Süße Träume im Cottage am Strand (eBook)
512 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-28639-2 (ISBN)
Schriftstellerin Merry liebt ihr Leben im glitzernden London: Ihre romantischen Liebesgeschichten stehen bei den Leserinnen hoch im Kurs, eine glamouröse Buchparty folgt auf die nächste. Doch als ihr Verlobter sich aus heiterem Himmel von ihr trennt und obendrein eine gemeine Schreibblockade ihren neuen Roman gefährdet, muss ein Neuanfang her. Merry zieht in ein entzückendes kleines Cottage auf den wunderschönen Orkney-Inseln vor der Küste Schottlands, um bei langen Strandspaziergängen wieder zu sich selbst zu finden. Doch die naseweisen Inselbewohner denken gar nicht daran, den Neuzugang in Ruhe zu lassen. Und dann gibt es da noch Niall, den charmanten Leiter der örtlichen Bücherei, und den unverschämt attraktiven Bootsbauer Magnus, dessen Vorfahren von den Wikingern abstammen ...
Holly Hepburn liebt es, Menschen zum Lächeln zu bringen - und sie liebt ihre Katze Portia. Sie hat in der Marktforschung und als Model gearbeitet, ihr großer Traum war aber schon immer das Schreiben. Sie lebt in der Nähe von London.
Prolog
November
»Ich kann nicht mehr.«
Merry öffnete den Mund, um ihm unter die Nase zu reiben, dass sie ihm gesagt hatte, er solle vor dem Hauptgang nicht so viel Brot essen, aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er redete nicht von den Spaghetti Carbonara, die er appetitlos auf seinem Teller hin und her schob; es ging um etwas Größeres. Etwas Ernsteres.
»Alex?«, fragte sie vorsichtig, als er weiter die langsam zu einer festen Masse gerinnenden Nudeln vor sich anstarrte. »Was ist los? Was kannst du nicht mehr?«
Er sah auf und fixierte sie für den Bruchteil einer Sekunde aus seinen blassblauen Augen, bevor er seinen Blick wie ein erschrockenes Kaninchen durch das Restaurant huschen ließ. »Das hier«, stieß er nach einigen Sekunden abrupt aus. »Uns.«
Merry wurde von einer heißen, prickelnden Welle der Panik ergriffen. »Uns?«, wiederholte sie tonlos. Ihre Kehle war auf einmal staubtrocken. »Wovon redest du?«
»Von dir und mir. Unserer Beziehung.« Er holte tief Luft. »Ich kann einfach nicht mehr so tun als ob.«
Die Hitze wich eisiger Kälte. Als wenn aus dem Nirgendwo plötzlich ein arktischer Wind eine Böe durch den Raum geschickt hätte. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie, während Taubheit von ihrem Körper Besitz ergriff. »Was meinst du mit ›so tun als ob‹?«
Während der folgenden Stille sah Alex Merry nicht an. »So tun, als ob ich dich liebe«, sagte er schließlich.
Auf einmal schien sich kein Sauerstoff mehr in Merrys Lunge zu befinden. Als hätte sie eine Faust in den Magen getroffen, entwich ihr auf einen Schlag alle Luft. Sie musste sich verhört haben – immerhin war das hier Alex. Ihr Freund, mit dem sie mehr als die Hälfte ihres bisherigen Lebens verbracht hatte. Der sie anbetete, der sie eine Göttin genannt und ihr versprochen hatte, niemals von ihrer Seite zu weichen. Ihr Seelenverwandter. Natürlich liebte er sie, entschied Merry mit einem ungläubigen Kopfschütteln, genauso sehr wie sie ihn.
Sie holte zittrig Atem, sich des krächzenden Keuchens, das sie dabei ausstieß, nur am Rande bewusst, und versuchte, ihre wirren Gedanken zu sammeln, um eine Antwort zu formulieren.
»Ich habe diese Gefühle unterdrückt«, fuhr Alex in seltsam distanziertem Ton fort. »Aber ich kann das nicht mehr. Es tut mir leid.«
Es war die Lustlosigkeit, mit der er den letzten Satz aussprach, die sie brach. Als ob er gerade ihren Lieblingskaffeebecher und nicht ihr Herz zerschmettert hätte.
Ihre Augen schwammen in Tränen. »Es tut dir leid?«
Die Worte kamen ihr lauter und heftiger über die Lippen als beabsichtigt.
Alarmiert zog er die Augenbrauen zusammen. »Nicht weinen«, murmelte er, als eine Frau am Nebentisch einen verstohlenen Blick zu ihnen hinüberwarf. »Um Himmels willen, Merry, du musst doch geahnt haben, dass so etwas kommt. Mach jetzt bloß keine Szene.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Seine Züge verschwammen vor ihren feuchten Augen, aus denen jeden Moment Tränenbäche ihre Wangen hinabzulaufen drohten. Nicht weinen – hatte er das gerade wirklich zu ihr gesagt? Nachdem er all ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft mal eben zerstört hatte, als ob es sich dabei nur um Kleinigkeiten handelte?
Blinzelnd versuchte sie den dicken Klumpen, der sich in ihrer Kehle festgesetzt hatte, herunterzuschlucken. »Woher hätte ich das wissen sollen?«, brachte sie mit einem heiseren Halbflüstern heraus. »Wir sind zusammen, seit wir sechzehn waren. Du hast gesagt, dass du mich heiraten willst.«
»Vielleicht ist das das Problem. Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit. Wir sind nicht mehr dieselben Menschen wie damals.«
»Natürlich sind wir das nicht«, stieß Merry ratlos und verletzt zugleich hervor. »Wir sind erwachsen geworden.« Sie holte ein weiteres Mal zittrig Atem. »Erwachsene, die perfekt zusammenpassen.«
Alex stieß ein langes Seufzen aus. »Das war mal so, ja. Aber in letzter Zeit … Du musst doch zugeben, dass es nicht gerade einfach war. Vor allem nicht seit …«
Er ließ den Satz in der Luft hängen, doch Merry wusste auch so, was er hatte sagen wollen: seit der Schreibblockade, die ihrem Leben jegliche Farbe genommen hatte.
Zuerst hatte sie es auf die Erschöpfung geschoben, die sich nach Monaten in ihr festgesetzt hatte. Monate, die mit Terminen, Mittagessen und Releasepartys angefüllt gewesen waren, die nun mal dazugehörten, wenn man eine Sunday-Times-Bestsellerautorin war. Doch bisher war es ihr immer gelungen, sich vor der Hektik ins Schreiben zu flüchten, wo sie Trost in den Welten fand, die sie für andere erschuf. Wenn die Realität ihr mal wieder zu viel wurde, konnte sie sich stets darauf verlassen, dass ihre Figuren sie nicht im Stich ließen. Bis zu jenem Tag, an dem sie ihren Laptop aufgeklappt hatte und die Worte ausgeblieben waren. Sie hatte versucht, nicht in Panik auszubrechen, hatte sich versichert, dass es nur eine vorübergehende Erscheinung war. Ihre Autoren-Freundinnen waren wenig überrascht von ihrer Blockade und bestärkten sie.
»Komm schon, Mer, in den letzten fünf Jahren hast du jedes Jahr zwei Bücher abgeliefert«, hatte Jess gesagt, als Merry sich ihr anvertraut hatte. »Sei etwas nachsichtiger mit dir selbst. Nimm dir eine Auszeit. Deine Deadline ist noch Monate hin.«
Bloß dass der Tag der Deadline kam und verstrich und Merry immer noch von ihrer Unfähigkeit, auch nur ein Wort zu Papier zu bringen, vollkommen gelähmt war. Ihre Verlegerin war verständnisvoll, aber die Situation nagte an ihrem Selbstbewusstsein und raubte ihr den Schlaf. Allein der Gedanke, sich an ihren Laptop zu setzen, erfüllte sie mit Panik; beim Anblick des schwarzen Bildschirms wurde ihr schlecht. Natürlich hatte das Auswirkungen auf ihre Beziehung zu Alex, allerdings war ihr bisher nicht klar gewesen, in welchem Ausmaß.
»Du hast gesagt, dass du mich verstehst.« Sie sah ihn über den Tisch hinweg an. »Du hast gesagt, dass du alles tun würdest, um mir zu helfen.«
»Ich habs versucht«, protestierte Alex und klang dabei verletzt. »Ich habe dir zugehört, wenn du reden wolltest, habe dir geraten, mit einem Therapeuten darüber zu sprechen, und habe mich kaum getraut zu atmen, während du dich in deinem Büro eingesperrt und versucht hast zu schreiben. Seit sieben Monaten behandle ich dich wie ein rohes Ei, Merry. Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir erwarten könntest, außer dass ich das verdammte Buch für dich schreibe.«
Seine Verbitterung war kaum zu überhören, und Merry glaubte zu wissen, was ihm so aufstieß. Alex war immer stolz auf ihre Karriere gewesen. Er hatte sich in ihrem Erfolg gesonnt, mit ihren Preisen und den Verkaufszahlen ihrer Bücher geprahlt. Es blieb nicht viel zum Prahlen übrig, wenn es Tage gab, an denen ihr allein das Aufstehen schwerfiel.
»Ich habe nicht erwartet, dass du aufgibst«, sagte sie leise. »Der Alex, den ich liebe, würde so etwas niemals tun.«
Er lehnte sich zurück und ließ die Gabel mit einem Klirren auf den Teller fallen. Eine Geste, der eine bedrohliche Endgültigkeit innewohnte. »Wie gesagt, wir haben uns beide verändert.«
Die Frau am Nebentisch stieß ein kaum verhohlenes Schnauben aus.
Alex räusperte sich. »Ich denke, es ist das Beste, wenn ich ausziehe. Ein sauberer Schlussstrich.«
Die Vorstellung, allein in ihrer gemeinsamen Wohnung in Chiswick zu leben, ließ die ganze Situation für Merry noch unwirklicher erscheinen.
»Und wo willst du hin? Das ist doch verrückt, Alex. Können wir nicht versuchen, an uns zu arbeiten? Ich … ich liebe dich.«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist es ja – ich glaube nicht, dass du das wirklich tust, zumindest nicht mehr auf dieselbe Weise wie früher einmal. Und vielleicht ist das auch einer der Gründe, aus denen du nicht mehr über Liebe schreiben kannst. Du hast vergessen, wie sie sich anfühlt.«
Die Worte schnitten wie eine scharfe Klinge in ihr Herz. »Erzähl mir nicht, was ich angeblich fühle und was nicht. Ich weiß, was Liebe ist. Wenn es jemand vergessen hat, dann du.«
»Ich habe ein Zimmer in einer WG in Greenwich gefunden. Vor ein paar Tagen habe ich den Mietvertrag unterschrieben.«
Seine Entscheidung war nicht aus einer spontanen Laune heraus gefallen, wurde Merry in diesem Moment klar. Er hatte das bereits vor einer Weile geplant – vor Wochen oder sogar Monaten – und speziell dieses Restaurant ausgesucht, um ihr den finalen Todesstoß zu versetzen, da sie beide noch nie hier gewesen waren und somit keine besonderen Erinnerungen damit verbanden. Zumindest hatte er es nicht in ihrem Wohnzimmer getan, wo sie von nun an dazu gezwungen gewesen wäre, diesen Moment wieder und wieder zu durchleben; immerhin daran hatte er gedacht. Oder er hatte ganz einfach zynisch spekuliert, dass sie sich in der Öffentlichkeit mit größerer Wahrscheinlichkeit am Riemen reißen und nicht zusammenbrechen würde. Sie hatte keine Ahnung, welche Erklärung eher zutreffen könnte – der Alex, der ihr in diesem Moment gegenübersaß, erschien ihr auf einmal wie ein vollkommen Fremder. Nur eine einzige Sache wusste sie mit Sicherheit: Es gab nichts, was sie sagen oder tun konnte, um seine Meinung zu ändern. Er verließ sie.
»Wann ziehst du aus?«, brachte sie heraus, während sie um das letzte bisschen Würde kämpfte, das ihr noch geblieben war.
Alex blähte die Wangen auf. »Sofort.«
»Sofort?« Sie starrte ihn mit offenem Mund an. »Aber du hast keine Sachen bei dir.«
»Ich...
Erscheint lt. Verlag | 11.4.2022 |
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Übersetzer | Melike Karamustafa |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Coming Home to Brightwater Bay |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2022 • Die kleine Bäckerei am Strandweg • eBooks • Frauenromane • Gilmore Girls • Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei • Heute Abend in der Eisdiele am Meer • Jenny Colgan • Liebesromane • Manuela Inusa • Neuerscheinung • Neuheiten 2022 • Orkneyinseln • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen 2022 • Schottland • smalltown romance deutsch • Sommer 2022 • Um fünf unter den Sternen • Valerie Lane |
ISBN-10 | 3-641-28639-5 / 3641286395 |
ISBN-13 | 978-3-641-28639-2 / 9783641286392 |
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