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Tief in der Wüste (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-25785-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tief in der Wüste -  Robert Low
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Das zweite große Abenteuer für die kampferprobten Gladiatoren
Sie sind die Procuratores, die Brüder des Sandes - Männer, die einander blind vertrauen, die Rücken an Rücken und Seite an Seite gekämpft haben. 224 n. Chr.: Die ehemaligen Gladiatoren unter der Führung von Drust und Kag werden erneut an die Grenzen des Imperiums gerufen. In Syrien benötigen alte Kampfgefährten ihre Hilfe. Doch in der sengenden Hitze der Wüste geraten sie in ein gefährliches Komplott um einen korrupten Statthalter. Jeder scheint ihnen nach dem Leben zu trachten. Die Gladiatoren sind ganz auf sich allein gestellt und müssen auf ihren Mut und Instinkt vertrauen ...

Robert Low, Journalist und Autor, war mit 19 Jahren als Kriegsberichterstatter in Vietnam. Seitdem führte ihn sein Beruf in zahlreiche Krisengebiete der Welt. Um seine Abenteuerlust zu befriedigen, nahm er regelmäßig an Nachstellungen von Wikingerschlachten teil. Robert Low lebte in Largs, Schottland - dem Ort, wo die Wikinger schließlich besiegt wurden. 2021 ist der Autor verstorben.

1

In der Oase Al-Bardi, südwestlich von Dura Europos Im zweiten Jahr der Herrschaft von Kaiser Severus Alexander

Es schnürte ihm die Brust zu, sein Mund war trocken, ganz im Gegensatz zu seiner schweißnassen Haut und seinem Darm, der sich wässrig zu entleeren drohte. Panik überkam ihn und ließ bleierne Übelkeit in ihm aufsteigen.

Nicht zum ersten Mal verfluchte Drust diesen Ort, die launische Göttin Fortuna und die Versicherung, die Parther seien so gut wie erledigt und in endlose interne Auseinandersetzungen verstrickt.

Heutzutage sei es ein Spaziergang nach Dura Europos hatte man ihm gesagt. Man brauche bloß dem sicheren Karawanenpfad zu folgen, der zum westlichen Ende der Seidenstraße führte.

Ein wenig Trost fand Drust im Anblick von Quintus, der ihm mit dreckverschmiertem Gesicht gegenübersaß. Er trug immer noch seinen dicken Umhang, den er gegen die kühle Nachtluft angelegt hatte, obwohl sich im Morgengrauen bereits die Hitze des kommenden Tages bemerkbar machte und ihnen den Schweiß aus den Poren trieb.

Was hätte er jetzt nicht für einen Schluck Wasser gegeben. Tief geduckt hockten sie hinter der kniehohen Steinmauer. Aufzustehen wäre nicht ratsam gewesen; die Schleuderschützen aus Jabal Tayy, die in den gelben Sanddünen lauerten, nutzten jede Gelegenheit, sie mit ihren Geschossen zu erwischen.

Die Stammesleute hatten genug Munition bei sich, wie Drust wusste. Gnade kannten sie nur gegenüber den Kamelen, die wollten sie lebend, nur ihre Feinde waren ihnen am liebsten tot. Nicht wenige von ihnen lagen bereits als stinkende und von Fliegen übersäte Leichen in der Landschaft.

Hinter einer zweiten niedrigen Mauer links von Drusts Position hockte eine Gruppe verschwitzter Männer. Ihre Kopfbedeckungen hatten sie abgenommen, die Gesichter wirkten grimmig und entschlossen. Im schwachen Licht der Morgendämmerung waren Blut und Dreck auf ihren weißen Gewändern zu erkennen. Am Himmel war kein Stern mehr zu sehen, die Palmen der Oase hoben sich wie furchterregende Schattengestalten vor dem Hintergrund der nächtlichen Dunkelheit ab. Plötzlich knallte etwas wie ein Peitschenhieb neben Drusts Kopf.

In einem Schwall von Steinen und Staub kam eine Gestalt herangeschlittert. Drust hustete und fluchte.

»Wäre Manius mit seinem Bogen da«, keuchte Sib, »würden diese Steinewerfer ihr blaues Wunder erleben.«

Aber Manius war nicht da. Soweit sie wussten, war er schon vor Jahren gestorben, auch wenn Sib es nie hatte glauben wollen. Er war sich seiner Sache genauso sicher wie früher, als er Manius für einen Dschinn, einen Dämon aus der Unterwelt, gehalten hatte. Seit sie vor sechs Jahren aus dem Exil im Süden Afrikas zurückgekehrt waren, zogen die Brüder des Sandes durch das Wüstenland von Tingis bis Alexandria und handelten mit Getreide, Tieren und Sand für Amphitheater. Sie hatten gehört, dass Manius zur Arbeit in den Bergwerken verurteilt worden war und Colm, »der Hund«, ihn herausgeholt hatte, da er die Gunst des jugendlichen Elagabal genoss, der zum Kaiser des Römischen Reichs aufgestiegen war.

Bis Elagabal vor zwei Jahren gestürzt und durch seinen Vetter Alexander ersetzt worden war. Drust war sich sicher, dass Colm und Manius tot waren; er hatte gehört, dass sie bei den Säuberungen im Zuge des Machtwechsels getötet worden waren. Die Brüder des Sandes hatten eine Trauerfeier abgehalten und zu Ehren ihres Andenkens Salz verstreut und Wein vergossen.

Drust hatte vor Verblüffung fast der Schlag getroffen, als er eine Nachricht aus den dunklen Tiefen des Partherreichs erhielt: Manius und Colm waren am Leben und brauchten Hilfe.

Kag stieß einen Ruf aus, der beinahe fröhlich klang. Er legte seinen Gladius und ein gekrümmtes Messer nieder; diese Waffen waren für den letzten Augenblick bestimmt, wenn die Stammeskrieger mit ihren Schwertern angriffen. Vorläufig begnügten sich diese Ziegenficker damit, herumzuschleichen und aus den Dünen heraus mit Steinen zu schießen. Immer wieder sprang einer auf, schwang seine Schleuder und ging sofort wieder in Deckung. Ihre Vorsicht war übertrieben – keiner in der Karawane besaß etwas, womit er hätte zurückschießen können.

Drust schloss seine schweißnasse Hand noch fester um den Griff seines Schwerts, das ihn seit den Tagen in der Arena begleitete. Der Griff war glatt gescheuert, was sich im Kampf als gefährlich erweisen konnte. Neben Kags Kopf flogen Steinsplitter auf. Drust wollte ihm eine Warnung zurufen, als ihm bewusst wurde, wie unsinnig das wäre. Mit dem Schwert in der Hand stierte er in das kalte Licht der Morgenröte, als er ganz in der Nähe eine Bewegung wahrnahm, dann ein Geräusch, als hätte jemand feuchten Lehm an eine Mauer geworfen, gefolgt von einem dumpfen Ächzen und dem Aufprall eines Körpers direkt hinter ihm.

»Die kleinen Bastarde sind schwer zu sehen, was?«

Drust erkannte die überraschend sanfte Stimme sofort und drehte sich zu Praeclarum um, die über einen am Boden liegenden Kameltreiber hinwegkroch. Der Mann zuckte noch, doch sie hatte bereits erkannt, dass er keine Chance hatte.

»Es wird Zeit, dass die Mistkerle aus der Festung anrücken«, meinte Drust, und Praeclarum gab zu, dass ihre Hoffnung darauf allmählich schwand.

»Diese Lumpenärsche sind einfach überall«, meinte sie. »Sobald sie das Gefühl haben, wir wären geschwächt genug, werden sie einen Sturmangriff wagen. Ich fürchte, die Leute aus der Festung werden nicht rechtzeitig da sein.«

»Hör mal, ich weiß es zu schätzen, dass du mich aufmuntern willst«, erwiderte Drust trocken. »Aber unsere Lage ist beschissener, als du denkst.«

Praeclarum spitzte die Lippen. »Wir könnten natürlich versuchen abzuhauen, aber damit werden sie rechnen. Sie brauchen nur zu warten, bis wir an ihnen vorbeikommen. Dann enden wir alle mit einem Messer im Rücken und mit abgeschnittenen Eiern. Letzteres betrifft mich zwar nicht, das macht es aber auch nicht besser.«

Drust schauderte und fuhr erschrocken herum, als eine dunkle Gestalt neben ihnen auftauchte.

»Authent-es«, sagte eine vertraute Stimme.

Drust stieß einen heiseren Fluch aus. »Mann, ich hätte dich fast einen Kopf kürzer gemacht.«

Kisas Augen in seinem dunklen Gesicht schimmerten. »Das wäre wohl ziemlich traurig für uns beide gewesen.«

»Ein bescheuerter Mavro weniger auf der Welt«, ätzte Praeclarum, drehte sich um und spähte über die Mauer.

Kisa Shem-Tov wiegte den Kopf angesichts dieses spöttischen Ausdrucks für einen Menschen von dunklerer Hautfarbe. »Die ehrenwerte Dame weiß es natürlich am besten«, konterte er mit einem eisigen Lächeln.

»Kannst du uns hier rausbringen, Kisa? Ist es möglich – was meinst du?«

Der Mann zog die Luft durch die Zähne und überlegte einen Augenblick. Dann nickte er Drust freundlich zu. »Nein.«

Praeclarum stieß ein seidenweiches Lachen aus. Kisa begab sich in Deckung, während die Morgendämmerung die Dunkelheit über der Oase vertrieb. Ein Stück weiter nördlich lag Dura Europos, wo sich die Festung befand. Drust hatte Stercorinus schon vor zwei Tagen losgeschickt, bevor die Tayy sie völlig umzingelt hatten. Nun fragte er sich, ob der Mann durchgekommen war. Und ob es klug gewesen war, sich auf ihn zu verlassen. Stercorinus war ein zaundürrer Kerl mit einer Haut wie gebrannter Lehm. Er war nur mit einem Lendenschurz bekleidet und mit einem krummen Schwert bewaffnet, wie es in der Gegend von Palmyra gebräuchlich war. Er behauptete, von dort zu stammen, doch Drust war sich ziemlich sicher, dass das gelogen war, wie fast alles, was der Mann behauptete.

»Du vertraust diesem Ziegenficker viel zu sehr«, knurrte Praeclarum. Drust wusste nicht, ob sie von Kisa Shem-Tov oder von Stercorinus sprach. Es war im Grunde auch egal. Sie hatten Stercorinus vor einigen Monaten in einer sich auflösenden Gladiatorenschule in Antiochia erstanden – ziemlich günstig, da der Kerl, wie der Lanista, der Gladiatorenmeister, ihnen offenherzig erklärt hatte, so verrückt sei wie ein Sack brennender Harpyien.

Kisa Shem-Tov war Jude, ein freigelassener Sklave, der sich nicht nur gut mit Kamelen auskannte, sondern auch mit Diebstahl und Kuppelei. Genau das, was uns noch gefehlt hat, hatte Kag damals gemeint. Kisa war mit einer Botschaft zu ihnen gekommen, die irgendein Stammesführer gesandt hatte, ein Freund Roms in Dura Europos.

Praeclarum hatte einst als »Amazonenkönigin« in der Arena gekämpft, bewaffnet mit Messer und Wurfschlinge. Nachdem der alte Kaiser Septimius Servilius Frauen aus der Arena verbannt hatte, war sie mehrfach verkauft worden. Für eine Hure hatte ihr das Aussehen gefehlt, für eine Haussklavin die Kenntnisse und Manieren, und aufgrund ihrer schroffen Art traute ihr niemand. Sie war mindestens einmal entflohen und trug eine entsprechende Halsmarkierung. Vor zwei Monaten hatte Quintus sie mit einem Lächeln so breit wie der Euphrat »zu einem Spottpreis« in Emesa erstanden. Falls er sich gewisse Hoffnungen gemacht hatte, so wurde ihm schnell klar, dass sie vergeblich waren.

Nun waren sie alle Brüder des Sandes, auch wenn eine von ihnen eine Schwester war. Sie waren so etwas wie Prokuratoren, in Anlehnung an die Procuratores dromi, jene armen Bastarde, die die Aufgabe hatten, während der Wagenrennen auf die Bahn zu laufen und nicht nur Trümmerteile verunglückter Streitwagen zu beseitigen, sondern auch Tote und Verletzte sowie gestürzte Pferde. So hatten die Brüder des Sandes...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Reihe/Serie Die Todgeweihten-Serie
Die Todgeweihten-Serie
Übersetzer Norbert Jakober
Sprache deutsch
Original-Titel The Red Serpent (Brothers of the Sand 2)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 2023 • Abenteuerroman • Antike • eBooks • Gladiatoren • Historische Kriminalromane • Historische Romane • Historischer Roman • Intrige • Kampf • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuerscheinung • Römisches Reich • Verschwörung • Wüste
ISBN-10 3-641-25785-9 / 3641257859
ISBN-13 978-3-641-25785-9 / 9783641257859
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