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Die Herrin der Regenmacher (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
352 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-25966-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Herrin der Regenmacher - Timo Leibig
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Die Regenmacher sind böse, gefährlich und intelligent. Wird ihre Herrin sie aufhalten oder in den Krieg führen? Nach »Der Zorn der Regenmacher« der nächste in sich abgeschlossene Roman aus den phantastischen »Jundar-Chroniken«.
Die Zwillingsbrüder Henning und Nante lieben die raue See. Sie ist ihr Leben. Doch als die albtraumhaften Jundar aus den Tiefen aufsteigen, sind die Brüder gezwungen, dem Meer den Rücken zu kehren und ins Landesinnere zu flüchten. Bei ihnen ist die Heilerin Leyna - die Einzige, welche die Invasion der Jundar zurückzuwerfen vermag. Dazu muss sie gegen ihren Willen lernen, ihre sonst lebenspendende Magie zum Kampf einzusetzen. Dabei ist nicht ihr geliebter Henning ihr Lehrmeister, sondern der nahezu wahnsinnige, magiebegabte Nante. Aber die Jundar lassen sich nicht so leicht bekämpfen: Sie haben ihre eigenen Pläne für Leyna ...

Die Jundar-Chroniken:
1. Der Zorn der Regenmacher
2. Die Herrin der Regenmacher

Die Nanos-Dilogie :
1. Nanos - Sie bestimmen, was du denkst (als Taschenbuch erhältlich unter dem Titel »Die Nanos-Mission«)
2. Nanos - Sie kämpfen für die Freiheit (als Taschenbuch erhältlich unter dem Titel »Die Nanos-Rebellion«)

Als Kind wollte Timo Leibig Erfinder werden - heute erfindet er spannende Geschichten. Vierundzwanzig Bücher hat er bereits in den Genres Fantasy, Science Fiction und Thriller veröffentlicht. Er legt Wert auf originelle Storys und lenkt den Blick in die Abgründe der menschlichen Seele - wo in uns allen das Böse lauert. Mit seinen Werken bei Blanvalet und als Selfpublisher konnte er über 250.000 Leser*innen bereits begeistern. Wenn Timo gerade nicht schreibt, entwirft der studierte Designer Buchcover, zeichnet Fantasyfiguren oder ist mit seiner Hündin Tessa unterwegs in den Bergen. Bei einer deftigen Brotzeit lädt er die Kreativbatterien auf und träumt bisweilen von einer eigenen Alm in den Alpen.

Kapitel 1

Südmark, östlich von Goldfeldern


»Ich sage Euch, es war ein Monster von einem Hirsch!«, beharrte Artur, als sie den bewaldeten Hang erklommen. »So ein Vieh habe ich noch nie gesehen!«

»Monster … Seit wann habt Ihr Angst vor Rotwild?« Meister Lüttich duckte sich unter einem herabhängenden Ast hindurch. Die Dämmerung senkte sich herab und tauchte das Dickicht zwischen den Eichen und Hainbuchen in diffuse Dunkelheit.

»Ich habe keine Angst!« Artur stand wie sein Vater als Jäger im Dienste des Königs, seit er denken konnte. Die Wälder um Goldfeldern waren sein Heim. »Und es war auch kein normales Rotwild!«

Meister Lüttich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. »Wir werden sehen.«

Vielleicht besser so, dachte Artur. Meister Lüttich glaubte ihm sowieso nicht, und hätte Artur das Monster nicht mit eigenen Augen gesehen, würde er es selbst nicht glauben. Er war am Morgen auf der Suche nach einer verletzten Hirschkuh gewesen, die bei der letzten Patrizierjagd den edlen Herren entkommen war. Eine Spur hatte ihn auf den Kamm geführt und hatte sich dort leider verloren. Er war deshalb auf eine der Eichen geklettert und hatte zwischen den Ästen hindurch stattdessen das Monster erspäht. Ein Prachtexemplar von Hirsch, größer noch als die roten Edlen, die von den Patriziern am liebsten gejagt wurden. Das Geweih hatte mindestens sechs oder sieben Fuß in der Breite gemessen und im Morgenlicht fahl geleuchtet, ebenso wie die Augen des Monsters: gelborange, wie zwei Laternen in der Dämmerung. Und dann hatte Artur die Reißzähne entdeckt, den blutschaumigen Speichel an den Lefzen, das viel zu dunkle, ja fast bläuliche gestromte Fell und die seltsamen violetten Auswüchse an Hals und Kopf.

Wenn das ein normaler Hirsch gewesen war, war Artur eine lieblich singende Maid mit goldenem Haar in rosenroten Kleidern.

Schweigend stiegen sie den Hang weiter Richtung Kamm empor, bis der königliche Jagdmeister vor einer markanten Eiche stehen blieb und sich umsah. Leise fragte er: »War es hier?«

Artur nickte. »Hier bin ich emporgeklettert. Man hat die beste Aussicht über Goldfeldern im Westen und das Delta des Talisters mit den Fischerdörfern im Osten. An klaren Tagen sieht man sogar die Weite des Meeres und das Hügelland der Barbaren.«

»Ihr scheint hier viel Zeit zu verbringen.«

Artur bekam rote Wangen. »Nur im Dienste des Königs, Meister.«

Lüttich erwiderte nichts, sondern unterzog die nähere Umgebung einer genaueren Überprüfung. Vorsichtig stieg er über Moose und Farne, über Steine und abgebrochene Äste, den Blick auf den Boden gerichtet. Den prächtigen Jagdbogen samt Köcher trug er stets abgespannt an seinem Tornister, die zusammengerollte Sehne in einem Täschchen verborgen.

»Hier.« Er sank in die Hocke. »Eine Spur.«

Artur trat zu ihm. Ganz deutlich schimmerte zwischen Moosen auf einem Fleckchen Erde der tiefe Abdruck eines Paarhufs. Die Druckstelle hatte sich mit Wasser gefüllt und glänzte wie dunkles Silber.

»Recht stattliches Exemplar.« Lüttichs Finger fuhren die Druckstelle entlang. »Und das Tier kam erst vor Kurzem hier entlang. Die Ränder sind noch feucht.«

»Dort drüben hat er sich auch zu schaffen gemacht.« Artur deutete auf eine junge Eiche; deren Rinde hing in fingerdicken Streifen herab.

Meister Lüttich nickte. »Ich vermute, das Tier hat eine Quelle in der Nähe entdeckt und Gefallen daran gefunden.«

Überall um das Delta des Talisters entsprangen Quellen an den Hängen, verwandelten sich in murmelnde Bäche, um am Ende in den breiten Strom zu münden. Die Region um Goldfeldern war nicht umsonst reich an Wild und Wald und Wolle. Früher war die Stadt die Hauptstadt der Südmark gewesen, aber das war Jahrhunderte her. Heute residierte der König in Tannrein auf der Feste.

Artur war an den jungen Baum herangetreten, um sich die Schälschäden anzusehen. An den noch jüngeren Trieben war sogar Verbiss zu sehen. Dort schimmerte Blut.

Meister Lüttich kratzte sich nachdenklich am Kopf, nachdem Artur ihn darauf hingewiesen hatte. »Vielleicht ist es doch die verletzte Hirschkuh.«

»Der Hirsch hatte ein Geweih.«

»Vielleicht ein Rudel.«

Artur glaubte das nicht, sparte sich aber einen Kommentar. Stattdessen fragte er: »Soll ich noch einmal auf die Eiche klettern? Vielleicht entdecke ich das Tier ein zweites Mal.« Und bin in Sicherheit. Am Morgen hatte er zitternd auf dem Ast gesessen und gewartet, bis das Monster verschwunden war. Und noch deutlich länger. Irgendetwas war von dem Hirsch mit den orange leuchtenden Augen ausgegangen, das ihm eine Heidenangst eingejagt hatte. Eine Art kalter Feindseligkeit. Artur konnte es nicht genau beschreiben, und er war nicht erpicht auf ein Wiedersehen.

»Ja, tut das.« Meister Lüttich nahm Arturs Tornister an sich, damit der besser klettern konnte. »Ich sehe mich derweil hier unten weiter um.«

Während der Jagdmeister im Unterholz verschwand, kletterte Artur die Eiche empor. Der Baum war wie dafür geschaffen, mit breiten Ästen, borkiger Rinde und ausladenden Gabeln. Flink war er oben und setzte sich auf genau die gleiche Stelle wie am Morgen.

»Und?«, raunte Lüttich empor. »Irgendetwas zu sehen?«

»Bisher nur der Wald.«

»Dann steigt weiter hoch!«

Artur seufzte und folgte der Anweisung. Während ihm mit jedem erklommenen Ast mehr und mehr der Geruch von Harz in die Nase stieg, senkte sich die Nacht immer schneller herab. Zwischen den Ästen über ihm blitzte bald der blasssilberne Mond hervor. Der blaue zweite Mond war nicht zu sehen.

»Und?« Die entfernte Stimme des Meisters von irgendwo unten.

»Gemach!« Artur keuchte, zog sich an einer weiteren Astgabel empor und klammerte sich fest. Ihm war heiß von der Kletterei, und sein Atem stieg in blassen Wolken vor seinem Gesicht auf.

»Wie langsam bitte klettert Ihr!«

Schneller als Ihr. Artur ließ sich nicht beirren. Er suchte erst einen sicheren Sitz, bevor er den Blick gen Goldfeldern richtete.

Der Himmel im Westen war noch eine Spur heller und die Stadt bestens zu erkennen. Die Laternenanzünder waren schon am Werk; die Hauptstraßen und der Marktplatz glommen in mattem Schein. Ebenfalls brannten die Feuerschalen auf der Stadtmauer. Soldaten würden sich darum drängen und die Hände wärmen. Mehr hatten sie auch nicht zu tun; das Gesinde und die Räuber gaben momentan Ruhe. Der Sommer in der Südmark war ein guter gewesen, mit viel Sonne und genügend Regen. Die Ernte fiel prächtig aus, der Weizen schimmerte golden, die Kürbisse waren prall, die Birnen und Äpfel saftig, die Zwetschgen süß. Goldfeldern machte dieses Jahr ihrem Namen alle Ehre.

Noch im Frühjahr hatte das niemand erwartet, als Gerüchte aus dem Westen zu ihnen getragen worden waren. Vom ewigen Regen hatten die fahrenden Händler geflüstert, von wochenlangen Niederschlägen an der Küste, vor allem in La Harb. Von einer Regenglocke, von Missernten und Schimmel, von feuchten Häusern und Überflutungen. Und von jedem Händler waren die Geschichten mehr ausgeschmückt worden. Irgendwann sprach man von Befallenen, von seltsamen Ungeheuern aus der See, von Hexen und Zauberern und riesigen Scheiterhaufen. Eine Gruppe Kasai, fahrendes Volk mit bunt bemalten Gesichtern, hatte schlussendlich sogar ein Lied zum Besten gegeben, ein Lied von einer Hexe namens Leyna, die La Harb mithilfe der Götter gerettet haben sollte.

Artur erinnerte sich noch gut an den eingängigen Refrain:

Mit flammend Schwert und Silberross,

mit gold’nem Speer und magisch Geschoss,

warf sie sich dem Meerfeind entgegen,

sturmumtost, mit des Paares Segen.

Die Eine, die nicht im Feuer starb,

Leyna – die Hexe von La Harb.

Für ihn klang das wie ein Märchen, aber so waren die Buntgesichter nun mal. Sie sangen schöne Lieder, aber wie viel Wahrheit den Geschichten innewohnte, stand auf einem anderen Blatt.

Artur genoss noch einmal den Anblick seiner Heimatstadt, bevor er sich Richtung Meer umdrehte.

Ihm stockte der Atem. Über dem Delta stand eine Sturmwolke, wie er sie noch nie gesehen hatte, turmhoch und dunkler als die Nacht. Das Delta, die Fischerdörfer und das Meer verschwanden hinter bleiernen Regenschlieren.

»Kein Tier weit und breit!«, rief er mit zitternder Stimme. »Dafür zieht ein Sturm auf. Und was für einer!«

»Auch ein Monster, was?«

Artur fand das nicht witzig. Unwetter hatte er hunderte erlebt, viele davon im Wald, unter knorrigen Wurzeln oder einer Hängeblutbuche kauernd, aber das über dem Delta wirkte fieser und urweltlicher als sonst. Von ihm ging dieselbe kalte Feindseligkeit aus wie von dem seltsamen Hirsch. Der Gedanke ließ Artur frösteln und wieder an die Geschichten der Händler denken, die von einer unnatürlichen Regenglocke über La Harb gesprochen hatten, aber nein … das war einfach nur ein Sturm vom Meer.

»Also sonst nichts zu sehen?«, fragte der Jagdmeister. »Dann kommt wieder …« Er stieß ein Keuchen aus. »Bei den Göttern! Was …«

Etwas raschelte. Etwas schnaubte. Irgendwo brachen Äste.

Artur blickte hinunter, sah aber nichts vom Boden, weil er zu weit nach oben geklettert war. »Meister Lüttich?«, fragte er leise. »Was ist?«

Als Antwort vernahm er ein dumpfes Poltern, gefolgt von einem feuchtreißenden Geräusch, das ihm Übelkeit bescherte.

Etwas huschte unter ihm vorbei. Laub...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2022
Reihe/Serie Die Jundar-Chroniken
Die Jundar-Chroniken
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • Abenteuerroman • Alien • Bernhard Hennen • Camilla Bruce • C. E. Bernard • Christoph Hardebusch • Die Phileasson-Saga • eBooks • Fantasy • Fantasy Horror • Geschwister • Heiler • High Fantasy • Horror • Horror Fantasy • horrortok • Markus Heitz • Meer • Neuerscheinung • Pepper Man • Regen • Robert Corvus • starke Heldin • Thilo Corzilius • Zwillinge
ISBN-10 3-641-25966-5 / 3641259665
ISBN-13 978-3-641-25966-2 / 9783641259662
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