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Sturm über dem Inselsalon (eBook)

Roman - Die Norderney-Saga

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
512 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-25795-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sturm über dem Inselsalon - Sylvia Lott
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Ein Friseursalon auf Norderney und starke Frauen, die in schwierigen Zeiten für ihre Träume und die Liebe kämpfen - Die große Familiensaga voll nostalgischem Insel-Charme!
Der Erste Weltkrieg verändert Norderney, die Urlauber fehlen, Geld und Waren sind knapp und Frieda arbeitet hart, um den familieneigenen Friseursalon Fisser über die schwere Zeit zu retten. Auch ihre Freundin Grete tut alles, um als Krankenschwester den Inselbewohnern und Soldaten zu helfen. Beide warten jeden Tag auf Nachricht ihrer Ehemänner, doch nur einer kehrt aus dem Krieg zurück. Die Revolution erreicht auch die Insel. Nach dem Umbruch kündigt sich ein neuer Aufschwung an und Norderney avanciert wieder zum beliebten Seebad. Die Menschen sehnen sich nach Frieden und Fortschritt. Frieda weiß: Sie muss die Zeichen der Zeit nutzen, um den Salon ins neue Jahrzehnt zu führen ...

Die Norderney-Saga von Sylvia Lott:

Die Frauen vom Inselsalon
Sturm über dem Inselsalon
Bände 3 und 4 in Vorbereitung

Die freie Journalistin und Autorin Sylvia Lott ist gebürtige Ostfriesin und lebt in Hamburg. Viele Jahre schrieb sie für verschiedene Frauen-, Lifestyle- und Reisemagazine, inzwischen konzentriert sie sich ganz auf ihre Romane. Ihre Romane stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Frieda


»Wir sehen uns dann heute Abend bei der Versammlung«, sagte Frieda, während sie ihrer Schwiegermutter Platz an der Registrierkasse machte und den Friseurkittel auszog.

»Ja«, antwortete Jakomina Fisser, »sei besser etwas früher da, es wird bestimmt voll. Und grüß deine Eltern schön.«

»Mach ich«, versprach Frieda. Sie setzte einen Strohhut auf ihr hochgestecktes flachsblondes Haar und rief durch den Flur in Richtung Küche. »Komm, Lissy, wir wollen zu Oma Meta und Opa Dirk. Du darfst heute bei ihnen übernachten.«

Hüpfend kam ihre fünfjährige Tochter in den Verkaufsraum des Inselsalons. Ihre braunen Locken wippten noch, als sie von hellem Glöckchenklang begleitet durch die Ladentür in den Laubengang traten, der das Eckgeschäft von zwei Seiten umgab. Im Damensalon, wo Frieda hauptsächlich arbeitete, wenn sie nicht an der Kasse stand, war an diesem Tag kaum Betrieb. Aber im Herrensalon brummte es, weil plötzlich alle Männer, auch die ganz jungen und die alten, einen militärischen Kurzhaarschnitt wollten. Frieda strich Lissy über den Kopf, um sie zu beruhigen. Nicht nur ihr Kind war aufgedrehter als sonst. Alle Menschen befanden sich seit Tagen im Ausnahmezustand, sie selbst fühlte sich wie betäubt. Denn seit einer Woche herrschte Krieg.

Es war schwer zu begreifen. Frieda ahnte, dass ihr Verstand und ihre Seele dieses epochale Ereignis nur teilweise erfassen konnten. Die Bedeutung eines Krieges, in den beinahe die ganze Welt verwickelt war, überstieg einfach das menschliche Vorstellungsvermögen.

Sie schaute an der Eingangstür hoch und registrierte, dass der blank polierte Metallteller fehlte. Wahrscheinlich war das Zunftzeichen der Friseure schon die ganze Woche über vergessen worden. Kein Wunder, das morgendliche Aufhängen gehörte seit Jahrzehnten zu den Vorrechten ihres Schwiegervaters Fritz Fisser, und der hatte sich trotz seines fortgeschrittenen Alters am vergangenen Sonnabend, dem Tag der Mobilmachung, freiwillig für die Inselwache gemeldet. Er lebte nun, kaserniert mit rund hundertfünfzig anderen Landwehrsoldaten, die allesamt von Norderney stammten, im Seehospiz. Man befürchtete nämlich, dass die Engländer versuchen würden, Deutschland von See her anzugreifen. Davor sollten die Männer der Inselwache sie schützen beziehungsweise früh genug Meldung machen, damit Verstärkung anrücken konnte.

Frieda erschauderte bei diesem Gedanken. Die fröhliche Schrammelmusik noch im Ohr, die bis vor Kurzem aus den Hotelbars erklungen war, mussten sie auf einmal den Horizont nach feindlichen Kriegsschiffen absuchen.

Der mächtige Backsteinkomplex des Seehospizes, einer Kinderheilstätte, war quasi über Nacht geräumt worden. Die Schwestern hatten dreihundert Kinder zurück aufs Festland gebracht und anschließend selbst – wie die meisten Kurgäste – Norderney fluchtartig verlassen. Alle Schwestern mit Ausnahme ihrer besten Freundin Grete Lehmann. Ach nein, sie hieß ja jetzt Grete Lubinus, weil sie am Montagvormittag den Arzt Dr. Max Lubinus geheiratet hatte, der am Montagnachmittag, einberufen als Stabsarzt, mit einem Dampfer zum Festland abgereist war. Ihre spontane Kriegsheirat hatte alle überrascht, Grete und Max wohl am meisten. Eine Eheschließung nach Kriegsrecht ohne Aufgebot. Und ohne Hochzeitsnacht, die Ärmsten. Frieda seufzte voller Mitgefühl.

Lissy schaute sie fragend an. »Alles in Ordnung, mein Schatz.« Mit einem Lächeln bemühte sie sich, Ruhe auszustrahlen.

Grete stammte aus einer wohlhabenden Berliner Unternehmerfamilie. Sie konnte sogar eine adlige Mutter vorweisen und hatte sich, da junge Damen in ihren Kreisen nicht zu arbeiten pflegten, die Schwesternausbildung und ihren Wirkungsbereich im Seehospiz schwer ertrotzen müssen. Da nun die Soldaten der Inselwache im Hospiz untergebracht waren, wohnte die Freundin vorübergehend bei ihnen, den Fissers. Sie schlief in Hilrichs ehemaligem Zimmer in der Wohnung der Friseurfamilie. Frieda und ihr Ehemann hatten nach ihrer Hochzeit einen eigens für sie angebauten Wohnbereich bezogen.

Hilrich war ebenfalls am Montag seinem Gestellungsbefehl gefolgt. Er hatte ihr schon eine Nachricht geschickt. So wusste sie, dass er derzeit nach einer Zwischenstation in Aurich in Oldenburg stationiert war. Gott sei Dank gehörte er nicht zu jenen Soldaten, die bereits in Belgien an der Front kämpften.

Vor dem Kurpark blieb Frieda kurz stehen und atmete tief durch. Die Luft roch nach Salzwasser, Pferdeäpfeln und Rosen. Es war ein wunderbarer Augusttag, ideales Wetter für den Strand. Doch statt vornehmer Kur- und Badegäste sah man nur Soldaten, Grüppchen debattierender Insulanerinnen und verloren wirkende Saisonkräfte, die wie Grete noch keine Gelegenheit gefunden hatten, die Insel zu verlassen. Schließlich gebührte Militärtransporten nun auf den Fähren und für die Anschlusszüge Vorrang.

Eine Brise umschmeichelte Frieda. Im Gesicht und durch den Stoff ihrer hellen Bluse hindurch spürte sie die Sonne. Was für eine Verschwendung von Wärme und Licht! Sie gab sich einen Ruck. Mit Lissy an der Hand ging sie zügig an der Grünanlage mit dem lang gestreckten klassizistischen Conversationshaus und dem Bazar-Gebäude vorbei durch den Ortskern in Richtung Kaiserstraße.

»Das ist doch gar nicht der Weg zu Oma und Opa«, sagte Lissy in der Strandstraße.

»Richtig, wir wollen noch unseren reparierten Wecker abholen.«

Im Schaufenster des Uhrmachers Simon verkündete ein Schild: Wegen Einberufung zur Armee bleibt mein Geschäft vorläufig geschlossen. Frieda zuckte mit den Schultern. Dann eben nicht.

Eigentlich machte sie diesen Umweg zum Fischerhaus ihrer Eltern sowieso nur, weil sie das Bedürfnis verspürte, aufs Meer zu schauen. Die Nordsee hatte sie noch immer beruhigt. Sie brauchte jetzt deren Kraft, wollte die Wellen rauschen hören, den frischen Geruch und die endlose, glitzernde Weite in sich aufnehmen. Das würde ihr hoffentlich auch diesmal helfen, ihre Gefühle zu ordnen und klarer zu erkennen, was getan werden musste.

»Mama, die sperren den Sommer ein!«

Entrüstet zeigte Lissy auf eine eben noch lichtdurchflutete Veranda, die von zwei Männern mit Brettern vernagelt wurde.

»Das macht nichts, ist sogar besser so«, erklärte Frieda. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Wie kam das Kind nur immer auf solche sonderbaren Vergleiche? Lissys Empfindsamkeit und Fantasie gefielen ihr einerseits, gewiss handelte es sich dabei um eine Mitgift ihres Vaters. Andererseits fürchtete sie, ihre Tochter könnte zu sensibel werden. Mehr Robustheit würde ihr besser durchs Leben helfen. Deshalb ging sie möglichst praktisch auf derlei poetische Gedankengänge ein. »Die Hotels und Logierhäuser dürfen, solange Krieg ist, keine Gäste mehr aufnehmen. Viele Besitzer gehen schon jetzt aufs Festland, Lissy, nicht erst im Winter wie sonst. Und auf diese Weise sind ihre Häuser besser vor den Herbststürmen geschützt.«

Sie erreichten die Kaiserwiese. Die Tennisplätze vor den Grandhotels mit Seeblick lagen verwaist da. Auch der Badestrand wirkte einsam, letzte Strandkörbe wurden auf einen Pferdewagen gehievt. Nur an Scherls Lesepavillon schräg gegenüber von Braams Buchhandlung und ein Stück weiter an Ullsteins Pavillon drängten sich Menschen. Dort in den Schaufenstern hingen stets die neuesten Nachrichten aus. Theo Weerts, der Redakteur des Inselboten und Stammkunde im Inselsalon, hatte sie bereits am Morgen, während er vom Lehrling rasiert worden war, über die aktuellen Ereignisse informiert. Besonders betroffen gemacht hatte sie die Nachricht, dass alle Bewohner Helgolands evakuiert und nach Hamburg gebracht worden waren. Wer nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen konnte, musste fortan in Altonaer Auswandererbaracken wohnen.

Helgoland verfügte über einen Kriegshafen, außerdem befand sich auf der Hochseeinsel die größte deutsche Seeflugstation. Im Vergleich damit hatten sie es auf Norderney gut. Sie durften bleiben, denn ihre Insel spielte für die Marine nur eine untergeordnete Rolle. Von den sieben bewohnten ostfriesischen Eilanden, zu denen Norderney gehörte, waren Borkum und Wangerooge in den vergangenen Jahren am stärksten aufgerüstet worden, weil sie in der Nähe der kriegswichtigen Häfen Emden und Wilhelmshaven lagen.

»Gehen wir noch an den Strand?«, fragte Lissy erwartungsvoll.

Frieda nickte. Das Kind rannte los, sie folgte gemessenen Schrittes.

Kurz vor der Holztreppe zum Abstieg brüllte sie ein Wachposten an, den sie vorher nicht bemerkt hatte. »Halt! Name? Woher und wohin?«

Frieda schreckte zusammen, Lissy blieb wie versteinert stehen, Tränen in den Augen. Nun erkannte Frieda den Uniformierten, der wichtigtuerisch aus dem Schatten eines zum Wachhäuschen umfunktionierten Badekarrens hervortrat – Hein de Vries, Schuster aus der Friedrichstraße, nicht gerade die hellste aller Leuchten.

»He, Hein, du kennst mich doch! Wir wollten nur mal …«

Er verzog keine Miene. »Hier ist Sperrgebiet, Zutritt verboten.«

»Nun hab dich nicht so, wir sind doch ganz harmlos.« Frieda hob die Hände. »Ist denn überall gesperrt?«

»Vom Januskopf bis zum Weststrand.«

»Ach so, das war mir nicht klar. Könnten wir nicht trotzdem kurz …«

»Das gilt für alle«, antwortete Hein. »Ich bin im Dienst«, fügte er hinzu, wohl um kundzutun, dass er sich nicht auf ein nachbarschaftliches Geplänkel wie in Friedenszeiten einlassen konnte.

Frieda fand das übertrieben. Doch nun marschierte auch noch ein Trupp Soldaten im...

Erscheint lt. Verlag 18.7.2022
Reihe/Serie Die Norderney-Saga
Norderney-Reihe
Norderney-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Borkum • Der Dünensommer • deutsche Familiengeschichte • Die Inselfrauen • eBooks • Erster Weltkrieg • Familiensaga • Frauenromane • Frauenunterhaltung • Friseursalon • Gisa Pauly • historische familiensaga • Historische Liebesromane • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Inselroman • Jahrhundertwende • Liebesromane • Miriam Georg • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Norderney-Saga • Nordsee-Roman • Schönheit • Seebad • Spiegel-Bestsellerautorin • Sylt
ISBN-10 3-641-25795-6 / 3641257956
ISBN-13 978-3-641-25795-8 / 9783641257958
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