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Der Gefangene von London (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
480 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-27431-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Gefangene von London - Benedict Jacka
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Zum Bösen gezwungen!
Im seinem achten Abenteuer wird der schlimmste Albtraum des Hellsehers Alex Verus wahr!

In der Politik sind die Dinge selten schwarz oder weiß. Es geht um Kompromisse, Lobbyismus und auch Eigeninteresse. In der magischen Welt von London ist es nicht anders. Selbst zwischen Schwarz- und Weißmagiern sind die Grenzen fließend, und nur weil jemand im Lager der Weißmagier ist, gehört er noch lange nicht zu den Guten. Der Hellseher Alex Verus befindet sich inmitten dieses Chaos, seit sein alter Mentor, der Schwarzmagier Richard Drakh, einen Weg gefunden hat, Alex in seine Dienste zu zwingen. Damit ist Alex' schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden. Er will sich um jeden Preis aus der Knechtschaft befreien - doch von den Weißmagiern hat er keine Hilfe zu erwarten ...


Die Alex-Verus-Bestseller von Benedict Jacka bei Blanvalet:
1. Das Labyrinth von London
2. Das Ritual von London
3. Der Magier von London
4. Der Wächter von London
5. Der Meister von London
6. Das Rätsel von London
7. Die Mörder von London
8. Der Gefangene von London
9. Der Geist von London
10. Die Verdammten von London
11. Der Jäger von London
12. Der Retter von London

Benedict Jacka (geboren 1980) ist halb Australier und halb Armenier, wuchs aber in London auf. Er war 18 Jahre alt, als er an einem regnerischen Tag im November in der Schulbibliothek saß und anstatt Hausaufgaben zu machen, Notizen für seinen ersten Roman in sein Schulheft schrieb. Wenig später studierte er in Cambridge Philosophie und arbeitete anschließend als Lehrer, Türsteher und Angestellter im öffentlichen Dienst. Das Schreiben gab er dabei nie auf, doch bis zu seiner ersten Veröffentlichung vergingen noch sieben Jahre. Er betreibt Kampfsport und ist ein guter Tänzer. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Skateboard und spielt Brettspiele.

1


Januar


Durch Richards Villa zu laufen, fühlte sich an wie zersplittertes Glas unter meiner Haut.

Das Innere des Hauses war gut beleuchtet, doch die dunklen Wände und der Boden ließen es düster wirken. Das Licht aus den kerzenförmigen Glühbirnen in den Kronleuchtern fiel auf rotbraune Fliesen herab, und breite Dachsparren kreuzten sich an der Decke über mir. Die Wände waren getäfelt und mit akkuraten geometrischen Mustern versehen. Unsere Schritte auf dem Holz hallten wider, und von Zeit zu Zeit deutete ein leises Geräusch eine Bewegung tiefer im Haus an. Braun- und Gelbtöne verschmolzen miteinander zu einem dunklen Gold.

Für mich war dies hier ein Ort des Schreckens und des Wahnsinns. Es war etwas über vierzehn Jahre her, seit ich zum ersten Mal durch diese Türen getreten war; an jenem Tag hatte Richard mich meinen Mitlehrlingen vorgestellt, Rachel, Tobruk und Shireen. Er hatte uns unsere Aufgaben erklärt und uns dann uns selbst überlassen. Nach einer Weile hatte es einen Auftrag gegeben. Und dann noch einen. Innerhalb von zwei Jahren waren Shireen und Tobruk gestorben, Rachel wahnsinnig, ich halb wahnsinnig geworden, bis ich geflohen war und versucht hatte, mein zerstörtes Leben wiederaufzubauen. Es hatte Jahre gedauert, und als ich wieder völlig gesund gewesen war, hatte ich geschworen, nie mehr zurückzukehren. Und jetzt tat ich genau das.

Die Kreatur, die uns hineinführte, lief zwei Schritte vor uns. Auf einen flüchtigen Blick sah sie wie eine junge Frau aus, goldhaarig und wunderschön, ganz in Weiß gekleidet. Nur die Augen verrieten es: Als sie uns an der Tür begrüßt hatte, war ich ihrem Blick begegnet, und die Augen, die mich ansahen, waren ausdruckslos und leer. Ich hatte von dieser Art Konstrukt gehört – man nannte es »Dama«. Sie waren körperlich schwach und nahezu geistlos; ihre Intelligenz reichte gerade aus, um einfachen Kommandos zu gehorchen. Doch sie hatten einen besonderen Wesenszug, den gewisse Magier sehr schätzten. Damas hatten kein Langzeitgedächtnis: Ein Befehl, den man ihnen gab, verschwand aus ihrem Gedächtnis, sobald er ausgeführt war. Als ich noch in diesem Haus gewohnt hatte, hatte Richard Haussklaven für solche Aufgaben gehabt. Die Tatsache, dass die Sklaven ersetzt worden waren, war gewissermaßen eine Verbesserung, ließ aber bedenkliche Schlussfolgerungen zu.

Verstohlen warf ich Anne, die neben mir herging, einen Blick zu. Ihr Haar war ein wenig gewachsen während unserer Flucht, und jetzt streifte es ihre Schultern, während sie mit ihren rotbraunen Augen die Wände musterte. Ich wusste, dass sie die lebenden Wesen in der Villa spürte, sie sah sie durch die Mauern und Türen, aber ich wagte nicht, sie danach zu fragen, nicht hier. Ihr Gewicht lagerte auf den Fußballen, sie schien bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Ich war froh, dass sie da war, und schämte mich gleichzeitig dafür. Es gibt wenige Menschen, die ich in einer Zwangslage lieber an meiner Seite hätte als Anne, aber ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie meinetwegen hier war.

Das Konstrukt führte uns ins Wohnzimmer, das ebenfalls mit Holz getäfelt war, mit roten Polstern und fensterlos. Es wandte sich mit leerem Lächeln zu uns um. »Bitte warten Sie hier. Sie werden bald gerufen.«

»Wie bald ist ›bald‹?«, fragte Anne mit ihrer sanften Stimme.

Das Lächeln des Konstrukts veränderte sich nicht. »Bitte warten Sie hier. Sie werden bald gerufen.«

Anne öffnete erneut den Mund. Ich fing ihren Blick auf und schüttelte leicht den Kopf, und sie machte den Mund wieder zu. Das Konstrukt, das immer noch lächelte, wandte sich um, verließ das Zimmer und schloss die Tür.

»Fühlt sich an, als würde man mit den Leuten vom Ministerium für Arbeit und Altersvorsorge reden«, sagte Anne leise, dann sah sie abrupt auf.

»Da bist du ja!«, sagte eine Stimme zu meiner Rechten. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange ich warten muss.«

Ich war froh, dass meine Vorsehung mich vorgewarnt hatte. Die Frau, die soeben das Zimmer betreten hatte, war nicht die, der ich am wenigsten gegenüberstehen wollte, aber sie gehörte definitiv unter die Top Fünf. »Vihaela«, sagte ich und drehte mich um.

»Verus«, erwiderte die Frau mit einem schmalen Lächeln. »Du siehst gut aus, wenn man es recht bedenkt.«

Vihaela ist eine der größten Frauen, die ich kenne, sogar größer als Anne; sie kann mir Auge in Auge gegenüberstehen. Sie ist dunkelhaarig und dunkelhäutig, mit dem Körperbau einer Athletin und der Eleganz eines Raubvogels, und sie kleidet sich gewöhnlich in Braun, Schwarz und Rot. Vihaela zieht Aufmerksamkeit von Menschen auf sich, die sie nicht kennen, und sie zieht sogar noch mehr Aufmerksamkeit auf sich von denen, die sie kennen. Wie Anne nutzt sie Lebensmagie, aber Vihaelas magische Kraft ist eine Mischung aus Lebens- und Todesmagie, und sie setzt sie für viel dunklere Zwecke ein als Anne. Gerade jetzt wirkte sie glücklich. Vihaela sieht oft glücklich aus, obwohl ich den Eindruck gewonnen habe, dass das, was sie glücklich macht, nicht sonderlich angenehm für die Menschen in ihrer Umgebung ist.

»Könnte das Gleiche von dir sagen«, meinte ich. »Auch wenn sich das nie groß zu ändern scheint.«

»War das ein Kompliment? Ein Punkt für den Versuch, aber ich interessiere mich mehr für das, was du mir mitgebracht hast.« Vihaela glitt an mir vorbei und schien zu vergessen, dass ich da war.

Anne wich nicht zurück, als Vihaela auf sie zukam. Die meisten Magier nähern sich einem Lebensmagier nicht, aber wenn Vihaela Angst hatte vor Anne, dann zeigte sich das nicht an ihren Bewegungen. Sie blieb mit einer Armeslänge Abstand vor ihr stehen, sodass Anne den Kopf ein wenig in den Nacken legen und zu ihr aufsehen musste.

»Ich habe mich darauf gefreut, dich kennenzulernen«, sagte Vihaela, ihre Stimme wie Seide. Sie streckte die Hand aus, um Annes Wange zu streicheln.

Man vergisst leicht, wie schnell Anne sich bewegen kann. Im einen Moment hingen die Arme an ihren Seiten herab, im nächsten hatte sich ihre Linke um Vihaelas Handgelenk geschlossen, sodass die Finger der älteren Frau ein Stück weit von Annes Gesicht entfernt verharrten.

»Bitte nicht«, sagte Anne. Ihre Stimme war sanft und klar.

»Allerliebst.« Vihaela lächelte Anne an. »Hat dir mal jemand gesagt, dass du eine sehr schöne junge Frau bist?«

»Viele Schwarzmagier.« Anne hielt Vihaelas Blick stand. »Aber nie aus einem Grund, der mir gefallen hätte.«

»So misstrauisch«, murmelte Vihaela. »Wie stark, glaubst du, sind diese Zauber?«

»Stark genug.«

Vihaelas Lächeln wurde breiter. »Lass es uns herausfinden.«

»Anne!«, blaffte ich.

Eine Mauer schwarzer Energie flammte auf, trennte mich von Anne. Grünschwarzes Licht sprang aus Vihaelas Hand in Annes Arm und in ihren Körper hinein. Es war ein Zauber, den ich zuvor nie gesehen hatte, bösartig und tödlich, und der Angriff kam so schnell wie der Blitz. Die meisten Magier wären in der ersten Sekunde überwältigt worden.

Aber Anne ist beinahe so schnell wie Vihaela, und mein Ruf hatte sie für den Bruchteil einer Sekunde vorgewarnt. Eine Barriere aus blattgrünem Licht blitzte um Annes Körper auf, hielt Vihaelas Magie zurück. Schwarze Ranken wanden sich um das Grün und rissen daran, aber dieser dünne, zerbrechlich wirkende Schild hielt sie auf Abstand.

Vihaela starrte auf Anne hinab. Sie hatte die Hand gedreht, um Annes Handgelenk zu packen. Jetzt beugte sie sich vor, rückte der jüngeren Frau zu Leibe. Anne glitt einen Schritt zurück, dann stand sie wieder still, und für einen Augenblick waren beide reglos, nur die Muskeln in Annes Armen traten hervor. Dann drängte das grüne Leuchten von Annes Magie Vihaelas Zauber langsam und Stück für Stück von ihr weg. Die grünschwarzen Schlangen zogen sich zurück, kämpften dabei um jeden Zentimeter. Sanftgrüne Ranken wanden sich zu Annes Ellbogen hinauf und weiter an ihrem Unterarm entlang. Annes Augen glänzten rot im Licht, während sie Vihaelas Blick festhielt. Die Ranken von Annes Magie griffen nach Vihaelas Fingern, und ich sah Überraschung über Vihaelas Gesicht zucken, kurz bevor ihre Augen schmal wurden und schwarzes Licht nach außen brach.

Ich taumelte zurück, schirmte die Augen ab. Meine Haut prickelte von der Entladung, und ich hielt in jeder Hand eine Waffe, aber als sich meine Sicht wieder klärte, erkannte ich, dass der Kampf vorbei war. Die Mauer war verschwunden, so wie Vihaelas Zauber, und Vihaela stand jetzt drei Schritte weiter weg. Von Anfang bis Ende hatte die ganze Sache weniger als zehn Sekunden gedauert.

»Also hat Sagash dir doch etwas beigebracht«, sagte Vihaela.

»Bleib weg von mir«, sagte Anne leise und deutlich.

»So zickig.«

»Vihaela?«, sagte ich. Ich gab mir Mühe, es wie einen Vorschlag statt wie einen Befehl klingen zu lassen. »Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn wir das Ganze auf ein anderes Mal verschieben?«

»Hm?« Vihaela sah nicht zu mir. »Oh. Ich schätze, ja.« Sie starrte Anne noch einen Moment länger an, dann lächelte sie. »Man sieht sich.« Mit diesen Worten ging sie auf dem Weg hinaus, den wir hereingekommen waren. Wir beide drehten uns um und blickten ihr nach. Die Tür schloss sich mit einem Klicken hinter ihr.

Im Zimmer war es still. Zehn Sekunden vergingen, dann zwanzig. »Ist sie weg?«, fragte ich, als ich sicher war, dass Vihaela außer Hörweite war.

Anne nickte einmal.

Ich schob meine Waffen zurück in die Holster. Mit der linken Hand hatte ich einen Auflösungsfokus gezogen,...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2022
Reihe/Serie Alex Verus
Alex Verus
Übersetzer Michelle Gyo
Sprache deutsch
Original-Titel Bound (Alex Verus 8)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • ab 14 Jahre • Alex Verus • auf der Flucht • Ben Aaronovitch • Beschützer • Bücher • Bücher Neuerscheinungen 2022 • Buecher • Camden Market • Das Labyrinth von London • Das Rätsel von London • Das Ritual von London • Der Magier von London • Der Meister von London • Die Mörder von London • Die Wächter von London • Dunkle Vergangenheit • eBooks • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2022 • Geschenk • Geschenke • Geschenke für Mädchen • Hellsehen • Intrigen • Jugendbücher ab 14 • Jugendbücher ab 16 • Junge Erwachsene Romane • Kampf gegen das Böse • Kevin Hearne • Krimi • London • Mädchen Geschenke • Magie • Neuerscheinung • Peter Grant • Schwarze Magie • SPIEGEL-Bestsellerautor • SPIEGEL-Bestsellerserie • Teenager Mädchen Bücher • Tinte und Siegel • Todesstrafe • Todesurteil • Urban Fantasy • Verbrechen • Verschwörung • Wächter • Wahrsager • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke für Kinder • weinachtsgeschenke • Zauberer
ISBN-10 3-641-27431-1 / 3641274311
ISBN-13 978-3-641-27431-3 / 9783641274313
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