Ein Jahr Weihnachten (eBook)
250 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98880-3 (ISBN)
Ein Jahr im Wald, arbeiten im sozialen Bereich oder die Fotografie - vieles hat Jeanine Rudat, Jahrgang 1981, ausprobiert. Doch erst beim Schreiben fand sie wirkliche Erfüllung. Nach ihrem Journalistik- und Medienmanagement Studium und einem Volontariat, arbeitete sie mehrere Jahre als Chefredakteurin bei einem lokalen Radiosender. Jetzt ist sie Presse- und Öffentlichkeitsreferentin und hat sich mit ihrem ersten Roman 'Ein Jahr Weihnachten' ihren großen Traum vom Autorinnendasein erfüllt. Sie lebt mit ihrem Freund und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Göttingen.
Ein Jahr im Wald, arbeiten im sozialen Bereich oder die Fotografie - vieles hat Jeanine Rudat, Jahrgang 1981, ausprobiert. Doch erst beim Schreiben fand sie wirkliche Erfüllung. Nach ihrem Journalistik- und Medienmangament Studium und einem Volontariat, arbeitete sie mehrere Jahre als Chefredakteurin bei einem lokalen Radiosender. Jetzt ist sie Presse- und Öffentlichkeitsreferentin und hat sich mit ihrem ersten Roman "Ein Jahr Weihnachten" ihren großen Traum vom Autorinnendasein erfüllt. Sie lebt mit ihrem Freund und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Göttingen.
Prolog
Last Christmas – Wham
28. Dezember
»Ich hasse Weihnachten!«
Energisch werfe ich eine weitere meiner zwölf Weihnachtstassen an die Wand. Mit einem lauten Knall zerspringt sie, und die Scherben gesellen sich zu dem kleinen Porzellanhaufen neben dem Kühlschrank.
»Das ist ein heuchlerisches Fest. Es wickelt einen mit seinen Bräuchen ein, bis aus dem zuckersüßen Weihnachtstraum ein Albtraum wird!«
»Hey.« Eine Hand legt sich sanft auf meinen Unterarm, während ich schon nach der nächsten Tasse greifen will. »Marlene, das bringt doch jetzt nichts, und ich weiß, dass du das morgen schon bereuen wirst. Das ist deine Lieblingstasse!«
Ich schaue Isa verwundert an. Normalerweise bin ich in unserer Freundschaft die Vernünftige. Sie ist die Wilde, die auf Rockkonzerte geht, die sich auch mal nur für eine Nacht einen Typ aufreißt und ihn am nächsten Tag ohne Frühstück aus der Wohnung schmeißt. Unerschrocken drückt sie auch gerne mal arroganten, reichen Typen einen Spruch rein, wenn sie sich über bettelnde Menschen vor dem KaDeWe beschweren. Schon seit Jahren arbeitet sie neben dem Studium in der Obdachlosenhilfe.
»Ich weiß, Tom hat dir übel mitgespielt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag auf so eine Weise mit dir Schluss zu machen ist einfach scheiße! Aber da kann doch Weihnachten nichts dafür.«
»Übel mitgespielt? Das ist ja wohl noch stark untertrieben«, schreie ich die Wut über meinen dämlichen Ex heraus.
WG-Katze Missy, die gerade neugierig ihren Kopf durch die Küchentür gesteckt hat, verzieht sich sofort wieder.
Ich versuche mich wieder etwas unter Kontrolle zu bringen und atme tief ein. »Vor einer Woche ist er noch bei mir gewesen, und wir haben eine wirklich schöne Nacht zusammen verbracht. Er hat sogar gekocht, und das hat er sonst nie getan.« Ich seufze niedergeschlagen.
Isa legt ihren Arm um mich und dirigiert mich zu unserem roten Samt-Küchensofa. »Erzähl es ruhig noch mal, vielleicht hilft es dir, es zu verarbeiten«, muntert sie mich auf.
»Wo soll ich anfangen«, murmele ich und greife mir die Dose mit den Weihnachtskeksen ihrer Oma. Gedankenverloren stopfe ich einen nach dem anderen in mich hinein.
Isa schnappt sich ein Vanillekipferl. »Am besten da, wo er eingeschlafen ist. Nach eurem romantischen Abend hier.«
»Also gut.« Ich wappne mich innerlich für meine Entdeckung, die mir auch dieses Weihnachten versaut hat.
»Tom ist wie immer danach ziemlich schnell eingeschlafen, und ich habe mir in der Küche etwas zu trinken holen wollen, als ich an unseren im Flur verstreuten Klamotten vorbeigekommen bin. Ich weiß noch, wie zufrieden ich gelächelt habe, da es so ein schöner Abend gewesen ist. Na ja, als ich den Haufen aufgesammelt habe, ist aus seiner Hosentasche ein Kästchen gefallen. Ich bin natürlich neugierig gewesen, weil ich gedacht habe, dass das mein Weihnachtsgeschenk sein könnte.« Die schöne Erinnerung daran wird direkt von einer Wolke überschattet. »Und dann habe ich einen wunderschönen Ring bei ihm gefunden. Weißgold mit einem Solitärdiamanten darauf. Ich blöde Kuh habe noch gedacht: Wow, wir sind erst knapp zwei Jahre ein Paar, und zusammenziehen wollte er bis jetzt nicht, aber an Weihnachten will er mir wohl einen Antrag machen. Wie dumm kann man eigentlich sein?«
Isa streichelt mir über den Rücken, während mir Tränen der Wut die Wangen herunterlaufen.
»Und dann hat er mir am nächsten Tag plötzlich den zweiten Weihnachtsfeiertag abgesagt. Angeblich sei er krank gewesen, und er wäre auch nicht zu seinen Eltern gefahren.«
Isa reicht mir ein Taschentuch, und ich schnäuze mir die Nase.
»Ich habe ihm angeboten, mich um ihn zu kümmern, aber er hat gemeint, dass er das schon schaffen würde, es sei ja nur eine kleine Erkältung gewesen. Er würde sich melden, wenn es ihm wieder besser geht.« Ich stocke und muss schlucken.
»Und dann bist du zum Haus seiner Eltern gefahren«, ergänzt Isa und nickt mir aufmunternd zu, damit ich weiterspreche.
»Ja«, sage ich tonlos. Dort hat die Katastrophe begonnen. Und während ich Isa noch einmal alles erzähle, katapultieren mich meine Erinnerungen wieder zurück nach Grunewald.
Ich sehe es direkt wieder vor mir, wie ich vorgestern zwar etwas schüchtern, aber doch voller Zuversicht und Vorfreude zur Villa von Toms reichen Eltern gehe, die bei der britischen Botschaft arbeiten. Ich will Magret und Peter nur kurz mein Weihnachtsgeschenk und ein paar selbstgebackene Plätzchen vorbeibringen, damit sie mich endlich als Toms Freundin und baldige Verlobte akzeptieren. Ich bin nervös. Das letzte Mal, als ich hier gewesen bin, ist schon ein halbes Jahr her. Ich biege um die Ecke und sehe vor ihrem Haus ziemlich viele Autos. Vielleicht eine Weihnachtsparty? Ich gehe näher heran und schaue durchs Fenster. Frauen in schönen Abendkleidern und Männer im Jackett plaudern bei einem Glas Champagner. Wow, das sind ziemlich viele Leute. Ob ich trotzdem klingeln soll? Dann sehe ich auf einmal Tom. Elegant in einem dunkelgrauen Anzug. Was macht er hier? Ich dachte, er liegt krank im Bett? Neben ihm steht eine Frau mit langem, blondem Haar. Vertraut legt sie ihm eine Hand auf den Unterarm. Was hat das zu bedeuten? Da klopft er auf einmal an sein Glas, und alle schauen gespannt zu ihm und dieser Frau hinüber. Mir wird heiß und kalt, denn hinter den geschmacklosen Spitzengardinen spielt sich eine Szene ab, in der eigentlich ich die Hauptdarstellerin sein sollte. Tom steckt einer fremden Frau einen Ring an den Finger. Meinen Ring. Oder den Ring, den ich für meinen gehalten habe. Die zierliche Blondine fällt ihm lachend um den Hals, und alle drum herum klatschen. Schockiert trete ich ein paar Schritte zurück und stolpere über einen Buchsbaum in den Matsch. Im gleichen Moment geht die Tür auf, und Mitarbeiter einer Catering-Firma gehen zu ihrem Auto zurück. Sie haben wohl gerade das Verlobungsessen geliefert. Eine junge Frau kommt auf mich zu und fragt mich, ob sie mir helfen kann. Ich bin noch ganz geschockt und versuche ihr stotternd zu sagen, dass ich schon klarkomme. Sie hilft mir mit einem beherzten Griff trotzdem hoch und meint zuversichtlich, dass ich zwar ein bisschen spät bin, die Verlobungsparty aber jetzt mit dem Essen erst richtig losgeht. Verlobungsparty … von Tom … und dieser Frau … Spätestens da wird mir so schlecht, dass ich mich übergeben muss. Auf ihre Schuhe.
Isa kichert. »Der Teil mit deinem Erbrochenen auf ihren Schuhen ist doch eigentlich ganz witzig.«
Schlagartig tauche ich aus meinen Erinnerungen wieder auf. »Witzig? Ich fand da gar nichts witzig dran. Aber schön, dass wenigstens du dich amüsierst«, schnaube ich empört.
»Komm, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Tom war eh nicht der Richtige für dich. Er war arrogant, hat nur an sich gedacht, und seine Eltern haben dich gehasst.«
»Jetzt weiß ich wenigstens, warum. Tom ist gegen ihren Willen aus Oxford weg, um hier in Berlin mal so richtig die Sau rauszulassen. Auslandsstudium, dass ich nicht lache. Er wollte sich nur einmal quer durch die Studentinnen vögeln, und das hat er ja dann auch gemacht. Nicht nur mit mir. Kein Wunder, dass seine Eltern immer so abweisend zu mir gewesen sind. Tja, und jetzt, wo sein Studium zu Ende ist, geht er schön zurück zu seiner Verlobten, um mit ihr ein für ihn schickliches Leben zu führen.«
»Wenigstens weißt du jetzt, woran du bist und musst deine Zeit nicht mehr an ihn verschwenden. Und treu wird er seiner zukünftigen Ehefrau auch nicht sein.«
»Trotzdem ist es schwer«, seufze ich und schnappe mir einen weiteren Keks aus der Dose. »Auch wenn mich seine Eltern immer abgelehnt haben, habe ich trotzdem ein zartes Gefühl von Familie und Zugehörigkeit gespürt.«
»Das verstehe ich.« Isa drückt mich an sich. »Aber du hast doch immer noch mich, und mit Dennis, Kati und Rüdiger die besten WG-Bewohner aller Zeiten. Und Missy!« Sie schnappt sich unsere etwas mollige Perserkatze, die sich mittlerweile wieder in die Küche getraut hat, und setzt sie mir auf den Schoß, wo sie sofort anfängt zu schnurren und ihr Köpfchen an meinem Arm zu reiben.
»Ich weiß, und dafür bin ich auch echt dankbar. Aber ich wünsche mir eine heile Familie. Ein hübsch geschmücktes Haus zu Weihnachten, wo mich meine Mutter mit meinem Lieblingsessen überrascht und mein Vater mich fragt, wie es beim Studium läuft. Der echtes Interesse an mir zeigt. Und einen Freund, der mich nicht verarscht und mir auch in schweren Zeiten zur Seite steht.«
Isa zieht gekonnt eine Augenbraue hoch, wie nur sie es kann. »So eine Bilderbuchfamilie gibt es nicht. Die hab nicht mal ich, obwohl ich mich mit meinen drei Geschwistern und meinen Eltern super verstehe.«
»Ich jedenfalls habe von Weihnachten die Schnauze voll und werde die Feiertage im nächsten Jahr boykottieren.«
Isa lacht. »Das hältst du niemals durch. Du bist der totale Weihnachtsfreak! Sobald du dein Halloween-Kostüm ausgezogen hast, dekorierst du bereits die ganze WG weihnachtlich, ob deine Mitbewohner wollen, oder nicht! Du gehst gerne auf den Weihnachtsmarkt, guckst alles rauf und runter, was es an Weihnachtsfilmen gibt, von Kevin allein zu Haus bis Schöne Bescherung. Auch Last Christmas ist für dich kein Grund auszuflippen, sondern das Radio noch lauter zu drehen. Du hast letztes Jahr sogar Kunstschnee für deine Zimmerpalme besorgt!«
Kurz muss ich bei der Erinnerung daran grinsen, aber dann übermannt mich die Wut wieder. »Das mag ja alles sein, aber ich habe einfach keine Lust mehr auf eine weitere Weihnachtskatastrophe. Ab sofort ist der 24. Dezember nur noch ein Datum ohne Bedeutung!«
Sofort meldet sich mein innerer...
Erscheint lt. Verlag | 28.10.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | anrührend • Ein Jahr lang Weihnachten feiern • Katze • Liebesgeschichte Weihnachten • Liebesromane deutsch • Liebesromane Weihnachten • lustig • lustige Weihnachtsgeschichten • Merry Mary Christmas • New Adult • Rache am Ex • Romane für junge Frauen • Romane zu Weihnachten • romantisch • Studium • Weihnachtsmarkt • Weihnachtsroman • Winterroman |
ISBN-10 | 3-492-98880-6 / 3492988806 |
ISBN-13 | 978-3-492-98880-3 / 9783492988803 |
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