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John Sinclair 2259 (eBook)

Old MacKill

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2265-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2259 - Timothy Stahl
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Alles begann mit einem alten blauen Pick-up-Truck, der in Spalding auftauchte. Er war beladen mit Kürbissen, jeder einzelne ein kleines, makelloses Meisterwerk der Natur. Der weißbärtige Mann am Steuer fuhr auf den Markt, bot seine Ware an, aber niemand wollte seine Kürbisse haben, nicht einmal geschenkt. Manch einer sah den Mann an wie einen Geist. Die einen zweifelten erst, ob er es denn wirklich sei, andere erkannten ihn dagegen gleich wieder, trotz der langen Zeit, die vergangen war. Keiner konnte fassen, dass der Mann selbst so tat, als wäre nie etwas gewesen.
Am Abend fuhr der alte Mann unverrichteter Dinge wieder davon. Und als er am Ende des Tages, es schlug gerade Mitternacht, schließlich die Stadt hinter sich ließ, da war die Ladefläche seines Pick-ups leer. Der Mann am Steuer blickte zufrieden drein, auf den Lippen ein Liedchen: 'Old MacKill hat eine Farm, hi-ei-hi-ei-oh. Und auf der Farm, da fließt bald Blut, hi-ei-hi-ei-oh ...'


Old MacKill

von Timothy Stahl

Alles begann mit einem alten blauen Pick-up-Truck, der in Spalding auftauchte. Er war beladen mit Kürbissen, jeder einzelne ein kleines, makelloses Meisterwerk der Natur.

Der weißbärtige Mann am Steuer fuhr auf den Markt, bot seine Ware an, aber niemand wollte seine Kürbisse haben, nicht einmal geschenkt. Manch einer sah den Mann an wie einen Geist. Die einen zweifelten erst, ob er es denn wirklich sei, andere erkannten ihn dagegen gleich wieder, trotz der langen Zeit, die vergangen war. Keiner konnte fassen, dass der Mann selbst so tat, als wäre nie etwas gewesen.

Am Abend fuhr der alte Mann unverrichteter Dinge wieder davon. Und als er am Ende des Tages, es schlug gerade Mitternacht, schließlich die Stadt hinter sich ließ, da war die Ladefläche seines Pick-ups leer.

Der Mann am Steuer blickte zufrieden drein, auf den Lippen ein Liedchen: »Old MacKill hat eine Farm, hi-ei-hi-ei-oh. Und auf der Farm, da fließt bald Blut, hi-ei-hi-ei-oh ...«

Mitte Oktober

»Habt ihr es schon gehört?«

»Habt ihr ihn gesehen?«

»Old MacKill ist wieder da!«

So und ähnlich hörte man es an jenem Tag und an den folgenden allerorten in Spalding.

Nun ist Spalding mit seinen immerhin über 20.000 Einwohnern gewiss kein Dorf und unter den englischen Kleinstädten schon eine der etwas größeren, und es ist dort längst nicht so, dass jeder jeden kennt. Trotzdem gab es letztlich anscheinend niemanden, der nicht mitbekommen hätte, dass der Mann, den sie »Old MacKill« nannten, zurückgekehrt war. Und das wiederum zeigte, dass Spalding dann doch auch keine wirklich große Stadt war.

Jedenfalls hatte mit dem Wiederauftauchen dieses Mannes in Spalding auch die Unruhe Einzug gehalten. Sie breitete sich aus wie ein ansteckendes Virus und infizierte selbst diejenigen, die zu der Zeit, als Old MacKill verschwunden war, noch gar nicht hier gelebt hatten. Was wiederum dazu führte, dass man die alte Geschichte vielerorts neu aufwärmte und erzählte. Dabei vermischten sich freilich Tatsachen – derer es gar nicht so viele gab, wie man vielleicht meinte – mit Spekulationen und Hörensagen zu Dingen, die so nie geschehen waren.

Was keinesfalls heißen soll, dass damals nichts geschehen sei, bewahre! Ein Grab auf dem Friedhof von Spalding, das bis heute gepflegt wird, beweist, dass ehedem etwas ganz Schreckliches passiert war – das Allerschlimmste, was den Eltern eines Kindes nur widerfahren kann.

Das stand fest. Niemand bestritt das. Das wusste jeder.

Aber: Es war auch etwas passiert, wovon fast niemand wusste.

Und eine Person wusste deshalb ganz genau, dass es nicht sein konnte: Old MacKill konnte unmöglich zurückgekehrt sein!

Denn diese Person hatte Old MacKill seinerzeit mit eigenen Augen sterben sehen – und sich vergewissert, dass Jimmy Baxters mutmaßlicher Mörder wirklich tot gewesen war ...

24. Oktober

Spalding

Klingen fuhren über feste Haut, durchtrennten sie und schnitten in das weiche Fleisch darunter. Dick wie Blut trat Saft hervor ...

»Seid vorsichtig, Kinder!«, rief Marsha Bleasdale über die Köpfe und Kürbisse hinweg. »Die Messer sind sehr scharf, vergesst das bitte nicht.«

»Ja, ja«, kam es vielstimmig von den vier großen Tischen im Raum zurück.

An jedem der mit Zeitungspapier abgedeckten Tische saßen jeweils zwei, drei Kinder im Alter zwischen sechs und dreizehn Jahren, und jedes arbeitete an seinem Kürbis, schnitt Löcher und schnitzte Verzierungen in die großen, prallen Früchte, um am Ende mit der schönsten beziehungsweise gruseligsten Fratze aufzuwarten.

Die Kinder waren mit Fleiß und Freude bei der Sache, sie wetteiferten und versuchten einander mit immer tolleren Ideen zu übertrumpfen, die dann in der Praxis allerdings nicht immer ganz so gelangen, wie man sie sich in der Theorie vorgestellt haben mochte. Aber das machte gar nichts, fand Marsha Bleasdale. Die Hauptsache war, dass der kreative Muskel trainiert wurde – das handwerkliche Geschick kam dann im Lauf der Zeit durch Übung dazu.

Eine natürliche Entwicklung, die sie an einigen der älteren Kinder hier schon hatte beobachten können, denn sie kamen schon, seit sie selbst sechs oder sieben Jahre alt gewesen waren, in Marsha Bleasdales Jugendgruppe, die sich einmal wöchentlich für zwei Stunden im Gemeindesaal traf, um zu basteln und zu werken und dergleichen.

Es hätten für Marshas Geschmack zwar gerne noch ein paar mehr Kinder sein können, für die Größe der Gemeinde war die Gruppe nämlich eher klein, aber dass die Zahl der Kinder über die Jahre hinweg zumindest konstant blieb und einige eben auch schon seit Langem dazugehörten und immer noch gerne kamen, wertete Marsha in der heutigen schnelllebigen Zeit als schönen und vor allem motivierenden Erfolg.

Hinter ihr ging die Tür auf.

»Hallo, Kinder!«, rief eine Stimme, die ihr fast so vertraut war wie ihre eigene, in den Raum.

»Hallo, Reverend Bleasdale!«, tönte es von allen Tischen zurück.

»Na, wie läuft es?«, fragte William Bleasdale sowohl die Kinder als auch Marsha, seine Frau, die er zugleich mit einem Arm um die Schultern fasste, voll der Liebe – auch nach fast dreißig Jahren Ehe noch! – an sich zog und auf die Wange küsste.

»Sehr gut«, sagte Marsha. »Du siehst hier lauter junge Spitzenkünstler vor dir.«

»Reverend Bleasdale!«, rief ein Mädchen. »Gucken Sie mal – mein Kürbis hat ganz spitze Zähne, wie ein Monster!«

»Und meiner schaut am bösesten von allen, sehen Sie mal, Reverend, was der für Augen hat!«, meldete sich ein Junge von einem anderen Tisch, und dann pries dessen Nebenmann auch schon die Besonderheiten seiner Kreation an.

Das führte dazu, dass William Bleasdale eine Runde durch den Raum machte, an jedem Tisch kurz verweilte und zu allen der dort entstehenden kleinen Kunstwerke ein paar lobende Worte fand, die ein stolzes und freudiges Lächeln im Gesicht des jeweiligen kleinen Künstlers hinterließen.

»Aber«, sagte der Reverend anschließend, »ihr wisst schon, dass Halloween ein heidnisches Fest ist und in unserer Kirche nur geduldet, aber nicht gefeiert wird, oder?«

»Na klar, da hat Ihre Frau doch schon vorhin mit uns drüber gesprochen«, antwortete jemand.

Und einer der älteren Jungen ergänzte: »Und voriges Jahr auch schon.«

»Alle Jahre wieder.« Das hübsche Mädchen neben dem Jungen, das unter dem Tisch heimlich seine Hand hielt, seufzte theatralisch, und alle lachten.

»Jessica«, Reverend Bleasdale drohte spielerisch mit dem Finger, »ich sehe, deine Klappe ist genauso groß wie die deines Kürbisses. Sieh mal, da passt ja meine ganze Hand rein.«

Er trat an den Tisch, ging etwas in die Knie und schob seine linke Hand in die breite Öffnung, die einen zähnefletschenden Mund darstellte.

Wieder wurde gelacht, an den anderen Tischen standen Kinder auf, damit sie besser sehen konnten – und im nächsten Moment bekamen sie etwas geboten, das niemand im Raum bislang auch nur in einem Albtraum gesehen hatte!

Reverend Bleasdale schrie als Erster auf, vor Schreck und Schmerz in einem. Dann, nur vor Schreck, seine Frau und die Kinder.

Das Maul der Kürbisfratze hatte sich geschlossen. Hatte zugebissen. Und Reverend Bleasdales Linke steckte noch darin. Die Zähne, die doch eigentlich nur aus weichem Fruchtfleisch und ein bisschen Kürbishaut bestanden, schienen plötzlich steinhart und messerscharf zu sein.

Rotes Blut quoll über den orangefarbenen Rand des lippenlosen Kürbismauls, das die Hand des Reverends nicht nur nicht mehr losließ, sondern sie noch tiefer in sich hineinschlang, sie anscheinend regelrecht auffraß. Und dabei bewegte sich der ganze Kürbis, als wäre er mit einem Mal aus Gummi und von unmöglichem Leben erfüllt.

Schrill schrien die Kinder ringsum, und eine helle Stimme rief: »Ich glaub, meiner will mich auch fressen!«

Und an einem anderen Tisch: »Hilfe, meiner bewegt sich auch!«

Stühle wurden gerückt und fielen um, die Schreie wurden lauter, Kürbisse rollten von den Tischen und prallten dumpf zu Boden.

»Zurück, Kinder!«, rief Marsha Bleasdale über das Tohuwabohu hinweg. »Alle weg von den Tischen und zur Tür, na los, schnell!«

Der Reverend versuchte unterdessen, seine Hand zu befreien, mit einem Ruck aus dem Maul zu reißen, in dem sie inzwischen bis übers Gelenk verschwunden war. Vergebens.

Und so fest, wie die Hand darin steckte, so fest schien der Kürbis mit der Tischplatte verwachsen zu sein. Er rührte sich unter den kraftvollen Bewegungen, die Reverend Bleasdale mit dem ganzen Arm und dann dem gesamten Körper vollführte, nicht von der Stelle, keinen Millimeter. Als wöge das verfluchte Ding nicht bloß ein paar Pfund, sondern zwei, drei Zentner oder mehr.

Aus dem Augenwinkel sah William Bleasdale, wie seine Frau Marsha nach einem der auf dem Tisch liegenden Messer...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2021
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-2265-3 / 3751722653
ISBN-13 978-3-7517-2265-0 / 9783751722650
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