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Sommerschwestern (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman | Der Bestseller von der Autorin der »Dienstagsfrauen«

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30382-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sommerschwestern -  Monika Peetz
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Vier Schwestern, drei Generationen und eine mysteriöse Einladung an die Nordsee. Vier erwachsene Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, folgen der rätselhaften Einladung ihrer kapriziösen Mutter zu einem Familientreffen am Ferienort ihrer Kindheit. Mit gemischten Gefühlen treffen sie im malerischen Örtchen Bergen an der holländischen Küste ein. Jede mit ihren eigenen Sorgen und Gedanken im Gepäck. Warum ruft die Mutter sie zusammen? Was hat sie ihnen zu sagen? Holland war für die vier Schwestern ein Paradies. Jedes Jahr fuhr die Familie aus Köln in den Sommerurlaub nach Bergen an die Nordsee. Im Dreieck zwischen Campingplatz, Dorf und Strand verbrachten sie ihre glücklichste Zeit. »Wir sind eben für den Alltag nicht gemacht«, sagt eine der Schwestern, wenn sie sich, kaum zurück zu Hause, wie immer stritten, »wir sind Sommerschwestern.« Die Idylle fand ein jähes Ende, als der Vater auf dem Weg zum Strand tödlich verunglückte. Schon im Anlauf zu dem Familientreffen 20 Jahre später zeigen sich die Risse im Familiengefüge. Die Mutter Henriette Thalberg bewertet alles, was ihre Kinder tun. Nur mit Doro, ihrer ältesten Tochter, einer erfolgreichen Kostümbildnerin, geht sie gnädig um. Yella dagegen, Mutter von zwei Kindern, scheint ihrer Mutter nichts recht machen zu können. Am meisten ärgert es Yella, dass sie sich durch die abfälligen Kommentare der Mutter auch mit 33 Jahren noch immer auf die Palme bringen lässt. Und da sind noch die Zwillingsschwestern Amelie und Helen, elfenhaft-verträumt die eine, nüchtern pragmatisch die andere. Sie alle bringen ihre Geheimnisse mit nach Bergen - das größte aber hat ihre Mutter in petto. 

Monika Peetz studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie in München. Seit 1998 lebt sie als Drehbuchautorin in Deutschland und den Niederlanden. Monika Peetz ist die Autorin der Bestsellerreihe »Die Dienstagsfrauen«. Ihre Romane um die fünf Freundinnen waren SPIEGEL-Bestseller und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Mal. Ihre Bücher erscheinen in 26 Ländern und sind auch im Ausland Bestseller. Bei Kindler Jugendbuch hat sie die Romantrilogie »Herz der Zeit« vorgelegt.

Monika Peetz studierte Germanistik, Kommunikationswissenschaften und Philosophie in München. Seit 1998 lebt sie als Drehbuchautorin in Deutschland und den Niederlanden. Monika Peetz ist die Autorin der Bestsellerreihe »Die Dienstagsfrauen«. Ihre Romane um die fünf Freundinnen waren SPIEGEL-Bestseller und verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Mal. Ihre Bücher erscheinen in 26 Ländern und sind auch im Ausland Bestseller. Bei Kindler Jugendbuch hat sie die Romantrilogie »Herz der Zeit« vorgelegt.

Inhaltsverzeichnis

3. Das Quaken der Frösche


Die Kilometer ratterten unter Yella weg. An Schlaf war nicht zu denken. Mit jeder Stunde, die sie von ihrem Berliner Alltag trennte, wuchs ihre Anspannung. Das merkwürdige Gefühl in ihrem Bauch ließ ihr keine Ruhe. Gegen elf Uhr erreichte der Zug die Grenze bei Bad Bentheim. Niederländische Sprachfetzen wehten an ihr Ohr. Gefühlt eine wahllose Aneinanderreihung von unbegreiflichen Tönen tief aus dem Rachen, die herrlich fremd und vertraut zugleich klangen. Während in Berlin für Sohn Leo die vierte Stunde begann, donnerte der Zug Richtung Vergangenheit.

Gerührt betrachtete sie die Tulpenfotos, die Amelie auf Instagram postete, als Doro sich mit einem Bildanruf meldete. »Tippen ist Zeitverschwendung«, sagte sie immer. Atemholen offenbar auch, denn Doro stand wie üblich unter Strom und legte sofort los.

»Hat Henriette dich erreicht?«, sagte sie, ohne sich Zeit für eine Begrüßung zu nehmen.

»Nein, wieso?«, fragte Yella alarmiert.

»Unsere Mutter lässt ausrichten, dass sie es nicht schafft …«, begann Doro einen ihrer berühmten Halbsätze, als im Hintergrund eine Figur schemenhaft durchs Bild huschte. Ihre Schwester unterbrach sich sofort.

»Maria, sind das die Federn aus Italien?«, fragte sie entzückt und verschwand aus dem Bild.

Offenbar hatte sie ihr Handy auf ihrem Arbeitstisch aufgestellt. Yella erkannte die raumhohen industriellen Stahlregale, in denen Doro Stoffe, Latex, Felle und Schaumgummi lagerte. Sie konnte das Kostümatelier förmlich riechen, die einzigartige Mischung aus Kleber, Farbe, Staub, Textilien, heißem Kaffee, Aufregung und elektrischer Spannung vermittelte sich selbst auf Abstand. An einer Nähmaschine schwitzte ein junger Mann über einem Ballen Tüll, im Hintergrund bügelte ein Mädchen mit einem Dampfglätter eine lange Batterie froschgrüner Kostüme, die an einem sperrigen Drahtgestell baumelten. Doros Gesicht schob sich wieder ins Bild.

»Bist du noch im Atelier?«, fragte Yella überflüssigerweise. Doros Look, ein eisblauer perfekt sitzender Overall, der über und über mit dekorativen Farbspritzern bekleckst war, dazu eine hippe Mütze, unter der ihre weißblonden Haare scheinbar unabsichtlich hervorblitzten, sagte eigentlich genug. Yella musste neidlos anerkennen, dass die Kostümbildnerin selbst in Arbeitskleidung unfassbar stylish aussah.

»Unsere Mutter hätte mal fragen können, bevor sie einen Termin festsetzt«, seufzte Doro. »Die Einladung kommt zur Unzeit.«

Yella gab ihr recht. Aber machte das für Doro wirklich einen Unterschied? Ihre große Schwester pflegte seit Jahren diesen gehetzten Tonfall. Ihr Stresslevel hatte sich jedoch auf neue Höhen geschraubt, seit sie mit dem neuesten britischen Regie-Wunderkind an einer aufwendigen Musicalversion von Alice im Wunderland arbeitete. War die Premiere für Berlin vorgesehen? Oder war es Hamburg? Stuttgart? München? Yella hatte angesichts der Vielzahl an Projekten den Überblick verloren und den Moment verpasst, an dem man hätte nachfragen können, ohne sich wie die unaufmerksamste Schwester der Welt zu fühlen. Kurz-vor-irgendwas-Ultrawichtigem war ein chronischer Zustand bei Doro. Ihre Schwester wirkte nicht, als litte sie unter Reisefieber oder übertriebener Aufbruchsstimmung. Doro nahm das Handy hoch. Im Stechschritt eilte sie durch ihr Lager.

»Mir ist eine Anprobe dazwischengekommen«, sagte sie. »Ich hatte schlechte Coronajahre. Ich muss alle Aufträge annehmen, um die Schulden abzuarbeiten.«

Besonders unglücklich klang sie nicht. Doro zählte zu der Sorte Mensch, die von extrastarkem Kaffee und Adrenalin lebte. In ihrer Stimme klang die Begeisterung mit, eine Aufgabe zu haben, die sie in ein unabkömmliches, absolut unersetzliches Mitglied der Gesellschaft verwandelte. Doro hatte es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht, der von ihren Praktikanten akribisch auf dem neuesten Stand gehalten wurde. Yella genoss es, beruflich Teil eines Teams zu sein. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie kräftezehrend es sein musste, immer alleine an vorderster Front zu stehen. Wenn sie selbst nach einem Arbeitstag voller Termine und Meetings, dem Essen und abendlichen Kinderritualen erschöpft auf ihr Sofa sank, zu müde, auch noch ein einziges Spielzeugauto vom Boden aufzuheben, besuchte ihre Schwester im Zweifel noch eine Vorstellung in Berlin, München oder London. Wie schaffte sie das bloß? Woher nahm sie die Energie? Doro sah selbst fix und fertig besser aus als Yella im Gala-Outfit.

»Was ist mit Mama?«, fragte Yella ungeduldig.

»Kleinen Moment, ich bin gleich bei dir.«

Yella schüttelte den Kopf über ihre viel beschäftigte Schwester, deren Leben daraus bestand, so viele Bälle wie möglich in die Luft zu werfen und zu hoffen, dass sie nicht gleichzeitig auf sie niederregneten. Meisterjongleurin Doro meldete sich vor allem dann, wenn sie beim Bäcker in der Schlange stand, im Friseurstuhl ausharrte, im Taxi zwischen Terminen hin und her eilte, am Herd stand oder bei einem Geschäftsessen auf ihre Verabredung wartete. Doro konnte es nicht ertragen, auch nur eine einzige Minute ungenutzt verstreichen zu lassen. Autofahrten mit Doro waren eine Qual. An jeder roten Ampel wich sie in eine Nebenstraße aus, um über Schleichwege vermeintlich schneller ans Ziel zu kommen. Sie war grundsätzlich auf dem Sprung, in der Warteschleife, auf einer anderen Leitung und unterwegs von A nach B. Wann immer sie mit Yella telefonierte, unterbrach sie sich ständig, um eben eine superdringende Anweisung an Ludwig weiterzugeben, eine Näherin auf Fehler hinzuweisen, Lucy zu Hausaufgaben anzuhalten oder den Nachbarshund zurechtzuweisen. Selbst im Kreißsaal hatte sie zwischen den Wehen noch Änderungen für ihre neue Einbauküche veranlasst, damit alles für die Ankunft des Babys perfekt war. Kein Wunder, dass Ludwig im Lauf der Jahre so zugelegt hatte. Er brauchte die zusätzlichen Kilos, um Doros ungebremstem Tatendrang als Fels in der Brandung standhalten zu können. Leider war Yella nicht so hart im Nehmen wie ihr Schwager.

»Ich wollte nur schnell durchgeben, dass ich mit unserer Mutter ausgemacht habe …«, begann ihre Schwester.

»Was hast du gesagt?«, schrie Yella.

Das Tackern, Rattern und Zischen im Hintergrund verschluckte Doros Worte. Doro vermittelte Yella immer den Eindruck, dass ihre Zeit zu kostbar war, um sie mit Familientelefonaten zu verschwenden.

Früher hatte sie leidenschaftlich gerne durch die Tür in das Leben der Kostümbildnerin geblickt. Als sie noch in Köln wohnte, hatte sie Doro oft besucht und regelmäßig auf ihre Nichte Lucy aufgepasst, wenn es brannte. Seit sie nach Berlin gezogen war und selber Kinder hatte, war der Kontakt zu Doro verwässert. Selbst wenn ihre große Schwester in ihrer Nähe engagiert war, schaffte sie es äußerst selten, bei Yella vorbeizuschauen. Doro war die unangefochtene Königin, die in ihrem Korb residierte und ihre Arbeitsbienen nur auf eigenem Terrain empfing.

»Was ist los?«, wiederholte Yella so laut, dass ihre Zugnachbarn aufmerksam wurden.

Sie zog ihre Stirn in Falten. Ihre Schwester hätte natürlich auch auflegen können, um zu einem passenderen Zeitpunkt anzurufen. Yella hatte Doro im Verdacht, Publikum zu genießen. Wollte die Arbeitswütige ihr mal wieder demonstrieren, wie unabkömmlich sie war? Wie brillant? Wie ultrawichtig? Es war, als lebe Doro erst dann auf, wenn sie gesehen wurde.

»Was hast du mit Mama ausgemacht?«, fragte sie erschöpft.

»Doro, Süße …«, erklang eine seltsam bekannte Stimme.

Ein Schatten schob sich ins Bild, die Kamera wackelte und fing einen jungen Mann ein. Yella erkannte den Schauspieler sofort. Sie hatte Simon Carlson in einer Krankenhausserie angeschmachtet und heimlich davon geträumt, dass er sie aufpäppeln würde, wenn sie abends todmüde auf dem Sofa zusammenbrach. Seit wann hatte der etwas mit Theater zu tun?

»Kleinen Moment«, vertröstete Doro ihn. »Ich telefoniere gerade mit meiner Schwester. Simon, sag Hallo zu meiner Schwester.«

Doro drehte die Kamera noch weiter zu ihm, sodass sie sein Gesicht erfasste.

»Hallo, Schwester«, säuselte der smarte Assistenzarzt von Station 17.

Yella ärgerte sich. Die beiden führten eine Nummer auf und degradierten sie zur Zuschauerin.

»Es tut mir leid, Schwester, aber ich brauche meine liebe Doro einen Moment ganz alleine für mich. Ich muss ihr gratulieren zu dem fantastischen Kostüm, das sie mir auf den Leib geschneidert hat. Keine versteht mich so gut wie Doro«, sagte die butterweiche Stimme, die Yella schon so oft in den Schlaf gesäuselt hatte. »Sie meldet sich gleich wieder. Tschüss, Schwester.«

Und dann legte er einfach auf. Das Telefongespräch warf mehr Fragen als Antworten auf und ließ Yella verwirrt zurück. Warum hatte Doro eigentlich angerufen? Was war mit ihrer Mutter? Yella rief verärgert zurück, erreichte jedoch nur die Mailbox.

Yella seufzte schwer auf. Sie liebte ihre eigene Arbeit. Trotzdem fühlte sie sich nach so einem Telefonat jedes Mal auf Zwergengröße reduziert, unbedeutend und gescheitert. Während die Kostümbildnerin sich mit schillernden und berühmten Menschen umgab und eine glanzvolle Karriere vorzuweisen hatte, waren die bunten Tupfer in Yellas Leben im Zweifel vergessene Legosteine, auf die sie trat, wenn sie frühmorgens barfuß Richtung Kaffeemaschine taperte. Gespräche mit ihrer großen Schwester saugten die letzte Energie aus ihr heraus. Wann immer sich ihre Pfade kreuzten, hinterließ die Begegnung einen schalen Beigeschmack. Müsste ihr Leben nicht größer, dramatischer und bunter sein? Ihre Chefin im Büro...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Reihe/Serie Die Sommerschwestern-Romane
Die Sommerschwestern-Romane
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ausgerechnet wir • Bestseller-Autorin • Die Dienstagsfrauen • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Familientreffen • Frauenroman • Geschenk-Buch • Geschenk für Frauen • Geschenk zum Muttertag • Holland • Kindheitserinnerungen • Meer • Mutter-Tochter-Verhältnis • Nordseeküste • Sieben Tage ohne • Strand • Thalberg
ISBN-10 3-462-30382-1 / 3462303821
ISBN-13 978-3-462-30382-7 / 9783462303827
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