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Legendborn - Der geheime Bund (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
736 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-28806-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Legendborn - Der geheime Bund - Tracy Deonn
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Mit ihrem Studium an der UNC Chapel Hill beginnt für Bree Matthews ein neuer Lebensabschnitt. Endlich weg von zu Hause, von der erdrückenden Fürsorge ihres Vaters und vor allem von den Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter. Doch bereits an ihrem ersten Tag auf dem Campus wird Bree Zeugin eines Dämonenangriffs. Wieso kann Bree - im Gegensatz zu ihren Kommilitonen - den Dämon sehen? Und wer sind die Mitglieder dieses geheimen Bundes, die sich selbst als Nachfahren der Artusritter bezeichnen und sich ganz ungefragt in Brees Leben einmischen? Die Antwort auf ihre Fragen scheint in der Vergangenheit ihrer Mutter zu finden zu sein. Und in ihrem eigenen magischen Erbe ....

Tracy Deonn wuchs in North Carolina auf, wo sie Fantasy-Bücher und Südstaaten-Essen gleichermaßen verschlang. Nachdem sie ihr Kommunikations- und Performance-Studium an der University of North Carolina abschloss, arbeitete sie in den Bereichen Live-Theater, Videospielproduktion und Schulbildungswesen. Wenn sie nicht gerade schreibt, nimmt sie an Science-Fiction- und Fantasy-Conventions teil und liest Fanfiction. Mit »Legendborn« schaffte sie es auf die »New York Times«-Bestsellerliste.

Ein Erstsemester der UNC sprintet durch die Dunkelheit und stürzt sich von der Klippe in die mondhelle Nacht.

Sein Schrei lässt schläfrige Vögel aufflattern und hallt von der Felswand wider, die an den Eno-Steinbruch grenzt. Taschenlampen folgen seinem wild zappelnden Körper, der allein aus wirbelnden Armen und um sich tretenden Beinen zu bestehen scheint, bis er mit einem harten Platschen im Wasser versinkt. Oben am Abhang brechen dreißig Collegestudenten in Jubel aus, in dem Kiefernwäldchen herrscht wilde Ausgelassenheit. Wie ein sich bewegendes Sternbild huschen kegelförmige Lichtstrahlen über die Oberfläche des Sees. Alle halten kollektiv den Atem an. Alle Augenpaare suchen das Wasser ab. Jeder wartet wie gebannt. Dann – endlich – taucht der Junge prustend auf, und die Menschenmenge bricht in stürmischen Jubel aus.

Klippenspringen ist das perfekte Rezept für weiße Südstaatenjungs, um Spaß zu haben: eine Mischung aus Leichtsinn, nicht mehr als ein paar Taschenlampen als Vorsichtsmaßnahme und einer Mutprobe. Ich kann einfach nicht wegsehen. Jeder neue Anlauf lockt meine eigenen Füße einen Zentimeter näher an den Abgrund. Jeder Sprung ins Nichts, jeder Moment des In-der-Luft-Schwebens vor dem Fall entfacht einen Funken wilder Sehnsucht in meiner Brust.

Ich kämpfe diese Sehnsucht nieder. Schließe sie in mir ein. Verrammle alles mit Brettern.

»Der kann von Glück reden, dass er sich nicht die verdammten Beine gebrochen hat«, murmelt Alice in ihrem weichen Südstaatenakzent. Mit einem verächtlichen Schnauben späht sie über den Klippenrand, um den grinsenden Springer zu beobachten, der nach Vorsprüngen und kräftigen Rankengewächsen greift, um die Felswand wieder hinaufzuklettern. Alices glatte pechschwarze Haare kleben ihr an den Schläfen. Der schwülfeuchte Spätaugust legt seine warme, klebrige Hand auf unsere Haut. Da ich meine Locken schon hochgebunden habe, so weit weg von meinem Nacken wie nur irgend möglich, reiche ich ihr den überflüssigen Haargummi von meinem Handgelenk. Sie nimmt ihn wortlos entgegen und macht sich einen Pferdeschwanz. »Auf dem Weg hierher habe ich über diesen Steinbruch gelesen. Alle paar Jahre verletzt sich jemand, knallt gegen die Felsen, ertrinkt. Wir werden todsicher nicht springen, und außerdem wird es langsam spät. Wir sollten gehen.«

»Warum? Weil du gestochen wirst?« Ich schlage nach einem winzigen flatternden Summen neben ihrem Arm.

Sie wirft mir einen wütenden Blick zu. »Ich bin von deiner schwachen Ablenkungstaktik enttäuscht. So verhält sich keine beste Freundin. Hiermit bist du entlassen.« Alice hat als Hauptfach Soziologie gewählt, um danach vielleicht Jura zu studieren. Seit wir zehn sind, nimmt sie mich regelmäßig ins Kreuzverhör.

Ich verdrehe die Augen. »Du hast mir schon circa fünfzig Mal die Freundschaft gekündigt, und trotzdem stellst du mich immer wieder ein. Dieser Job nervt. Dein Personalmanagement ist ein Albtraum.«

»Und trotzdem kommst du immer wieder zurück. Auch wenn das nur Indizienbeweise sind, heißt das doch, dass dir die Arbeit gefällt.«

Ich zucke mit den Schultern. »Die Bezahlung ist gut.«

»Du weißt ganz genau, warum mir diese Aktion gegen den Strich geht.«

Allerdings. Es ist nicht so, als hätte ich geplant, an unserem ersten Abend auf dem Campus gleich das Gesetz zu brechen, aber nach dem Abendessen hatte sich eben die Gelegenheit dazu geboten – in Gestalt von Charlotte Simpson, einem Mädchen, das wir von der Bentonville High kennen. Charlotte steckte den Kopf in unser Wohnheimzimmer, noch bevor wir mit dem Auspacken fertig waren, und wollte unbedingt, dass wir zusammen mit ihr ausgingen. Nach zwei Jahren im Early-College-Programm hatte Charlotte in diesem Jahr offiziell ihr Studium an der UNC begonnen, und irgendwann in der Zwischenzeit hatte sie sich offenbar zu einem Partygirl gemausert.

Tagsüber darf man im Eno River State Park wandern, picknicken und Kajak fahren, aber wenn man sich – wie wir alle hier – danach heimlich hineinschleicht, handelt es sich höchstwahrscheinlich, wenn nicht sogar ganz bestimmt, um unbefugtes Betreten. Normalerweise nicht so mein Ding, aber Charlotte meinte, der Vorabend des ersten Unitags sei etwas Besonderes. Es sei Tradition, dass ein paar Studierende aus den höheren Semestern eine Party im Steinbruch veranstalten. Ist es auch Tradition, dass Erstsemester von den Klippen in den mineralstoffreichen See in der Parkmitte springen? Der Park verläuft zu beiden Seiten der Grenze zwischen Orange und Durham County, nördlich der Interstate 85, etwa fünfundzwanzig Minuten vom Campus der UNC entfernt. Charlotte hat uns in ihrem alten silberfarbenen Jeep mitgenommen, und während der gesamten Fahrt spürte ich, wie Alice angesichts der Gesetzwidrigkeit der ganzen Unternehmung auf der Rückbank neben mir immer kleiner wurde.

Das ungehemmte Gelächter des Springers erreicht uns über die Klippe, noch bevor wir seinen Kopf sehen. Ich kann mich nicht erinnern, wann mein Lachen das letzte Mal so geklungen hat.

»Dir gefällt das hier nicht, weil es …«, ich senke meine Stimme zu einem theatralischen Flüstern, »… gegen die Regeln verstößt?«

Alices dunkle Augen funkeln hinter ihrer Brille. »Wenn man abends außerhalb des Campusgeländes erwischt wird, fliegt man automatisch aus dem Early-College-Programm.«

»Immer mit der Ruhe, Hermine. Charlotte hat gesagt, ein paar Studierende machen das jedes Jahr.«

Noch ein Klippenspringer rennt durch den Wald. Ein lauteres Platschen. Jubelrufe. Alice deutet mit dem Kinn in Richtung der anderen Studierenden. »So viel zu denen. Nun verrate mir, warum du hier bist.«

Weil ich im Moment nicht einfach in unserem Zimmer herumhocken kann. Weil ich seit dem Tod meiner Mutter eine Version von mir in mir trage, die alles brüllend kurz und klein schlagen will.

Ich zucke mit den Schultern. »Wie ließe sich unser Abenteuer denn besser beginnen als mit einem kleinen bisschen Rebellion?«

Lustig scheint sie meine Erklärung nicht zu finden.

»Hat hier jemand Rebellion gesagt?« Charlottes Stiefel knirschen auf den Blättern und Kiefernnadeln. Das scharfe Knacken hebt sich deutlich von der Hintergrundkulisse aus Grillengezirpe und dem tiefen Basswummern ab, das von den Lautsprechern der Party zu uns herüberhallt. Sie bleibt neben mir stehen und streicht sich den kastanienbraunen Pferdeschwanz von der Schulter. »Wollt ihr nicht springen? Es ist Tradition.« Sie grinst. »Und Spaß macht es auch.«

»Nein«, platzt es aus Alice heraus. Ich muss das Gesicht verzogen haben, denn Charlotte grinst, und Alice sagt: »Bree …«

»Studierst du nicht Medizin, Charlotte?«, frage ich. »Wie kannst du so schlau und gleichzeitig so ein schlechter Einfluss sein?«

»So ist das am College«, erwidert Charlotte schulterzuckend. »›Schlau, aber ein schlechter Einfluss‹ beschreibt in etwa die Hälfte der Studentenschaft.«

»Char?«, ruft eine Männerstimme hinter einer fransigen Stechpalme. Charlottes Miene erhellt sich zu einem breiten Lächeln, noch ehe sie sich zu dem großen rothaarigen Jungen umdreht, der auf uns zukommt. In der einen Hand hält er einen roten Plastikbecher und in der anderen eine Taschenlampe.

»Hey, Babe«, schnurrt Charlotte und begrüßt ihn kichernd mit einem Kuss.

»Char?«, forme ich mit den Lippen in Alices Richtung. Sie zieht eine Grimasse.

Als das Pärchen sich voneinander löst, winkt Charlotte uns heran. »Babe, das sind die neuen Early-College-Mädels, die ich von zu Hause kenne. Bree und Alice.« Sie klammert sich wie ein Koalabär an den Arm des Jungen. »Leute, das hier ist mein Freund. Evan Cooper.«

Evan mustert uns so lange, dass ich mich frage, was er über uns denken mag.

Alice hat taiwanesische Wurzeln, ist klein und drahtig, mit klugen Augen und fast immer einem Grinsen im Gesicht. Sie ist stets etwas overdressed, um einen guten Eindruck zu machen, »nur für alle Fälle«, und heute Abend hat sie eine dunkle Jeans und eine gepunktete Bluse mit Bubikragen ausgewählt. Unter Evans taxierendem Blick schiebt sie ihre runde Brille zurecht und hebt schüchtern die Hand zum Gruß.

Ich bin ein Meter dreiundsiebzig groß – groß genug, um eventuell als Collegestudentin durchzugehen – und Schwarz. Gesegnet mit den Wangenknochen und Kurven meiner Mutter und dem vollen Mund meines Vaters. Ich trage eine alte Jeans und ein T-Shirt. Schüchternes Winken ist nicht so mein Ding.

Als Evan mich betrachtet, reißt er die Augen auf. »Du bist das Mädchen, dessen Mom gestorben ist, nicht wahr? Bree Matthews?«

Schmerz bohrt sich tief in mein Inneres, und meine Mauer schießt blitzschnell in die Höhe. Der Tod versetzt einen in ein Paralleluniversum, aber nach drei Monaten verfüge ich über das nötige Werkzeug, um darin zu leben.

Charlotte rammt Evan den Ellbogen in die Rippen und wirft ihm einen bitterbösen Blick zu. »Was denn?« Er hebt die Hände hoch. »Das hast du doch ge…«

»Tut mir leid.« Sie fällt ihm ins Wort und sieht mich entschuldigend an.

Meine Mauer funktioniert in zwei Richtungen: Sie verbirgt die Dinge, die ich verstecken will, und hilft mir, die Dinge zu zeigen, die ich anderen zeigen möchte. Besonders nützlich gegenüber der Mein-Beileid-Fraktion. Vor meinem inneren Auge steht die Mauer jetzt wehrhaft vor mir. Stärker als Holz, Eisen oder Stahl. Das muss sie auch sein, denn ich weiß, was als Nächstes folgen wird: Charlotte und Evan werden...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Reihe/Serie Legendborn-Reihe
Legendborn-Reihe
Sprache deutsch
Original-Titel Legendborn
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • Artussage • Black Fantasy • Booktok • College • Dämonen • eBooks • Fantasy • High Fantasy • Magie • Merlin • Neuerscheinung • Ritter der Tafelrunde • TikTok • tiktok made me buy it • Urban Fantasy • Zauberer
ISBN-10 3-641-28806-1 / 3641288061
ISBN-13 978-3-641-28806-8 / 9783641288068
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