hand an ihrer Stirn einen

nassen Stofffetzen haltend.

"Ihr träumt. Ruht! Es geschieht Euch nichts.", sprach er mit beruhigender Stimme.

"Ihr seid besorgt. Vertreibt die bösen Geister!"

Sie verstand seine Worte gewiss. Doch immer wieder erstarrte sie

und verlor die Kontrolle über ihren Körper.

Nie hatte sie über etwas bestimmen können, außer über ihren Körper.

Sie rannte, wann immer sie rennen wollte.

Sie kämpfte, bis der letzte Feind zu Boden fiel.

Nie ließ sie ihr Körper im Stich. Die Natur gab ihr stets Medizin,

wenn sie sie brauchte. Plötzlich lag sie hilflos und ohne Orientierung

im Wald und war einem Fremden ausgeliefert.

Der Gedanke daran ließ sie weinend und erschöpft einschlafen.


Als die Morgensonne durch die saftig grünen Laubbäume schien,

das Feuer neu entfacht wurde und die ersten Vögel ihre Lieder sangen,

erwachte sie mit neuen Kräften.

Sie richtete sich auf und sah dem Fremden zu, wie er frische Kräuter

in einer Schale zerrieb.

"Es geht Euch besser?"

Sie nickte schüchtern.

"Lasst mich die Wunde versorgen.", es klang weniger wie eine Bitte,

als nach einem Befehl.

Sie streckte ihm das Bein hin. Die Wunde war sauberer und das Blut gestillt.

"Wie konntet Ihr nur so leichtsinnig sein? Ihr wisst sicherlich,

das hätte Euer Ende sein können!",

er klang vorwurfsvoll.

Sie wusste durchaus, dass er Recht behielt.

Wie vielen Menschen hatte sie mit ihren Kenntnissen geholfen.

"Ich verließ mich auf höhere Mächte.", winzelte sie.

"Diese haben Euch offensichtlich nicht im Stich gelassen."

Er reichte ihr einen Stock und bat sie, aufzustehen, während er

sie unter ihrem Arm stützte. Nach einem Atemzug brach sie jedoch

zusammen und fand sich den Tränen nahe auf dem Boden wieder.

"Erneut!", er stützte sie wieder.

"Ich schaffe es nicht!", sagte sie mit weinerlicher Stimme.

"Erneut!", wiederholte er sich.

Sie hielt inne und dachte an den Raben. Plötzlich stand sie und sah dem Fremden in die Augen. Wieder schlug ihr Herz schneller, als sie je rannte.

"Hedwig, ich freue mich, Euch endlich gegenüber zu stehen.", sie lächelte erleichtert.

"Cuno, die Freude ist ganz meinerseits."


Tage verstrichen, doch sie redeten wenig. Etwas schien ihn zu bedrücken.

Die vergangenen Erlebnisse ließen sie nicht los.

"Bitte, erzählt mir, was mit den Männern geschah. Wie habt Ihr sie alleine bezwungen?"

Er sah sie fragend an. "Welche Männer? Ich sah Euch zu Boden fallen,

trug Euch hier her und einen Wimpernschlag später wolltet Ihr vor mir fliehen."

Regungslos starrte sie ins Feuer. "Das Blut an meiner Kehle?

An meinen Händen?"

"Eure Stirn war heißer als die Glut dieses Feuers. Die Sinne spielten

Euch scheinbar Streiche. Sorgt Euch nicht.", er konnte sie nicht ansehen.

Sie wurde nachdenklich, ob es an ihrer Erscheinung lag.

Das Schürzenkleid, das sie trug, war von Motten zerfressen.

Der Mantel mit Schlamm durchnässt und ihr kupfern schimmerndes Haar zerzaust.

Viele Narben zierten ihren Körper, ebenfalls ihr Gesicht.

"Ich ziehe zum nächsten Vollmond weiter.", offenbarte er.

Dieser war in wenigen Tagen und Hedwig hatte noch keine Vorstellung, wohin sie gehen sollte. "Darf ich Euch begleiten?", fragte sie mutig.

Cuno zuckte mit den Schultern. "Ich kann es Euch nicht verwehren."

Sie hätte am liebsten einen anderen Weg eingeschlagen.

Doch etwas unbekanntes riet ihr, ihm zu folgen.


Die Wunde heilte gut, Hedwig erholte sich und der Mond zeigte,

dass es Zeit für den Aufbruch war.

Cuno packte die letzten Habseligkeiten zusammen.

"Ich folge Euch. Wenigstens ein kleines Stück.", sagte sie.

Er nickte zustimmend.

Der Waldboden war von Wurzeln bedeckt, der Weg beschwerlich.

Man hörte Wölfe in der Ferne und der Mond schien so hell,

dass es keiner Fackel bedurfte. Zu dieser Zeit waren sie sicher.

Wilde Tiere stellten keine Gefahr da. Hedwig konnte erstaunlich weit laufen,

bevor sie beschlossen, sich nach Stunden an einem Bach nieder zu lassen und zu ruhen.

Cuno wollte ungern ein Feuer entfachen, da er vermeiden wollte, gesehen zu werden.

Sie lagen nebeneinander und sahen wortlos in den mit Sternen bedeckten Himmel.

Hedwig hätte ihn gerne Fragen gestellt. Die letzten Tage zusammen zeigten jedoch,

dass Cuno nicht viel sprach. Nicht alleine zu sein gab ihr ein gutes Gefühl.

Ein Gefühl von Sicherheit und Wärme. Das erste Mal in ihrem Leben.


In dieser Nacht schlief sie ruhig.

Ein Rotschwanz sang sein Morgenlied, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen

durch das Laub der Bäume schien....

Erscheint lt. Verlag 5.11.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7557-3449-4 / 3755734494
ISBN-13 978-3-7557-3449-9 / 9783755734499
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