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Rufmord. Ostfriesenkrimi -  Susanne Ptak

Rufmord. Ostfriesenkrimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-465-8 (ISBN)
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Ein tragischer Mord erschüttert Ostfriesland: Die sechzehnjährige Fenja liegt erschossen an einem Friedhof in Leer! Kommissarin Insa Warnders muss schnell feststellen, dass Fenja leider alles andere als ein Unschuldslamm war. Denn so wie es aussieht, hatte das Mädchen andere Jugendliche aus ihrer Schule im Internet aufs Korn genommen und sich damit einen Haufen Feinde gemacht. Hat sich eines der Mobbingopfer für den Rufmord gerächt? Steckt gar ein verzweifelter Elternteil hinter der Tat? Oder liegen die Motive ganz woanders? Die Kommissarin hofft, dass die Ermittlungen an Fenjas Schule Licht ins Dunkel bringen. Sorgen bereitet ihr allerdings, dass ihr Sohn Raphael sehr seltsam auf die Nachricht von Fenjas Tod reagiert. Weiß er etwas oder ist er gar in die Sache verstrickt? Spätestens, als sich die Ereignisse überschlagen und Raphael spurlos verschwindet, wird der Fall für Insa Warnders zu einer persönlichen Angelegenheit...

Prolog


 

Ihre Hände zitterten, während Fenja auf das einzelne Blatt Papier starrte, welches sie hielten. Die aus Zeitungen heraus­gerissenen und aufgeklebten Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, doch der kurze Text hatte sich in ihre Gedanken eingebrannt: Diesmal bist du zu weit gegangen! Um 18.00 Uhr am Friedhof, oder du wirst es bitter bereuen! Keine Unter­schrift, kein Absender auf dem Briefumschlag, den sie hatte zu Boden fallen lassen.

Der Sechzehnjährigen war bewusst, dass der anonyme Ver­fasser mit seinem Vorwurf recht hatte, und sie war sich auch sofort sicher, von wem dieses mit Buchstaben beklebte Papier stammte. Sie segelte stets hart am Wind, aber dieses Mal hatte sie sich offenbar mit dem Falschen angelegt.

Aber welche Wahl war ihr geblieben? Sie hatte immer mehr Follower verloren und die konnte man nun mal nur zurück­gewinnen, wenn man ihnen hin und wieder etwas bot, worüber sie sich die Mäuler zerreißen konnten. Nur mit Schmink- und Modetipps zerrte man bei der zahlreichen Konkurrenz nieman­den mehr hinterm Ofen hervor. Und es war eben immer der einfachste Weg, auf die zu treten, die ohnehin schon am Boden lagen.

Allerdings war sie dann selbst davon überrascht gewesen, welch hohe Wellen ihr Video geschlagen hatte. Zudem wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dass Marc sich wehrte. Aber was meinte er damit, dass sie es bereuen würde? Konnte er etwas wissen? War er ihr womöglich heimlich nachgeschli­chen und hatte gesehen, was niemals jemand hätte sehen dürfen? Das sähe ihm ähnlich, diesem finsteren Typen. Herum­schleichen und andere belauschen.

Fenja atmete tief ein. Ihre Wut auf Marc war gerade wenig hilfreich. Die Zahl ihrer Follower nahm seit dem Hochladen dieses Videos wieder zu, doch nützte ihr das gar nichts, beließ Marc es nicht nur bei einer Drohung. Wenn er wirklich etwas wusste und es publik machen würde, dann wäre ihr größtes Problem nicht die Tatsache, dass sie selbst zum Gespött der Leute wurde. Zudem beträfe es nicht nur sie allein. Sie musste unbedingt mit ihm sprechen; sich entschuldigen. Irgendeine glaubhafte Ausrede für ihr verabscheuungswürdiges Handeln würde ihr schon einfallen, auch wenn sie noch keine konkrete Idee dafür hatte. Zur Not musste sie eben versuchen, ihn mit Tränen zu erweichen, oder, wenn alle Stricke rissen, ihm eine Entschädigung zukommen lassen. Aber auf gar keinen Fall würde sie ihn am Friedhof treffen, sondern sofort zu ihm nach Hause fahren.

Entschlossen knüllte sie den Drohbrief zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Sie prüfte ihren Anblick im Spiegel und befand, dass ihre weiblichen Reize für einen Typen wie Marc ausreichend zur Geltung kamen. Dann nahm sie ihre Hand­tasche, verließ das Zimmer und lief die Treppe hinunter.

»Ich bin noch mal kurz weg, Mama!«, rief sie in Richtung Küche.

»In einer Stunde gibt es Abendessen!«, schallte es zurück.

»Bis dahin bin ich wieder hier!« Fenja schlüpfte in ihre Jacke und lief aus dem Haus. Ein kühler Wind schlug ihr entgegen und graue Wolken, die am Himmel entlanghasteten, kündeten von bevorstehendem Regen. Der Herbst war unwiderruflich ins Land gezogen.

Fenja schwang sich auf ihr Rad und fuhr in Richtung Logaer Weg, wo Marcs Familie wohnte.

Als sie zehn Minuten später die Klingel unter dem Keramik­schild mit der Aufschrift Maike, Clemens und Marc Dreier drückte, öffnete ihr Maike Dreier die Tür.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Marcs Mutter erkannte, wer da vor ihrer Tür stand. Sofort verfinsterte sich ihre Miene. »Du wagst es, hierherzukommen?«, fuhr sie Fenja an und wollte die Tür schon wieder schließen.

»Bitte!«, rief Fenja und legte offenbar genug Verzweiflung in ihre Stimme, denn Maike Dreier hielt inne. »Ich muss unbe­dingt mit Marc reden! Es war ein furchtbarer Fehler! Ich will mich bei ihm entschuldigen und es irgendwie wiedergut­machen!«

Maike Dreier stieß ein spöttisches Lachen aus. »Wiedergut­machen?«, echote sie. »Wie willst du das wieder­gutmachen? Außerdem ist Marc gar nicht hier.« Nun schloss sie endgültig die Tür.

Natürlich hätte sie mit einer solchen Reaktion rechnen müssen. Ratlos drehte Fenja sich um und ging zu ihrem Rad zurück, welches sie am Gartenzaun abgestellt hatte. Schon wollte sie wieder nach Hause fahren, doch konnte sie es riskie­ren, Marc zu versetzen, nur weil ihr der von ihm bestimmte Treffpunkt nicht gefiel? Die Antwort war klar: Nein, das konnte sie nicht. Sie schwang sich aufs Fahrrad und fuhr das kurze Stück zum Friedhof.

Ein älterer Herr, der seinen Dackel spazieren führte, warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, als sie das Rad abstellte. Er nickte jedoch freundlich, als sie ihm ein ›Moin‹ zurief, und zog seines Weges.

Wo war dieses verdammte Arschloch? Es hatte am Friedhof und nicht auf dem Friedhof geheißen. Kurz zögerte Fenja, diesen Ort der letzten Ruhe zu betreten, denn die Dämmerung setzte langsam ein. Doch dann stellte sie das Rad ab und machte sich auf den Weg, Marc auf dem Gelände zu finden. Wahrscheinlich wollte er nur, dass sie Angst hatte. Aber da hatte er die Rechnung ohne Fenja gemacht. Auch wenn sie zunächst über den Drohbrief erschrocken gewesen war, letztendlich hatte sie es nur mit einem verstrahlten Grufti zu tun, der auf dicke Hose machte.

Ihre Suche dauerte nicht lange, denn obwohl er schwarz gekleidet war, leuchtete sein blasses Gesicht im Schatten des Baumes, unter dem er hockte und auf eines der Gräber starrte.

Fenja näherte sich langsam und leise, dennoch bemerkte er sie schnell und sprang auf die Füße. Seine Haltung drückte Abwehr aus. »Was willst du?«, fuhr er sie an und in der Stille der Umgebung klang seine Stimme übermäßig laut.

Mit erschrockenem Zwitschern flogen Vögel von den Ästen des Baumes auf.

»Hat man nicht mal hier Ruhe vor dir?«

»Du hast mich doch hierher bestellt!«

»Blödsinn! Fantasierst du jetzt schon?«

Für einen Moment war Fenja irritiert. Es klang tatsächlich so, als habe Marc keine Ahnung, warum sie hier war. Oder er war einfach nur ein verflucht guter Schauspieler. Wie auch immer. Nun war sie schon einmal hier, da konnte sie die Sache auch aus der Welt räumen. Jetzt nur die Ruhe bewahren und ihn nicht noch weiter auf die Palme bringen. Es war bestimmt besser, das hilflose Mädchen vorzugeben. »Marc! Bitte! Lass uns reden!«

»Warum? Brauchst du noch mehr Material, um Scheiße über mich im Internet zu verbreiten? Lohnt sich nicht mehr. Alle anderen halten mich bereits für einen Psycho. Die wird nichts mehr erschüttern. Es sei denn natürlich, du willst ein Video drehen, das deine Verleumdungen beweist. Dann muss ich dich leider enttäuschen. Bei intriganten Schlampen wie dir krieg ich keinen hoch, sorry.«

»Es tut mir unendlich leid, Marc! Ich wollte das nicht!« Tränen rannen nun über Fenjas Wangen und sie verschmierte ihr sorgfältig aufgetragenes Make-up, als sie hastig über ihre Augen wischte. »Es ist nur … es war … ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen …«

Marc lachte gequält auf. »Du hältst dich doch sonst immer für die Schönste im Land! Reicht das allein etwa nicht mehr aus, damit genug Idioten deine Videos ansehen? Ich hätte da einen Tipp: Versuch’s doch einfach mal mit Hirn und nicht nur mit Optik!«

»Marc, können wir bitte in Ruhe über alles reden?« Tränen schienen nicht die erhoffte Wirkung zu haben. Sie versuchte es mit einem traurigen Lächeln.

»Weißt du was? Verpiss dich einfach und lass mich in Ruhe!« Der schwarz gekleidete Junge fuhr herum und lief eilig davon, weiter in das Friedhofsgelände hinein.

»Marc! Bitte! Sag mir wenigstens, ob du mir diesen Brief geschickt hast!«, rief Fenja ihm hinterher, doch er reagierte nicht, eilte einfach weiter und dann verschluckten ihn die Schatten der Dämmerung.

Im Baum über ihr rief ein Käuzchen und Fenja erschrak. Sie erschauerte, wandte sich um, machte einige Schritte in Rich­tung Ausgang, bis sie sich nicht mehr zusammenreißen konnte und losrannte.

Ein wenig außer Atem erreichte sie ihr Rad und schloss es auf.

»Also kommst du doch noch. Aber Pünktlichkeit ist ja bekanntlich die Höflichkeit der Könige, nicht die der Schlam­pen.«

Fenja entfuhr ein Schrei, als sie die dumpfe Stimme vernahm.

Aus dem Schatten der Bäume trat eine dunkel gekleidete Gestalt, deren Gesicht von einer Sturmhaube verhüllt wurde. »Du hast doch meine Nachricht erhalten. Ich war davon ausge­gangen, dass eine feige Bitch wie du schön zu Hause bleibt und sich hinter ihrem Computer verschanzt. Aber nein, du bist noch dämlicher, als ich dachte.«

Fenjas Instinkte drängten sie panisch zur Flucht, doch sie blieb wie paralysiert stehen und starrte ihr Gegenüber an, das nun immer näher kam. Nur am Rande registrierte sie, dass sich ihre Blase entleerte, als sie die auf sich gerichtete Pistole sah. Ihre Gedanken rasten. War das...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-465-3 / 3965864653
ISBN-13 978-3-96586-465-8 / 9783965864658
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