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Jenseits des Walls (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
496 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-25813-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jenseits des Walls - Robert Low
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2 Jh. n. Chr.: Die beiden Gladiatoren Drust und Kag werden in einer gefährlichen Mission an die Grenzen des Römischen Reiches entsandt. Jenseits des Hadrianswalls, tief im Land der Kaledonier, sollen sie eine entführte Frau und ihren kleinen Sohn wiederfinden. Fragen zu den Hintergründen der Tat stellen sie erst spät. Zu spät, wie sie schmerzvoll erfahren müssen, als sie bereits in einen blutigen Bandenkrieg verwickelt sind. Wenn sie unterliegen, müssen sie um ihr Leben fürchten. Denn sie haben mächtige Gegner aufgeschreckt, die das Römische Reich von innen her zerstören wollen und die vor nichts zurückschrecken ...

Robert Low, Journalist und Autor, war mit 19 Jahren als Kriegsberichterstatter in Vietnam. Seitdem führte ihn sein Beruf in zahlreiche Krisengebiete der Welt. Um seine Abenteuerlust zu befriedigen, nahm er regelmäßig an Nachstellungen von Wikingerschlachten teil. Robert Low lebte in Largs, Schottland - dem Ort, wo die Wikinger schließlich besiegt wurden. 2021 ist der Autor verstorben.

ROM

Im 10. Jahr der Herrschaft von Kaiser Lucius Septimius Severus Augustus, Pater patriae, Eroberer des Partherreichs, Pontifex Maximus

Der Mann stürmte brüllend auf Drust zu, den dicken Knüppel drohend erhoben; hinter ihm rückten unter lautem Geheul andere nach. Nur einer lachte, wie Drust mit einem kurzen Seitenblick registrierte.

Er senkte die Schulter, machte einen Schritt zur Seite und rammte dem Angreifer die Faust in die Magengrube. Der Getroffene taumelte ein paar Schritte und prallte gegen den hünenhaften Pacuvius. Der blickte mit einer Mischung aus Staunen und Verachtung auf den Mann hinunter und schickte ihn mit einem mächtigen Faustschlag zu Boden.

»Auf sie. Schnappt euch den Dicken.«

Drust sah, dass die Aufforderung von dem Kerl kam, der gelacht hatte. Er trug eine komische Bucco-Maske, doch das Gesicht der dümmlichen, pausbäckigen Theaterfigur strahlte im flackernden Lichtschein der abgelegten Fackeln etwas Gespenstisches aus. Riesige Schatten huschten über die Wände.

Pacuvius versetzte dem Mann, den er niedergeschlagen hatte, noch einen Tritt, worauf dieser seine Maske verlor – sie stellte Pappus, den lüsternen Alten, dar, wie Drust nun sah. Die Angreifer verkörperten beliebte Figuren der derben römischen Komödie.

»Achtung – rechts!«

Kag blockte den Angriff eines weiteren Maskierten ab – ohne große Mühe, da die Hiebe nicht sehr gezielt waren. Etwas weiter entfernt war Tarquinus von den Angreifern überrascht worden und lag mit einer blutenden Kopfwunde am Boden, während zwei Maskierte ihn mit ihren Knüppeln bearbeiteten. Die Fackelträger waren geflohen, die Sänftenträger taumelten, das vordere Ende der Sänfte neigte sich bedrohlich nach unten.

Drust wandte sich dem nächsten Angreifer zu, blockte dessen Hieb ab, ließ sein Bein vorschnellen und brachte den Mann zu Fall. Die Maske des buckligen Dossenus flog zur Seite – darunter kam das Gesicht eines Jungen mit aufgerissenen Augen zum Vorschein, der aufschrie, als Drust den Knüppel hob.

Ein junger Bursche, vielleicht fünfzehn Jahre alt. Drust zögerte mit dem Knüppel in der Luft. Es waren junge, wohlbehütete Nichtsnutze aus gutem Hause, die aus purem Zeitvertreib durch die nächtlichen Straßen zogen und über Unschuldige herfielen. Wahrscheinlich war der Kerl nicht zum ersten Mal mit seiner Bande unterwegs. Viele flohen, wenn sie die grotesken Masken sahen und das schaurige Geheul hörten – aber wer nicht schnell genug war, den schlugen sie gnadenlos nieder.

»Mach ihn fertig«, grollte Kag und fegte heran wie ein kalter Wind. Sein junger Gegner wand sich unter Schmerzen am Boden und drückte eine Hand zwischen die Beine.

»Er ist noch ein Kind«, erwiderte Drust.

»Trotzdem – er hat’s nicht anders verdient«, rief Kag über die Schulter zurück und knöpfte sich den Bucco vor. Der Junge auf dem Boden kroch zu seinem Knüppel, packte ihn und rappelte sich hoch. Drust stieß einen Fluch aus, schüttelte den Kopf und versetzte ihm zwei kräftige Schläge in die Nieren. Mit einem spitzen Schrei sank der Junge zu Boden und fing an zu schluchzen.

Der wird drei Wochen Blut pinkeln, dachte Drust. Im Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung, fuhr herum und sah zwei Angreifer zur Sänfte rennen. Bucco lieferte sich ein Gefecht mit Kag, während Pacuvius versuchte, Tarquinus zu helfen; der Lanista war verletzt – vor allem sein Stolz. Quintus und Ugo waren nirgends zu sehen; die Sänfte war auf der Straße abgestellt – immerhin war sie nicht umgekippt, doch die Träger hatten das Weite gesucht. Die beiden Angreifer schickten sich an, die Vorhänge zurückzuziehen.

Drust war der Einzige, der eingreifen konnte. »He!«, rief er.

Einer der beiden drehte sich um. Er trug die Maske von Manducus, dem Vielfraß, und war eindeutig kein junger Bursche. Ein gefährlicher Gegner, wie Drust sofort erkannte. Als der andere sich umdrehte, knurrend unter seiner Clownsmaske, wusste Drust, dass er es mit zwei Kämpfern aus der Gladiatorenschule zu tun hatte. Sie trugen schwere Übungsschwerter aus massivem Holz, mit denen man problemlos jemandem den Schädel einschlagen konnte.

Drust wehrte vier Hiebe ab, doch dann traf ihn ein Holzschwert in die Rippen und ließ ihn nach Luft ringend zurücktaumeln. Der andere hob seine Waffe und setzte zu einem vernichtenden Schlag auf Drusts Schädel an. Drust war nicht der beste Kämpfer, das wusste er selbst, aber er war kein Stümper. Er wich geschickt aus, sodass ihn das schwere Holzschwert nur an der Schulter traf.

Dennoch war sein Arm einen Moment lang taub, der Knüppel glitt ihm aus der Hand. Er taumelte nach hinten und versuchte auszuweichen, als die beiden aufs Neue angriffen.

Ein fröhlich klingendes Brüllen ließ die Angreifer innehalten. Maccus, der Narr, fuhr herum und sah Quintus aus einer Seitengasse stürmen, mit einem Grinsen so breit wie der Circus Maximus. Maccus sah gerade noch die strahlend weißen Zähne auf sich zukommen, dann rempelte Quintus ihn mit der Schulter um. Der Mann stürzte rücklings zu Boden, und Quintus hämmerte ihm das stumpfe Ende seines Knüppels in den offenen Mund der Maske. Zähne gingen zu Bruch, und mit den Schreien des Getroffenen spritzten Holzsplitter und Blut aus dem Mund.

»Schnappt euch den Anführer«, rief eine Stimme aus der Sänfte. »Diesen Bucco.«

Drust blickte sich um. Quintus und Manducus, der Vielfraß, kämpften verbissen, die anderen Angreifer lagen entweder reglos auf dem Boden oder suchten kriechend das Weite.

»Schnappt euch den Bucco«, rief die Stimme erneut, dann erschien Servilius Structus’ zorniges Gesicht zwischen den zerrissenen Vorhängen. »Lasst den kleinen Scheißkerl nicht entwischen …«

Kag war auf ein Knie niedergegangen und parierte einen Schlaghagel des Bucco. Drust eilte zu ihm, versuchte angesichts des Schmerzes in den Rippen nicht zusammenzuzucken und hoffte, dass er mit der linken Hand kämpfen konnte. Bucco wich einen Schritt zurück, deutete mit seinem Knüppel auf Kag und Drust und lachte.

»Mein Knöchel«, stieß Kag zähneknirschend hervor. Drust nickte, holte Atem, um festzustellen, ob der Schmerz erträglich war, und beugte die Finger seiner Kampfhand; das Kribbeln sagte ihm, dass das Gefühl zurückkehrte.

»Schnappt ihn euch«, drängte die wütende Stimme. Drust verfluchte den Mann in der Sänfte, doch dann folgte er dem fliehenden Bucco in eine Seitengasse.

Sie hetzten durch die stinkende, mit Gerümpel verstopfte Gasse, sprangen über schemenhafte Gegenstände und ernteten zornige Rufe aus den Fenstern. Schließlich landete Bucco in einer Sackgasse, sprang an einer Mauer hoch, rutschte ab und glitt zu Boden. Drust blieb keuchend stehen. Bucco lachte kurz auf, wenn auch etwas angespannt. Dennoch schien er sich im Vorteil zu wähnen und ging zum Angriff über. Er ist nicht älter als der andere, den ich niedergeschlagen habe, dachte Drust, aber ein Knüppel ist ein Knüppel.

Er blockte den Hieb ab und spürte augenblicklich, dass es kein Knüppel war. Mit einem scharfen Knacken wurde die Spitze seines Holzprügels gekappt. Bucco knurrte unter seiner Maske, der blanke Stahl seiner Waffe schimmerte im schwachen Licht.

»Na, ist dir die Lust am Kämpfen vergangen, Damnatus

Der Kerl weiß ein paar Dinge über mich, dachte Drust. Zum Beispiel, dass ich dazu verdammt bin, in der Arena zu kämpfen. Und dass ich verdammt wenig Lust habe, mit dem Knüppel gegen ein scharfes Schwert zu kämpfen. Er schaute sich nach einem Ausweg aus der bedrohlichen Situation um. Auf einer Seite sah er eine Tür mit einem Vorhang aus Perlenschnüren. Kurz entschlossen sprang er durch den Eingang und hörte im nächsten Augenblick Buccos polternde Schritte hinter sich.

Drust befand sich mitten in einem kleinen, schmuddeligen Schankraum. Ein Mann mit einer Lederschürze schwenkte eine dampfende Pfanne über dem Ofen und blickte erstaunt auf, als Drust hereingestürmt kam. Hinter ihm und dem Tresen mit den Amphoren standen ein paar grob gezimmerte Tische, an denen mehrere Gäste saßen und von ihrem Spiel aufblickten. Stinkender Rauch und schwere Fleischgerüche hingen in der Luft.

»Wer zum Hades bist du?«, fragte der Koch.

»Ein toter Mann – das ist er.«

Der Koch stieß einen empörten Schrei aus, als er das Schwert in Buccos Hand sah. Drust schwang sich über den Tresen, und die Gäste sprangen von ihren Plätzen auf; es waren Vigiles, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Straßen sorgten. Seine Rettung …

Bucco eilte zum Tresen, um Drust nicht entkommen zu lassen – der machte noch zwei Schritte, als würde er fliehen, dann wirbelte er herum, schnappte sich einen Topf und hämmerte ihn gegen das maskierte Gesicht. Mit einem erstickten Schrei sackte der Bursche zu Boden. Der Koch schrie auf und brachte sich in Sicherheit.

Drust schwang sich über den Tresen, keuchend, unter Schmerzen und wütend auf diesen missratenen Bengel, der ihnen allen so viel Ärger machte. Er hob das Schwert auf und riss dem Jungen die Maske vom Gesicht. Zu seiner Überraschung grinste der Kerl ihn an. Ein junges, schweißglänzendes Gesicht unter einem Haarschopf aus ungebändigten Locken, die Augen glasig vom Schmerz, das Kinn von kümmerlichem Bartflaum umrahmt. Er war gerade alt genug, um eine Toga zu tragen, doch sein Blick war boshaft und verschlagen.

»Missio«, sagte er und hob grinsend einen Finger.

»Recipere ferrum«, knurrte Drust unbeirrt.

Der Junge...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2022
Reihe/Serie Die Todgeweihten-Serie
Die Todgeweihten-Serie
Übersetzer Norbert Jakober
Sprache deutsch
Original-Titel Beasts beyond the Wall (Brothers of the Sand 1)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 2022 • Abenteuerroman • Antike • eBooks • Gladiatoren • Historische Kriminalromane • Historische Romane • Historischer Roman • Intrige • Kampf • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuerscheinung • Römisches Reich • Verschwörung
ISBN-10 3-641-25813-8 / 3641258138
ISBN-13 978-3-641-25813-9 / 9783641258139
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